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Kategorien-Archiv: Zwischenmenschliches

„Kunst: offen in Sachsen“: Seltene Emaille-Bildkunst von Günter Gläser & Natur-Bilder von Isolde Ziegenbalg in Radebeul

27 Samstag Mai 2023

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Bildende Kunst, Lebensart, Musik, Projekte, Zwischenmenschliches

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Farbenfrohe Emaillebilder, die zum Entdecken einladen und viel Lebensfreude ausstrahlen: Günter Gläser und seine Frau Karin freuen sich schon auf die Besucher beim diesjährigen „Kunst: offen in Sachsen“. Sa und So von 10 – 18 Uhr stehen Atelier & Bildergalerie bei ihnen offen.

Farbenfreudige Emaillebilder zu Pfingsten

Zum Schauen, Umherwandeln und Verweilen lädt Günter Gläser mit mehreren Künstlern zum „Kunst: offen in Sachsen“ ein und ist erstmals bei der Veranstaltung „Kunst geht in Radebeuler Gärten“ dabei.

Landschaften in farbreich beschwingten Formen. Sonnenblumen und Mohnblüten. Birkenstämme im Herbstlicht. Ein Blick auf den Weinberg Goldener Wagen und den Bismarckturm. Eine Bank am Seeufer. Wie ein Spaziergang durch die Jahreszeiten, an bekannte, nahe und fernere Orte von Radebeul bis Ontario in Kanada, an denen man wandeln, sich umschauen und verweilen kann, begegnen einem die Bilder von Günter Gläser. Das „fliegende Jahr“ spiegelt das Werden und Vergehen und Neuaufblühen in der Natur und im Leben. Es ist eine neue Arbeit aus diesem Jahr und war ähnlich auch schon als Titelbild auf einem der beiden Bildbände zum Leben und Schaffen des Radebeuler Meisters der Emaille-Bildkunst zu sehen. Einige Buchexemplare sind bei ihm noch erhältlich. Mit seinen 88 Jahren ist Günter Gläser immer noch schaffensfroh und die Gartenarbeit hält ihn außerdem vital und in Bewegung.

Beim nunmehr 19. „Kunst: offen in Sachsen“ stellen Günter Gläser und Isolde Ziegenbalg, eine Dresdner Künstlerin, an diesem Pfingstwochenende, am 27. und 28. Mai, jeweils von 10 bis 18 Uhr, ihre Bilder am Wohnsitz der Familie Gläser auf der Johannesstraße 12c in Radebeul aus. Er ist schon zum siebten Mal dabei. Isolde Ziegenbalg war viele Jahre als Porzellanmalerin in der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meißen tätig und geht seit mehr als 20 Jahren ihrer Leidenschaft für das freie Malen in Aquarell-, Acryl- und Öltechnik nach. Zwei Acrylbilder von ihr zeigen zwischen abstrakt und konkret Bäume lichtfunkelnd und bewegtes Meerrauschen. Auf dem Ateliertisch von Günter Gläser mit Blick in den Garten und ein Zitronenbäumchen liegt ein begonnenes Emaillebild mit fliegenden Möwen am Meer. Die Sonne scheint herein.

„Das eine Meerbild wird stürmisch und das andere sanft mit weißen Möwen“, sagt Günter Gläser. „Es fehlen noch vier Brände.“ Sechs bis acht Brände braucht es, bis die Bilder aus dem Ofen, die sich durch ihre strahlenden Farben und besondere Lichteffekte auszeichnen, fertig sind und den Betrachter erfreuen. Die aufwendige Prozedur der Herstellung erfordern viel Wissen, Umsicht, Erfahrung und Geduld. Günter Gläser stammt aus einer Handwerkerfamilie. Seit dem Seniorenalter vor über 20 Jahren widmet sich der frühere Diplomingenieur mit eigenem Büro mit Hingabe der heutzutage seltenen Emaille-Bildkunst. Er gibt sein Wissen gern an Interessierte weiter. Die Emaillebilder werden auf einer metallischen Grundlage von Kupfer, Silber oder Gold gebrannt, sind aus der Kunstgeschichte vergangener Jahrhunderte bekannt und ermöglichen durch Emaillefarben in über 100 Farbtönen eine Gestaltung in den Bildmotiven, die denen von Öl-, Acryl- und Aquarellbildern ähnlich ist. Da hängen Lebens-Sinnbilder, Pflanzliches und Figürliches nah beieinander an den Bilderwänden in Gläsers Wohnhaus. Adam und Eva unterm Apfelbaum, eine feurige Dame mit Paprika und Bacchus und Ariadne sitzen üppig prall auf einem Weinfass.

Ein farbenfrohes Emaillebild von Rudolf Sitte, von dem er einst zu dieser Kunstform angeregt wurde, ziert die Hausfassade von Günter Gläser. Mit seinen Werken möchte er „Lebensfreude und Optimismus weitergeben“. „Die Kunst bereitet mir Freude, gibt Kraft und Lebensmut“, sagt er. Außerdem wird Günter Gläser erstmals bei der Veranstaltung „Kunst geht in Radebeuler Gärten“ am 1. und 2. Juli jeweils von 13 bis 18 Uhr dabei sein. Mit ihm werden Isolde Ziegenbalg und Mauria Richter, eine Künstlerin und Architektin ihre Bilderstaffeleien im Garten am Haus aufstellen, umgeben von rot leuchtendem Mohn und rankenden Weinreben. Dort wird auch Rakukeramik von Heinz Lindner aus Gostewitz zu sehen sein, der außerdem mit Obertongesang und verschiedenen Klanginstrumenten die Besucher überraschen wird.

Text + Fotos (lv)

Weitere Infos:

http://www.bilder-aus-dem-ofen.de
http://www.ziegenbalg.de


Möwen im Anflug: Ein neues Meer-Bild liegt halb fertig auf dem Werkstattisch von Günter Gläser mit Blick in den Garten.
Blühendes in den Emaillebildern & draußen im Garten. Günter Gläser zeigt Acrylbilder von Isolde Ziegenbalg, einer Dresdner Künstlerin.
Im Garten am Haus werden zur Aktion „Kunst geht in Radebeuler Gärten“ Bilder-Staffeleien der bei Günter Gläser ausstellenden KünstlerInnen stehen und der Balkon wird zur Bildergalerie.

Zwischen Weinreben leuchten Mohnblumen.

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BilderAlbum: Gedicht-Lesung mit Lilli Vostry und Gabriel Jagieniak vor zauberhafter Kulisse im Hoflößnitz Radebeul

23 Dienstag Mai 2023

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Fotografie, Genießen, Lebensart, Musik, Poesie, Projekte, Tanz, Zwischenmenschliches

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Poesie & Musik inmitten der Natur. Einen schöneren Leseort kann es kaum geben: Lilli Vostry und Gabriel Jagieniak vor der Lesung auf der Terrasse vom Weinbaumuseum Hoflößnitz in Radebeul. Fotos (2): Matthias Starke,

Poesie und Musik im Zusammenklang mit der Natur

Mit der ersten Lyrik-Lesung seit langem an diesem Ort waren Lilli Vostry, freie Autorin und Gabriel Jagieniak am Akkordeon vor traumhafter Kulisse zum Internationalen Museumstag am vergangenen Sonntagnachmittag im Sächsischen Weinbaumuseum Hoflößnitz in Radebeul zu Gast. Schön war`s!

Schreiben bereitet Vergnügen. Lesen vor solch traumhafter Kulisse mit Blick auf die Weinberge wie im Sächsischen Weinbaumuseum Hoflößnitz in Radebeul noch mehr. Poesie, Musik und Naturgenuss gleichzeitig konnten die Besucher hier zum Internationalen Museumstag am vergangenen Sonntag nachmittag erleben. Bei der Gedicht-Lesung mit Musik „Vom Zauber endloser Anfänge“ der freien Autorin Lilli Vostry zusammen mit Gabriel Jagieniak am Akkordeon auf der Terrasse hinter dem Bergverwalterhaus, in dem regelmäßig Ausstellungen Bildender Künstler zu sehen sind.

Bezaubernd war es! Lesen unter dem Blätterdach großer Kastanienbäumen voll weißer Blütenkerzen an einem sonnigen Maitag. Blauer weiter Himmel und Wattewolken. Der Wind wehte Blüten auf den Tisch zu mir, auf`s Papier mit den Gedichten, die auch vom Blütenflug erzählen, und flogen weiter. Ein paar Gedicht-Seiten gleich hinterher, zu den Zuhörern. Eine Freundin hob sie auf und hielt sie. Ein schönes, bewegendes Zusammenspiel mit der Natur, Worten und Klängen, angeregt und wieder verbunden mit ihr, war diese Lesung.

Dies war die erste Lyrik-Lesung seit langem wieder. Das letzte Mal las an diesem Ort 1991 der bekannte Dichter Rainer Kunze, sagte Frank Andert, der Museumsleiter vom Hoflößnitz, der seit acht Jahren hier tätig ist, zu Beginn. Um so erfreulicher, dass wir diesen zauberhaften Leseort im Freien nun wiederbeleben konnten. Dieses kulturelle Angebot im Hoflößnitz muss sich wohl noch mehr herumsprechen. Die Werbung noch präsenter sein im Stadtbild, Aushänge auch in anderen Kultureinrichtungen wie Galerien, Bibliotheken, Läden und Cafés zu sehen sein. Der Leseort liegt auch etwas versteckt. Es war außerdem viel los an diesem Wochenende, die 30. Karl-May-Festtage in Radebeul und Internationales Dixieland-Festival in Dresden. Leise Töne haben es ohnehin schwer, gehört zu werden.

Einige Zuhörer kamen zufällig vom Spaziergang dort entlang und freuten sich über die Lesung in schöner Atmosphäre. Es war ein neugieriges, aufgeschlossenes, aufmerksam lauschendes Publikum. In der Pause gab es ofenfrischen Rhabarber- und Apfelkuchen für die Gäste wie immer bei meinen Lesungen. Poesie und Kuchen-Genuss, etwas für Geist und Sinne, gehören für mich zusammen.

Der Abschied nach fast zwei Stunden Musik & Poesie voller Lebensfreude, Träume und Fantasie zum Innehalten und Genießen inmitten blühender Bäume und schwungvoller Weinterrassen fiel schwer. Und es schwirren schon neue Gedichtideen umher und die Lust auf Fortsetzung der Lesung ist groß. Gern auch wieder hier im Hoflößnitz.

