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Monatsarchiv: August 2022

Ausstellungseröffnung „Gezeichnet“ von Chris Löhmann in der Werkstatt 26 in Königstein

18 Donnerstag Aug 2022

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Bildende Kunst, Lebensart, Musik, Projekte

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Immer einen Ausflug wert: Reizvolle Elbelandschaft in Königstein in der Sächsischen Schweiz, abseits vom Großstadttrubel.

Bunt gemischtes Publikum zur Ausstellungseröffnung: Hinten links Künstler Chris Löhmann.

“Lernen mit dem Hochwasser zu leben“

Die Ausstellung „Gezeichnet“ mit Grafiken von Chris Löhmann zur Jahrhundertflut 2002 in der Werkstatt 26 in Königstein war zur Eröffnung gut besucht und spiegelt Mut, Hoffnung und große Hilfsbereitschaft der Bewohner.

„Danke an alle Helfer!“, steht auf deutsch und tschechisch auf Raufasertapete, mit gelbem Klebeband befestigt auf einem Bauzaun an der Bahnhofstraße. Dahinter ist schon ein kleiner Wald gewachsen, das reichlich sprießende Grün belebt die ansonsten verlassene, ehemalige Geschäftsstraße. Vor dem Kaffeehaus ein paar Meter weiter sitzen einige Ausflügler und Einheimische und genießen Kaffee, Kuchen und Eis in der Sonne an diesem Sonntagnachmittag. Mit Blick auf die Brückenbögen über der Elbe, die ruhig dahin fließt. An die Zeit, als der Fluss über die Ufer stieg, der kleine Bielabach zu einem reißenden Gewässer wurde und in den Ort floss, erinnert die Ausstellung „Gezeichnet – die Jahrhundertflut von 2002“ mit Grafiken von Chris Löhmann in den Räumen der Werkstatt 26 auf der Pirnaer Straße 26 in Königstein, die am vergangenen Sonntag eröffnete.

Auf den raumhohen, schwarzen Tuschezeichnungen sieht man Häuser bis zu den Fenstern im Wasser und Menschen auf den Dächern auf Hilfe wartend. Halb versunken verweist ein Ladenschild auf den „Geschenkort“ und warnt ein Stop-Schild, doch das Wasser hält sich nicht daran. Der Frosch vom Springbrunnen hockt wie in einem riesigen See. Menschen sitzen in Schlauchbooten im Wasser, begleitet von Helfern. Ihre Gesichter sind schwarz wie unsichtbar. Da schleppen Männer Wassereimer, Rucksäcke und Kisten, steht eine Menschenkette auf einem Schutzwall aus Sandsäcken vor dem Hochwasser. Da ist ein Feuerwehrhelm groß ins Bild gerückt. Spazieren Kinder und ältere Bewohner wieder über den Markt, am unteren Bildrand stapelweise morsche Holzbretter erzählen von Abriss und Wiederaufbau. Der Ausstellungsraum war voll zur Eröffnung. Vor allem junge Leute, Familien und einige ältere Besucher betrachteten die Bilder und kamen ins Gespräch darüber. Einige wurden auch von der Musik angelockt, den schwebend sphärischen, bewegten, unbeschwerten und brodelnden, nachhallenden Klängen mit Saxofon, Stimme und elektronischen Sounds, die der Musiker Arystan frei improvisierte. Die Trompete klang über allen schwirrenden Tönen wie eine helle Fanfare und Hoffnungsstrahl.

„Die Flut von 2002 ist für viele Königsteiner noch sehr präsent und dies sollte die Aufarbeitung auch ins Bewusstsein rufen“, sagte Bürgermeister Tobias Kummer zur Ausstellungseröffnung. Es gab in der Vergangenheit immer mal wieder Hochwasser, das leicht die Straßen bedeckte, das letzte lag 60 Jahre zurück. Die Germania-Apotheke mit ihrer 120-jährigen Tradition im Ort hat es bisher überstanden. Seine Eltern hoben die Ware dann von der unteren Ebene nach oben in die Regale, so Kummer. „Keiner konnte sich vorstellen, wie weit das Hochwasser steigen kann. Es stieg bis in die Wohnung in der ersten Etage.“ Die Schäden an den Gebäuden sind teils heute noch sichtbar. Die Hälfte der Einwohner von Königstein zogen weg nach der Flut 2002. Die nächsten Hochwasser kamen 2006, 2010 und 2013. „Man lernt mit dem Hochwasser zu leben. Es ist schön, am Wasser zu leben, belebend und bringt auch Touristen“, so Kummer. Daher sollte der Hochwasserschutz ebenso wie Versicherungen künftig bedacht werden. Und dass die Technik nicht im Erdgeschoss, sondern weit oben in den Gebäuden sicher steht. Er erinnerte auch an das Miteinander, die Hilfsbereitschaft in der Region, der Bewohner gegenseitig und die Städtepartnerschaft Königstein – Taunus, die mit einer enormen Spendenaktion die von der Flut betroffenen Bewohner in der Innenstadt unterstützten. Auch jetzt bei den Waldbränden helfen viele ehrenamtlich den Feuerwehrleuten.

