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Monatsarchiv: Oktober 2024

Kreatives Universum mit neuen Erlebnisräumen für Kunst: Der aus Venezuela stammende Künstler Esteban Velázquez von Wilhelm hat eine Kunstmanufaktur mit Galerie & Atelier in Wurzen eröffnet

25 Freitag Okt 2024

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Bildende Kunst, Lebensart, Projekte, Zwischenmenschliches

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Ein charismatischer & wagemutiger & visionärer Künstler ist Esteban Velázquez von Wilhelm. Sein Markenzeichen ist die Augenklappe, die nicht nur für Abenteuer in der Kunst steht, sondern auch für den gefahrvollen Weg und Wirken in seiner Heimat Venezuela, die er deshalb verlassen musste. Nun hat er sich den Traum von einer eigenen Kunstmanufaktur in einem alten Fabrikgebäude in Wurzen erfüllt, in der sogar der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer schon zu Besuch war.
Fotos: Ronny Bahr

SEHR SÄXSISCH

Mit einer Einzelausstellung und einem Rundgang durch sein Atelier eröffnete der aus Venezuela stammende Künstler Esteban Velázquez von Wilhelm seine `von Wilhelm Manufaktur`auf über 2 000 Quadratmetern in Wurzen (Landkreis Leipzig) offiziell.

Resonanzvolle Ausstellungen sowie seine häufigen Kunstaktionen im öffentlichen Raum Dresdens haben dazu beigetragen, einen Namen und einen Stil zu festigen, der einen bislang leeren Schrank füllt. Sein Name ist ebenso klangvoll wie, um es metaphorisch auszudrücken, seine Gemälde. Der in Venezuela geborene Dresdner Künstler Esteban Velázquez von Wilhelm, dessen jüngste Vergangenheit bereits weit verbreitet ist, feiert 10 Jahre seines Lebens in Deutschland, 2 davon in München und 8 in Dresden, was der Künstler selbst in seiner Rede zum Ausdruck gebracht hat, den Teilnehmern als „ein neues Leben“ präsentiert.

Von einem winzigen Raum in einem Flüchtlingslager bis zu einem riesigen Atelier von mehr als 2 000 Quadratmetern. Nachdem er in seinem Herkunftsland schrecklich gefoltert wurde, fliegt von Wilhelm nach Deutschland, dem Land seiner Vorfahren, und lässt sich in München nieder, wo er hofft, das Kunst- und Lifestyle-Magazin wieder auf den Markt zu bringen, das ihm in Venezuela so viel Erfolg (aber auch Unglück) beschert hat. Er lässt sich im eleganten und aristokratischen Viertel Schwabing in einer wunderschönen Villa an der Ecke Tengstraße/Elisabethstraße nieder, von der der Künstler glaubt, dass er sein neues Leben in Deutschland beginnen wird. Aber das wäre nur eine helle Einleitung, mit dem, was als nächstes kommen würde, hatte von Wilhelm nicht gerechnet. Nach zwei Jahren in München, ohne mit seiner Zeitschrift „Wilhelm Magazin“ Erfolg zu haben, muss der Künstler Asyl beantragen, da eine Rückkehr in das Land, in dem er beinah tödlich angegriffen wurde, nicht möglich ist.
Das Flüchtlingsverteilungssystem weist dem Freistaat Sachsen die Zuständigkeit für die Aufnahme zu. „Eines Nachts in einem kalten Herbst kam ich im Lager des Deutschen Roten Kreuzes in Dresden an, die erste Nacht schlief ich in einem Zimmer mit 11 anderen Flüchtlingen aus arabischen und afrikanischen Ländern. Ich konnte mich überhaupt nicht ausruhen: Es war alles sehr laut, mit einem starken Geruch, und irgendwie fühlte ich mich unsicher“, so von Wilhelm.

Dies war von Wilhelms erste Nacht in seiner neuen Heimat. Doch am nächsten Morgen stellte der Lagerleiter überrascht fest, dass es sich um einen Asylbewerber aus Venezuela handelte, was zu diesem Zeitpunkt völlig neu war. Der Mann, den von Wilhelm als freundlich und beschützend beschreibt, bot ihm ein kleines Privatzimmer mit nur einem Bett und einem großen Fenster an, das viel Licht bedeuten würde. Von Wilhelm war inmitten so vieler Schatten glücklich, am nächsten Tag besorgte er sich einige Leinwände und Tuben mit Ölfarben und begann zu malen. „Ich fühlte mich euphorisch, ich konnte nicht mehr an einen Relaunch meines Magazins denken, ich konnte mir nicht einmal vorstellen, mit Freunden auf einen Kaffee oder ein Bier in einen Biergarten zu trinken. Dann griff ich auf das zurück, was mich mein ganzes Leben lang vor Unglück bewahrt hat: die Malerei. Ich habe drei Monate lang zwanghaft gemalt, um mir eine andere Welt zu schaffen und in sie einzutauchen, dann entdeckte ich im Dresdner Schloss die Gemäldegalerie der Kurfürsten von Sachsen: Stolz, königlich, brillant, mächtig; Ich fing an, sie zu malen und schloss mich mit in die Bilder ein, bis eines Tages der Geruch von Terpentin das Personal des Flüchtlingslagers alarmierte und die Polizei kam und mich aufforderte, alle diese Bilder loszuwerden, was für mich unmöglich war, sie waren gemalt in Öl eingelegt und sie waren noch frisch. Mitten in der Auseinandersetzung mit der Polizei erschien der freundliche Lagerleiter und diskutierte hitzig mit den Polizisten in einem Deutsch, das ich noch nicht beherrschte. Aber die Polizei ging und ich konnte weiter malen. Das war mein Atelier, eigentlich wurde dort „von Wilhelm“ geboren, der ich jetzt bin“, so von Wilhelm.

Doch Platzbeschränkungen stellten für den Künstler nie ein Hindernis dar, obwohl sein Ehrgeiz, große Installationen zu schaffen oder sein gewaltiges Projekt „Neuer Fürstenzug“ zu schaffen, durch diesen Faktor behindert wurde, träumte von Wilhelm von einer großen Kunstmanufaktur mit ausreichend Platz, und zwar dafür mehrmals besuchte er die Leipziger Spinnerei, beobachtete die Räumlichkeiten, die Dimensionen und die Bewirtschaftungsmöglichkeiten, doch bald kristallisierte sich sein visionäres Projekt heraus, nicht genau in der Spinnerei, sondern ganz in der Nähe von Leipzig, in Wurzen. Dort in den alten Gebäuden, wo vor mehr als 160 Jahren die alte sächsische Bronzewarenfabrik gegründet wurde. In dem riesigen Gebäudekomplex in der Badergraben 16, 04808 Wurzen, in dem auch die Leuchtenmanufaktur ihren Sitz hat, befindet sich die vom Künstler begehrte “von Wilhelm Manufaktur”, die auf einer Fläche von mehr als 2 000 Quadratmetern ein ausgestattetes Atelier umfasst großzügige Flächen von gigantischen Ausmaßen, zahlreiche Räume zur Aufbewahrung von Kunstwerken, je nach Größe, Material, Themen und Jahren sowie eine eigene, öffentlich zugängliche Galerie.

Aber von Wilhelms Idee geht noch weiter und er möchte andere Künstler in sein Atelier einbeziehen, um sich für kurze Zeiträume dort niederzulassen, um Kunstwerke zu produzieren, die dann nach den Kriterien der von von Wilhelm selbst eingeladenen Kuratoren in Ausstellungen enden würden sowie in gedruckten und digitalen Katalogen. Nach Aussage des Künstlers wäre dies ein Weg zur Einbeziehung zahlreicher Künstler, die kein Atelier haben, in die Kunstszene.

Der Besuch des sächsischen Ministerpräsidenten im Atelier des Künstlers.

Doch von Wilhelms Erfolg beschränkt sich nicht nur auf sein Arbeitsumfeld oder den Umfang seines künstlerischen Schaffens, sondern auch auf seine Fähigkeit, Menschen anzuziehen. Der Künstler kennt den Weg zum Erfolg, es ist nicht das erste Mal, dass er ihn beschreitet. So war der erste Gast, noch während des Ausstellungsaufbaus, der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Der MP ging mit von Wilhelm von der mit den bekannten Stoffpuppen des Künstlers geschmückten Fassade zu den Galerieräumen, wo er bei einem privaten Besuch die Werke des Künstlers betrachten konnte.

Die Eröffnung der Ausstellung

Ein roter Teppich und eine riesige Festtafel mit einer Vielzahl internationaler und regionaler Gerichte, geschmückt mit großen Steinamphoren voller Blumen, dienten den Gästen als Empfang am gewölbten Eingang zu den alten Manufakturhöfen.
Die angrenzende Galerie voller Besucher mit Sektgläsern in der Hand lauschten den Begrüßungsworten des Oberbürgermeisters von Wurzen Marcel Buchta (parteilos). Der verantwortlich für die Auswahl der in der Galerie ausgestellten Werke und die kuratorische Arbeit, Prof. Henry Ripke erläuterte den Anwesenden das Leben und künstlerische Werk von Wilhelms. Die ukrainische Geigerin Tatiana Liakhina begeisterte mit einem klassischen Repertoire, das teilweise vom Künstler selbst ausgewählt wurde, der ein Liebhaber klassischer Musik ist.

Zu Professor Ripkes Auswahl gehörten weiße Werke aus der Münchner Periode des Künstlers, die von 2014 bis 2016 konzipiert wurden, eine umfangreiche Auswahl abstraktionistischer Barockwerke aus der Dresdner Zeit, die sich durch das Thema der Kurfürsten auszeichneten, und sogar Werke aus den Jahren 2023 und 2024, die von Professor Ripke als zweite Dresdner Periode katalogisiert wurden, obwohl einige dieser letzten Gemälde bereits im Jahr 2024 im neuen Wurzener Atelier entstanden sind.