Text + Fotos (lv)

Herzlichen Dank für die Fotos auch an Kathrin Krüger und Andrea Dorschner.


Zauberhafter Leseort im Freien: Frank Andert, Museumsleiter im Hoflößnitz und Organisator vieler schöner Ausstellungen hier, ermöglichte die musikalische Gedicht-Lesung und hatte auch am Internationalen Museumstag im Gelände alle Hände voll zu tun, fand aber zwischendurch auch etwas Zeit für Muße und zum Schluss gab es für uns noch edlen Wein. Herzlichen Dank!
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Beschwingt: Ein Tänzchen gab es auch noch mit einer Freundin. Annette Richter ist Schauspielerin und las auch schon meine Gedichte. Das ist noch mal ein Erlebnis für sich, wie sie dann klingen.

Im Weinberg

Ein Zitronenfalter schwirrt
auf dem Weg zu den schon
saftig grünen Steinterrassen
weithin sichtbar
lila Flieder steht Spalier am Treppenaufgang
oberhalb vom Hoflößnitz
weht seinen Duft hinterher
zwischen Wiesenblumen und Gräsern
liegen zwei grau orangene Winzerhandschuhe im
Gras vor dunklen Rebstöcken aus denen
sich die ersten Blätter recken

am Tor thront ein goldener Wagen mit
Sonnenrädern der durch die Lüfte fliegt
darin steht der Wein- oder Sonnengott
in güldenem Gewand ein Traubenzepter
in der Hand
alle anderen nehmen die Treppe
viel Vergnügen ruft ein Mann mir zu
am Aufstieg

bis oben hin ergibt`s ein Jahr
für manche verfliegt`s im Nu
die Treppenläufer zieht es unentwegt
bergauf bergab
die 365 Stufen immer schneller weiter
hoch hinaus
die Zeit noch überrunden
wetteifern um Sekunden

oben am Spitzhaus angekommen
am Pavillon in dem weinselige und anstößige
Sprüche an den Wänden und Bänke für
Ausflügler stehen
verschnaufen die Treppenläufer kurz und der
Lößnitzdackel schnauft mit lustig gellendem
Pfiff und Glockenklang unten im Tal

im Weinberg weiter Blick blaue Weite
sattgrüne Wiesen und gelbe Felder bis
zum Horizont
der schlängelnde Fluss in sanftem Bogen
die gewölbten Weinhänge recken sich
ins Licht
der Bismarckturm von Bäumen beschirmt
oder umlagert

die dunklen Rebstöcke ragen knorrig und
grazil in den Himmel
senden ihre Zeichen jeder sieht anders aus
sie erinnern an springende und tanzende
Weingeister und Wächter die zwischen
den gespannten Reben stehen
und sie halten

im Wein kannst du dein Antlitz sehen
im Wein der anderen Herz erspähen
steht im Pavillon zu lesen
zurück aus dem Weinberg ins lauschige
Abendkonzert der Vögel hinein
irgendwo zwischen den Gärten in einem Lokal
tönt eine Kapelle Born to be wild
die Vögel hören`s und verschwinden
zwitschernd oder kichernd trunken vom
Blütenwein in den wippenden Blätterkronen

LV
11.5.2023

Glücksberauscht nach der Gedicht-Lesung vor traumhafter Kulisse im Hoflößnitz Radebeul.

Ofenfrischer Rhabarber- und Apfelkuchen: Poesie der Worte & Aromen.


Rezension von Kathrin Krüger zur Gedicht-Lesung von Lilli Vostry & Gabriel Jagieniak in der Sächsischen Zeitung, Radebeul.

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WortLust & Musizierfreude: Gedicht-Lesung mit Musik „Vom Zauber endloser Anfänge“ mit Lilli Vostry und Gabriel Jagieniak im Sächsischen Weinbaumuseum Hoflößnitz Radebeul

Hervorgehoben

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Genießen, Lebensart, Musik, Poesie, Projekte, Zwischenmenschliches

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Traumhafte Landschaft & weiter Blick & Zauber des Augenblicks: Lilli Vostry, Autorin und meinwortgarten-Inhaberin im Weinberg Goldener Wagen oberhalb vom Hoflößnitz in Radebeul.

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Von springenden und tanzenden Weingeistern

Mit ihrer neuen Gedicht-Lesung mit Musik „Vom Zauber endloser Anfänge“ sind Lilli Vostry, freie Autorin und Gabriel Jagieniak, Musiker, beide aus Dresden, am 21. Mai, 15.30 Uhr im Sächsischen Weinbaumuseum, Knohllweg 37, in Radebeul zu Gast. Eintritt frei.

Sonnenflecken im Wolkengrau. Ein kribbelndes Etwas liegt in der Luft. Was bleibt von diesem Tag, nur Zahlen oder eine Zauberformel?

Mit viel Wortlust und Musizierfreude kommt die neue Gedicht-Lesung „Vom Zauber endloser Anfänge“ mit Lilli Vostry, Autorin und Gabriel Jagieniak, Musiker daher. In zauberhafter Umgebung mit Blick auf die Weinberge von der Terrasse des Sächsischen Weinbaumuseum Hoflößnitz können die Besucher sie im Rahmen des Internationalen Museumstages am 21. Mai, um 15.30 Uhr erleben und den Trubel des Karl-May-Festes an diesem Wochenende eine Weile hinter sich lassen. Fantasiereich geht es auch bei uns zu! Abwechselnd fröhlich beschwingtes und leise, sehnsuchtsvolles Akkordeonspiel begleitet und mischt sich mit bilderreicher Poesie und erzählender Lyrik über die Veränderungen und Wandlungen im Leben und den Zauber des Augenblicks und Neubeginnens.

In den Gedichten geht es um Natur und Zwischenmenschliches. Sie erzählen von „Bildern im Kopf“, von der Liebe zu Kunst und Farben, vom „Garten Eden“, von der alten Weide vorm Fenster, kleinen Faltern, Wassergetier, Meer und Möwen, ungestümen Katzen, wildem Mohn und einem seltsamen Hörnertier. Natürlich gibt es auch ein Gedicht über den Weinberg oberhalb des Hoflößnitz, in dem es um den Wein- und Sonnengott, Winzerhandschuhe im Gras, springende und tanzende Weingeister in den Rebstöcken und Treppenläufer geht.

Lilli Vostry lebt und arbeitet als freie Journalistin, auch für die SZ, in Dresden
und schreibt seit zehn Jahren Lyrik. Sie hat bereits vier BilderGedichtKalender mit verschiedenen Künstlern im Zeitraum von 2013 bis `016 veröffentlicht.
Zu hören in diesem Programm sind frühe und neue Gedichte und Texte.

Gabriel Jagieniak (soundcloud.com/gabriel-jagieniak) bewegt mit seinem virtuosen Akkordeonspiel, mit und ohne Gesang, bekannten Melodien und eigenen Kompositionen, auf humorvolle Weise frei vorgetragen, immer wieder das Publikum.

Natürlich gibt`s in der Pause, neben edlem Rebensaft, auch wieder selbstgebackenen Rhabarber- und Apfelkuchen vom Blech zu genießen.

Wir freuen uns auf Euer Kommen.

Herzliche Grüsse
Lilli Vostry und Gabriel Jagieniak

Texte + Fotos (lv)

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Rhabarber – Ein Gedicht aus dem Backofen

Intensiv rote und zartgrüne
feste Stangen
wie Fernrohre der Blick
nach innen gerichtet

offenbaren nach dem Schälen
feinfaserig zerteilt und aufgelöst
in weiche Stücke beim Kochen
ihre eigenwillige Süße

die mich als Kind schon faszinierte
wenn ich meiner Großmutter in ihrer
geblümten Schürze zusah
wie aus den unscheinbar sperrigen Stielen
solch köstliches Kompott entstehen kann

in dem die Säfte der Natur
und feine Fäden verschmelzen
zu einem rosa fruchtigen Brei
betörender Duft kitzelt die Nase

die Aromen tanzen auf der Zunge
wie es Worte nicht vermögen
in ihrer unwiderstehlichen Mischung
aus herb sauer und frühlingssüß
auf ofenwarmen Teig
zur Feier des Lebens

LV
16.5.2020

(Dieses Gedicht & Rhabarberkuchen gab es zu meiner ersten Lesung vor drei Jahren in Dresden.)

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Premiere „Polnische Hochzeit“ von Joseph Beer in der Staatsoperette Dresden

19 Freitag Mai 2023

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Lebensart, Musik, Theater, Zwischenmenschliches

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Der Traum von Freiheit: Romantisch, bezaubernd, fast märchenhaft, surreal und doch auch mit aktuellen Bezügen erzählt die Operette „Polnische Hochzeit“ eine Liebesgeschichte überschattet von Vertreibung und Heimatlosigkeit.
Foto: Pawel Sosnowski

Melodram voller Herz und Humor

Heiter, mitreißend, romantisch, traurig und tröstlich zugleich kehrte mit der Operette „Polnische Hochzeit“ mit Musik von Joseph Beer ein vergessenes Meisterwerk als  deutsche Erstaufführung auf die Bühne der Staatsoperette Dresden zurück.

Wie ein „Dienstbote“ sieht er nicht aus, dieser „stolze Blick“! Zögert der Grenzposten. Ein älterer Mann erkennt den Sohn des Freiheitskämpfers Zagorsky und hilft ihm über die Grenze. Boleslav Zagorsky (herzergreifend und kraftvoll: Daniel Patakay) kehrt nach langem Exil nach Polen zurück, das von Russland besetzt ist, um das Gut seines Vaters zu übernehmen und seine Jugendliebe Jadja (lebensfroh: Steffi Lehmann) wiederzusehen. Mit der Operette „Polnische Hochzeit“ mit Musik von Joseph Beer und Libretto von Fritz Löhner-Beda und Alfred Grünwald, bei der Uraufführung 1937 in Zürich ein Übernachterfolg, feierte ein vergessenes Meisterwerk im April seine deutsche Erstaufführung in der Staatoperette Dresden im Kulturkraftwerk Mitte.