Die Arbeiten von Chris Löhmann besitzen einen eigenen grafischen Stil. „Die Bilder bleiben teilweise uneindeutig und suggestiv und laden damit zum eigenen Sehen und Interpretieren aufgrund der eigenen Lebenserfahrung ein“, sagte Christin Pietzko, die Kuratorin der Ausstellung. Die Zeichnungen strahlen Mut, Hoffnung, Würdigung und Anerkennung der Flutbetroffenen und vielen Helfer als auch etwas Überzeitliches aus, Kraft und innere Stärke, sich in Krisensituationen nicht unterkriegen zu lassen. Wenige Häuser weiter neben der Werkstatt 26 steht ein schmuckes helles Gasthaus mit Grünpflanzen davor und ein ziegelroter Neubau.  Drei Mal ist die Gaststätte „Amtshof“ schon „abgesoffen“. „Als die Flut 2002 kam mitten in der Urlaubssaison im August, stand das Wasser in der Gaststube und bis in die erste Etage. Kühlschränke und Bierkästen schwammen im Haus“, erinnert sich Elke Stübner, die damalige Inhaberin und jetzt Rentnerin. In dem Neubau wohnen sie und ihr Mann jetzt. “Es wurde alles rausgeräumt damals aus der Gaststätte, doch durch den Schlamm war nichts mehr zu retten.“

Eine Zeitlang wohnte die Familie auf ihrem Gartengrundstück in Rathen. Doch ans Aufgeben dachten sie nie. „Die Gaststätte ist jetzt in vierter Generation in Familienbesitz. Wir haben uns immer durchgekämpft“, sagt die heute 76-jährige. Die Hochwasserschäden an der Gaststätte konnten dank privater und öffentlicher Spendenmittel beseitigt werden. 2006 übernahm ihr Sohn Jens die Gaststätte und zwei Enkelsöhne hat sie inzwischen auch. Das gibt ihr Hoffnung und Zuversicht, dass es weitergeht auch in Zukunft. Sie erzählt von dem vietnamesischen Gemüsehändler Minh, der nach der Flut ein großes Zelt aufstellte und half, die Königsteiner mit Lebensmitteln zu versorgen. Und heute noch bringt er diese für ältere Menschen in eine betreute Wohneinrichtung im Ort.

Junge Frauen, die Schlamm schaufeln und Riesenschuttberge sieht Thomas Leonhardi noch vor sich, wenn er an die Flut 2002 denkt. Er wohnt mit seiner Familie in Gohrisch auf dem Berg und in der Ferienwohnung nahm er damals Königsteiner Bewohner auf. Er half mit seinem Zimmereibetrieb, wo er konnte. Er half z.B. die Pfarrwohnung wiederherzurichten und die  einsturzgefährdete Mühle im Malerwinkel in Königstein zu sichern und entkernen. „Es war eine verrückte Zeit, wo im Bau nichts mehr lief. Aber nach der Flut hatten wir viel zu tun“, sagt Leonhardi. Er hat die Gaststätte „Ziegelscheune“  und das alte Fährhaus in Krippen hochwassergerecht mit seiner Firma wiederaufgebaut. Und auch in den Werkstätten und der Probebühne der Semperoper in Dresden half Leonhardi Hochwasserschäden zu beseitigen. Inzwischen würden auch andere Baumaterialien wie ökologische Dämmstoffe als Hochwasserschutz an den Gebäuden verwendet. Außerdem könnte die Stadt in Königstein für die Bewohner Notfallorte schaffen und z.B. das hochwassersichere Kino mit seinem Saal dann auch bei Hochwasser offen stehen. Die Ausstellung „Gezeichnet“ ist noch bis 11. September zu sehen.