Der am meisten erwartete Moment. Der Rundgang durch das Atelier.

Auf der Treppe des Hauses führte ein riesiges, 5 Meter hohes Banner mit dem Bild der Ausstellung die Gäste zum Erdgeschoss, in das kreative Universum des Künstlers ein.
Im Flur vor dem Betreten des Ateliers sollte ein Podest mit Orientierungskarten und nummerierten Schildern den Besuchern als Wegweiser dienen, damit sie ihre Reise durch das riesige Atelier sinnvoll gestalten können. Sobald wir das Atelier betreten, ist die Atmosphäre nur Kunst, eine musikalische Untermalung mit Oper ließ uns „O mio Babbino caro“ von Maria Callas hören, während die Menge, die sich nie überfüllt oder unterbrochen fühlte, angenehm, ohne zu stolpern, durch die Arbeitsbereiche, Lagerhallen, persönlichen Räume, Nähwerkstatt, Bildhauerwerkstatt und die viel diskutierte Dunkelkammer gingen. Als wir das Atelier des Künstlers betraten, konnten wir jedoch eine Reihe neuer Werke bemerken, die völlig neu sind und sich stark von den Arbeiten des Künstlers unterschieden, die wir bisher kannten. Riesige Installationen aus Gummischläuchen, die in Form von Wasserfällen von der Decke
herabsteigen und sich viele Meter über dem Boden erstrecken. Die Besucher blickten neugierig auf die neuen Werke des Künstlers, die weit entfernt von seinem bis dahin zwanghaft entwickelten Thema der sächsischen Kurfürsten sind.

Der Künstler ist jedenfalls davon überzeugt, dass seine Ausstellungen für den Betrachter ein neues Erlebnis generieren werden. „Die Zeit des passiven Zuschauers ist vorbei. Wir befinden uns im Zeitalter der direkten Beteiligung. Die Öffentlichkeit möchte sich einbringen und Teil des Prozesses und nicht länger blind sein, was hinter den Kulissen passiert,“ so von Wilhelm.

Ein Abschluss mit Stil.

Am 5. und 6. Oktober erfolgte der letzte Schliff. An den alten Industrie-Arbeitstischen aus massivem Holz wurden großzügig verschiedene Tapas-Gerichte aus der lateinamerikanischen, spanische, russischen und deutschen Küche serviert.
Die Gläser mit Wein und Sekt waren in den Händen aller Gäste zu sehen, die in Gruppen zu unterschiedlichen Zeiten, beginnend um 11.30 Uhr, eintrafen. was es dem Künstler ermöglichte, das riesige Atelier noch einmal mit all seinen Gästen zu besichtigen. Auch wenn von Wilhelms Werke Aufmerksamkeit erregen, ist das Erscheinungsbild des Künstlers selbst, stets mit seinen von ihm entworfenen und bemalten Kleidungsstücken, nicht weniger auffällig. Zu diesem Anlass trug der Künstler ein Outfit im Cowboy-Stil, komplett bemalt mit den Motiven, die ihn bekannt gemacht haben: den Kurfürsten von Sachsen. Zusammen mit einem ausführlichen Besuch seines riesigen Ateliers weckt dies bei den Besuchern noch mehr Neugier und Spannung. Die Atmosphäre, die im Gegensatz zur Sommervernissage nun kälter war, begleitet von den Opern von Maria Callas und Montserrat Caballé, sorgte für eine festliche Atmosphäre mit viel Stil. Diese Art von Partys scheinen für den Künstler nichts Neues zu sein, sondern waren eher ein Merkmal der exzentrischen Soireen, die der Künstler bereits in seiner Heimat Venezuela zusammen mit seiner Großtante Angelina zu organisieren gelernt hatte. Sogar die Serviertabletts aus Keramik waren mit dem Gesicht des Künstlers bemalt und erregten die Aufmerksamkeit der Gäste, die beim zweiten oder dritten Glas Sekt begannen, sich zu dem besonderen Detail zu äußern.

Der Abschluss endete mit einer prächtigen Torte, deren Dekorationsmotiv die gleiche
Einladungskarte aus der Ausstellung war und die Veranstaltung spät um 19 Uhr schließlich abschloss.

Verlängerung der Ausstellungstermine.

Auf Wunsch vieler, die nicht teilnehmen konnten, beschloss der Künstler, die Besuchstermine in der Galerie und im Atelier nach Vereinbarung bis Samstag, den 9.11., zu verlängern. Hierzu müssen Interessenten eine E-Mail an das  von wilhelm.atelier@gmail.com schreiben.

Text: Daniel Uscher

website: vonwilhelmart.com
Instagram: @vonwilhelmart

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Ausstellung „LICHTmalerei“ von Volkmar Hopfe im Schloss Struppen

25 Freitag Okt 2024

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Bildende Kunst, Fotografie, Lebensart, Projekte, Unterwegs

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Farb- und formreiche Symbiose von Natur-Fotografie & digitaler Malerei: der diplomierte Chemiker und Fotokünstler Dr. Volkmar Hopfe vor seinen Bildern in der Ausstellung im Schloss Struppen bei Pirna. Nur noch bis 3.11. zu sehen.

“Die Natur ist der größte Maler“

Farb- und formenreich fließen Landschaft und Architektur zusammen in der Ausstellung „LICHTmalerei“ mit experimenteller und abstrakter Fotografie von Volkmar Hopfe im Schloss Struppen.

Eine Wendeltreppe, die von oben an ein Schneckengehäuse erinnert, führt zu einem weiten, licht- und farbspiegelnden Horizont im Titelbild der Ausstellung „LICHTmalerei“ mit experimenteller und abstrakter Fotografie von Dr.
Volkmar Hopfe. Zu sehen sind seine eindrucksvollen, farb- und formreichen Bilder in der letzten Schau dieses Jahres derzeit im Schloss Struppen, am Kirchberg 6, bei Pirna.

Er zeigt eine Auswahl von 54 Bildern, zumeist Landschaften und Architektur. Seine Motive findet der diplomierte Chemiker im Ruhestand, der seit 15 Jahren fotokünstlerisch tätig ist, in der Umgebung, in der Sächsischern Schweiz, in Großstädten und auf Reisen auf die Kanarischen Inseln und nach Portugal. Da treffen Bäume in wechselndem Licht und Farben, konkret und digital bearbeitet und verfremdet aufeinander. Ein Olivenbaum strahlt mit hervorgehobener, wettergegerbter Rinde in intensiven Blau- und Rottönen noch eindrucksvoller. Ein anderes Mal wirken sie wie Lava oder loderndes Feuer in den Zweigen. Schönes und Bedrohliches nah beieinander. Eine Wurzel erhebt sich wie eine schwebende Figur über dem Feuer. Gräser und Tang am Strand wirken wie Fabelwesen mit ausgestreckten Fühlern. Eine asiatische Pflanze aus seinem Garten, ein „japanischer Blumenhartriegel“ mit spitzen, schlängelnden Blättern gibt dem Betrachter Rätsel auf. Ein anderes Bild mit Treppenstufen wirkt verfremdet wie ein Zahn- oder Zeitrad. Hopfes Arbeiten sind eine Mischform zwischen Malerei und Fotografie. Die Vorlagen werden übereinanderlegt, mehrfach gedreht und mit dem digitalen Pinsel bearbeitet, so Hopfe, die Form löst sich vom Ursprung durch die Verschiebung von Perspektiven und zur originalen Aufnahme kommen neue Kontraste hinzu. Da hängen Eiszapfen von Felsen herunter, umgeben von Herbstlaub in warmen Orange- und Brauntönen, die mit Blautönen zusammenfließen und aussehen wie ein Vogel mit spitzem Schnabel und ein anderes Eisbild schimmert wie eine grazile Tänzerin.

Diese Aufnahmen sind ein faszinierendes Spiel mit Formen, Farben und Verwandlung in neue Ausdrucksweisen. Mal konkret, naturalistisch, mal märchenhaft, bezaubernd, fantasiereich und geheimnisvoll sind die Bilderlandschaften von Volkmar Hopfe. Fotografiert hat er beispielsweise im Treppenhaus der Albrechtsburg in Meißen, die kühle gläserne Gigantomanie der Hochhäuser am Potsdamer Platz in Berlin und die Neue Philharmonie in Hamburg. Außerdem uralte Bäume in La Gomera, mit wundersam verhangenem Blick durch eine Nebelwand. Wunderbare Naturfotografien begegnen einem auch von Bergen und Meer an der Westküste in Portugal. Von tiefblau bis smaragdgrün wogen die Wellen und weiße Gischt in zwei Aufnahmen, welche die Farbbewegung und den Schwung der Küste aufnehmen und einen Bild aus der Vogelperspektive von einsamen, menschenleeren Felsstränden. Die Bilder enstanden auf einer Sechs-Tages-Wanderung von Lissabon zur Algarve auf dem europäischen Fernwanderweg.

Vis a vis dazu hängen stimmungsvolle Fotografien von Sonnenuntergängen, Wolkenlandschaften und verschneite Felslandschaft im Elbsandsteingebirge. Seine Arbeiten haben generell keine Bildtitel, so Hopfe. „Ich überlasse es ganz der Fantasie des Betrachters, was er sieht.“ Und er fügt hinzu: „Die Natur ist der größte Maler“, so Hopfe. Ihm gehe es um fließende Übergänge zwischen Vorgefundenem und experimenteller Fotografie, die sich verbinden in seinen Bildern und betont akzentuiert die Naturformen. Bei der digitalen Malerei vereinen sich das Empfinden ebenso wie der rationale Verstand und die Intuition des Wissenschaftlers und Forschers, so Hopfe. Er fotografiert mit einer Vollbildkamera mit Ultraweitwinkel-Optik. Die Aufnahmen wirken besonders im Großformat 70 mal 100 Zentimeter.