Vom ersten Moment an spannend und bewegend, kam eine Mischung aus melodramatischer Romanze, überschattet von Flucht, Verfolgung und Heimatsehnsucht und jiddischer Komödie (Regie: Julia Hübner,  musikalische Leitung: Johannes Pell) auf die Bühne. Bedrückend aktuelle Bilder gleich zu Beginn. Menschen in Decken gehüllt mit ihren Habseligkeiten sitzen wartend an der Grenze. Ein älterer Mann, Boleslav (Herbert G. Adami), schaut auf sein Leben zurück, am Bühnenrand stehend. Er zitiert ein Gedicht, nahegehend, mit brüchiger Stimme, „Kinderlied“ von Mascha Kaleko. „Wohin ich immer reise,/ich fahr nach Nirgendland./Die Koffer voll von Sehnsucht,/die Hände voll von Tand…“Es erzählt von der Sehnsucht nach einem Zuhause, ankommen.

Die Inszenierung kam im Wechsel von wehmütigen, heiteren und komischen Szenen, bezaubernden Liedern und mitreißenden Volkstänzen voller Lebensfreude, schwungvoll vom Orchester begleitet auf die Bühne. Gestaltet ist sie wie eine Showbühne, zwei fesche Mazurkatänzerinnen stehen als Figuren oben auf den Sockeln in rot weißen Farben und der Aufschrift Polska in der Mitte. Dort singen und tanzen die Darsteller, Chor und Ballett in farbenfrohen Trachten, die Frauen mit Blumenkränzen im Haar und die Herren mit Blumenhüten zu mal fröhlicher, romantischer und sehnsuchtsvoller Musik.

Da werden die Vorhänge auf und zugezogen, als Versteck für Stelldicheins der verliebten Paare, die sich im Mondschein treffen. Schön naiv-verträumt das Duett „Herz an Herz“, auf dem Bauch liegend wie auf einer Wiese, mit den Füßen in der Luft wippt Jadja neben Boleslav. Sie soll jedoch seinen derben Onkel Staschek (absurd-komisch: Elmar Andree) heiraten, der schon fünf Mal verheiratet war, der weder das von ihm verwaltete Erbe noch seine Braut hergeben will. Ein Lebemann, alter Hagestolz und Intrigant, der mit dem Regime und Geheimdienst zusammenarbeitet. Da turteln und streiten die energische Gutsverwalterin Suza, genannt Wildkatze (temperamentvoll und mit flotter Zunge: Jolana Slavikova) und der Freund des Hauses Casimir (trottelig-gutmütig: Andreas Sauerzapf). Sie hilft den Liebenden zu fliehen. Auf abenteuerliche Weise, mit einem alten Mofa Moped drehen Jadja und Boleslav ein paar Runden vorbei an der Hochzeitstafel und verschwinden.

Schön auch die Verwechslungsszene mit falscher Braut. Vor wundervoller Kulisse, mit luftig weißem Schleier, lichtdurchflutet an der Bühnenwand und verziert mit dunklen Blüten. Licht und Schatten immer nah beieinander. Gute Miene zum bösen Spiel. Feierlich wird die Braut angekleidet. Jadja bangt um das Leben ihres Liebsten, den der Onkel droht zu verraten und nach Sibirien verbannen zu lassen und willigt in die Hochzeit mit Staschek ein. Als der Onkel ihren Schleier lüftet, kommt zu seiner Überraschung eine Andere zum Vorschein. Suza veralbert und führt ihn köstlich hinters Licht, mal charmant und kratzbürstig bietet sie Staschek Paroli und treibt ihn fast zur Verzweiflung mit ihren Wünschen, bis er in die Scheidung einwilligt und endgültig von Frauen genug hat.

Immer mit einem lachenden und weinenden Auge, vergnügt, traurig, schwer und leicht leicht und klangberauschend kommt auch die Musik in der „Polnischen Hochzeit“ daher. Mit Operetten, Walzermelodien, Mazurka und Krakowiak, Chansons am Klavier, witzig- spöttisch quäkenden Klezmerklängen bis zum jazzig, sinnlich-verlockenden, freiheitsliebenden nächtlichen Katzenballett. Zum Schluss stehen zwei Paare an der Grenze. Abschied oder Neuanfang. Und der alte Boleslav steht dabei, traumversunken am Bühnenrand. Reichlich Beifall gab es vom Publikum für einen beschwingten Abend voller Kraft und Emotionen.

Text (lv)

Nächste Aufführung: 19.5., 19.30 Uhr.

Anschließend gibt`s feurig, mitreißende Balkan Beats mit DJ und Live-Band dort am 19.5., 22.30 Uhr bei der „Discorette im Foyer“ im Kraftwerk Mitte.

http://www.staatsoperette.de

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Ausstellung Gerda Lepke. Malerei und Peter Makolies. Skulpturen auf Schloss Burgk in Freital

09 Dienstag Mai 2023

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Bildende Kunst, Lebensart, Zwischenmenschliches

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Himmelweite Landschaften aus der Vogelperspektive & still versunkene Köpfe aus Feldstein: Die Künstlerin Gerda Lepke in der gemeinsamen Ausstellung mit Bildhauer Peter Makolies auf Schloss Burgk in Freital, die am Sonntag eröffnete.

Lebhaftes Zwiegespräch der Farben und Formen

Farbflirrende, kraftvolle Malerei und Zeichnungen von Gerda Lepke treffen auf kantige, weiche und still versunkene Skulpturen von Peter Makolies in einer gemeinsamen Ausstellung auf Schloss Burgk in Freital.

Der Himmel spannt sich groß und weit auf der Leinwand. Graublau getupft und wolkenbewegt, zerzaust. Davor ein versonnenes, in sich lächelndes Gesicht aus erdbraunem Feldstein. Ringsherum an den Wänden Bilder von Landschaften, mit Farbballungen und Linienschwüngen, die aneinander stoßen, ineinander fließen, zusammen schwingen und sich überlagern. Ein lebhaftes Zwiegespräch von Farben und Formen begegnet dem Betrachter in der Ausstellung „Gerda Lepke. Malerei und Peter Makolies. Skulpturen“, die in den Städtischen Sammlungen Freital auf Schloss Burgk mit reger Besucherresonanz am vergangenen Sonntag eröffnete.

Zu sehen ist eine Auswahl früher und neuer Werke einer Künstlerin und eines Künstlers, die viele Jahre in Dresden wirkten und sich schon lange kennen und schätzen. Die pulsierenden, farbflirrenden und fließenden Landschaften, expressiven Körperbilder und Porträts von Gerda Lepke treffen auf die still versunkenen, in sich ruhenden Skulpturen. Darunter glatte, weiche, kantige, trauernde und träumende Köpfe und Gesichter von Peter Makolies, die er oft aus schlichten Feldsteinen sichtbar werden lässt. Anfängliche Bedenken, die Arbeiten von Lepke und Makolies könnten nicht zueinander passen, verflogen beim Aufbau der Ausstellung. „Ihre Arbeiten vertragen sich, gehen Beziehungen ein und erzählen Geschichten“, sagte Kristin Gäbler, Leiterin der Städtischen Sammlungen Freital und Kuratorin der Ausstellung zur Eröffnung. Dazu passten die sphärischen, mal hellen, klaren, meditativen und jazzigen Klänge auf der Trompete und zeitversetzt, nachhallenden Electronics von Michael Gramm zur Einstimmung auf die Schau, deren Arbeiten teils stark kontrastieren, für sich stehen und in ihrer unruhigen, suchenden Bewegtheit und aufmerksamen, bewegten Stille ergänzen.

Die Arbeiten beider Künstler strahlen eine große Hinwendung und Verbundenheit mit der Natur, ihrer Schönheit und Erhabenheit, Stärke und Fragilität aus. Gerda Lepke wurde 1939 in Jena geboren und absolvierte eine Ausbildung zur Krankenschwester in Güstrow, bevor sie 1963 zum Abendstudium an die Kunsthochschule nach Dresden kam. Hier studierte sie von 1966 bis `71 Malerei und Grafik bei Gerhard Kettner, Herbert Kunze, Jutta Damme und Paul Michaelis. Seit 1971 arbeitet sie freischaffend in Dresden und lebt inzwischen in Wurgwitz. Gerda Lepke wurde als erste Künstlerin 1993 mit dem Kunstpreis der Stadt Dresden ausgezeichnet. Die Künstlerin malte mit großem Pinsel auf den am Boden liegenden Leinwänden und Blättern oft in der Natur und verwandelte das Gesehene in ein Bild, in dem Licht und Farbigkeit eine wesentliche Rolle spielen. Schon ihre frühen Arbeiten zeigen „Pflanzliches“ in meist erdigen, sonnigen, grünen und blauen Farbtönen. Elblandschaften, der Blick vom Laubegaster Ufer auf die gegenüberliegenden Elbhänge, Bäume, Büsche, Flussspiegelungen und Himmel sind ihre bevorzugten Motive. Außerdem zeigt sie frühe figürliche Ölbilder und luftig-leichte, farbige Feder- und Tuschzeichnungen und Aquarelle auf Japanpapier mit liegenden, schwebenden und tanzenden Frauenfiguren, ein großformatiges, reizvoll-sinnliches Bild „Nach barocker Plastik“ von 1999/2001, eine sehnsuchtsvolle Paar-Zeichnung zu einem Gedicht „Aranka“ von Wolfgang Borchert von 1989 und ein Christuskopf mit Dornenkrone von 2008.

Ein knorrig, dunkler Ast vor dem Atelierfenster, ein Pflaumenzweig und ein fesch-energisches Selbstbildnis mit Atelierhut, türkis umrandet, begegnen den markanten, steinernen Köpfen, spurenreich, feinfühlig und rau das Material, von Peter Makolies. Er wurde 1936 in Königsberg geboren und ist in Wölfis (Thüringen) aufgewachsen. Er absolvierte eine Steinmetzlehre in der Zwingerbauhütte Dresden von 1953 bis `56 und belegte Zeichenkurse an der Volkshochschule Dresden bei Jürgen Böttcher (Strawalde) mit Ralf Winkler (A.R. Penck), Peter Kaiser, Peter Herrmann und Peter Graf. Seit 1965 ist Peter Makolies als freier Bildhauer in Dresden und in der Denkmalpflege (bis 1975) tätig. 2001 begann seine Arbeit mit Feldsteinen. Zwei neue, kleine Skulpturen von Makolies stehen gleich im Eingangsraum, ein „Samurai“ aus Bronze und „Der blinde Prophet“ aus Pagodenstein von 2022, der vielsagend seine Hand aufs Herz hält. Die Ausstellung ist noch bis 9. Juli auf Schloss Burgk zu sehen.