Text + Fotos (lv)

Geöffnet:

Mo, Do, Fr von 9 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung
sowie 28.8. und 11.9. von 15 bis 17 Uhr mit Chris Lehmann


Bilder & Poesie: Zur Ausstellungseröffnung las die Journalistin und Lyrikerin Lilli Vostry aus ihrem Gedicht-Zyklus „Am Fluss“, der während des Hochwassers 2013 in Dresden entstand. Die Gedichte stehen auch hier auf meinwortgarten.com auf der Startseite. Foto: Christin Pietzko

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„So Sachen getan“ – Lesung & Ausstellungseröffnung mit Angela Hampel & Roza Domaczyna in der Buchhandlung LeseZeichen

18 Donnerstag Aug 2022

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Bildende Kunst, Musik, Poesie, Projekte

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Eigene Bildsprache & Poesie: Eins der Frau-Tier-Paare von Angela Hampel aus einer früheren Ausstellung. Foto (lv)

Graphik und Gedichte im Zwiegespräch

Eine Lesung und Ausstellungseröffnung mit dem Titel „So Sachen getan“ mit Graphik vom Angela Hampel und Gedichten vom Róza Domascyna gibt es am 19. August, 19.30 Uhr im LeseGarten der Buchhandlung LeseZeichen, Prießnitzstraße 56 in Dresden.

Sie können auch bei Regen kommen!

Bei schwächerem Regen haben wir eine Überdachung. Sollte es starken Regen geben, haben wir die Möglichkeit, um die Ecke in die Kulturschlosserei; Bischofsweg 31 auszuweichen.

Eine große Bereicherung bezieht Angela Hampel aus der Literatur und Sprache. So arbeitete sie schon frühzeitig mit Schriftstellern und insbesondere Lyrikern und Lyrikerinnen zusammen. Es entstanden zahlreiche Künstlerbücher, u.a. mit Elke Erb, Kerstin Hensel, Róža Domašcyna und Michael Wüstefeld. So werden einige Arbeiten aus diesem Bereich ihres Schaffens zu sehen sein.

Es liest Róža Domašcyna.
Dazu musiziert Thomas Friedlaender auf verschiedenen Instrumenten.

Angela Hampel, geboren 1956 in Räckelwitz bei Kamenz, lernte zunächst Forstfacharbeiterin, ehe sie an der Dresdner Hochschule für Bildende Künste Malerei studierte. Seit 1982 arbeitet sie freischaffend in Dresden. Ab 1987 zeigte sie erste Performances, Installationen und Environments und veröffentlichte in den Literaturzeitschriften Bizarre Städte und Sondeur. 1989 war sie eine der Mitbegründerinnen der Dresdner Sezession 89. Sie schuf 1998 in einem Gemeinschaftsprojekt mit Bonner Kollegen die Plastiken Undine kommt und Undine geht, die heute an der Molenbrücke in Pieschen sowie am Elbufer in Johannstadt stehen. Ihre Malerei, Installationen und Grafiken sind in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland zu finden.

Róža Domašcyna wurde 1951 in Zerna bei Kamenz geboren und lebt heute in Bautzen. Von 1979 bis 1984 studierte sie Ingenieurökonomie des Bergbaus an der Ingenieurschule für Bergbau und Energetik in Laubusch (Senftenberg). Es folgte ein Studium am Literaturinstitut Johannes R. Becher in Leipzig, ehe sie sich als freischaffende Autorin in Bautzen niederließ. Seither hat sie zahlreiche Lyrikbände veröffentlicht, darunter auch Künstlerbücher. In ihren Texten nutzt sie poetische Interferenzen zwischen dem Sorbischen und dem Deutschen; beide Sprachen gehen so eine Verbindung ein, die den von Kito Lorenc vorgeschlagenen Weg der Weiterentwicklung sorbischer Lyrik konsequent beschreitet.

Text: Jörg Scholz-Nollau

— Mo-Fr. 10-13 und 15-19 Uhr, Sa. 10-14 Uhr Buchhandlung LeseZeichen Priessnitzstrasse 56 01099 Dresden Inh.: Jörg Scholz-Nollau Tel. 0351-8033914 Fax 0351-8033915 www.buchlesen.de info@buchlesen.de

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Ausstellungseröffnung „Gezeichnet. Die Jahrhundertflut von 2002“ mit Grafiken von Chris Löhmann in der Werkstatt 26 in Königstein

13 Samstag Aug 2022

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Bildende Kunst, Lebensart, Musik, Poesie, Projekte, Unterwegs, Zwischenmenschliches

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Bilder wie Erinnerungslandschaften: Welche Spuren die Flut in der Landschaft und im Leben der Menschen hinterlassen hat, dem gehen die wandgreifenden Arbeiten von Chris Löhmann in einer Ausstellung in der Werkstatt 26 in Königstein nach.


Freuen sich auf viele interessierte BesucherInnen auch zum gemeinsamem Erzählen und Erinnern: Christin Pietzko, die Kuratorin der Ausstellung mit Töchterchen Antonia und Künstler Chris Löhmann.