„Mit meinen Bildern möchte ich die Betrachter erfreuen und inspirieren“, sagt Volkmar Hopfe. Er wohnt in Kleingießhübel bei Bad Schandau und denkt mit über achtzig Jahren noch längst nicht ans Aufhören mit seiner Lichtmalerei. Der Schlossverein Struppen kann wieder auf ein Jahr mit vielfältigen kulturellen Aktivitäten zurückschauen. Im und am Schloss fanden insgesamt zwölf Veranstaltungen statt, neben Ausstellungen verschiedener Künstler von April bis September im großen Saal waren vier Konzerte und eine Aufführung von Shakespeares „Der Sturm“ mit der Theatergruppe „Spielbrett“ im Rahmen ihrer Planwagentour im Juli die Höhepunkte auch von der Besucherresonanz. „Die Sanieungs- und Restaurierungsarbeiten an der Nord- und Ostfassade am Schloss sind fertiggestellt“, sagt Jürgen Söcknick vom Schlossverein Struppen. Stolz ist er auch auf das zum Tag des offenen Denkmals im Herbst erstmals für Besucher eröffnete Lapidarium, eine Steinsammlung. Nächstes Jahr und 2026 stehen die Sanierung des Wendelsteins, die Ausführung einer Multifunktionsanlage auf der angrenzenden Freifläche sowie die Sanierung und Restaurierung der West- und Südfassade am Schloss bevor. An den Wochenenden fanden jeweils Schlossführungen durch Vereinsmitglieder statt, die auch dn neu gestalteten und erweiterten Museumsbereich im Schloss vorstellten.

Die Foto-Ausstellung „LICHTmalerei“ ist noch bis 3.11. im Schloss Struppen zu sehen.

Text + Fotos (lv)

Geöffnet: Samstags, Sonntags, Feiertags von 13 bis 17 Uhr und auf Anfrage

www.schlossstruppen.de


Die noch unsanierte Wendeltreppe im Schloss Struppen. Weitere Spenden sind dem rührigen Schlossverein dafür willkommen.
Eingang zum gerade fertiggestellten Lapidarium, einer Steinsammlung am Schloss Struppen.

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BilderAlbum: Jubiläumsausstellung „KunstGeschichten“ in der Galerie Mitte

25 Freitag Okt 2024

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Bildende Kunst, Lebensart, Projekte

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Mit viel Liebe, Ideen, Ausdauer, Mut und Kraft für die Kunst: Karin Weber feierte unlängst ihr 40-jähriges Jubiläum in der Galerie Mitte in Dresden.

„Es geht immer um Sinnlichkeit in der Kunst“

84 Künstlerinnen und Künstler gratulieren mit 250 Arbeiten Karin Weber, der Grand Dame der Dresdner Kunstszene, zur Jubiläumsausstellung „KunstGeschichten“ zum 40-jährigen Jubiläum unter ihrer Leitung in der Galerie Mitte.

Ein Meer aus Blumen und Bilder, überall wohin das Auge blickt, empfängt den Besucher in den Galerieräumen. In allen Farbtönen, Stimmungen und Schattierungen tummeln sich Mensch- und Tierwesen allein oder nah beieinander, ausgeliefert oder eng verwoben mit der Natur, spiegeln sich Leben, Liebe, Verlockungen aller Art und Vergänglichkeit eindrucksvoll, mal konkret, fantastisch, versponnen, heiter, anrührend und abgründig auf den Leinwänden und Papieren. 84 Künstler und Künstlerinnen mit 250 Arbeiten versammelt die Jubiläumsausstellung „KunstGeschichten“ – 40 Jahre Galerie Mitte unter der Leitung von Karin Weber in den Räumen am Fetscherplatz, Striesener Str. 49, 1. Etage in Dresden. Noch zu sehen bis 26. Oktober.

KünstlerInnen, die eng mit ihrem Wirken verbunden sind, von A – wie Leonore Adler bis Z – wie Tanja Zimmermann gratulieren mit ihren Arbeiten der langjährigen, leidenschaftlich für die Kunst engagierten Grande Dame der Dresdner Kunstszene, Karin Weber zum Galeriejubiläum. Die Bandbreite reicht von Malerei, Grafik, Fotografie, Plastik bis Objektkunst. Zu sehen sind fast alles neue Arbeiten, so Karin Weber. Darunter auch von schon verstorbenen Künstlern wie Lutz Fleischer, Anton Paul Kammerer, Jürgen Wenzel, Florian T. Keller, Richaard, Woldemar Winkler, Lothar Sell und Inge Thiess-Böttner. Bilder von ihr zieren auch den neuen Kunst-Tischkalender für 2025, der auch in der Galerie Mitte erhältlich ist.

„Im Mittelpunkt stehen figurative expressive Arbeiten bis zu Fotomontagen und Surrealismus“, so Karin Weber. „Es geht immer um Sinnlichkeit in der Kunst.“ Sie sieht sich als Mittlerin zwischen Kunst und Leben. Sie begann nach ihrem Diplom als Kunstwissenschaftlerin in Leipzig und ihrem Studium der Kunstgeschichte in Polen am 20. August 1984 in der Galerie Mitte, die sich damals in einem Gebäude gegenüber den jetzigen Ausstellungsräumen befand. Am 1. April 1994 machte sich Karin Weber selbstständig als Galeristin. Sie hat Ausstellungen für den Kulturraum Mittelsachsen organisiert, deren Förderung inzwischen ausgelaufen ist. Außerdem veranstaltete sie 15 Jahre lang in der Galerie Design Wroclaw Ausstellungen mit sächsischen Künstlern und innerhalb des Künstleraustauschs mit Dresdens Partnerstadt St. Petersburg bis 2014. Karin Weber war zudem lange als Kuratorin für den Neuen Sächsischen Kunstverein tätig und sieben Jahre als dessen Geschäftsstellenleiterin. Die Galerie Mitte stand immer verschiedenen Künsten offen und tut dies weiterhin. So fand zum Jubiläum auch wieder eine Lesung mit der Schauspielerin Hannelore Koch statt. Und es gab eine Versteigerung von Kunstwerken  durch den Künstler und Kabarettisten Ulrich Eißner zugunsten der Galerie Mitte. Die Zeiten sind nicht einfacher geworden für die Kunst. Kunst ist auch eine Lebenshilfe und hilft heilen, sagte Karin Weber einmal bei einer Ausstellungseröffnung. In ihr findet sich alles wieder, was das Leben schön, liebenswert und wertvoll macht, sie tröstet, bestärkt und öffnet den Blick für neue Sichtweisen, sich immer wieder neu einzulassen auf das Leben über alle Widrigkeiten und Krisen hinweg. „Ich mache weiter, solange ich die Kraft habe“, sagt die 63-jährige Galeristin Karin Weber. Chapeau für ihren langen Atem, ihren Mut, Ideen, Beharrlichkeit und Hochhalten der Kunst! Auf viele wundervolle weitere Galeriejahre und immer viele BesucherInnen und Kunstkäufer!

Text + Fotos (lv)

Geöffnet: Di bis Fr 15 bis 19 Uhr, Sa 10 bis 14 Uhr

http://www.galerie-mitte.de/shop

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Neue Lyrik: Kindheitswege & Alles aus Liebe

22 Dienstag Okt 2024

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Lebensart, Poesie, Zwischenmenschliches

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Kindheitswege

Jahrelang zog mich nichts
an diesen Ort
keiner den ich liebte lebt mehr dort
alles weit weg fremd und doch nah
immer noch und vertraut
kenne fast alle Wege die alten Steinmauern
engen Gassen und Gemäuer wirkten kalt
und trostlos in der Kindheit
rühren mich heute efeubewachsen mit kleinen Gärten
und hinter Torbögen verborgen ruhender Schönheit
kleine Häuschen in verblassten Farben
heruntergekommen verstecken sich fast
hinter hohen Bäumen im milden Abendlicht
in einem der Häuser an der Pulsnitzer Strasse 27
hängt der Rollladen etwas schief im Schaufenster
die Fenster leer eins angelehnt
dort wohnte ein Onkel aus unserer Familie
Omas Bruder er hatte dort einen Spielzeugladen
und nur einen Arm noch nach dem Krieg
wir waren selten dort als Kinder
könnte ich doch noch einmal in seinen Laden
hineinschauen
der kleine Junge sitzt noch immer auf dem hellen
Stein auf dem Kirchhof der St. Marienkirche in der
Nähe
Was hat er vom Leben gesehen
was ist ihm geschehen
Efeu wächst aus seinem Knie
der große Engel breitet immer noch seine Arme
über allen aus schwärzer sein Gewand von grüner
Patina überzogen und gütig lächelnd
friedfertige Stille einen Moment
an einen Baum gelehnt mit uralt knorrigem Stamm
hoch über der Stadt
die weite hügelige Landschaft Baumwipfel und der
Blick tief ins Herrental wo ein Mann laut zetert über
unsere Zeit die neue Hetze die Worte versagen
an diesem Platz mit der weiten Aussicht saß Lessing
gern der große Dichter hier geboren und immer Teil
der Liebe zu meiner Heimatstadt
Über ihn hieß es: sein Geist sei wie ein Pferd das
doppelt Futter braucht
diese Wissbegier faszinierte mich schon als Kind
Neulich hörte ich den Satz einer Frau zu ihrem Kind
im Vorübergehen: Pferde haben keine Flügel!
Und was ist mit Pegasus kennt den keiner mehr
Was wollen wir heute nicht alles wissen
Doch was nützt das alles wenn der Verstand das
Herz nicht hört
sie nicht zusammenfinden
Wer reicht Nathan das Wasser
im alten grauen Gemäuer vorn am Pfarrhaus
fliegen in den Fensterhöhlen viele Tauben ein und
aus
aus den Städten weitgehend vertrieben
und halten Ausschau