Text + Fotos (lv)

Weitere Bilder folgen.

Geöffnet: Di bis Fr 12 bis 16 Uhr, Sa, So und Feiertag 10 bis 17 Uhr.

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Ausstellung „Unverzagt“ von Angela Hampel in der Galerie Mitte

08 Montag Mai 2023

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Bildende Kunst, Lebensart, Zwischenmenschliches

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„Im Eis“: Selbstbildnis von Angela Hampel. Zwei Engel vor dem Abflug, einer hält den anderen: Vor dem Bild steht Galeristin Karin Weber.

Wie Phönix aus der Asche

Eine Werkgruppe mit „Aschebildern“ zeigt die Künstlerin Angela Hampel erstmals in ihrer neuen Ausstellung „Unverzagt“ mit Malerei, Zeichnungen und Druckgrafik, die beeindruckend und berührend von Leben, Liebe, Tod und Vergänglichkeit erzählen in der Galerie Mitte.

Wie Phönix aus der Asche entsteigen weißgraue Figuren mit schattenhaften Gesichtern und fragiler, fast durchsichtiger Haut dem schwarzen Malgrund. Die Werkgruppe mit „Aschebildern“ ist erstmals zu sehen in der Ausstellung „Unverzagt“ mit Malerei, Zeichnungen und künstlerischer Druckgrafik von Angela Hampel in der Galerie Mitte, Striesener Str. 49 in Dresden (noch bis 10. Juni zu sehen).

Die Arbeiten sind in den letzten zwei Jahren entstanden. Versammelt sind Bilder mit Paaren., die sich halten oder mit Beeren beschenken, Selbstbildnisse, Frauen mit Tieren, Katze und Maus, Rabe, Fischen, Schlange und wilde Natur mit heulend sich umarmenden Wölfen und Raubkatzen. Das Selbstbildnis „Im Eis“ zeigt eine Frau mit Fellmütze inmitten einer Vogelschar, die sie schützen und wärmen vor der Kälte. Die Aschebilder beunruhigen und berühren mit ihren starken Hell-Dunkel-Kontrasten und ihrer zarten Verletzlichkeit. Mit Ruß und anderen Materialien hat sie auch schon gearbeitet. Das verbrannte Holz stammt von alten Apfelbäumen in ihrem Garten und war ihr zu schade, wegzuwerfen, erzählt Angela Hampel. So nahm sie die Asche zum Malen, verdünnt mit Zell-Leim. Das sei sehr arbeitsaufwendig, das Mischungsverhältnis muss stimmen, sonst zerfällt das Ganze. Sichtbar wird das Gezeichnete erst im Trocknungsprozess und ist damit auch künstlerisch reizvoll und überraschend.

„Asche entspricht auch der trüben Stimmung im Land, die Situation insgesamt sieht gerade mehr aschig aus“, sagt sie. Ihre Bilder spiegeln spannungsvoll die Gegensätze von Leben, Liebe, Tod und Vergänglichkeit. Schönes und Bedrohliches, Verführung und Verletzlichkeit, Sehnsucht nach Geborgenheit und Halt, Fressen und Gefressen werden nah beieinander. Neu ist eine vierteilige Figurengruppe „Der Querulant“ aus Schamotteton. Drei der kompakten Körper mit geschlossenen Augen liegen in eine Richtung ausgerichtet, einer liegt quer. Diese Arbeit nimmt ironisch den Herdentrieb und gleichgeschaltete Denkweisen auf`s Korn, so Angela Hampel.

Außerdem zeigt sie großformatige, farbkräftige figürliche Malerei. Wie das Bild „Das Schwein wird geschlachtet“, das über dem Sofa im Galerieraum hängt. Zwei Frauen halten auf der Leinwand die leidende, geschundene Kreatur.
Umgeben von zwei Landschaften, urig-stachligen Weiden und hohen, aufrecht am Hang stehenden Pappeln. Und ein großes Ölbild mit zwei Engeln, einer hält den anderen. Kräftige Flügel haben und brauchen sie in stürmischen, widrigen Zeiten. „Der Ausstellungstitel `Unverzagt` steht dafür, dass die Künstlerin weder links noch rechts schaut und immer ihren eigenen Weg gegangen ist. Ihre Arbeiten setzen sich immer mit geschlechterspezifischen, gesellschaftlichen Rollenzuweisungen von Männern und Frauen auseinander. Sie war und ist immer für eine Begegnung auf Augenhöhe“, sagt Galeristin Karin Weber (62). Sie kennt Angela Hampel seit 1984. Die 1956 in Räckelwitz geborene Künstlerin hat als Forstfacharbeiterin und Kraftfahrerin gearbeitet und studierte von 1977 bis 1982 an der Dresdner Kunsthochschule bei Prof. Jutta Damme und Dietmar Büttner. In diesem Jahr wurde Angela Hampel für ihr Schaffen mit dem Kunstpreis der Stadt Dresden 2023 ausgezeichnet, dotiert mit 7 000 Euro.

Ein Künstlergespräch mit ihr gibt es am 11. Mai, 19.30 Uhr in der Ausstellung  und zur Finissage am 9. Juni, 19.30 Uhr eine Lesung „Wechselhäcksel“ zwischen Róza Domascyna und Michael Wüstefeld.

Text + Fotos (lv)

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Buchpremiere zum Essayband „Geist und Müll. Von Denkweisen in postnormalen Zeiten“ von Guillaume Paoli in der Volksbühne Berlin

08 Montag Mai 2023

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Lebensart, Literatur, Zwischenmenschliches

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Archäologie der verdrängten Einsichten

Am 30. März ist der Essayband »Geist und Müll. Von Denkweisen in postnormalen Zeiten« von Guillaume Paoli erschienen.
Die Buchpremiere findet statt am Mittwoch, den 10. Mai um 20 Uhr im Roten Salon der Volksbühne (Linienstraße 227, 10178 Berlin).
Guillaume Paoli wird seine Texte vorstellen und mit Alexander Karschnia (Theatermacher und -wissenschaftler) darüber sprechen.
Eintrittskarten sind noch hier zu erwerben.

Guillaume Paolis Plädoyer für einen aufgeklärten Katastrophismus ist zugleich ein wütendes Manifest gegen den Bullshit: »Geist und Müll« räumt auf mit den leeren Sprechblasen, die uns den Blick verstellen und das gemeinsame Handeln angesichts des menschengemachten Desasters unmöglich machen. Nicht nur das Unheil erscheint unwirklich, sondern auch und vor allem der Alltag. Deshalb ist es höchste Zeit, Unruhe in die Debatte zu bringen und über die Bedingungen der Möglichkeit des Denkens heute zu reflektieren. In den Texten des ermüdenden Fortschrittsglaubens der 1960er- und 1970er-Jahre stößt Paoli bereits auf alles, was es zum Verständnis der Situation braucht. Sein Essay wird so zugleich zu einer Archäologie verdrängter Einsichten, zum Prolegomena einer Wissenschaft vom Müll sowie zu einer rigorosen Verurteilung unserer Gegenwart.

Guillaume Paoli: Geist und Müll
Von Denkweisen in postnormalen Zeiten
Hardcover mit Schutzumschlag
268 Seiten | 22 Euro | Buch bestellen | Leseprobe
Auch als Ebook erhältlich

 

Guillaume Paoli, 1959 in Frankreich geboren, lebt in Berlin und war Mitbegründer der Glücklichen Arbeitslosen, deren Manifeste 2002 unter dem Titel Mehr Zuckerbrot, weniger Peitsche erschienen, sowie Hausphilosoph im Leipziger Theater. Für Matthes & Seitz Berlin veranstaltete er in den letzten Jahren eine Diskussionsreihe im Roten Salon der Berliner Volksbühne.

Foto: © Renate Koßmann

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Leipziger Buchmesse: Großartiges Bücherfest & Die LeserInnen haben sich ihre Messe zurückerobert

01 Montag Mai 2023

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Kultur, Lebensart, Literatur, Projekte, Zwischenmenschliches

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UND WIE SIE GEFEHLT HAT!

274.000 Besucher:innen feierten die Literatur auf der Leipziger Buchmesse und dem Lesefest Leipzig liest

Es war ein großes Fest. Überall auf der Messe und in der Stadt war die Freude erlebbar: Die Leipziger Buchmesse ist zurück und mit ihr die Manga-Comic-Con und das Lesefest Leipzig liest. Ob bei den Preisverleihungen, Standeröffnungen oder Veranstaltungen – überall kam die Freude zum Ausdruck, nach drei Jahren endlich wieder die Messehallen öffnen und Lesebegeisterte wie Literaturschaffende nach Leipzig einladen zu können. 2.082 Aussteller:innen und Verlage aus 40 Ländern sowie mehr als 3.200 Mitwirkende aus aller Welt haben die vergangenen Tage und neuen Buchmesseformate wie die #buchbar, das Forum Offene Gesellschaft oder den JugendCampus UVERSE gestaltet.

Ob an den Verlagsständen, bei den Lesungen und Vorträgen, in den bunten Hallen der Manga-Comic-Con oder auch auf der Antiquariatsmesse und bei den 3.000 Veranstaltungen von Leipzig liest: Bücherfans, Schriftsteller:innen, Zeichner:innen, Verlagsvertreter:innen, Literaturkritiker:innen, Übersetzer:innen – alle, die Literatur bewegt und die Literatur bewegen, waren in dieser Woche in Leipzig zu Gast, um das Wort zu feiern und um die vergangenen drei Jahre nachzuholen.

„Ohne die Leipziger Buchmesse geht es nicht. Wie sehr sie allen gefehlt hat, zeigen die vielen emotionalen Worte, die in den vergangenen Tagen gefallen sind. Die Buchmesse war ein großes Fest der Literatur. Das zeigen die 274.000 Lesebegeisterten, die zur Leipziger Buchmesse und dem Lesefest Leipzig liest gekommen sind“, so Martin Buhl-Wagner, Geschäftsführer der Leipziger Messe.

