Eine Szene aus der Inszenierung „Jubiläum – Eine Geisterstunde“ von George Tabori, aufgeführt von der Theatergruppe „Spielbrett“ unter Regie von Ulrich Schwarz. Foto: Tanja Grunert

Ein Spiel-Platz der Toten

Mit bissigem Witz und viel Kraft erzählt das Stück „Jubiläum – Eine Geisterstunde“ von George Tabori über den Umgang mit jüdischem Leben und Kultur in Vergangenheit und Gegenwart.

Die Akteure sind sehr stolz, mitteilen zu können, dass die Theatergruppe Spielbrett e.V. mit seiner Inszenierung „Jubiläum – Eine Geisterstunde“ von George Tabori für den Deutschen Amateurtheaterpreis 2024 des Bundesverbands Deutscher Amateurtheater nominiert ist. Die nächste Möglichkeit, diese Inszenierung zu sehen, ist der 9. Juni, 19 Uhr im Theaterhaus Rudi. Fechnerstraße 2a in Dresden.

George Taboris „Jubiläum“ feierte am 28. und 29. Januar 2023 in einer Aufführung der Theatergruppe Spielbrett unter Regie ihres künstlerischen Leiters Ulrich Schwarz Premiere im Theaterhaus Rudi in Dresden. Diese Inszenierung führt auf einen ganz besonderen Friedhof. Die letzte Nacht Geisterstunde auf einem Friedhof, der morgen eingeebnet werden soll für einen Spielplatz. Die Toten feiern Abschied und machen ihn schon jetzt zu ihrem Spiel-Platz. Da treffen der Musiker mit seiner Frau und der behinderten Nichte auf ein schwules Paar. Sie alle haben eines gemeinsam: sie sind alle Juden, ob sie wollen oder nicht. Und jeder hat seinen besonderen Tod gehabt, wohlgemerkt: nach der Hitler-Diktatur. Nun werden sie – wie so oft – geweckt durch den Grab schändenden Neonazi, der sonst dem unsterblichen Totengräber zur Hand geht.

Erinnern, was man vergessen möchte

Das Erinnerungsspiel beginnt: Die Toten wollen die letzten Chance nutzen: Sie feiern ihre vergangenen Jubiläen, damit diese nicht totgeschwiegen werden. Die Stichworte für ihre Geschichten liefert ihnen die Gegenwart – auch die Wut des Neonazis und
die Gleichgültigkeit des Friedhofsgärtners. Scheinbar finden sie erst dann Frieden, wenn sie an das erinnern, was sie lieber vergessen würden. Können sie erlöst werden? Wird ihr Fest des menschlichen Lebens das Totschweigen beenden? Und wurde in Auschwitz doch nur Brot gebacken?


Humor und Geschichte?

Taboris Humor, seine Kalauer und Schlüpfrigkeiten sind alles andere als politisch korrekt. Aber sie lösen die moralische Verkrampfung, die sich zwanghaft einstellt, wenn sich Deutsche mit ihrer Vergangenheit beschäftigen. Für Spielbrett ist es nicht der erste Ausflug in die Vergangenheit. Nach der „Deutschland-Trilogie“ (2006-2009) und dem „Heimatabend“ (2016) – möchte Spielbrett der deutschen Geschichte und Gegenwart erneut auf die Finger schauen. Denn das Thema Antisemitismus gehört noch lange nicht der Vergangenheit an: Erst jüngst schrieb DIE ZEIT, dass ‚Du Jude‘ zu den häufigsten Schimpfwörtern auf deutschen Schulhöfen gehöre. Spielbrett will mit Taboris bissigem Witz, seiner Kraft und dem herrlich politisch Unkorrektem seines Stücks zeigen, dass Erinnern vor dem Verfall schützt – auch vor dem moralischen.
„Jeder wirkliche Humor ist schwarz.“ (George Tabori).

Weitere Informationen gibt es unter http://www.spielbrett.info.

Text: Claudia Leutemann/ Öffentlichkeitsarbeit bei der Gruppe „Spielbrett“