König & Narr: „Bommel ab !“, Mischtechnik auf Kapak‚
„In Arkadien“: Schönheit und Zerstörung nah beieinander
Die Künstlerin Angela Hampel vor ihrer Bilderserie „Maskerade“
Lieber mit Maske als ohne Kunst: Thomas Bawolski, rühriger Galeriemitarbeiter, empfing die Besucher zur Ausstellungseröffnung.
Drei Gestalten mit Zipfelmütze, Maske und verschränkten Händen verkörpern
den „Corona-Kasper“.
Vieldeutig: „Die Königin und ihr Kasper“ Mensch-Tier-Paar
„Trio Infernale“ „Die kranke Katze“
„Selbst“ mit Pestmaske „Begegnung“
Frau mit Panther „Im Wald I“, sibirische Kreide auf Papier
Karnevalsmasken und Corona-Kasper
Märchenhaft, surreal und zugleich sehr gegenwärtig, wild, zärtlich, brutal und berührend treffen in starken Farbkontrasten vieldeutig Mensch-Tier-Paare, maskierte Gestalten und die leidende Kreatur aufeinander in der Ausstellung „36,6 Grad Celsius“ mit neuen Arbeiten von Angela Hampel in der Galerie Mitte. Eine der besten Ausstellungen mit ihrer Ausdruckskraft seit langem in Dresden! Sie wird wegen des Lockdown über den 30. Januar hinaus verlängert.
Die Königin und ihr Kasper. Tod und Harlekin und Maskerade mit und ohne Maske. Märchenhaft, aber auch sehr gegenwärtig und anspielungsreich setzt sich die Künstlerin Angela Hampel in ihrer im Dezember eröffneten Ausstellung „36,6 Grad Celsius“ mit der Corona-Krise und dem Verhältnis Mensch und Umwelt auseinander in der Galerie Mitte, Striesener Straße 49/1. Etage. Wegen dem erneuten Lockdown bleibt die Galerie vorerst wie viele Geschäfte bis 10. Januar geschlossen.
Ein intensiv farbiger, vieldeutiger, aberwitziger, dramatischer und nachdenklicher Figurenreigen voller Gegensätze begegnet dem Betrachter. In den Bildern, Malerei und Kohlezeichnungen sowie Objekten und bemalter Keramik prallen Schönheit, Wildheit, Zärtlichkeit, Gewalt, Geborgenheit, Schutz und Ausgeliefertsein in der Mensch- und Tierwelt ausdrucksstark aufeinander.
Der Ausstellungstitel bezieht sich auf die durchschnittliche Körpertemperatur des Menschen. Auf das Fiebermessen bei Corona-Tests. Der erhitzten Corona-Debatte setzt Angela Hampel ihre Kunstwerke entgegen, die dem Sinn und Ursprung von Masken nachgehen. Da sieht man eine Figurenserie mit Karnevalsmasken über den Augen. Drei graue Gestalten mit Zipfelmützen, weißen Masken und verschränkten Händen
verkörpern den „Corona-Kasper“. Ein Selbstbildnis zeigt Angela Hampel mit
Pestmaske auf dem Kopf.
Die Maske ablegen oder etwas verstecken
„Die Thematik Maske und Kasper gibt es schon länger in meinen Bildern. Die Maske ablegen oder etwas verstecken damit und jetzt hat sie noch mal eine andere Bedeutung als Corona-Maske“, sagt Angela Hampel (64). Mit dem Aufsetzen der Maske nehme sie Rücksicht auf andere Menschen und altersmäßig gehöre sie außerdem zur Risikogruppe. Bei den Debatten, ob über Virus, Umweltverschmutzung oder Rassismus, vermisse sie, dass diese die Probleme nicht an der Wurzel, den kapitalistischen Verhältnissen, packen.
„Alle starren auf das Virus. Diese Hysterie macht mir Angst. Während weiter Wälder abgeholzt werden, die exzessive Ausbeutung von Natur und Tieren weitergehen“, sagt sie besorgt. Die künstlerische Arbeit geht auch weiter im Lockdown. „Ich versuche mir eine gewisse Normalität zu erhalten, indem ich male oder im Garten die Vögel füttere“, so Angela Hampel.
Abgründiges und Arkadien liegen nah beieinander in ihren Arbeiten
Da begegnen einem immer wieder Mensch- und Tierpaare abwechselnd kraftvoll und verletzlich. Eine Frau mit Raubkatze auf dem Sprung im Wald und in liebevoller Umarmung. Ein Clown mit Rabe auf der Schulter, Mäusekönig, Damen mit Fisch und Gepard. Eine Jägerin und ein brennender Tiger, der sich schutzsuchend an sie klammert. Zwei rote Raubtiere in der Savanne, einer hält auf seiner Pfote vorsichtig eine kleine Maus. Eine Bilderserie „Schächten“ zeigt brutal, beklemmend und erschütternd die gequälte Kreatur. Bluttriefende Tierschädel, die Körper kopfüber aufgehängt und zwei Tierköpfe aneinander geschmiegt im Leid. Erschreckend findet Angela Hampel, dass die Schächtung auch hierzulande stattfindet und “restriktive Religionen wieder so eine große Rolle spielen.“
Sie weiß, dass mit Kunst die Welt nicht zu retten ist. “Doch ich glaube an die Kraft der Kunst etwas zu verändern“, sagt Angela Hampel. Sie gebe Denkanstöße mit ihren Bildern. Man könne kleine Dinge tun, ein Bäumchen pflanzen oder freundlich zu Tieren sein. „Man muss es immer wieder versuchen, darf nicht aufgeben. Das geht mich alles etwas an, meine Stadt, mein Land“, so Angela Hampel, „und im Osten haben wir noch etwas mehr Gemeinschaftssinn.“
Aufgrund des Lockdowns kann das am 7. Januar, um 19.30 Uhr geplante Künstlergespräch mit ihr nicht stattfinden. Die Ausstellung ist noch bis 30. Januar zu sehen. Wird der Lockdown weiter verlängert, bleibt sie darüber hinaus geöffnet. Interessierte können sich an die Galeristin Karin Weber telefonisch wenden unter 0179 – 29 79 552.
Text + Fotos (lv)
http://www.galerie-mitte.de
„Brennender Tiger“ Herzen als Zielscheibe: „Steckschuss“ und „Durchschuss“
Die gequälte Kreatur: Aus der Serie „Schächten I – V“, Mischtechnik auf Papier
Engel der Trauer und Erneuerung: „Verwandlung“
„Fass mich, lass mich“
„In der Savanne“
„Fackelträgerin“
Farbreicher Bilderreigen: Die kleinen Ölbilder von Angela Hampel spiegeln das Liebevolle, Beschützende und Dunkle, Bedrohliche im Verhältnis Mensch – Natur kraft- und sehnsuchtsvoll in Arbeiten wie: „Nach Süden“, „Im Meer“, „Kopf mit Fisch“, „Clown mit Rabe“, „Mäusekönig“, „Blaue Maus“.