Raum für Erinnerungslandschaften

Die Ausstellung „Gezeichnet“ von Chris Löhmann zur Flut 2002 geht den Spuren für Landschaft und Menschen nach. Eröffnet wird sie am 14. August, 15 Uhr in der Werkstatt 26, Pirnaer Straße 26, in Königstein.

Ein idyllischer Anblick. Der Marktplatz mit hellen, schmucken Häusern und ein Kirchturm, fast so hoch wie die Felslandschaft. Ringsum wogendes Grün. Bei genauerem Hinsehen sieht man dunkle Flächen in den Gassen, die bis zu den Fenstern reichen und alles umschließen. Es sieht aus als ob die Häuser Augen haben und zusehen. Ein Mann steht mit zwei Eimern vor dem halb versunkenen Ort, ein anderer kippt Wasser aus im Titelbild „Gezeichnet. Die Jahrhundertflut von 2002“ in Sachsen.

Unter diesem Titel sind Grafiken von Chris Löhmann, ausgehend von Archivmaterial, in einer Ausstellung in den Räumen der Werkstatt 26 in Königstein zu sehen. Die Eröffnung ist am 14. August um 15 Uhr. Mit Musik von Arystan und Kaffee und Kuchen für die Besucher. Gezeichnet sind nicht nur Landschaft und Menschen in den Bildern. Welche Spuren das Hochwasser bei ihnen hinterlassen hat und wie sich das Leben der Bewohner seitdem verändert hat, dem gehen die Arbeiten des Künstlers ebenfalls nach. Chris Löhmann wird wandgreifende Tuschezeichnungen zeigen, die zum Erzählen und gemeinsamen Erinnern einladen. Die ersten Bilder sind gerade fertig. Ein altes Eckgebäude auf der Bahnhofstraße, neben der Hauswand steht das Wort „Hoch“ in schwarz über das Bild rinnender Farbe. Unten am Bildrand, halb im Dunklen, prangt eine Reihe Orden symbolisch für die Lebensretter und vielfachen Heldentaten, die oft unsichtbar bleiben. Gegenüber sieht man auf einem Hausdach zwei Gestalten, die auf die Reste eines ehemaligen Cafés und den halb verdeckten Namen des Inhabers schauen. Umgeben von meterweise steigendem Wasser. „Mit der Flut ist ja auch Architektur und ein Stück Geschichte untergegangen“, sagt Chris Löhmann zu seinen Arbeiten. In ihnen finde auch eine Kommunikation zwischen Vergangenem und Gegenwärtigem statt.

Die Wände im Ausstellungsraum werden mit Zeichenpapierrollen behangen. Mit Tusche und Pinsel zeichnet der vor allem graphisch arbeitende Künstler frei aus dem Kopf, ohne Skizzen oder Projektor, auf die großen Papierflächen. Fotos von der Flut hat er auf dem Handy und er hat mit Augenzeugen gesprochen, während er die Plakate für die Ausstellung in Schaufenster und an Ladentüren klebte. „Die Leute haben reagiert und ihre Geschichte erzählt, manche ältere sichtlich berührt“, so Löhmann. Er sah als 14-Jähriger die Bilder von der Flut aus der Ferne. Nach einer Ausbildung als gestaltungstechnischer Assistent in Freital studierte Chris Löhmann von 2013 bis 2022 an der Dresdner Kunsthochschule Malerei und Grafik bei Prof. Bömmels. Die Bewohner waren schockiert und fassungslos angesichts der Wassermassen. Doch sie haben auch eine Art Wir-Gefühl, Solidarität, Hilfe und Aufbruchstimmung erlebt, erzählten ihm Menschen aus der Flut-Zeit.

„Die Grafiken sind wie Erinnerungslandschaften, welche die vorhandene Architektur aufgreifen, so dass die Leute sich erinnern und gesehen werden, auch wenn es 20 Jahre her ist“, sagt Christin Pietzko, Kuratorin der Ausstellung. Es sei keine Schau, die Flutbilder dokumentarisch zeigt, sondern mit der Sprache der Kunst einen Raum und die Möglichkeit geben möchte, dass sich Menschen öffnen und berühren lassen. „Wir haben das Hochwasser nicht erlebt, aber leben mit den Spuren“, so Christin Pietzko.

„Als wir im noch sehr kalten Frühling hierher zogen,  habe ich mich sehr gewundert. Die Stadt wirkte geradezu geisterhaft. Dazu die vielen leeren Geschäfte, verwaiste Architektur“, erzählt sie. Betroffen stand sie vor einem Haus am Markt mit der Hochwassermarke vom 16.8.2002 von 11,85 Meter. Sie sah und lernte aber bald auch engagierte Menschen kennen, die sich für ein lebendiges Stadtleben einsetzen, beispielsweise im Verein Weltbewusst e.V., dem Trägerverein der Werkstatt 26. Einem sozialen Projektort mit Coworking Space. Dort ergab sich auch das Kunstprojekt zur Flut, das über das Förderprogramm Simul und das Sächsische Staatsministerium für Regionalentwicklung finanziert wird.