„Was für ein Comeback! Die Leipziger Buchmesse hat aufs Beste bewiesen, warum sie im Bücherfrühling unentbehrlich ist. Nach drei Jahren schmerzvoller Pause hat sie sich erneut als bedeutendes Forum für die Branche und öffentliche Bühne für Bücher und das Lesen gezeigt“, so Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. „Leipzig versprüht Buchbegeisterung an jeder Ecke – das ist so wichtig, um gerade junge Menschen ans Lesen heranzuführen. Die Branche hat die Messe zum intensiven Austausch genutzt und konnte zeigen, wie engagiert und selbstbewusst sie trotz wirtschaftlicher Herausforderungen ist. Hochaktuelle politische Debatten wechselten sich ab mit Bildungsworkshops und großem Cosplay-Wettbewerb – das spiegelt die unglaubliche Vielfalt des Buchmarkts wider, die elementar für unsere Gesellschaft ist und die es unbedingt zu erhalten gilt.“

„Die Leser:innen haben sich ihre Messe zurückerobert“, so Oliver Zille, Direktor der Leipziger Buchmesse. „Die Branche ist begeistert, mit welcher Herzlichkeit und Entspanntheit das Bücherfest gefeiert wurde. Die Autor:innen sind glücklich, endlich wieder ihr Publikum persönlich getroffen zu haben. Der Schwung der letzten Tage gibt uns Rückenwind für alles Kommende.“

„meaoiswiamia“ – Gastland Österreich begeistert Tausende

„Das gemeinsame Wir“ steht auch im Zentrum des Auftritts des diesjährigen Gastlandes. Unter dem Motto „meaoiswiamia“ feierte Österreich die Vielfalt seiner Autor:innen, seiner Literatur und der Sprachen. Welche Vorteile es habe, mehrsprachig beziehungsweise mit mehreren Mundarten gleichzeitig aufzuwachsen, davon berichtete auch der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen im Rahmen der feierlichen Eröffnung der Buchmesse am Mittwochabend. Rund 200 Autor:innen aus Österreich kamen nach Leipzig, um am Gastlandstand, auf dem Messegelände sowie im Stadtgebiet bei rund 110 Veranstaltungen Einblicke in die österreichische Literatur und Kultur zu geben.

„Die Leipziger Buchmesse hat alle Vorstellungen übertroffen“, so Katja Gasser, künstlerische Leiterin des Gastlandauftritts. „Der größte Glücksmoment war, als zur Eröffnung unseres Gastlandstands kein Plätzchen frei blieb. Der Andrang, die Begeisterung, die übervollen Lesungen, das aufgeschlossene Publikum – einfach beglückend. Die Leute sind gern mit auf Entdeckungsreise gegangen, haben die 400 Quadratmeter ‚erwandert’ wie eine alpine Landschaft und sich auf Debatten eingelassen. Unsere Sprachskulptur ‚meaoiswiamia’ prägte die ganze Stadt. Gastland zu sein, ist eine große Verantwortung und ein Ereignis, das nachhallt – wie die gesamte Buchmesse. Deren Team hat in Leipzig wieder gezeigt, dass die Buchmesse ein gesellschaftlich relevanter Ort ist. Respekt!“

Zwischen den Zeilen, zwischen den Zeiten, über alle Grenzen

Die Partner des südosteuropäischen Literaturzusammenschlusses TRADUKI verstehen sich als Familie, die einander laut Nayden Todorov, dem Kulturminister Bulgariens, „zu besseren Nachbarn“ machen. Auf der TRADUKI-Kafana-Bühne und bei Veranstaltungen in der Stadt präsentierten sich mehr als 40 Autor:innen aus Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Kosovo, Kroatien, Montenegro, Nordmazedonien, Rumänien, Serbien und Slowenien und feierten die vielschichtige lebendige Literatur ihrer Länder.

Vom Schreiben in einem Land, das nur noch Gegenwart kennt

Vier Tage des Erinnerns, des Weiterdenkens und Neu-Gestaltens – vor allem durch den offenen Dialog miteinander: Von Donnerstag bis Sonntag trafen sich Journalist:innen, Autor:innen, Illustrator:innen, Kulturschaffende und Übersetzer:innen am Ukraine-Stand, um über die Literatur eines Landes zu sprechen, das um seine Existenz kämpft. Das Programm wurde vom Goethe-Institut in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Kunst- und Kulturmuseum Mystetskyi Arsenal (Art Arsenal), dem Ukrainischen Buchinstitut und dem Institut für die Wissenschaften vom Menschen sowie der Bundeszentrale für politische Bildung umgesetzt. Finanziert wurde der Stand durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, das Goethe-Institut sowie die Leipziger Buchmesse.

Oden an starke Frauen – die Preisträger:innen des Leipziger Buchpreises

Für den Preis der Leipziger Buchmesse wurden 465 Werke eingereicht. Drei Autor:innen erhielten am Donnerstag in der Glashalle vor einem großen Auditorium die Auszeichnung der Jury: Dinçer Güçyeter in der Kategorie Belletristik für sein Familienporträt „Unser Deutschlandmärchen“, Regina Scheer in der Kategorie Sachbuch/Essayistik für ihre Biographik „Bittere Brunnen. Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution“ und Johanna Schwering in der Kategorie Übersetzung für ihre Übersetzung des Buches „Die Cousinen“ der argentinischen Schriftstellerin Aurora Venturini. Zahlreiche weitere Preisverleihungen wie der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung, der Leipziger Lesekompass, der Alfred-Kerr-Preis, der Phantastikpreis Seraph, der Kurt-Wolff-Preis oder der Buchpreis Klimazukünfte 2050 würdigten ebenfalls herausragende Autor:innen und Verlage für ihre Arbeit.

Ein Iglu aus Luft, ein Forum für alle, mehr Raum für die Jugend – die neuen Buchmesseformate

Drei Jahre ohne Buchmesse bedeuten auch drei Jahre, in denen vieles angedacht, konzipiert und vorbereitet wurde, was diese Woche nun endlich erlebbar gemacht werden konnte. So schuf die neue #buchbar, der weiße luftgefüllte Quader, in der großen Messehalle eine Atmosphäre, die Autor:innen und Fans zum Bleiben einlud. Das Angebot, am „community table“ den 16 moderierten Tischgesprächen zu lauschen, wurde intensiv genutzt. Auch im neuen Forum Offene Gesellschaft trafen sich viele Menschen aller Altersklassen, um an den moderierten Publikumsdiskussionen teilzunehmen und konstruktive Fragen zu stellen. Die Gespräche waren sowohl kontroverser Natur, als beispielsweise Gerd Koenen und Harald Welzer mit Natascha Freundel über Deutschland, den Ukraine-Krieg und die Medien sprachen, aber auch informativ, als Daniela Sepeheri und Sanaz Azimipour über die feministische Revolution im Iran aufklärten. Sehr persönlich wurde es beim Bericht von Nava Ebrahimi und Tinashe Williamson über ihre Erfahrungen mit Rassismus und Identitätsfindung in der weißen Mehrheitsgesellschaft. Auch Fake News und Faktenchecks wurden von Bastian Schlange und David Schraven vom Correktiv Verlag thematisiert.

Das Ziel, Kinder fürs Lesen zu begeistern und ihnen den Stellenwert von Kultur und Demokratie zu vermitteln, hat der neue JugendCampus UVERSE in den vergangenen Tagen auf jeden Fall erreicht. Jugendliche, Eltern und ihre Kinder wie auch Schulklassen nahmen an den über 100 spannenden Workshops teil und erfuhren zum Beispiel mehr darüber, wie Kinderbücher entstehen, wie Algorithmen die mediale Wahrnehmung von Geschichte prägen, wie ihr eigener Körper funktioniert oder wie man sich in Gebärdensprache verständigt. Ein kunterbuntes Bild zeichnet das Finale der Buchhandelstour YOUR PLACE TO READ. Besucher:innen konnten ihre Lieblingsbuchhandlung an der Wand verewigen und kreierten damit eine Hommage an den stationären Buchhandel. 24 Stunden live von der Buchmesse berichtete erstmals buchmesse ON AIR – auf dem Leipziger Marktplatz und im Netz – und ermöglichte so allen Buchmessefans, die nicht nach Leipzig kommen konnten, dennoch dabei zu sein.

Endlich wieder vereint auf dem größten Lesefest Europas

Unter 3.000 Veranstaltungen fiel die Auswahl des persönlichen Programms bei Leipzig liest besonders schwer. Dazu trugen zahlreiche prominente Autor:innen bei wie Kirsten Boie, Jana Crämer, Ulrike Draesner, Sebastian Fitzek, Judith Hermann, Keri Kusabi, Maja Lunde, Teresa Präauer, Ralph Ruthe, David Safier, Helga Schubert, Brianna Wiest und Takis Würger. Auch Joachim Gauck, Bundespräsident a. D., stellte gemeinsam mit Co-Autorin Helga Hirsch sein neues Buch vor und sprach auf der ZDF-Bühne mit Jo Schück darüber, wie in den letzten Jahren so manche Gewissheit über die Stabilität unserer Demokratie verloren gegangen sei. Für Begeisterung bei ihren Fans sorgten Musiker wie Dirk von Lowtzow, Roland Kaiser oder Frank Schöbel. Internationale Stimmen präsentierten auch die Niederlande & Flandern, Gastland des kommenden Jahres, oder Portugal, Gastland 2021 und 2022.

Buchmesse als Fachmesse und wichtiger Indikator für die Trends der Branche

Bei den über 100 Fachveranstaltungen brachten sich die Branchenvertreter:innen auf den neuesten Stand und nutzten die Gelegenheit zum Austausch untereinander. Die Preise, die im Rahmen der Buchmesse verliehen werden, dienen den Buchhändler:innen als wichtige Indikatoren, welche Themen, Genre und Autor:innen aktuell den Ton angeben. Teil des Fachprogramms ist traditionell auch die Leipziger Autor:innenrunde, bei der Schreibende im Speed-Dating-Format bei 66 Tischgesprächsrunden ihre Erfahrungen miteinander teilten und sich von Referent:innen wie Hanna Aden, Friedrich Ani oder Tom Bresemann Empfehlungen geben ließen, auf was Publizierende besonders achten sollten.

