Romania. Zoom in
Rumänien ist das Schwerpunktland der Leipziger Buchmesse 2018. Ein Programm-Ausblick.
Die Veranstalter von Rumänien – Schwerpunktland der Leipziger Buchmesse 2018 haben kürzlich auf der Frankfurter Buchmesse einen ersten Programmausblick gegeben. Rumänien, mit 20 Mio. Einwohnern das zweitgrößte Land im Osten der EU, möchte sich in Leipzig als Literaturland zeigen, das tief in der europäischen Kultur-Tradition verwurzelt ist und eine große Vielfalt zeitgenössischer wie klassischer literarischer Werke vorzustellen hat: Rund 30 Neuübersetzungen werden zur Leipziger Buchmesse erscheinen, viele von international bekannten Autorinnen und Autoren, sowie vier Anthologien mit Texten junger Schriftsteller, die erstmals ins Deutsche übersetzt werden. Über 30 rumänische Autorinnen und Autoren kommen zum Gastland-Auftritt nach Leipzig, der vor dem Hintergrund eines Jubiläums stattfinden wird: 2018 feiert Rumänien die 100. Wiederkehr der Gründung des modernen rumänischen Staates.
Lucian Romaşcanu, Kulturstaatsminister von Rumänien, hob hervor: „Wer zur Leipziger Buchmesse 2018 kommt, wird Zeuge eines wahren Booms rumänischer Literatur auf dem deutschen Buchmarkt: repräsentative Autoren, hochwertige Übersetzungen, bestangesehene deutsche Verlage! Und das ist erst der Anfang einer schönen Freundschaft zwischen unseren Buchmärkten. Ein Anfang, der in ein für unser Land symbolträchtiges Jahr fällt, da wir 100 Jahre seit der Entstehung des vereinigten Rumänien feiern.“
„Zur Leipziger Buchmesse 2018 werden wir einmal mehr ein Land lesen lernen. Ich freue mich schon jetzt sehr auf den Auftritt Rumäniens“, so Buchmessedirektor Oliver Zille. „Ich wünsche mir, dass die großartige Literatur beim Fachpublikum neues Interesse weckt und spannende Verbindungen entstehen lässt – und, dass unsere Besucher ein neues Land entdecken und lieben lernen. Die Länderauftritte der letzten Jahre haben gezeigt: Wenn Literatur sich stellvertretend für eine ganze Kultur auf der Leipziger Buchmesse präsentiert, begeistert das nicht nur unsere Messebesucher, sondern die ganze Stadt.“
Die Verbindung zwischen Rumänien und Deutschland ist historisch tief verwurzelt – Klausenburg, Hermannstadt in Siebenbürgen sind Städte, die von Deutschen vor über 850 Jahren aufgebaut und geprägt worden sind. Auch in Bukarest gibt es Spuren, die von der traditionellen Beziehung beider Länder zeugen: Im alten Handelsviertel, dem heutigen Szeneviertel der Stadt, befindet sich die Lipscani Straße, die Leipziger Straße.
S.E. Emil Hurezeanu, Botschafter von Rumänien in Deutschland führte aus: „Zwischen Bukarest und Leipzig gibt es lange Kultur- und Handelsbeziehungen. Kaufleute aus Deutschland stiegen schon im Mittelalter unterwegs zwischen Leipzig und dem Orient in Bukarest ab. Die Lipscani-Straße zeugt noch heute davon und ist ein Synonym für Handel und Wandel im Viertel des alten Hofes der Walachei-Prinzen. – Heute bauen wir gemeinsam am ‚Haus Europa‘. Das bedeutet vor allem Meinungsfreiheit in einem Rechtsstaat: eine Arena, die auch für Kulturschaffende angemessen ist! Zahlreiche rumänische Schriftsteller der jüngeren Generation begreifen sich mittlerweile als europäische, ja eigentlich globale Autoren, die auf Rumänisch schreiben.“
Mirel Talos, Vizepräsident des Rumänischen Kulturinstituts, erklärte: „Das Rumänische Kulturinstitut trägt durch vielfältige Projekte dazu bei, den deutsch-rumänischen Kulturaustausch zu fördern. Ein Zeichen dafür sind die zahlreichen deutschen Übersetzungen rumänischer Autorinnen und Autoren, die vom Nationalen Buchzentrum (als Teil des Rumänischen Kulturinstituts) finanziell gefördert worden sind. 2018 wird Rumänien als Ehrengast der Leipziger Buchmesse dem deutschen Publikum die rumänische zeitgenössische Literatur und einige seiner prominentesten Literaten näherbringen. Wir hoffen sehr, dass die beiden Länder ihre kulturellen Beziehungen in den kommenden Jahren noch vertiefen und die rumänische Präsenz im deutschsprachigen Raum weiter an Sichtbarkeit gewinnt.“
In Frankfurt wurden erste Autorinnen und Autoren genannt, die mit Neuerscheinungen zur Leipziger Buchmesse 2018 kommen: Dazu gehören die mehrfach preisgekrönte Schriftstellerin und Journalistin Gabriela Adameșteanu und der in Rumänien gefeierte, erstmals mit einem Roman ins Deutsche übersetzte Ștefan Agopian. Filip Florian ist dabei mit seinem neuen Roman „Die Tage des Königs“ (Matthes & Seitz), ebenso kommen der Schriftsteller und Drehbuchautor Florin Lăzărescu sowie der rumänisch-französische Autor und Journalist Matei Vișniec mit seiner Neuerscheinung „Theater“ (PalmArtPress). Varujan Vosganian, Politiker, Romanautor und Lyriker armenischer Abstammung, dessen Bestseller „Buch des Flüsterns“ (2013) international große Beachtung fand, wird in Leipzig den neuen Erzählungsband „Als die Welt ganz war“ (Zsolnay Verlag) vorstellen.
