„Krone oder Kopf ab? Am liebsten Beides!“
Fotos: Tobias Kade
Witzig-absurder Kampf um den Thron
Wer die anderen am besten hinters Licht führt, gewinnt im Stück „Cleopatras Liebhaber – Ein Shakespeare vom Nil“. Zurück ins alte Ägypten führt das Sommertheater Dresden dieses Jahr im Innenhof des Bärenzwinger. Dort wird nicht lange gefackelt, jeder legt jeden rein in diesem witzig-absurden Spiel um Macht, Gier und Größenwahn, voller Verwicklungen und überraschender Wendungen und Seitenhiebe zu aktueller Politikverdrossenheit. Gespielt wird zwischen Tempelwänden mit eingeritzten Zeichen, flammenden Schiffen und Pyramidenspitzen (Buch und Regie: Peter Förster).
In der diesjährigen Inszenierung stehen fünf neue, ambitionierte Schauspieler auf der Bühne, einige schlüpfen in mehrere Rollen. Der alles andere als glanzvolle und starke Pharao Gneus Pompeius (Simon Fleischhacker) ist auf der Flucht nach Rom ins Exil, vom Volk vertrieben nach verlorener Schlacht um Zypern. Er fragt die Zuschauer, ob der Fluss in der Nähe der Tiber ist, sucht das Institut für die religiösen Werke und träumt von Reformen unter dem Motto „Gräber zu Tavernen“. Unterdessen tobt ein heftiger Kampf um den Thron in Ägypten.
Den sowohl seine so schöne, ehrgeizige wie eiskalt berechnende Tochter Cleopatra ( Lisa Brosig) als auch ihre wohl hinzuerfundene Schwester Berenice (aufmüpfig-kess: Mora Thurow) für sich beanspruchen und sich gegenseitig an List und Tücke übertreffen, um ihre kratzbürstig-geistig verwirrte Mutter und First Lady (Freya Kreutzkam) aus dem Weg zu räumen. Fragt sich nur wie. Nur Krone oder Kopf und Krone ab? Lieber beides, rät der Oberpriester, Hüter des Goldschatzes der Pharaonen und Strippenzieher (Andreas Heßling). Das entlaste die Rentenkasse und erspare dem Entmachteten Kummer. Und in der Bibliothek von Alexandria finden sich viele Ratgeber über „Thronfolge – leicht gemacht“.
Vom Geburtstagsgeschenk der Töchter für die Pharaonin, saudiarabische Eierschecke und israelische Schweinsohren mit Schokolade, kosten die Zuschauer dann lieber nicht. Humorvoll und wandlungsfreudig agiert vor allem Freya Kreutzkam als Pharaonin, als schlitzohriger sizilianischer Geldgeber Don Vito und schrullig-überlastete Mumien-Herstellerin. Pharao-Darsteller Simon Fleischhacker tritt außerdem als dümmlich-selbstherrlicher Julius Cäsar auf. Und als schlau-gerissener Oberpriester und in Cleopatra verliebter, stattlicher Marcus Antonius, leider nur mit kurzem Happy End, ist Andreas Heßling zu erleben. Die wider Erwarten wenig frivole Aufführung spart nicht mit Spott, klugen Sprüchen und Ratschlägen über Herrscher, Rechthaberei, Angst und Mut zu Veränderungen. Viel Beifall vom Publikum.
Nächste Termine: außer montags, bis 17.8. und 22. bis 27.8., 20 Uhr
Ohne die Gnade des Schicksals , kein Erbarmen der Umstände könnte der Grundgedanke des neuesten Stückes von Peter Förster sein. Politische Anspielungen, Machtphilosophie und das literarische Grundrauschen in heiterer Volksnähe lassen an Nestroy denken.
Zu einem echten Erlebnis wird der Abend durch die Kunst der grandiosen Schauspieler, die sich über eine wunderschöne Artikulation die Gunst des Publikums erspielen. Einzig beim Bühnenbild im Duplo-Stil sollte man etwas grosszügiger sein. Gehen sie in den Bärenzwinger und lassen sie sich verführen.
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Meiner Meinung nach ist das Stück „Cleopatras Liebhaber“ eine reine Verspöttung Shkespeares und des Theaters. Das Drehbuch an sich zählt meiner Meinung nach zum Genre ‚aneinandergereihte unlustige Flachwitzte. Aber nun gut, Inhalt ist immer Geschmackssache. Doch auch der Rest erinnert nicht im geringsten an gutes Theater – das Bühnenbild sieht aus wie bei einer Grundschul Aufführung und wird keinesfalls eingebunden. Die Schauspieler agieren seltenst miteinander, sondern stehen meist nur frontal zum Publikum und schreien die Zuschauer an. Ich habe noch nie solch nervige Schauspieler gesehen. Das Stück mit seinen alt aussehenden Kostümen ist geschichtlich vollkommen inkorrekt und für den Zuschauer mehr als Fremdscham. Wenn man Schauspiel auf annehmbaren Niveau sehen möchte, sollte man dann doch bei Inszenierungen des Dresdner Staatsschauspiels bleiben . Keinesfalls weiterzuempfehlen und ein kompletter Reinfall – bei anderen Meinungen bin ich gerne für Diskussionen offen um meinen Standpunkt mit weiteren Argumenten zu verteidigen.
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