LV
12.9.2024

Alles aus Liebe
(Für meine Großmutter zu ihrem 113. Geburtstag heute)

Ein Kerzenlicht rote Herbstblumen
und ein Zweig weiße Rhododendron stehen
vor Deinem Bild
vor vielen Jahren aufgenommen bei uns zuhause
Ich lege eine Hand um Dich
ein gütiger Blick aus braunen Augen weißes welliges
Haar umrahmt Dein Gesicht und Du lächelst etwas
verlegen
ein altes Familienbild zeigt Dich Jahrgang 1911
als kleines Mädchen im schwarzen Kleid mit weißem
Kragen und großer Schleife im langen Haar
zauberhaft zwischen zwei größeren Schwestern und
Jungen und den Eltern
Dein Vorname Lotte kurz und knapp beginnt mit L
wie Liebe wie meiner
Du zeigtest sie selten
doch gabst sie uns
Wir Kinder waren Dein ein und alles
umarmten Dich hielten uns
Du hieltest viel aus
manchmal flossen Tränen
Deine große Liebe Rudolf verlorst
Du früh im Krieg bliebst mit zwei Mädchen
allein
Vor der Krippe beim Abholen empfing ich Dich
mit Gänseblümchen und nannte Dich Muppi
einmal nahmst Du mich mit zu Uropa Max
mit einer Kanne voll Milch und warmem Essen
an den Zigarrenduft erinnere ich mich noch
er saß allein am Küchentisch im weißen Unterhemd
und Hosenträgern ein großer hagerer Mann mit
kantigen Gesichtszügen immer noch vollem weißen
kurzen Haar
ich staunte wie Du ruhig seinen Bart rasiertest
ohne einen Kratzer eine innige Geste
er sagte kaum ein Wort der Blick abwesend
vielleicht bei Uroma Marie
sie stand noch an meinem Kinderwagen
mir war bang vor ihm und wollte ihn  gern einmal
lächeln sehen
doch wusste nicht wie
das wunderschöne alte Stubenbuffet von ihnen
steht nun bei mir

Manchmal hast Du Dich in ein kleines Zimmer
eingeschlossen auf dem Hausflur
Wir Kinder klopften an wie an einen Zauberort
abgeschirmt geborgen und warm
ein großer Glasschrank voll wundersamer Dinge
stand dort
Bücher mit vergilbten Seiten in alter Schrift
die ich entzifferte wie eine Geheimsprache
bunte Glaskugeln als Briefbeschwerer Urgroßvater
war Glasbläser
und Schokolade von den Tanten im Westen
stecktest Du uns zu
in der Küche duftete es immer gut
Du machtest aus wenig viel
Es gab oft Nachschlag
doch den Hunger nach Liebe stillte es nie ganz
das Warten auf das Fehlende den Einen
übernahm ich von Dir
Das Kindheitshaus steht schon lange nicht mehr
seh Dich noch immer vor mir
wie Du mir zum Abschied jedes Mal aus dem Fenster
des hell gelben Hauses in der Heinrich-Heine-Straße
nachwinkst und ich drehe mich immer wieder um
und winke zurück solange ich Dich seh

LV
22.10.2024

Texte + Fotos; Lilli Vostry

Weitere Bilder und KindheitsGedichte folgen demnächst.

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Atelierbesuch bei Renate Winkler in Radebeul & Reisebilder

20 Sonntag Okt 2024

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Bildende Kunst, Lebensart, Natur, Projekte, Unterwegs, Zwischenmenschliches

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Lust am Reisen & Malen: Die farbenfrohe Welt des Orients, Landschaft & Begegnungen mit Menschen haben es der Künstlerin Renate Winkler angetan. Von Radebeul zieht es sie immer wieder zu Malreisen in die Welt hinaus. Fotos: (8) (lv)

Vier Reisetagebücher mit ihren Eindrücken, Erlebnissen und lustigen, liebevoll gestalteten Illustrationen & Geschichten für ihre Enkel hat Renate Winkler schon geschrieben. Als als Erwachsener hat man viel Vergnügen beim Anschauen und Lesen der unkonventionellen und interessanten Geschichten-Abenteuer aus dem Orient.

Im Gebirge in Sama Wakan, in einer Herberge auf 1 400 Metern Höhe vor malerischer Kulisse. Fotos (2): Burkhard Schade

“Ich mache Küchenkunst“

Von ihren vielen Malreisen in den Orient erzählen farbenfroh und ausdrucksreich Malerei, Grafik und Keramik der Künstlerin Renate Winkler in Radebeul.

Der Blick schweift von einer Terrasse mit Bogenfenster über eine südliche Landschaft mit farbigen Häusern, Palmen, Grün- und Feldstreifen und gelb dunstig blauem Himmel. Auf dem Sims steht eine bronzene Karaffe. Das Bild hat Renate Winkler auf ihrer jüngsten Reise nach Luxor in Ägypten im April diesen Jahres gemalt. Dort weilte sie in einem alten, gemütlichen Familienhotel an der Westbank mit Blick Richtung Tal der Könige, um künstlerisch zu arbeiten. Es scheint, als sitze sie direkt vor dieser Landschaft auf dem braunen Ledersofa ihres Wohnzimmers auf der Dr. Külz-Straße in Radebeul.<

Diese ferne, geheimnisvolle Welt des Orients ist ihr längst nahe. Renate Winkler trägt ein graublaues, ornamentverziertes Trägerkleid, ein Bein hat sie hochgeschlagen, das andere barfuß auf dem ziegelfarbenen Teppich. Auf dem Beistelltisch stehen eine Bronzekaraffe, eine bemalte Erdkugel aus Keramik, kleine Tonfiguren und ein Buch über Tutanchamun, den ägyptischen Pharao. Tiere aus Keramik, mehrere Kamele, ein Nilpferd und Fabelwesen aus knorrigen Wurzeln in einer türkisblauen Schale tummeln sich im Raum. Gegenüber eine Schrankwand voller Bücher, Kunst- und Reisebände, Märchen und Belletristik. Im Flur hängen drei weitere, neue Ölbilder, auf einem ragen die Pyramiden von Gizeh und sitzt ein Kamel mit bunter Decke und Troddeln davor im Wüstensand, außerdem Ansichten vom sanftblau in der Morgensonne und abends orange und violett schimmernden, breiten Nil, darauf schaukelnden winzigen Schiffen und großen Segelbooten und der Skyline mit Tempeln und Hochhäusern.

Ein großer Farbholzschnitt der Göttin Isis vom Nil hängt im Schlafzimmer. Sie strahlt in sonnigen Farbtönen Liebe, Güte und Weisheit aus. „Sie verkörpert Fruchtbarkeit, neues Leben, Werden und Vergehen“, sagt Renate Winkler. Diese Grafik war auch sehr gefragt bei Käufern. Sie habe nur noch ein Blatt der Göttin Isis. Renate Winkler reiste seit 2011 bereits elf Mal nach Ägypten, in alle Ecken des Landes, ins Sinai-Gebirge bis nach Assuan. Es begann mit einer Malreise mit dem Radebeuler Künstler  Pit Müller. „Ich bin mitgefahren, weil ich in Ruhe malen wollte und mir der Orient gefällt“, sagt Renate Winkler. „Dann bin ich neugierig geworden und wollte immer mehr sehen.“ Seitdem reist sie allein als Individualtouristin, weil sie das Land, die Menschen und Kultur möglichst authentisch erleben und näher kennenlernen möchte. Das spiegeln ihre Bilder faszinierend.

Zuletzt war sie im Frühjahr zusammen mit Roland Gräfe, einem Radebeuler Künstler, unterwegs. Vier Malreisen haben sie schon gemeinsam nach Ägypten und Istanbul unternommen und helfen sich gegenseitig. Das Plenair malen habe sie von ihm gelernt, nun hat sie immer auch Leinwandrollen im Gepäck. Sie organisiert die Reiseroute, den Flug und die Unterkunft. In Bildern, Skizzen- und Tagebüchern hält sie ihre Eindrücke und Erlebnisse fest. Auf ihren Reisen entstanden auch viele ausdrucksvolle Porträts, wie der Wüstenfürst, ein alter Beduine mit wettergegerbtem Gesicht, eine alte Ziegenhirtin in rotem Gewand und schwarzem Kopftuch, ein Kind mit großen, fragenden Augen und ein alter Mann aus dem Iran sitzt vor einer Moschee und telefoniert am Handy. „Hello Mr. Trump“, so der Bildtitel. Das Blatt entstand 2019 während des drohenden Angriffs der USA auf den Iran. Ein Mann geht mit einem Kind an der Hand die Straße entlang, vor ihnen ragen Berggipfel und davor kleine Häuschen, erhellt von der Morgensonne. Der Holzschnitt entstand nach einer Reise nach Georgien im März letzten Jahres.