Zahlreiche Manga-Fans auf knapp 30.000 Quadratmetern

Viele der Manga-, Anime-, Comic- und Cosplay-Liebhaber:innen kamen in aufwendigen Kostümen, um beim Cosplay-Wettbewerb am Samstag anzutreten, und setzten auch in den anderen Buchmessehallen farbenfrohe Akzente. Das Angebot der rund 400 Aussteller:innen an Artworks, Dojinshis und Comics sowie Postern, Stickern, Buttons, KaKAO-Karten und Merchandiseartikeln sowie die über 100 Veranstaltungen, darunter Workshops mit Olschi oder Yunuyei, verstanden es, dass Publikum gut zu unterhalten. Ein besonderes Highlight stellten die Lesungen und Signierstunden mit Ehrengästen wie Todd Nauck, Arild Midthun, RJ Barker, Ben Aaronovitch, Peter Eickmeyer oder Nicolas Mahler dar.

Text: Julia Lücke/Pressesprecherin Leipziger Buchmesse

Leipziger Buchmesse im Internet:
www.leipziger-buchmesse.de
www.preis-der-leipziger-buchmesse.de
https://blog.leipziger-buchmesse.de/

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Unterwegs auf der Leipziger Buchmesse: Bettler auf dem Weg & Büchermenschen & Büchernarren mit Lust, Leidenschaft, Fantasie und Anspruch

29 Samstag Apr 2023

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Bildende Kunst, Kurzgeschichten, Lebensart, Literatur, Poesie, Projekte, Zwischenmenschliches

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Neue, spannende & wagemutige Bücher zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Utopie: Die Anwärter auf den Preis der Leipziger Buchmesse in den Kategorien Sachbuch, Übersetzung und Belletristik.


Lesung & Gespräch mit Judith Herrmann aus ihrem neuen Buch „Wir hätten uns alles gesagt“, in dem es um verpasste Gelegenheiten, Kommunikation und Schreiben geht.


Viel Interesse & Aufmerksamkeit fand auch das Gespräch mit der russischen Dichterin Maria Stepanowa, die mit dem Preis der europäischen Verständigung zu Beginn der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet wurde.


Vielfältige sächsische Bücherwelt: 20 Verlage, ausgezeichnet mit dem Sächsischen Verlagspreis 2022, sind auf der Leipziger Buchmesse vertreten und werden in einer Broschüre mit ihren kreativen, engagierten, identitätsstiftenden und zukunftsorientierten Buchangeboten vorgestellt. Die Bandbreite reicht von Romanen, Lyrik, Kinder- und Jugendbüchern, Hörbüchern, Sachtexten, sorbischer Literatur, theologischen Werken, afrikanischer Literatur, jüdischen Themen, sächsischer Geschichte, Kunsthistorie bis zu handgefertigten Bücherunikaten.


Der neue Preisträger der Leipziger Buchmesse für Belletristik steht fest: Dincer Gücyeter für sein Buch „Unser Deutschlandmärchen“, erschienen bei Mikrotext, in dem er ein „Familienporträt in kräftigen Farben zeichnet, eine wütende Suche nach einer eigenen Sprache und Heimat“, steht in der Broschüre mit den insgesamt 17 Nominierten für den Buchpreis. Gücyeter stammt aus einer anatolischen Familie und wurde 1979 in Nettetal in Deutschland geboren. Er ist Theatermacher, Lyriker, Herausgeber und Verleger. 2012 gründete er seinen Elif Verlag, den er bis heute als Gabelstaplerfahrer in Teilzeit finanziert.


Vorliebe für Bücher mit Geschichte(n) und Kunst: Lars Skowronski ist Historiker und betreute während der Leipziger Buchmesse den Stand vom Verlag C & N Berlin und wirkt mit in dessen Projekten.


Besondere, schöne und unbequeme Bücher zur Geschichte in Europa & Kunstbücher und -projekte mit internationalen KünstlerInnen initiiert Verleger Ludwig Norz vom Verlag C & N Berlin.

Tierisch nachhaltige Bücher mit lustig, beflügelndem Maskottchen, dem Blaufußteufel, einem Vogel, der auf den Galapagos-Inseln zu Hause ist: Der CalmeMara Verlag aus Bielefeld fällt auf mit seinem Stand mit Meerrauschen, dem man im Liegestuhl lauschen kann und dazu liebe- und fantasievoll erzählte und illustrierte, wahre Tiergeschichten aus aller Welt entdecken und lesen. Toll auch: Ein Teil des Erlöses aus dem Bücherverkauf kommt den Tieren und sozialen Projekten im Bielefelder Begegnungs- und Gnadenhof Dorf Sentana zugute, in dem alte, kranke und verstoßene Tiere ein Zuhause finden.

Die Sehnsucht sich mitzuteilen und gesehen zu werden

Trubel im BücherReich der Leipziger Buchmesse vom ersten Tag am Donnerstag an. Noch bis Sonntag, von 10 bis 18 Uhr, lockt ein reichhaltiges Angebot mit vielen Neuerscheinungen und Entdeckungen für kleine und große Besucher. Doch wie erreicht man auch die Menschen, denen der Zugang zum Buch schwer fällt aus sozialen Gründen?

Große Vorfreude, erwartungsvolle Gesichter auf den Bahnsteigen. Der Zug setzt sich in Bewegung, irgendwie kommen alle mit und dann strömen alle hinaus, mitten hinein ins Abenteuer Leipziger Buchmesse. Jeder sieht und erlebt es auf seine eigene Weise. Lang vermisstes und zurück erobertes Terrain oder Neuland. Wo Bücher aufgeschlagen werden, werden Träume wahr, tun sich ganze Welten auf, scheint alles möglich. Wundervolles, Fantastisches, Schönes, Lebensfrohes, Erschreckendes, Bedenkliches nah beieinander. Es beginnt an der Endhaltestelle Richtung Messegelände, die auf einmal als Anfang oder Endstation Sehnsucht erscheint.

Während scharenweise Besucher schnurstracks zur Buchmesse eilen, geschäftig, neugierig und quirlig, Erwachsene und Schülergruppen, hat sich ausgerechnet dort am Ausgang des Bahnhofs ein Mann niedergelassen. Unter der Bahnhofsbrücke liegt er auf einer Decke und der Trubel geht buchstäblich an ihm vorbei. Vor ihm steht ein Teller mit ein paar Münzen. Keiner beachtet ihn und auch er scheint völlig in seiner Welt zu sein. Träumt oder dämmert vor sich hin. Was wäre, wenn er plötzlich ein Buch in die Hand bekäme?! Würde er es nehmen, hinein schauen und sich daran festhalten für einen Moment? Oder ist er nur auf die Münzen aus, weil gerade viele hier vorbeikommen?

Weiß er überhaupt, dass wieder Leipziger Buchmesse ist, das erste Mal seit drei Jahren nach der coronabedingten Pause? Wäre es möglich, auch Menschen wie ihm, die in Not und am Boden sind, nicht mehr weiterwissen und sich keine Eintrittskarte leisten können, den Zugang zur Welt der Bücher, die doch für alle gedacht ist, zu ermöglichen?

Das Angebot ist reichhaltig in den fünf Hallen, der Zuspruch auf die Lesungen und Andrang an den Ständen der Verlage, zumeist der größeren, publikumswirksamen, erfreulich und beachtlich. Die Verlockung groß, hier und da hängenzubleiben und eine Herausforderung, in der Fülle das für sich zu finden, was einen wirklich anspricht und nicht nur berieseln und unterhalten zu lassen vom großen, bunten Bücherreigen und den vielen Veranstaltungen. Um die Fülle der Möglichkeiten, fiktive und echte Wahrheiten und Wirklichkeit geht es auch im neuen Buch von Judith Herrmann „Wir hätten uns alles gesagt“ (erschienen im S. Fischer Verlag und auch als Hörbuch, von ihr selbst gelesen). Es ist ein „Hätte“ der verpassten Gelegenheiten, eine Situation, in die man nicht so schnell noch mal kommen wird. Ebenso wie die Schwierigkeit, im Gespräch auf einen Punkt zu kommen, sagte Judith Herrmann im Gespräch mit Moderator Carsten Tesch von MDRKultur. Es soll aber immer auch eine Leerstelle, eine Lücke, ein Geheimnis geben für die alleinige Wahrnehmung des Lesers. „Die Sehnsucht sich mitzuteilen und die Sehnsucht, sich zu verschweigen“, beides ist ihr wichtig beim Schreiben. „Ich bin froh, dass es kein finales Zufriedensein geben kann, sondern immer eine neue Sehnsucht. Wenn ich angekommen bin, will ich immer weiter.“

Die russische, in Berlin lebende Dichterin Maria Stepanowa wurde mit  dem diesjährigen Preis der europäischen Verständigung der Leipziger Buchmesse, dotiert mit 20 000 Euro ausgezeichnet für ihren Gedichtband „Mädchen ohne Kleider“. Sie gab einen Blick in ihre Poesiewerkstatt. Sie interessiere sich zeit ihres Lebens für große Fragen wie der Tod und was danach geschieht und der Krieg und was davor geschieht, sagte sie. Sie hat einen Appell unterschrieben, in dem ihre Landsleute aufgerufen werden, den Krieg Russlands gegen die Ukraine zu beenden. „Die russische Poesie war immer geprägt zwischen Widerstand und dem Regime, dem Staat, der sich diese Stimme zu eigen machte oder Literaten wurden verbannt, wenn sie die Weltsprache der Poesie in ihren Texten sprachen“, so Stepanowa. Sie glaubt, dass der Krieg die Sprache komplett verändert. Gerade die russische, die voll sei mit Metaphern, Begriffen und Worten aus den Kriegen vieler Jahrhunderte, die nicht mehr verwendet werden können. Es entstehen immer wieder neue Bilder des Krieges und das sei heute buchstäblich explosiv. „Wir dürfen uns nicht daran gewöhnen, sondern müssen handeln“, sagte sie unter dem Beifall der Zuhörer. Es gibt auch einen Buchstand mit Literatur aus der Ukraine gemeinsam mit Balkanländern. Gegenüber geht die Bücherreise nach Portugal, das letztes Jahr Gastland auf der – virtuellen – Buchmesse in Leipzig war. Ein Stück weiter ist neue Literatur aus Österreich zu entdecken, dem  diesjährigen Gastland der Buchmesse.