„Wir wurden mit offenen Armen empfangen und sind inzwischen sehr glücklich hier.“ Letztes Jahr im Frühjahr zogen sie und Chris Löhmann zusammen von Dresden nach Königstein, wo sie mit ihren drei kleinen Kindern im alten Postamt im Erdgeschoss einen neuen und erschwinglichen Wohn- und Schaffensort gefunden haben. Die obere Etage des dreistöckigen Gebäudes gegenüber vom Bahnhof steht noch leer. Am Haus hat Chris Löhmann schon einen Garten angelegt, in dem die ersten Tomaten reifen. Ein kleiner roter Kater streift umher. Gemütliche Wohnräume mit viel Platz zum Spielen für die Kinder und das Atelier in der früheren Paketstation füllen sich mit neuen Ideen und Lust am Gestalten für sich selbst und andere.

Als nächstes darf Chris Löhmann einen Bücherschrank auf dem Marktplatz in Königstein bemalen. Den Auftrag erhielt er vom Lichtspiele e.V. – ein weiterer engagierter Verein der Stadt, der das alte Kino betreibt und jedes Jahr im Sommer ein Filmfest-Open-Air auf dem Marktplatz organisiert. „Wir sind sehr dankbar, in Königstein wohnen zu dürfen  und wollen der Stadt auf unsere Weise etwas zurückgeben. Man sieht, es gibt hier Menschen, die sich einbringen wollen für ihren Ort und wir hoffen wie der Bürgermeister, dass noch mehr junge Leute hierher ziehen“, sagt Christin Pietzko. Ebenso gespannt sind die beiden, wie die Ausstellung in Königstein ankommt bei denjenigen, die das Hochwasser erlebt haben und sie freuen sich auch auf persönliche Erzählungen und Erinnerungen der Besucher. ‚

Text + Fotos (lv)

Ausstellungszeitraum:
14.8. – 11.9.2022
Mo., Do., Fr von 9 – 12 Uhr und nach Vereinbarung
sowie 28.8. und 11.9. 15 – 17 Uhr mit Chris Löhmann


Ein Ort mit viel Grün, Flair und schönen, alten Häusern, die auf neue Bewohner und Nutzer warten, ist Königstein in der Sächsischen Schweiz: das Künstlerpaar vor einem Eckhaus auf der Bahnhofstraße, wo immer noch großer Leerstand herrscht und die sprichwörtliche „tote Hose“ in einem der Schaufenster liegt. In einer originellen Aktion von jungen Leuten und Geschäftsinhabern erzählen in den Ladenschaufenstern hängende historische Fotos vom früheren, lebendigen Geschäfts- und Straßenleben im Ort und sind Ideen und Vorschläge für die Zukunft gefragt.


Haus am Markt mit Hochwassermarke: Am 16.8.2002 stand hier das Wasser bei 11,85 Meter.


Kreativer Projekt- und Ausstellungsraum: Hier wird diesen Sonntag, um 15 Unr die Ausstellung von Chris Löhmann eröffnet. In Erinnerung an die Flut wird Lilli Vostry, Autorin und meinwortgarten-Inhaberin hier aus ihrem Gedicht-Zyklus „Am Fluss“ zur Ausstellungseröffnung lesen.

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Ausstellung „Gotthardt Kuehl. Ein Lichtblick für Dresden“ auf Schloss Burgk Freital

13 Samstag Aug 2022

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Bildende Kunst, Musik, Unterwegs

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„Milchmädchen“, um 1900. Öl auf LW

„Dorfstraße in Pietzig“

Blick ins Wohnzimmer des Künstlers Gotthardt Kuehl. Der Schreibtisch des Künstlers.

Blick auf die Brühlsche Terrasse und in die Schlossgasse.


Wiederentdeckung eines großen Impressionisten: der Maler und Geheimrat Gotthardt Kuehl, 1905, gemalt von Ferdinand Dorsch.

Lichtvolle Malerei

Stimmungsvolle Stadtansichten, Interieurs und Alltagsszenen zeigt die Ausstellung „Gotthardt Kuehl. Ein Lichtblick für Dresden“ des großen Impressionisten erstmals wieder auf Schloss Burgk.

