Formreicher Figurenreigen vor Naturkulisse
Zum 20. Mal öffnen in diesem Jahr 134 Künstler sachsenweit ihre Ateliers zu Pfingsten vom 18. bis 20. Mai. Der Initiator und Bildhauer Olaf Klepzig lädt zur Jubiläumsveranstaltung am 14. Mai in sein Freiluftatelier in Rabenau ein.
Durch das offene Scheunentor sieht man wie in einem Bilderrahmen
eine wundersame Figurenwelt. Stehende, kauernde, ruhende, tanzende, sich umarmende und einzelne Skulpturen aus Stein und Holz sind dort versammelt zu einem ausdrucksvollen Reigen auf der wild blühenden Wiese, umgeben von alten Obstbäumen und Tannen und Vogelgezwitscher. Grazile, wohlgeformte Körperformen, zarte und kraftvolle, empor wachsende, pflanzliche und figürliche Stelen und Reliefs stehen neben noch unbehauenen Steinen und zersägten Baumstämmen im Freiluftatelier von Olaf Klepzig in Rabenau auf der Förstereistraße 8.
Im Areal der ehemaligen Försterei hat er seit 2007 sein Atelier in einem der ältesten Scheunengebäude in Rabenau eingerichtet. Die Jahreszahl 1680 steht über dem Hoftor. Im Hof stehen ebenfalls Skulpturen von ihm wie Wächter rings um die alten Fachwerkgebäude in Privatbesitz. Das Scheunengebäude steht ihm für die künstlerische Arbeit zur Verfügung. Gerade hat Klepzig seine „Diona“, eine himmelblaue Frauengestalt aus patinierter Bronze ins Freiluftatelier geholt, die als Gespielin des griechischen Gottes Dionysos für Wein und Fruchtbarkeit, Genuss und Lebensfreude steht. Hinter einem holz- und silberfarbenen Mondtor erheben sich außerdem auf einem Steinhügel kleine Paarfiguren und eine Steinlaterne nach japanischer Tradition. Die Natürlichkeit und Einfachheit, so Klepzug, faszinieren ihn an dieser Gartenkunst. An der Scheunenwand hängen Plakate aller „Kunst: offen in Sachsen“-Aktionen eingerahmt. Das allererste Plakat ist schon verblichen von der Sonne. Die neuen Plakate leuchten kräftig weinrot mit Landkarte der Orte und einem Verzeichnis der Künstler mit ihren Schaffensstätten.
Dieses Jahr locken bereits zum 20. Mal sachsenweit offene Kunstorte zu Pfingsten vom 18. bis 20. Mai. Insgesamt 134 Künstlerinnen und Künstler öffnen ihre Ateliers für Besucher, die Kunstwerke unmittelbar an ihrem Entstehungsort anschauen können, Einblicke in ihr Schaffen erhalten und natürlich auch Kunst erwerben können. „Beim ersten Mal 2005 waren 75 Künstler dabei. Dieses Projekt bringt Kunstgenießer und Kunstschaffende zusammen“, sagt Olaf Klepzig, rühriger Initiator und Vorsitzender des „Kunst: offen in Sachsen“ e.V. Er ist tätig als Kunstpädagoge und arbeitet seit 2002 freischaffend als Bildhauer, Maler und Gestalter in Rabenau. Anfangs hatte er bei den „offenen Ateliers“ in Dresden mitgemacht. Doch der Weg mit den schweren Plastiken war ihm zu weit, daher suchte Klepzig nach einer Möglichkeit, auch für Künstler auf dem Land etwas gemeinsam zu veranstalten. Zumal nicht alle eine Galerie für ihre Arbeiten haben.
Die Idee der offenen Ateliers stammt urprünglich aus Schweden und in Mecklenburg gab es das Kunstprojekt schon fünf Jahre vorher, bevor es in Sachsen losging. Beim Künstlerbund Dresden bekam er die Kontakte zu anderen Künstlern und er holte einen kleinen Tourismusverein im Tharandter Wald mit ins Boot im ersten Jahr. Die Mittel waren jedoch auf dieses Gebiet begrenzt, das Kunstprojekt sollte aber sachsenweit stattfinden, so Klepzig, so dass der Atelier-Verein mit rund 15 Mitgliedern vieles allein stemmen muss und auf Spendenmittel und helfende Hände angewiesen ist für Werbung, Webseite, Gestaltung, Druck und Verteilung der Plakate und Flyer. Seit dem dritten Jahr sind alle Kunstsparten vertreten und neben Bildenden Künstlern auch Musiker, Tänzer und Autoren in den Ateliers und Spielstätten zu erleben. „Den meisten Zuspruch hatte das zehnte ,Kunst: offen in Sachsen` 2014 mit 245 Ateliers, in denen über 300 Künstler etwas zeigten“, so Klepzig. Im Schnitt kämen 60 Besucher pro Atelier.
„Die Tendenz ist leider so, dass immer weniger Menschen etwas anfassen wollen in Vereinen, da es auch Zeit und Arbeit bedeutet. Man muss mit Liebe dabei sein und der Verein auch etwas für sich machen als Anreiz, damit man nicht nur gibt, sondern auch Energie bekommt“, so Olaf Klepzig.
Zur Jubiläumsveranstaltung am 14. Mai, genau an dem Tag des ersten „Kunst: offen in Sachsen“ lädt er von 13 bis 17 Uhr langjährige und neue Kunstfreunde und Interessierte ins Freiluftatelier in Rabenau zum Feiern und Austausch ein. Es gibt auch eine Tanz- und Musikperformance „Im Rausch der Sinne“ mit den Künstlern Sabine Jordan und Johannes Doschew aus Dresden.
Nächstes Jahr, nach dem 21. „Kunst: offen in Sachsen“ möchte Olaf Klepzig sein Ehrenamt als Vereinsvorsitzender gern an Jüngere weitergeben, damit es weitergeht. „Das muss kein Künstler sein, doch jemand, der sich für Kunst interessiert, organisiert und bei dem die Fäden zusammenlaufen“, hofft der 61-Jährige. „Für das 20. Atelierfest wünsche ich mir viel Beteiligung aller Künste und viele Besucher zu Pfingsten und schönes Wetter.“
Text + Fotos (lv)
Das komplette Programm von „Kunst: offen in Sachsen“ steht unter http://www.kunst-offen-in-sachsen.de
Viel zu sehen und entdecken gibt es auch rings um das Atelier von Bildhauer Olaf Klepzig in Rabenau, dem Initiator von „Kunst: offen in Sachsen“.