Es gab auch schöne, zufällige und überraschende, anspornende und anregende Begegnungen mit Büchermachern, Büchernarren, Kunst- und Poesieliebhabern und Verlegern, wie Ludwig Norz vom Verlag C & N Berlin und Wolfgang Allinger, Herausgeber des Literaturmagazins Wortschau und gleichnamigem Verlag aus Neustadt/Rheinland-Pfalz. Ein Blickfang am Buchstand des Verlages C & N Berlin sind die leuchtendfarbigen Bilder, Zeichnungen, Mischtechniken, Grafiken und unikaten Künstlerbücher, die bei Projekten des Vereins Fantom e.V. Berlin – einem Netzwerk für Kunst und Geschichte(n) mit internationalen Künstlern entstanden sind. Darunter Bilder von Oscar Castillo, einem mexikanischen, in Berlin lebenden Künstler. „Über den Verein haben wir außerdem eine enge Partnerschaft mit rumänischen Künstlern“, erzählt Verleger Ludwig Norz, dessen Urgroßvater bereits einen Verlag in Brüssel hatte. Norz wurde in Bukarest geboren. Ein Teil seiner Familie lebt in Südtitol. Zusammen mit einem Schulfreund, Constantin Chirita, dessen Vater einer der bekanntesten rumänischen Schriftsteller war, gründete Ludwig Norz den kleinen Verlag in Berlin.

Die ersten Texte wurden nach einem Historikertreffen vor 20 Jahren in Berlin publiziert, in denen es um den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen ging. Es sind ungewöhnliche, auch unbequeme, bewegende Bücher zu Themen der Geschichte, die sie beschäftigen und in Buchform herausbringen für die Nachwelt. Wie das Fotobuch „Nahaufnahme“ – über das Schicksal der Lebensborn-Kinder von deutschen Soldaten und norwegischen Frauen 1940 bis 1945, mit Porträts von Einar Bangsund und  Gedichten von Julia de Boor. Oder das Buch „Verwünscht geboren – Kriegskinder“ von Jean Paul Picaper, ein französischer Journalist, der die Schicksale von Kindern erzählt, die aus heimlichen Liebesbeziehungen zwischen Französinnen und deutschen Soldaten während der NS-Zeit in Frankreich stammen und nach ihren deutschen Vätern suchten. Ein bis zwei Bücher erscheinen im Jahr im Verlag C & N. Reiner David hat  hier ein Buch mit dem Titel „Reisen – Sammeln – Ordnen“ herausgebracht, in dem der Autor einen Überblick über die Geschichte und die Technik der Druckgraphik von 1510 bis 1870 gibt. Reiner David hat seine kleine Sammlung bei vielen Reisen, meist mit dem Boot, auf den Flohmärkten Europas zusammengetragen. Ein Buchexemplar mit den darin enthaltenen druckgrafischen Raritäten liegt auch im Kupferstichkabinett Berlin. „Wir sind Büchernarren im Verlag“, sagt Ludwig Norz, die neben dem Broterwerb etwa als Angestellter in einem Bundesarchiv ihrer Passion nachgehen. Die Bücher werden teils selbst finanziert von den Autoren wie das Buch mit Druckgrafiken von Reiner David. „Wir haben außerdem einen Freiraum für Kunst und Kultur in einem Haus angemietet, der Eigentümer ist sehr kulturaffin, in der Nähe vom Kudamm. Mit einer Galerie für Ausstellungen, Lesungen und einer Gästewohnung“, erzählt Norz. Eine neue Lesereihe unter dem Motto „Lebenswege“ organisiert Slavica Klimkowsky, eine Autorin. Im Programm stehen zeitgenössische Lyrik und Prosa ebenso wie Lesungen und Gespräche mit Zeitzeugen zu geschichtlichen Themen meist sonntags in der Galerie des Vereins Fantom e.V. auf der Hektorstraße 9 – 10 in Berlin. Das Projekt wird gefördert im Rahmen von „Neustart Kultur“. Diesen Sommer werden sieben Künstler aus verschiedenen Ländern zweieinhalb Monate lang, von Juli bis September, wieder gemeinsam arbeiten in der Galerie des Fantom e.V. Die letztes Jahr entstandenen Arbeiten zum Thema „Sensibilität“, darunter farbige Abdrücke von Händen, ihren Lebenslinien und Gesichter hängen auf langen Papierbahnen an der Wand am Buchmessestand.

Wer schon lange den Traum vom eigenen Buch hegt, findet ebenfalls Angebote und Anregungen auf der Leipziger Buchmesse. Zu warten, bis man entdeckt wird oder der passende Verlag einen findet, braucht großes Glück und ist eher selten. Man kann als AutorIn im Selbstverlag veröffentlichen oder einen Verlag suchen. Literareon ist ein Verlag für Autoren und aus München nach Leipzig gekommen. „Unser Verlag sieht sich als Dienstleister für Autoren, nach deren Ideen und Wünschen das Buch umgesetzt wird“, sagt Matthias Hoffmann, Geschäftsführer von Literareon im utzverlag. Er stellt seine Frühjahrsnovitäten 2023 vor. Darunter Romane, Erzählungen, Lyrik, Fantasy, Geschichts- und Reisebücher. Der Verlag bietet ein kostenloses Manuskriptgutachten, kümmert sich um Korrektorat, Lektorat und Buchgestaltung, Druck, Vertrieb und Marketing. Jedes Buch wird individuell kalkuliert, der Preis richtet sich nach dem Umfang des Manuskriptes und nach den gewünschten Leistungen.

Man bezahlt das Buch selbst – ab 2 – 3 000 Euro ohne Illustrationen geht es los. Seufz. Die wollen erst mal verdient sein als freie Journalistin! Da bräuchte ich schon einen großzügigen Mäzen oder andere Fördermöglichkeit für meinen ersehnten, ersten Lyrikband. Man behält als Autor die Urheberrechte und erhält den kompletten Verlagsgewinn aus dem Verkauf des Buches, so Hoffmann. Es gebe bei Literareon außerdem keine versteckten Kosten wie etwa bei Zuschuss-Verlagen, die eine Beteiligung an den Druckkosten von den Autoren verlangen und dort können sie auch nicht mehr mitbestimmen über die Herstellung, sondern der Verleger. Alle Serviceleistungen sind transparent und individuell kombinierbar. Bisher hat der Verlag Literarareon bereits mehreren hundert Autoren bei der Veröffentlichung ihres Buches hilfreich zur Seite gestanden, steht in dessen Flyer. Als Kostprobe gibt Matthias Hoffmann mir ein Buch mit dem Titel „Zweites Gesicht“, eine Anthologie mit Texten aus dem Kurzgeschichten-Wettbewerb 2023 des Verlages mit auf den Weg.

Mehr Text zum Buchmessen-Rundgang und Entdeckungen folgen.

Text + Fotos (lv)

In diesem Beitrag vorgestellte Verlage & wo sie zu finden sind auf der Leipziger Buchmesse:

Literareron im utzverlag:                      Halle 4, Stand A110
Verlag C & N Berlin:                             Halle 4, Stand D304
Calemara Verlag:                                 Halle 3, Stand B104
eta Verlag:                                          Halle 5, Stand E220
Mirabilis Verlag + Wortschau Verlag       Halle 5, Stand D210


Verleger mit viel Herzblut und Leidenschaft für gute Bücher und Herausgeber des Literaturmagazins „Wortschau“ mit Poesie & Kunst: Wolfgang Allinger vom Wortschau Verlag aus Neustadt/Rheinland-Pfalz. Er teilt sich einen Buchstand mit dem mit dem Sächsischen Verlagspreis 20022 ausgezeichneten Mirabilis Verlag, der in Klipphausen/Miltitz bei Meißen ansässig ist und den Barbara Miklaw seit 2011 betreibt. Sie hat ebenfalls eine Vorliebe für schön gestaltete, kunstvolle Bücher, Erzählungen und Romane, die oft mit Zeichnungen, Grafiken und Fotografien versehen ein besonderes Leseerlebnis bieten.


Glücklich im BücherReich: meinwortgarten.com Inhaberin Lilli Vostry hatte schöne, zufällige und inspirierende Begegnungen mit Büchermenschen, Kunst- und Poesieliebhabern und nahm Anregungen mit, um den Traum vom ersten, eigenen Gedicht-Band wahr werden zu lassen.

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Leipziger Buchmesse: Der diesjährige Preisträger für Belletristik heißt Dincer Gücyeter für sein Buch „Unser Deutschlandmärchen“

28 Freitag Apr 2023

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Lebensart, Literatur, Projekte, Zwischenmenschliches

≈ Ein Kommentar

Ausgezeichnet mit dem diesjährigen Preis der Leipziger Buchmesse: Dinçer Güçyeter, Regina Scheer und Johanna SchweringEndlich wieder Buchmesse – endlich wieder eine Preisverleihung mit applaudierenden Gästen in der Glashalle und glücklichen Preisträger:innen auf der großen Bühne, deren Freude über die Auszeichnung man sehen und erleben kann. Die siebenköpfige Jury kürte am Donnerstag in der Kategorie Belletristik Dinçer Güçyeter für sein Familienportrait „Unser Deutschlandmärchen“. Der Preis in der Kategorie Sachbuch/Essayistik ging an Regina Scheer für ihre teilnehmende Biographik „Bittere Brunnen. Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution“. In der Kategorie Übersetzung wurde Johanna Schwering für ihre Übersetzung des Buches „Die Cousinen“ der argentinischen Schriftstellerin Aurora Venturini geehrt. Die Leipziger Buchmesse lockt noch dieses Wochenende mit vielen Neuerscheinungen und Erlebnissen rund um`s Buch.

Kategorie Belletristik

Dinçer Güçyeter | „Unser Deutschlandmärchen“ | mikrotext

Zur Begründung:

Traditionell wie innovativ queer erzählt, reißt einen diese Einwanderergeschichte mit ihrer Emotionalität und großen politischen Bedeutung von Anfang an mit. Der Roman blickt auf deutsche und europäische Verhältnisse, lässt die Worte zum Himmel fliegen, spart aber gleichzeitig die Demütigungen am Boden nicht aus. Dinçer Güçyeter fängt Geschichten mit einem Netz ein, das feiner gewebt ist als ein Schmetterlingskescher, kann schmerzliche Momente in komische verwandeln und hat uns mit „Unser Deutschlandmärchen“ einen mehrstimmigen Roman geschenkt, dessen poetischer Chor noch weiterklingen wird.

Der Autor:

Dinçer Güçyeter ist Theatermacher, Lyriker, Herausgeber und Verleger. 2012 gründete er den Elif Verlag mit dem Programmschwerpunkt Lyrik und finanziert diesen bis heute als Gabelstaplerfahrer in Teilzeit. 2017 erschienen im Elif Verlag „Aus Glut geschnitzt“ und 2021 „Mein Prinz, ich bin das Ghetto“. 2022 wurde Güçyeter mit dem Peter-Huchel-Preis ausgezeichnet.