Sie könnte nicht nur Landschaften malen. “Eigentlich interessiert mich der Mensch am meisten und dass man einen Bezug zur Zeit sieht in der Grafik“, sagt Renate Winkler. “Ich mache Küchenkunst“, sagt sie schmunzelnd. Da sie kein richtiges Atelier habe, sitzt sie oft in der Küche, wo sie ihre Holzschnitte macht und Tiefdruckkupferplatten ätzt und manchmal schaut sie nebenher einen Film auf Arte. Nebenan hat Renate Winkler einen kleinen Raum mit Arbeitstisch am Fenster, Kästen mit Farbentuben und Druckplatten und Tüten mit Ton stehen dort. Eine Wand voller Arbeiten anderer Künstler. Darunter eine Origialgrafik „Chaost“ von a.r. Penck, Grafiken von Angela Hampel, Gudrun Trendafilov, Christiane Latendorf, Markus Retzlaff, Pit Müller u.a. „Ich kann machen, worauf ich Lust habe, weil ich nicht von der Kunst leben muss. Ich bekomme ja Rente“; sagt Renate Winkler. „Ich mache es, weil es mich innerlich drängt. Wenn ich Glück habe, wird mal etwas von meinen Arbeiten verkauft.“ „ArtigeUnart“ ist der Anspruch an ihr künstlerisches Tun. Renate Winkler wurde 1948 in Meißen geboren, stammt aus einer Familie von Porzellanmalern und Grafikern und lebt seit ihrem zwölften Lebensjahr in Radebeul. Sie selbst hat viele Jahre als Kunstpädagogin gearbeitet, Erzieherinnen ausgebildet und absolvierte eine Ausbildung u.a. bei Lothar Sell als Keramikkurs-Leiterin. Ihr Rakubrandofen steht in der Garage.

Wenn die Familie zusammenkommt, gehe es zu wie auf dem Marktplatz. Bis zu 17 Leute feiern Weihnachten bei ihr, die von Potsdam bis Hamburg anreisen. Fünf Kinder, davon ein gemeinsames und zehn Enkel haben Renate Winkler und ihr Mann zusammen. Die auch herkommen, weil sie am besten kocht, sagt sie lächelnd. An diesem Nachmittag gibt es leckere panierte Hähnchensteaks mit Gemüse und eine herzhafte Kichererbsensuppe auch für den Besuch. Und Reisetomaten, die zerteilbar sind wie Mandarinen, aus dem Garten ihrer Tochter. Am Herd stehend, erzählt Renate Winkler aus ihrem Leben. Wie die Kunst ihr auch half, Schicksalsschläge zu verkraften. Nach dem Unfalltod ihres Sohnes Peter vor 21 Jahren in Kuba, an den eine sonnenfarbene Grafik in der Küche erinnert, war ihre Rettung die offene Druckwerkstatt bei Markus Retzlaff im Atelier Oberlicht in Altkötzschenbroda, wo sie mit anderen Menschen zusammen aktiv sein konnte. Mit ihm ist sie bis heute befreundet.

„Ich bin ein Optimist. Das Glas ist nie halbleer. Das bringt mir Kraft, wenn ich mich auseinandersetze und das Leben annehme wie es kommt“, so Renate Winkler. Vier Bücher mit ihren Reiseabenteuern im Orient, humorvoll und episodenreich erzählt von einem Kamel und einem Krokodil, mit fröhlich bunten Illustrationen und Fotografien hat sie bereits für ihre Enkel geschrieben, auch für einen größeren Leserkreis verlegenswert. Im November wird Renate Winkler 76 Jahre und ist immer noch sehr unternehmungslustig. Sie hält sich drei Mal in der Woche fit mit Sport. Ihre nächste Reise führt Renate Winkler im Oktober nach Oman, wo sie zu viert durch die Wüste und Wadis wandern am Indischen Ozean entlang und sie auch ihre Malsachen wieder im Rucksack dabei hat.

Text (lv)

http://www.renate-winkler.com

Das Bild entstand nach einer Reise nach Georgien im März 2023. Die Fotos stammen aus ihren Reisetagebüchern in den Orient.

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Musical über Glaube & Liebe & Hoffnung mit dem Apostel Petrus & jugendlicher Power im Kulturhaus Freital

16 Mittwoch Okt 2024

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Lebensart, Musik, Projekte, Zwischenmenschliches

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Mit Leidenschaft & Power: Die Geschichte des Apostel Petrus erzähl das neue Musical des Adonia-Vereins. Am 17. Oktober, 19.30 Uhr sind die jungen Sängerinnen und Sänger im Kulturhaus Freital zu Gast. Foto: Adonia/Simon Leimbeck

Mit Musik Licht in die Herzen bringen

Das Musical-Projekt Adonia mit 70 jungen Darstellern, Chor und Live-Band kommt am 17. Oktober ins Kulturhaus Freital.

Im Halbdunkel der Bühne gehen immer wieder Lichter an, die Kinder und Jugendliche in den Händen halten. „Es ist kalt in der Nacht. Kein Mensch unterwegs. Wir sind zu Hause und haben es bequem. Doch so gut wie wir hat es nicht jeder auf der Welt“, singt ein Mädchen in einem Rap-Song. Sie tragen helle Sachen und tragen reihum ihre Songs vor im Chor der „Lichterkinder“. „Für alle, deren Leben dunkel und kalt ist, voller Schatten, Angst und Gewalt ist. Wir teilen die Liebe, Zeit und Geld. Nächstenliebe ist alles was zählt“, singen sie zusammen im Musical „Lichterkinder“ in einem Konzertvideo von 2019 in Rheinhausen. Veranstaltet wurde es vom Verein Adonia e.V., einer unabhängigen christlichen Jugendorganisation mit Sitz in Karlsruhe, der seit 2001 deutschlandweit „Musical-Camps“ anbietet. Nach vier gemeinsamen Probentagen mit einem ehrenamtlichen Mitarbeiterteam bringen die Sängerinnen und Sänger im Alter von 12 bis 19 Jahren ihre Konzertprogramme auf die Bühne an verschiedenen Orten. Sie sind mit viel Freude und Schwung bei der Sache. Begleitet von einer Live-Band und Theaterszenen sind bei ihren Auftritten mitreißende Songs voller Zuversicht und Licht zu hören, mit denen sie die Herzen der Menschen erreichen wollen.

Das neue Musical „Petrus – Der Apostel“ des Adonia e.V. wird in diesem Jahr von 45 Projektchören an 180 Orten deutschlandweit aufgeführt. Erstmals kommt ein Konzert mit dem Adoniaprojekt-Chor auch ins Kulturhaus Freital am 17. Oktober, 19.30 Uhr (Einlass ab 18.30 Uhr). „Diese Begeisterung von 70 hochbegabten Teenagern auf der Bühne ist ein unglaubliches Erlebnis“, sagt Markus Kutschker, Koordinator des Adonia-Projektchors von der Evangelischen Kirchgemeinde in Freital. Der Auftritt ist Teil eines Ferienprojektes. Die Teilnehmer, darunter einige aus Freital, kommen aus der Region Ostsachsen. Er selbst war 2017 schon einmal bei einem Musical-Camp des Adonia-Vereins als Helfer dabei. Die jugendlichen Darsteller können in den Aufführungen ihre Talente ausleben mit Theaterspiel, sie können ein Instrument spielen in der Live-Band oder im Technik-Team mitarbeiten. Dabei geht es den Veranstaltern darum, Kinder und Jugendliche zu fordern und fördern in ihrem Glauben, ihrer Kreativität und Persönlichkeit. Der Vereinsname Adonia ist abgeleitet vom hebräischen Wort Adonei und bedeutet: Der Herr ist mit Dir!

“Das Stück erzählt eine Bibel-Story von Petrus, die Apostelgeschichte, die modern und für jeden verständlich im Hier und Heute auf die Bühne kommt. Die Aufführung möchte die Hoffnung auf Frieden und menschliches Miteinander vermitteln“, so Kutschker. Das Musical-Projekt setzt auf die verbindende Kraft der Musik. Er selber erlebte, dass dabei Freundschaften entstehen, die über die Chorcamps hinaus dauern. In Freital gibt es zudem einen großen Kirchenchor. Den Auftritt hier organisierte Kutschker zusammen mit der katholischen Kirchgemeinde und der Gemeinde Pesterwitz. Während der viertägigen Konzerttournee übernachten die Teilnehmer in Gastfamilien. „Das haben wir auch geschafft“, sagt Kutschker stolz. Rund 100 Plätze sind schon durch Gastfamillien, Freunde und Angehörige der Akteure reserviert. Insgesamt ist Platz für 530 Besucher im Kulturhaus Freital. „Wir hoffen auf viele interessierte Besucher bei diesem besonderen Konzert“, so Projektkoordinator Kutschker. Da alle Betreuer, Techniker und Organisatoren den Chor ehrenamtlich unterstützen, ist der Eintritt zum Musicalabend frei. Finanziert wird das Musical-Projekt hauptsächlich über Spenden und Teilnehmerbeiträge. Auf den Konzerten wird auch noch einmal gesammelt. Der Erlös geht komplett an den Adonia-Verein für künftige musikalische Jugendfreizeiten.

Text (lv)

Weitere Konzerte mit dem Musical-Projektchor gibt es an diesem Mittwoch in Görlitz, in Freiberg am 18.10 und in Großenhain am 19.10.

Kontaktadresse: http://www.adonia.de/petrus

 

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Ausstellung von Anita Rempe & Maleah Gilbert in der Galerie & Museum in den Heimatstuben Schellerhau

16 Mittwoch Okt 2024

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Bildende Kunst, Lebensart, Natur, Unterwegs

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Flirrendes Spiel der Farben & Formen: die Künstlerinnen Anita Rempe & Maleah Gilbert vor einem Waldbild in ihrer Ausstellung in den Heimatstuben Schellerhau. Foto: privat

Zauberhafte Waldlandschaften

Farbenfreudige Malerei und Zeichnungen von Anita Rempe und Maleah Gilbert sind derzeit in der Galerie & Museum in den Heimatstuben Schellerhau im Osterzgebirge zu sehen.