Eine helle Dorfstraße an einem Sommermorgen. Spärliches Grün und ein
paar Bauernhäuser. Wäre nicht der dunkle schwere, goldverzierte Bilderrahmen, sähe es aus wie gerade gemalt. Im nächsten Bild noch einmal die Dorfstraße in Pietzig, um 1900, diesmal in geschwungenem Bogen grau und ockerfarben mit Blick auf Fachwerkhäuser. Weiter wandert der Blick über großformatige Leinwände mit der Augustusbrücke im Umbau, um 1908, Baugerüste, Dampfer am Terrassenufer und die grazilen Türme von Schloss und Hofkirche in Dresden.

Die Kuppel der Frauenkirche leuchtet fast wie eine Apfelsine umweht vom Rauch aus den Schornsteinen umliegender Häuser. Das Italienische Dörfchen am Theaterplatz mit grünem Dach und kugeligen Bäumchen auf der Terrasse. Die hohen Sandsteinfassaden der Kunsthochschule und Geschäftshäuser der Schlossstraße in strahlendem Licht vor azurblauem Himmel mit wehenden Fahnen und letzten Schneeflecken auf der Brühlschen Terrasse. Pferdekutschen fahren über die Brücken, vor den Läden in den Gassen buntes Menschengewimmel. Und ein dunkler, lichterflimmernder Zug, Fackeln und schwarze Segel auf dem Fluss, begleiten auf der Elbbrücke die Überführung der Leiche König Georgs auf einem Ölbild von 1904. Lichtvolle und stimmungsreiche Malerei eines großartigen Künstlers und Impressionisten versammelt zurzeit die Ausstellung „Gotthardt Kuehl (1850 – 1915). Ein Lichtblick für Dresden“, die am vergangenen Sonntag auf Schloss Burgk in Freital mit großer Besucherresonanz eröffnete.

Zur Ausstelllungseröffnung im Festsaal und Treppenhaus blieb kein Stuhl frei.
Klangmalerisch, in leichten, flirrenden, eleganten, romantischen und brüchigen Tönen, begeisterte Musiker Florian Mayer an der Geige, umherwandelnd zwischen den Reihen, die Besucher und stimmte auf Kuehls Bilderwelt ein. Es ist eine Wiederentdeckung  mit dem Werk eines großen Malers, der zu Lebzeiten zu den bekanntesten deutschen Malern zählte, als Künstler neue Impulse des Impressionismus aus Paris mit nach Dresden brachte und heute nahezu vergessen ist. Erstmals seit fast 30 Jahren ist nun wieder eine große Ausstellung mit Bildern von Gotthardt Kuehl zu sehen, außerhalb von Dresden, einer der Hauptwirkungsstätten des Künstlers. „Ich bin froh, dass die Städtischen Sammlungen Freital nun mit dieser Ausstellung und dem Katalog in die Lücke springen und endlich das Werk des Akademieprofessors wieder mehr ins Licht und Bewusstsein der Kunstfreunde bringen können“, sagt Kristin Gäbler, Leiterin der Städtischen Sammlungen Freital.

Er ist der Maler zahlreicher Dresden-Ansichten, mit denen er hier zur Hochform gelangte, der farbigen Innenräume und lichtvollen Interieurs und wird in einer Reihe mit Liebermann und Corinth genannt. 1895 wird der in Lübeck geborene Gotthardt Kuehl nach vorherigen Stationen in Dresden, München und Paris als Professor an die Dresdner Kunstakademie berufen. 25 Jahre, nachdem er hier sein Studium unzufrieden abbrach, nahm Kuehl nach anfänglichem Zögern die Professur an und zog mit seiner Familie nach Dresden. Mit 45 Jahren war er das jüngste Mitglied des akademischen Rates. „Sein Amtsantritt war nicht nur eine Initialzündung für die Erneuerung der in alten Strukturen erstarrten Kunsthochschule. Sein Name war auch mit Dresdens Aufstieg als Ort moderner, internationaler Kunstausstellungen verbunden“, so Kristin Gäbler. Mit ihm etablierte sich zudem die Freiluftmalerei in der sächsischen Residenzstadt zu einer ernstzunehmenden Stilgattung.

Kuehl gehörte neben Carl Bantzer zu den bekanntesten Mitgliedern der Künstlerkolonie Goppeln, war Gründungsmitglied der Freien Vereinigung Dresdner Künstler und Ehrenvorsitzender der 1902 gegründeten Künstlervereinigung „Elbier“.  Die Leihgaben für die Ausstellung auf Schloss Burgk stammen hauptsächlich aus der Städtischen Galerie Dresden, der Gemäldegalerie Neue Meister sowie von privaten Leihgebern und geben einen Überblick in das vielseitige Schaffen von Kuehl. Dazu gehören neben vielen Stadtansichten wie vom „Pariser Kai“ um 1880 außerdem als häufige Malmotive glanzvolle Innenräume von Kirchen nebst einem „Scheuerfest“ von Nonnen in der Franziskanerkirche in Überlingen um 1905, atmosphärereiche Blicke in Atelier und Wohnzimmer des Künstlers, ein Stillleben vom Schreibtisch und der Blick aus dem Atelier auf die Sekundogenitur um 1899.