Kategorie Sachbuch/Essayistik

Regina Scheer | „Bittere Brunnen. Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution“ | Penguin Verlag

Zur Begründung:

Mit „Bittere Brunnen“ zeichnet Regina Scheer das außergewöhnliche wie exemplarische Leben von Hertha Gordon-Walcher nach und erzählt damit gleichzeitig eine Chronik der sozialistischen und feministischen Bewegungen im 20. Jahrhundert. „Bittere Brunnen“ geht dabei weit über eine gewöhnliche Biographie hinaus: Meisterlich und transparent verwebt die Autorin historische Recherchen mit persönlichen Erinnerungen. Geholfen hat ihr dabei ihr meisterliches Gedächtnis, mit dem sie Stück für Stück eine Sammlung erstellte. Dieses erzählende Sachbuch steht für große Offenheit im Umgang mit Brüchen, Ungereimtheiten und Leerstellen unseres Wissens um Lebensläufe – und ist eine genaue Dokumentation politischer Zusammenhänge, deren Spuren die Gegenwart prägen.

Die Autorin:

Regina Scheer arbeitet freiberuflich als Autorin und Herausgeberin. Sie veröffentlichte mehrere Bücher zur deutsch-jüdischen Geschichte. Ihre ersten beiden Romane „Machandel“ (Knaus Verlag, 2014) und „Gott wohnt im Wedding“ (Penguin, 2019) waren große Publikumserfolge. Für „Machandel“ erhielt sie 2014 den Mara-Cassens-Preis.

Kategorie Übersetzung

Johanna Schwering | Aurora Venturini: „Die Cousinen“ | dtv

Zur Begründung:

Schmuddelliese – Worte, die wir längst vergessen glaubten – zaubert Schwering wieder ans Licht oder führt neue ein, die noch nie gehört auf Anhieb einleuchten: Stilletümpel. Ihre Worte schaffen Atmosphären und lassen uns den Geruch der Großstadt, das Ozon und die Orangenblüte aus den Buchseiten herausriechen. Schwerings Übersetzung nimmt die Unverschämtheiten des Originals mutig auf und folgt den eigentümlichen Grammatikregeln des Originals sowie seiner besonderen Härte und seinem sprühenden Witz. Ihr ist es mitzuverdanken, dass mit diesem fabelhaften Künstlerinnenroman erstmalig ein Buch der Argentinierin Aurora Venturini auf Deutsch vorliegt. Es mögen hoffentlich viele weitere, natürlich in der Übersetzung von Johanna Schwering, folgen.

Die Autorin:

Johanna Schwering arbeitet als freie Lektorin und Übersetzerin aus dem Spanischen und hat Lyrikbände von Maricela Guerrero und Legna Rodriguez Iglesias ins Deutsche übertragen. Ihre Übersetzung von Maricela Guerreros Gedichtband „Reibungen“ erhielt 2018 eine Lyrik-Empfehlung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, der Stiftung Lyrik Kabinett und des Hauses für Poesie.

Über den Preis der Leipziger Buchmesse

Der Preis der Leipzig Buchmesse wird von einer siebenköpfigen Jury vergeben: Unter der Leitung von Insa Wilke haben Moritz Baßler, Anne-Dore Krohn, Andreas Platthaus, Maryam Aras, Shirin Sojitrawalla und Cornelia Geißler die Nominierten ausgewählt. Der mit insgesamt 60.000 Euro dotierte Preis der Leipziger Buchmesse ehrt seit 2005 herausragende deutschsprachige Neuerscheinungen und Übersetzungen in den Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung. Der Freistaat Sachsen und die Stadt Leipzig unterstützen den Preis der Leipziger Buchmesse. Partner des Preises ist das Literarische Colloquium Berlin. Medienpartner ist das Kundenmagazin buchjournal, Deutschlandfunk Kultur und die WELT AM SONNTAG.

Text: Julia Lücke
Pressesprecherin der Leipziger Buchmesse

Leipziger Buchmesse im Internet:
www.leipziger-buchmesse.de
www.preis-der-leipziger-buchmesse.de
https://blog.leipziger-buchmesse.de/

Leipziger Buchmesse im Social Web:
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Über uns

Willkommen in diesem reichhaltigen Garten der Künste – Hier blüht Euch was! Hier wächst vieles, Schönes und Dorniges, Auffälliges und Verborgenes, Seltenes und Seltsames nebeneinander. Hier erfahrt Ihr das Neueste aus der Dresdner Kultur- und Kunstszene in aller Eigenart und Vielfalt. Sitzt man auf der Gartenbank mit namhaften und weniger bekannten Kulturmenschen und Menschen mit Ideen und Visionen aus anderen Lebensbereichen. Zeigen Künstler beim Atelier-Besuch ihre neuesten Werke, bevor sie in der Ausstellung hängen und erzählen, welche Bilder sie nie ausstellen würden. Wird Neues aus der Bühnen- und Bücherwelt vorgestellt, Augen- und Ohrenschmaus weitergegeben. Es gibt ein Traumtagebuch, für die Bilder der Nacht und Lebensträume. Es ist Platz für Poesie und Kurzprosa, Reisereportagen, Beiträge über das Leben mit anderen Kulturen, über Lebensart und Zwischenmenschliches. Es werden WortRaritäten gesammelt und Wort-Rätsel mit geheimnisvollem Inhalt gelüftet. Und nun: Schaut Euch um, entdeckt, genießt und lasst Euch anregen von der Fülle an Kulturgewächsen. Und vor allem: Bleibt schön neugierig und empfehlt meinwortgarten weiter.
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Lilli Vostry

Lilli Vostry

Ich bin als Freie Journalistin (Wort/Foto) seit 1992 in Dresden tätig. Schreibe für Tageszeitungen und Monatsmagazine vor allem Beiträge über Bildende Kunst, Theater, soziale Projekte und Zwischenmenschliches. Außerdem Lyrik und Kurzprosa. Bisher vier BilderGedichtKalender zusammen mit Künstlern veröffentlicht. Fernstudium Literarisches Schreiben im Herbst 2022 erfolgreich abgeschlossen, Schriftstellerdiplom. Kindheitstraum erfüllt. Fotografiere gern Menschen, Landschaften, besondere Momente.

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Kultur Musik

TOP-BEITRÄGE & SEITEN

  • Die Sprache des Steins: Ausstellung zum Abschluss des Internationalen Bildhauer-Symposiums auf dem Campus der Fachhochschule Dresden
  • Restaurace "Babicka" eröffnet mit tschechisch-böhmischer Küche in Pirna
  • BilderAlbum: Bilder & Klänge für alle im KlanGLaboR
  • "Mut schöpfen": Kurzgeschichte & Dialog-Szene "Wenn aus Liebe Gewalt wird"
  • Premiere "Leonce und Lena" nach Georg Büchner auf der Bürgerbühne im Kleinen Haus
  • Ausstellung "Mittendrin" von Peter Pit Müller & André Uhlig im Sächsischen Weinbaumuseum Hoflößnitz
  • Premiere "Die Laborantin" von Ella Road im Kleinen Haus des Staatsschauspiels Dresden
  • Premiere "Einige fühlen den Regen, andere werden nass" & Festivaltag mit Stücken von Jugendlichen im Theater Junge Generation
  • Ausstellung "Gotthardt Kuehl. Ein Lichtblick für Dresden" auf Schloss Burgk Freital
  • Ein Abend für Thomas Brasch im Minckwitzschen Weinberghaus in Radebeul

Top-Beiträge & Seiten

  • Ausstellung "Zauberhaft" von Rita Goldschmidt in der Galerie mit Weitblick in Radebeul
  • Das Geheimnis der Liebe - Ein gefühlreicher Bilderreigen in der Galerie Kunst & Eros
  • Eintauchen in andere Lebenswelten: Mit der Lesung "Aufgetaucht" stellte sich die Schreibwerkstatt von Michael G. Fritz im Erich Kästner Haus für Literatur vor
  • Ausstellung "Skulpturen" von Johannes Peschel im Einnehmerhaus Freital
  • Ausstellung "Tiere und Menschen" zum Gedenken an Hans Grundig in der Galerie Mitte
  • Lauschen dem Fluss des Lebens - Ausstellung von Gabriela Schlenz im Kastenmeiers
  • Herr Pastor, Ihre Kutte rutscht!
  • Premiere "Alle unter eine Tanne" in der Comödie Dresden
  • Familien-Musical aus dem Traumzauberwald: "Die Sonne" auf der Felsenbühne Rathen
  • Ausstellung "Anregungen aus der Kunst für Wissenschaft und Forschung" von Markus Johne in der Galerie mit Weitblick Radebeul

Aktuelle Beiträge

  • „Kunst: offen in Sachsen“: Seltene Emaille-Bildkunst von Günter Gläser & Natur-Bilder von Isolde Ziegenbalg in Radebeul
  • BilderAlbum: Gedicht-Lesung mit Lilli Vostry und Gabriel Jagieniak vor zauberhafter Kulisse im Hoflößnitz Radebeul
  • Ausstellung „Tete-à-Tete“ von Chris Löhmann & Olaf Stoy in der Galerie Kunst & Eros
  • WortLust & Musizierfreude: Gedicht-Lesung mit Musik „Vom Zauber endloser Anfänge“ mit Lilli Vostry und Gabriel Jagieniak im Sächsischen Weinbaumuseum Hoflößnitz Radebeul
  • Premiere „Polnische Hochzeit“ von Joseph Beer in der Staatsoperette Dresden
  • Neue Lyrik: Drei Versuche, die Natur des Menschen zu verstehen & Für Gaja die Erdmutter
  • Ausstellung Gerda Lepke. Malerei und Peter Makolies. Skulpturen auf Schloss Burgk in Freital
  • Lesung mit Natur-Lyrik & Prosa von Carolin Callies und Marion Poschmann im Erich Kästner-Literaturhaus Dresden
  • Ausstellung „Unverzagt“ von Angela Hampel in der Galerie Mitte
  • Buchpremiere zum Essayband „Geist und Müll. Von Denkweisen in postnormalen Zeiten“ von Guillaume Paoli in der Volksbühne Berlin

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