Viele Waldbilder und Landschaften, gesäumt von Bäumen auf Wiesen, Feldern und am Wasser in lichtvoll flirrenden Gelb-, Grün- und Blautönen, sind in dieser Ausstellung der Malerin und Grafikerin Anita Rempe versammelt. In faszinierendem Farben- und Formenspiel von Licht und Schatten, mal konkret, linear, getupft und gesprenkelt und mal nur schemenhaft angedeutet, verwischen die Grenzen von Raum und Zeit, Ruhe und Bewegung, taucht man ganz in den Moment mit aller Fülle ein. Die Betrachter werden mal tief ins Waldesinnere, ins Dickicht geführt, mal auf sonnendurchflutete Lichtungen mit farbfunkelnden Baumstämmen und an Teich- und Uferlandschaften.

Über einer Waldansicht in warmen Farbtönen fliegen Kraniche. Natürlich hat Anita Rempe sie dort nicht wirklich gesehen. Wenn es die im Erzgebirge geben sollte, dann wird es Landunter sein und sind sie Vorboten von Klimawandel?, fragt die Künstlerin mit diesem Bild. Ihre Ölbilder und Zeichnungen mit Tusche und Kohle auf Papier sind zumeist in unmittelbare Nähe zum Ausstellungsort im Erzgebirge entstanden. Der Wald steht als Sinnbild für Ruhe, Entspannung, er lockt zum Spazierengehen und Wandern. In der Kunst und Literatur ist der Wald ein Symbol für Romantik, ein Ort voller Zauber, Geheimnisse, Sehnsucht und Geborgenheit, aber auch ein Zufluchtsort für Menschen und wilde Tiere leben dort versteckt im Schutz des Dickichts im Wald.

Ein neues Wald-Bild von Anita Rempe zeigt Rotkäppchen und den Wolf. Er steht abwartend vor ihr wie sie. Rotkäppchen ist das Unheimliche, die nicht sichtbare Angst und Gefahr, die man überwinden kann, so die Künstlerin. Anita Rempe ist gern im erzgebirgischen Dunkelwald unterwegs, der magisch und zauberhaft ist wie ihre Bilder. Das mal ruhige Fließen, Innehalten, dann wieder lebhafte Pulsieren in ihren Farblandschaften spiegelt auch die Suche nach einem eigenen, ihr gemäßen Schaffens- und Lebensryhtmus wider. Es hilft ihr auch, Schönes noch klarer zu sehen. Die Kräfte bündeln, dann kommt auch die Energie, dass es weitergeht, so lautet die Devise der 58-jährigen.

Seit 2013 wohnt und arbeitet Anita Rempe als freischaffende Künstlerin im einstigen Fischerdorf Gauernitz bei Meißen in ihrem Atelier- und Wohnhaus mit urwüchsig wundervollem Garten. Sie hat ein Diplom für Gebrauchsgrafik und Illustration, arbeitete als freie Trickfilmzeichnerin für Fernseh- und Filmproduktionen und ist tätig als ausgebildete Kunsttherapeutin u.a. in der Kinderarche Sachsen in einem Projekt in Seyde im Erzgebirge. Sie malt meist im Freien vor ihrem Haus oder an der nahen Elbe. Anita Rempe hat zu ihrer Ausstellung außerdem Maleah Gilbert eingeladen, einen Raum mit ihren Bildern zu hängen. Sie ist 17 Jahre jung, macht zurzeit ihr Abitur am Evangelischen Kreuzgymnasium in Dresden und möchte gern einen künstlerischen Beruf künftig ausüben. Sie ist talentiert und hat auch schon etwas vorzuweisen. Maleah zeigt ca. 20 Zeichnungen und Illustrationen im Format 20 x 20 Zentimeter und einige farbige, größere Bilder. Darunter Figürliches, Porträts, ein Mädchen mit schmerzerfülltem, nach unten gerichteten Blick im schwarzen Kleid mit weißem Kragen in einer Kirche, hinter ihr eine steinerne Figur in klösterlichem Gewand.

Ganz anders, fröhlich-fantasievoll und farbenfroh ein Bild mit einer Szene aus dem bekannten Buch Alice im Wunderland, in der das Mädchen im roten Kleid und langem Haar auf einem rotierenden Zifferblatt mit Uhrzeiger schwebt, zusammen mit dem weißen Kaninchen mit roter Halskrause, Spielkarten fliegen umher, ein Schlüssel, eine überschwappende Kaffeetasse, Teller und Rosenblätter. Auf einem anderen Blatt sprießen prächtige rote Rosen aus einem Topf, umgeben von Dornen und dunkelroten Farbspritzern vor sepiafarbenem Hintergrund. Verletzliche Schönheit. Schönes und Bedrohliches nah beieinander. Die Farbschwünge erinnern auch an Kalligraphie, mit der sich Maleah schon beschäftigt hat, auch mit chinesischen Schriftzeichen. Sie hatte als kleines Kind schon einen Sinn für Piktogramme und malte mit Stöcken im Sand im Waldkindergarten. Später kamen Katzenbilder und menschliche Porträts hinzu und die positive Resonanz von Betrachtern motivierte sie zu weiterem Ausprobieren. Farbenfreude und Ausdrucksvielfalt ebenso wie ein ganz eigener, wundersam Alltägliches verwandelnder Blick auf die Natur und das Leben verbindet die beiden Bildermalerinnen. Die Ausstellung ist noch bis 29. Dezember in den Heimatstuben Schellerhau zu sehen.

Text (lv)

Geöffnet: Sonntags 14 bis 17 Uhr sowie nach telegf. Vereinbarung (0160 – 9984 2786)

http://www.galerie-schellerhau.de

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Neue Lyrik: Herbst- und Herzgedichte vom Meer

11 Freitag Okt 2024

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Fotografie, Lebensart, Poesie, Unterwegs

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Meine Fellmusen & jetzt Meerkatzen Jade & Lina. Meine neuen kleinen Wirbelwinde Minnie Jade & Flausch Kasimir & Lino.
Kleine Kobolde: die Kater Kasimir & Lino sind für jeden Unsinn zu haben.

Kleine Wirbelwinde

Die kleinen felligen Kobolde wirbeln umher
der Strohhut mit der blauweißen Schleife herunter
gerissen von der Garderobe
als wüssten sie wohin ich fahr
Schreibsachen vom Schrank gefegt
die kleine Sonne und ein Schirchen stehen noch
welch Glück blieben von ihnen verschont
unbändige Leichtmatrosen auf hoher See
das Schiff kenterte fast schon sind sie
wilde Wirbelwinde Schmusetiger Raufbolde
Nimmersatte kleine Narren und Eroberer
die an mir hochklettern sich festkrallen und
zusammen kuscheln im Schlaf und ich lieg endlos
wach
manches liegt brach und in Scherben
immer wieder staunend manchmal entsetzt
meistens beglückt über so viel hemmungslose
Lebensfreude die sich alles was sie sieht nimmt
immer von Neuem wagt voll Neugier und Übermut
Ich bin gern ihr Kapitän
doch gehör ihnen nicht

LV
1.10.2024

Sonnenaufgang

Der Koffer steht bereit
draussen noch Dunkel
der kleine Weiße schleicht
noch mal kurz in die Stube
inspiziert die Sachen
die getigerte Minnie Jade schaut
mir nach aus der Küche
der flauschige Kasimir nicht zu sehen
im Zug fast allein
Dunkelstille ringsum
die orangeroten Streifen über den dunklen
Baumumrissen am Horizont werden größer
Morgenrot flammt auf
Ich sehe der Sonne beim Aufstehen zu
die Schatten der Bäume fliegen und tanzen
am Zugfenster vorbei
am Himmel lodert ein Meer aus Farben
über noch sattgrünen traumversunkenen Wiesen und
schimmernden Stoppelfeldern
Lichtgefunkel breitet sich aus
gleißt glasklar der Tag
blauer Himmel mit Federwolken ziehen vorbei
ein Sonnenblumenfeld leuchtet
als würde es nie vergehen
Kraniche breiten ihre Flügel aus in Scharen
auf Wiesen und Teichen
Kühe und Kälber zupfen noch weidlich Grün
ein Pferd umhüllt mit einer Decke steht allein
eingezäunt
ein kleines Mädchen ihr dunkler Pferdeschwanz
wippt bewegt sich wie eine Katze mit den Füßen die
Lehne hoch im Zug
und fängt tatsächlich an zu miauen mit Wonne
untergehen sah ich sie nicht
zu schnell war die Sonne
seh ihre pastellfarbenen Schimmer wiegen grauweiße
Wogen neben der Seebrücke und dem Haus mit den
Türmchen am Strand
die letzten Strandkörbe dazwischen streifen Möwen
umher
weiter hinten auf weißen Hängeschaukeln sitzt ein
Paar schwingen miteinander
bei jedem Anstoßen gibt sie ihm einen Kuss

LV
1.10.2024

Endlich wieder am Meer & seiner Stimme gelauscht: die Autorin und meinwortgarten-Inhaberin Lilli Vostry.