Farbenfroh, mit viel Flair und Zeitkolorit, begegnen einem auch die Alltagsszenen und Porträts von Gotthardt Kühl. Darunter ein „Milchmädchen“ in sonnigen Farben, eine Frau mit weißer Haube beim Kartoffelschälen, eine alte Dame in weißer Bluse beim Kaffee und ein kesser Schusterjunge mit Käppi, umgehängtem Stiefelpaar und spitzem Mund wie froh pfeifend. Gegenüber ein Makrelen-Stillleben mit den an Bindfäden schwebenden Fischen. Die Ausstellung ist noch bis 16. Oktober zu sehen, zu der auch ein opulent farbprächtiger Katalog zu Leben und Werk von Gotthardt Kuehl erschienen ist.

Außerdem gibt es ein Begleitprogramm für die Sommerferien mit dem Titel „Ganz schön Ku(e)hl hier !“ mit altersgerechter Entdeckungsreise durch die Ausstellung (für Besucher ab sechs bis zwölf Jahren; nächster Termin: 17.8., 13 Uhr) und individuelle Termine für Hortgruppen oder Schulklassen. Wer will, kann hinterher einen Blick durch die goldenen Bilderrahmen im Schlosspark werfen und eigene Malmotive mit Stiften, Pinsel und Farben festhalten. Die Freiluft-Malaktion „Guck mal!“ für malfreudige Besucher geht noch bis in den Herbst. Alle Arbeiten werden in einer Ausstellung gezeigt und eine Jury kürt das schönste Bild.

Text + Fotos (lv)

Geöffnet: Dienstag bis Freitag von 12 bis 16 Uhr, Sonnabend, Sonntag und Feiertag von 10 bis 17 Uhr.

http://www.freital.de/museum

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Gruppenausstellung „Sommersalon 22“ in der Galerie Kunst & Eros

12 Freitag Aug 2022

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Bildende Kunst, Lebensart

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Traum oder Illusion? „Save nature“ (Geschützte Natur) von Viktoria Graf, Öl auf LW, 2021

Barocker Farbenrausch zwischen Sinneslust und Vergänglichkeit

Opulent farbenfrohe und reizvolle Malerei, Zeichnungen, Grafiken und Kleinplastik von bekannten und neuen KünstlerInnen versammelt die Gruppenausstellung „Sommersalon 22“ in der Galerie Kunst & Eros, Hauptstraße 15 in Dresden.

Verführerisch taucht eine weibliche Gestalt in ein Blütenmeer ein. Sie räkeln, reizen und umgarnen als Sommer- und Herbstfrauen, tragen Sonnenblumen- und Pilzhüte und genießen die Natur pur in Gärten, im Wald und beim Wellenspiel. Ein Fest der Farben, Sinneslust und üppige Opulenz versammelt die Gruppenausstellung „Sommersalon 22“ in der Galerie Kunst & Eros auf der Hauptstraße 15 in Dresden (noch bis 3. September zu sehen).

Fünf Künstlerinnen und Künstler zeigen ihre neuen Werke, Malerei, Grafik und Kleinplastik. In fröhlichem Pink, Kanariengelb und Saftgrün kommen die  fantasievollen und witzig-anspielungsreichen Ölbilder und kleinen Aquarellzeichnungen mit Träumereien von Viktoria Graf daher. Eine Frau mit Badekappe und Bikini in Maskenform hat einen Kreis um sich gezogen in klarer „Haltung“, so der Bildtitel. Erstmals dabei ist Maximilian Hagstolz, ein Künstler aus der Porzellanmanufaktur Meißen, mit seinen elegant feinen, luftig-leicht wirkenden Zeichnungen: Frauenakte angedeutet, ihre Körperkonturen im Licht aufscheinend und sinnlich und apart mit einem Hauch Gold veredelt.