Außerdem kommen Schriftstellerinnen und Schriftsteller der jüngeren Generation nach Leipzig, deren Bücher, Gedichte oder Erzählungen aus Anlass des Leipziger Gastland-Auftritts das erste Mal ins Deutsche übersetzt werden: Lavinia Braniște, Lyrikerin und Prosaistin ist darunter, oder Catalin Mihuleac mit seinem Roman „Oxenberg und Bernstein“ (Zsolnay Verlag), der von der Ermordung tausender Juden durch rumänische Regierungstrupps mit deutscher Mithilfe in Iasi 1941 handelt.
Auch rumänische Klassiker werden in Leipzig mit Neuübersetzungen vertreten sein: Ion Luca Caragiale (1852-1912), der als bedeutendster Dramatiker Rumäniens gilt und als Begründer des komischen Theaters, zudem der Schriftsteller, Dramatiker und Direktor des Nationaltheaters Bukarest Liviu Rebreanu (1885-1944) sowie Lucian Blaga (1895-1961), vielfach preisgekrönter rumänischer Philosoph, Dichter, Wissenschaftler und Diplomat.
Mit Blick auf die Präsentation des Literaturlands Rumänien in Leipzig resümiert Schriftsteller und Drehbuchautor Florin Lazarescu: „Es vermittelt ein Gefühl der Sicherheit, wenn man als Gastland in Leipzig auftreten darf. Lesen Sie, welchen Autor Sie wollen, aber machen Sie sich klar: Erhielten Vertreter einer außerirdischen Zivilisation durch Zufall Zugang zu 20 bis 30 in den letzten zwanzig Jahren geschriebenen rumänischen Titeln, könnten sie daraus alles über Beziehungen, Emotionen und Auseinandersetzungen auf unserem Planeten erfahren – nur säßen sie möglicherweise einem Irrtum auf und würden meinen, die Rumänen seien der Nabel der Welt.“
Neben den Novitäten-Präsentationen sind zur Leipziger Buchmesse und zum Festival Leipzig liest Begegnungen mit weiteren renommierten Schriftstellern, mit Historikern, Soziologen und Illustratoren geplant sowie Debatten zu Zeitgeschichte und Literatur. Es soll eine Nacht der rumänischen Poesie geben sowie eine Fotografie-Ausstellung: Der Berliner Fotograf Marc Schröder zeigt Bilder Überlebender der deportieren deutschen Minderheit Rumäniens. Im Lichtspieltheater UT Connewitz ist bereits im Vorfeld der Messetage eine ganze Woche dem neuen rumänischen Film gewidmet.
Text: Julia Lücke/Pressebüro Leipziger Buchmesse
Nähere Informationen zu den neuen deutschen Übersetzungen rumänischer Literatur gibt es unter http://www.cultura.ro
Rumänien – Schwerpunktland der Leipziger Buchmesse 2018 wird veranstaltet vom Rumänischen Ministerium für Kultur und dem Rumänischen Kulturinstitut sowie der Leipziger Buchmesse in Zusammenarbeit mit TRADUKI, mit freundlicher Unterstützung durch die Botschaft von Rumänien in der Bundesrepublik Deutschland und das Goethe-Institut Bukarest.