Begrüßung am Meer

Es brauste bebte schwang und webte
mit seiner ganzen meerblauen Pracht
immer neue weiße Kräuselwellen
sonnenfunkelnd wie im Sommer

ein wilder Wind fegte über die weißen
Schaumkronen
alle Kümmernisse und Schwermut
im Handumdrehen wie weggeblasen
der Wind zieht zerrt an mir
er darf das und nur hier
schüttelt mich durch
rückt mich wieder gerade
Ich spür mich wieder bis in jede Pore

Windsbraut bin ich
mit verwirbeltem Haar
glücklich verwegen und ruhelos wie die Wellen
die auf und ab rollen
mir ins Innerste schauen
Halt ich die Bilder meiner geliebten Felligen
weit ins Meer
träum mich mit den Möwen
hinaus zu den weißen Schiffen am Horizont
singe und weine
seh einer kleinen braunweißen Möwe mit spitzem
Schnabel zu im nassen Ufersaum wo sich dicke
weiße Federwolken spiegeln und milchiger Schaum
quillt sucht die kleine Möwe nach Essbarem

steh solange bis die nackten Füße im feuchten Sand
weh tun röter und kälter werden
doch da liegen noch so viele Federn
lange spitze und kleine
helle und dunkle die meisten zerzaust vom Wind
und von Sand verklebt
die Boten des Meeres lasse
ich nicht liegen

LV
1.10.2024

Stille

Kein Laut keine Sonne
der Himmel fahl weiß
keine Möwe auf den Dächern gegenüber
wie im Sommer
die mich sonst immer kichernd wecken
auch kein Rabe krächzt
im Baum vorn an der Straße
alles wie ausgestorben
allein auf einer Insel

Leere fließt vor sich hin
einen Moment wie Balsam
kein Poltern Springen Scherbeln
hinter Türen verschanzen
um in Ruhe zu arbeiten

plötzlich ein leises Piepsen
vielleicht eine junge Möwe
und Gezwitscher aus dem Baum
am Ferienzimmer
mein Herz macht einen Sprung
Ich bin noch am Leben

LV
1.10.2024

Meerlinien

Mitten ins Blaue hinein
gezeichnet von Licht Himmel
Wind und Wolken
verlaufen Meerlinien weiß funkelnd
schäumend alle Farbtöne säumend
in der Sonne
kreuz und quer in hohen Bögen
hin und her
vor und zurück
durchzogen von Perlschaum
wie Zeichen dem Meeralphabet
bewegt und durchsichtig
im Sand wellige Muster
wie Flügel
fließen unentwegt formen sich neu
mal wie Klippen Abhänge
ins Boden oder Schwerelose
aufgerissene Rachen
und zartes Gefieder
gleiten über meine Körperumrisse
im Wellenspiel
immer wieder von vorn

LV
1.10.2024

Meerweit

Lockendes Rauschen und Tosen
die Wellen sich allein überlassen
schaukeln von fern
unerhört bleibt ihr Rufen
grau fast bleiern das Meer
unter schwerer Wolkendecke
ein blass gelber Streifen am Horizont
kleiner Lichtsteg
Leute mit Regenschirmen steigen auf die Dünen
und betrachten das Meer
das sanft wogt während der Regen strömt
im Sommer sehnte man ihn her
nun bleibt nur frischer Kiefernduft oben
auf der Promenade
und die Sehnsucht nach doch noch hinein Wagen
ins wogende Meer

LV
1.10.2024

Regentag am Meer

Das Meer grauweiß aufgewühlt
magisch schimmernd
wie der wolkenreich gefärbte Himmel
am fast menschenleeren Strand
Schaumkronen schnellen heran
schaukeln brausen tänzeln mit den Möwen
mit weit aufgespannten Flügeln
wie das Meer umarmend
silbergrau und weiß leuchten sie weithin
wie der bewegte Schaum auf den dunklen Wellen wie
Perlmutt glänzend
nie näher verbunden Meer und Möwen
als in diesem Moment
stehen sie im spiegelblanken nassen Ufersaum
aufgereiht andächtig unbeirrt mit gebanntem Blick
auf die hohen Wellen

Meerwasser schwappt in die Schuhe
brauch keinen Regenschirm unter den
Möwenschwingen bin ich gut behütet
leicht und unbeschwert wie sie
geduldig fangen sie ihr Futter fast lautlos
ein geschwungenes L aus Perlschaum
führt vom Meer zu mir in den Sand neben Seetang
fein wie Katzenhaar
in den Wolken hängt noch ein blasser Regenbogen
Wassertropfen perlen an den Kiefernzweigen
dunkle Vogelzüge fliegen übers Meer
dem Grau davon dem Licht entgegen
hoch oben im schwankenden rauschenden
Baumwipfel der alten Eiche nahe dem Ferienzimmer
lassen sich zwei Schwarzgefiederte nieder
im wolkenflimmernden Abendlicht

LV
2.10.2024

Möwenland

Das Meer tost blautrunken
die Wellen lichtberauscht brausend
nach den langen grauen Regentagen
kann ich es den Möwen endlich gleich tun
mit dem Meer wieder auf Tuchfühlung gehen
die Wellen pulsieren branden
erfrischen stillen meine Wunden
es spricht wild zärtlich besänftigend besonnen
und aufrüttelnd mit mir
vertraut und verzaubert immer aufs Neue
mit seinem Farbspiel Licht Energie unendlicher
Schönheit
vermisse dich schon jetzt
unendlich
rufe die Namen der Felligen
die Schaumkronen blitzen und funkeln wie ihre Augen
alles überflutendes Glücksgefühl

Ich teile das Meer nur mit den Möwen
es scheint sie versammeln sich zu einem großen
rauschenden Fest
so viele wie nie wie Muscheln im feuchten noch
sonnenwarmen Sand
sitzen sie grüppchenweise und stehen aufgereiht
feierlich mit Blick aufs Meer
zumeist große Silbermöwen grauweiße
gelbschnäbelige braunweiß gesprenkelte und die
kleinen weißen rotfüßigen Segler kichern und
kreischen freudig
tunken die Schnäbel ins schäumende Meerwasser in
Erwartung eines großen Fangs
tragen stolz gefüllte Muscheln an Land
und schwimmen hernach berauscht vom Farbenmeer
des Himmels golden rosé violett und azurblau
gemischt mit Wolkentupfen in den schaukelnden
Wellen
auf und davon mit den ausschwärmenden
Vogelzügen

wie ich die Geflügelten beneide
die nie frieren
immerzu eintauchen können in die Wogen
die sie wiegen tragen auffangen
mir bleiben die Federschätze
helle dunkle lange spitze windzerzauste und weiße
seidige Federn
und winzige weiße Muschelgehäuse
eins bewegt sich noch
und ein Winzling schaut heraus
zwischen all den Federn
auf dem Tisch am Morgen

LV
5.10.2024

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Texte & Fotos (lv)
Weitere Gedichte und Fotos folgen.

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Atelierbesuch bei Danny Hermann in Tharandt

11 Freitag Okt 2024

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Bildende Kunst, Lebensart, Natur, Zwischenmenschliches

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Farbintensiv, oft witzig skurril bis düsterkomisch ist die Bilderwelt des jungen Künstlers Danny Hermann. Seine neuesten Arbeiten zeigt er in der derzeitigen Ausstellung „Home, Sweet Home“ in der Galerie mit Weitblick, Obere Bergstraße 13, in Radebeul. Geöffnet: Sa + So von 14 bis 18 Uhr.

Die Schönheit und Abgründe der modernen Welt

Reales und Fantastisches fließen farbreich und oft skurril zusammen in der Malerei von Danny Hermann, der gerade von Dresden nach Tharandt umgezogen ist und als Waldameisenheger etwas für den Umweltschutz tut. Seine neuesten Arbeiten sind derzeit in der Ausstellung „Home, Sweet Home“ in der Galerie mit Weitblick“, Obere Bergstraße 13, in Radebeul zu sehen.

Neben den Umzugskisten stehen die Leinwände, auf der Staffelei ein Bild. „Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich die Kirche und die Burgruine. Hier habe ich die Malmotive direkt vor der Tür“, sagt Danny Hermann. Er ist 33 Jahre jung und gerade von Dresden nach Tharandt umgezogen. „In Dresden ist mir zu viel los. Ich habe das Familiäre vermisst und ich brauche die Natur und Ruhe zum Malen.“

Er kommt vom Land. In der Nähe seines Heimatortes Netzschkau im Vogtland in Elsterberg steht auch eine Burgruine, die ihn schon immer faszinierte und daher stammt auch seine Liebe zum Mittelalter und zu Musik aus dieser Zeit. Gemalt hat Danny Hermann schon als Kind gern. „Meine Eltern standen immer hinter mir und so konnte ich anfangen, meinen Traum als Künstler zu leben.“ Sie besuchten mit ihm Ausstellungen und Schaffensorte der Künstler wie das Geburtshaus von Picasso in Barcelona, einem seiner großen Vorbilder. Während seines Kunststudiums brachte sein Vater, der Fensterbauer war, mit dem Auto Bilder von Danny Hermann in eine Galerie nach Florenz. Er absolvierte zunächst eine Ausbildung als Mediengestalter, arbeitete im Bereich der Kreativwirtschaft und studierte an der Dresdner Kunsthochschule, erwarb 2016 sein Diplom als Bildender Künstler und war danach Meisterschüler bei Professor Ralf Kerbach bis 2019.

Danny Hermann hat 13 Jahre in Dresden gelebt in der Pirnaischen Vorstadt nahe der Hochschule und der Carolabrücke, die nun halb eingestürzt in der Elbe liegt, von wo man auch einen guten Blick auf die Altstadt hatte. Nach dem Studium wohnte er zusammen mit seiner Freundin in Gorbitz. Die neue Dachgeschosswohnung in Tharandt sei schon teurer als in Dresden, doch dafür haben sie nun mehr Platz auf insgesamt 74 Quadratmetern. Und beide haben ein eigenes Atelier. Die Bilder lagern auf dem Dachboden. Hinter dem weißen Wohngebäude an der Dresdner Straße erheben sich Felsen und Wald. Der Bahnhof ist nahe und damit eine gute Anbindung gegeben. „Wir wollen, wenn es geht, dauerhaft hier bleiben“, so Hermann. Seine Freundin Mandy Hegewald arbeitet als Grafikdesignerin und auch als Künstlerin, sie malt vorwiegend Landschaften und Tiere. In Danny Hermanns figürlicher Malerei fließen Reales und Fantastisches farbreich expressiv zusammen. Auf den ersten Blick wirken seine Bilder oft skurril, geheimnisvoll bis düster komisch. Bei näherem Hinsehen entdeckt man viele Bezüge zur heutigen Zeit.

Die Schätze der Gegenwart und Schönheit am Abgrund zeigen die Arbeiten in der derzeitigen Ausstellung „Home Sweet Home“ von Danny Hermann in der Galerie mit Weitblick in Radebeul, Obere Bergstraße 13 noch bis 22. Dezember. Die Wochenendgalerie unterhalb der Weinberge hat sonnnabends und sonntags von 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet.

Da thront in einem Bild ein Rabe in seinem Nest voll Müll, abstruse Plastikgewächse wuchern. Ein Mann wie ein Außerirdischer in Raumanzug, mit Erdkugelhelm, Schutzbrille und Gasmaske steht vor einem riesigen Pilz, ein anderer steckt in einer Zwangsjacke. Der Himmel ist für VIP`s reserviert, die Hölle steht allen offen in diesen ironisch und symbolreich auf die Welt blickenden Szenarien, in denen Mensch und Natur sich immer fremder werden. In seinen Bildern setzt Danny Hermann sich eindrucksvoll mit Social Media, digitalen Welten, künstlicher Intelligenz (KI), Natur und Umweltschutz auseinander. Zu seinen Anregern und Vorbildern zählt er neben Ralf Kerbach auch Wolfgang Petrick, ein Berliner Künstler, außerdem Edvard Munch und Marianne von Werefkin.

Danny Hermann ist außerdem ausgebildeter, ehrenamtlicher Waldameisenheger. Er zeigt eine Urkunde von einem Seminar der Akademie der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt und der Ameisenschutzwarte LV Sachsen e.V. aus diesem Jahr. Schon drei Rettungsumsiedlungen, bei denen die Nestbauten von Waldameisen umgesetzt werden an sichere Orte, führte Danny Hermann in Dresden und Umgebung durch. Schon von kleinauf interessieren ihn Insekten, Käfer, Schnecken. Warum gerade diese Kleinstlebewesen? „Vielleicht weil sie so wenig Beachtung finden“, so Hermann. „Ohne Waldameisen sterben irgendwann die Wälder, da sie die Borkenkäfer fressen und Samen verstreuen im Wald.“ Solch ein Ameisenstaat wäre auch mal ein interessantes Bildmotiv.

“Ich will nicht nur zu diesen Themen malen, sondern selber etwas aktiv zum Umweltschutz tun“, sagt Danny Hermann. Er möchte „mit der Kunst etwas bewirken, etwas Bleibendes schaffen und für künftige Generationen hinterlassen.“  Nächsten Sommer will er mit seiner Freundin zelten fahren nach Usedom, mit Malblock und Farben in der Natur, zwei Wochen komplett ohne Technik sein. Im neuen Atelier werden bald Bilder von der Burgruine und dem Tharandter Wald in Herbst- und Winterfarben entstehen. Außerdem sind zwei Ausstellungen geplant im „Urban Schidd“ in der Dresdner Neustadt und in der Zentralbibliothek im Kulturpalast Dresden im kommenden Jahr.

Text + Fotos (lv)

http://www.dannyhermann.de

Bilder voller Symbolik, Ausdruckskraft und grotesker Komik, die Denkanstöße geben wollen über eine Gegenwart, in der sich Mensch und Natur immer fremder werden, digitale Welten und KI auf dem Vormarsch sind. Galeristin und Künstlerin Dorothee Kuhbandner, hier bei der Ausstellungseröffnung im September, freut sich über diese besondere Ausstellung des ambitionierten, jungen Künstlers Danny Hermann.


„Der Hirte“, das Titelbild der Ausstellung von Danny Hermann in Radebeul und nach seinem Umzug von Dresden in seinem neuen Atelier in Tharandt.

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Premiere „Der Raub der Sabinerinnen“ in der Comödie Dresden

08 Dienstag Okt 2024

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Lebensart, Theater, Zwischenmenschliches

≈ Ein Kommentar


Die Freuden und Leiden des Theaterlebens: Komik und Dramatik, Leben und Bühne mischen sich köstlich mit viel Humor und Selbstironie in der Inszenierung „Der Raub der Sabinerinnen“ mit Tom Pauls in der Rolle des umtriebigen Theaterdirektors Emanuel Striese in der Comödie Dresden. Foto: Robert Jentzsch

Ein hochkomisch dramatisches Sittendrama im Erfolgstaumel

Der Komödienklassiker „Der Raub der Sabinerinnen“ hatte in einer Neubearbeitung von Peter Kube mit vielen aktuellen Bezügen rund um Theater und wirkliches Leben Premiere in der Comödie Dresden. Dort gab es auch ein Comeback für das Zwinger-Trio Dresden.

Ganz wie im echten Leben: Theater voller Liebe, Schmerz, Verderben und Sterben, zum Lachen und Heulen schön. So feierte der Komödienklassiker „Der Raub der Sabinerinnen“ frei nach Franz und Paul von Schönthan und dem Film von Kurt Hoffmann in einer Neubearbeitung von Peter Kube, der auch Regie führt und mitspielt, Premiere im September in der Comödie Dresden.

Mit viel Humor, Herzblut, Theaterzauber und Kampfgetöse kam die Inszenierung auf die Bühne. Komödie und Tragödie liegen nah beieinander mit vielen aktuellen Bezügen. In Trauerspielen zeige sich gerade sehr das wirkliche Leben. Sein oder Nichtsein, deklamiert Tom Pauls gleich zu Beginn heroisch als Hamlet im barocken Kostüm. Darum geht es buchstäblich auch mit seinem schwächelnden Wandertheater, das im in einem Dorfgasthof gerade für ein neues Stück probt. Pauls spielt den Theaterdirektor Emmanuel Striese mit mal zartbesaitetem Gemüt als Künstler und verteidigt scharf sein Theater, für das er alles tut. Eine Paraderolle für den Erzkomödianten Tom Pauls, der selbst ein Theater in Pirna führt. Urkomisch in breitem Sächsisch hält er die hehre Klassik hoch, die Kassengift heutzutage ist. Er zieht alle Register und ist erst zufrieden, wenn die Träne quillt beim Zuschauer. Ereifert sich über moderne Stücke, die keiner mehr versteht, penible, lebende Autoren, die einem erst den Mund wässrig reden mit neuen Stücken und dann ängstlich einen Rückzieher machen.

Das Publikum erlebt hautnah die Freuden und Leiden des Schauspielerlebens, wie aus dem hanebüchenen, trockenen Historienstück des Gymnasialprofessors Gollwitz ein hochkomisches, dramatisches Sittendrama aus dem alten Rom und Stück zur Gegenwart wird. Und außerdem wird weidlich die Liebe zum Theater, seine Magie und Kraft beschworen und gefeiert. Der „Raub der Sabinerinnen“ wurde letztmals 1999 in der Comödie Dresden gespielt mit Hans Teuscher, Alfred Müller und Günther Schubert. Dort gab es nun nach 25 Jahren ein großartiges Comeback mit dem Zwingertrio Dresden, bei dem Jürgen Haase als Kneiper und Römer, Peter Kube als biederer und um seinen Ruf besorgter Professor Gollwitz und Tom Pauls als leidenschaftlich gewiefter Theaterdirektor Striese gemeinsam auf der Bühne standen. In einer Szene singen sie zusammen adrett in Jacketts und mit Sonnenbrillen mit witzig hehrer Hingabe ein romantisches Lied „Ein Stern fällt vom Himmel…“.  Cornelia Kaupert spielt Luise, die Frau des Theaterdirektors ganz nach dem Motto: „Ich bin so jung wie ich mich schminke!“ Als taffe, erfolgshungrige Professorengattin überrascht Tine Josch, die von den Landesbühnen Sachsen „ausgeborgt“ ist.

Das Hausmädchen Rosa (Dorothea Kriegl) liest heimlich das Stück vom Raub der Sabinerinnen, weint vor Rührung, schwärmt davon dem Theaterdirektor vor und will am liebsten mitspielen. Der wittert gleich seine Chance und bringt das Stück über alle Hindernisse hinweg groß heraus, einfallsreich mit wenig Geld und Personal. In Bedrängnis fragt Striese: „Wollen wir die Römerschlacht weglassen, nur noch Blümchenkaffee und Eierschecke bringen?!“ Und bekommt Szenenapplaus. Herrlich komisch, wie die paar Darsteller als Römerheer mit weißen Umhängen, Pappschwertern und Rollatoren mit Pferdeköpfen aufmarschieren, im Kreis rings um die Bühne rein und raus gehen und wegrennen. Und schön wortwitzig wie sich das Hausmädchen Rosa und der Schauspieler Emil Sterneck (Erik Brünner) in einer Schlüsselszene näher kommen, Wie das Stück, das vermeintlich ein Reinfall ist, ein grandioser Erfolg wird, da Komik und Dramatik, Leben und Bühne sich mischen samt Einrichtungsgegenständen aus der Wohnung von Gollwitz. Kurioser Höhepunkt dabei ist der sprechende Papagei als römischer Kriegsadler auf goldbemaltem Schrubber. Reichlich Beifall vom Publikum gab es für einen hinreißenden, lebensprallen Theaterabend.

Text (lv)

http://www.comoedie-dresden.de

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Lilli Vostry

Ich bin als Freie Journalistin (Wort/Foto) seit 1992 in Dresden tätig. Schreibe für Tageszeitungen und Monatsmagazine vor allem Beiträge über Bildende Kunst, Theater, soziale Projekte und Zwischenmenschliches. Außerdem Lyrik und Kurzprosa. Bisher vier BilderGedichtKalender zusammen mit Künstlern veröffentlicht. Fernstudium Literarisches Schreiben im Herbst 2022 erfolgreich abgeschlossen, Schriftstellerdiplom. Kindheitstraum erfüllt. Fotografiere gern Menschen, Landschaften, besondere Momente.

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