Im Rausch der Farben und Genüsse schwelgen und schweben mit weit ausholenden Bewegungen die zwei Tanzenden auf dem großformatigen Titelbild „Assemblé“ der Ausstellung, das Sala Lieber malte. Die aus Budapest stammende Künstlerin stellt ebenfalls zum ersten Mal in der Galerie Kunst & Eros aus. Sie hat bei Siegfried Klotz und Max Uhlig an der Dresdner Kunsthochschule studiert und bei Jörg Immendorf in Düsseldorf. „Ihre Bilder sind von der Barock- und Rokkokozeit inspiriert, aus der sie klassische Elemente in die Gegenwart bringt. In heiteren Farben und mit üppigen Früchtestillleben zelebrieren sie Lebenslust, das Opulente und zeigen Eros, aber auch die Vergänglichkeit. Solch ein Bild wollte ich hierher ins Barockviertel holen“, sagt Galeristin Janett Noack.

Die Arbeiten von Sala Lieber hat sie auf der Art Kunstmesse in Karlsruhe entdeckt. Darunter auch der Siebdruck „Frischfleisch“, den Janett Noack auch auswählte, da in den Galerieräumen ehemals eine Fleischerei war. Reizvoll, zwiespältig und provokant zugleich wirkt der in Violett- und Rottönen gehaltene Farbholzschnitt. Darauf ist eine  nackte Frau mit kunstvoller Frisur beim Schlachten in der Küche zu sehen, sie zerlegt gerade eine Gans. Vor ihr aufgereiht liegen tote Hühner, dahinter aufgehängte Schweinehälften und ein Wildschweinkopf. „Es wirkt ganz natürlich, fast liebevoll gemalt, ein Blick in eine andere Zeit. Ein sicher streitbares Bild“, so Janett Noack. Außerdem sind farbige Holzschnitte und grafische Illustrationen, die Zuflüsterer, Verführer und Träumer mit venezianischen Masken zeigen, des Radebeuler Malers und Grafikers Michael Hofmann zu sehen. Sie stammen aus einem soeben erschienenen Buch mit dem Titel „Einen Stern spüren“ mit Erzählungen von Thomas Gerlach, dieses ist ebenfalls in der Galerie Kunst & Eros erhältlich.

Text + Foto (lv)

Geöffnet: Mo bis Sa von 11 bis 15 Uhr

Tel.: (0351) 802 47 85

http://www.kunstunderos.de

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BilderAlbum: Neue Gedichte vom Meer

11 Donnerstag Aug 2022

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Lebensart, Poesie

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Wiedersehen am Meer

Ich wär so so gern
mit dir hier
ich war und bin
viel allein

das Meer flüstert
mir all seine Geheimnisse zu
auch vom Ich und Du
Ebbe und Flut
Gehen und Bleiben
zu zweit
Alleinsein

die Wellen rauschen
kräuseln kringeln sich
vor Lachen scheint mir
meine Sehnsucht
treibt fort
zu dir

LV
8.7.2022

Beflügelt

Kaum angekommen
hör ich sie rufen
kichern prusten
wo warst du so lange

ihre Schreie hallen
in mir nach
sie teilen meine Sehnsucht
ich mit ihnen mein Brot

nimmersatte weiße Segler
über dem Meer
ihre schwarzen Köpfe
seh ich zum ersten Mal

bleibt ihr so oder wandelt ihr
euch noch
abends wieder weiße Schwingen
und endloses Rufen nah über mir

was wollt ihr mir sagen
immer unterwegs
nie satt
aber beflügelt

LV
9.7.2022

Gestrandet

Auf dem Weg zum Möwenstrand
in einer Einfahrt nahe der Promenade
lag leblos eine Taube
grün violett schimmernd ihr Gefieder
in der Sonne
die Federn zerzaust vom Wind

ich schaffe es nicht sie aufzuheben
lasse sie liegen‘
wie viele vor mir
haben die Taube schon gesehen
übersehen
an diesem Sommertag

gerade flog sie noch
tippelte auf der Promenade
endlos auf und ab
und am Stand nach etwas Essbarem

fütterte gestern Abend noch
eine Schar Möwen und Tauben
sie schwirrten und tanzten in der Luft
zu Ravels Bolero und Tangoklängen
die von der Konzertmuschel herüber wehten
vielleicht warst du eine von den Tauben dort

das Meer wogt dunkel taubenblau
fliege über Wellenberge und -täler
mit den Möwen
der Himmel voller weißer Federn
und Flügel
aus einem Baum auf der Promenade
lautstarkes Gurren
alles kehrt wieder

LV
11.7.2022

Unverdrossen

Der Stand leerte sich schon
Leere im Magen
und das Meer gibt nichts her
etwas Schling wickelte sich
beim Schwimmen um meine Hände
doch das mögen die Möwen offenbar nicht

plötzlich steht eine große graubraun
gesprenkelte Möwe vor mir
hungrig und seelenruhig wartend
doch meine Tasche ist leer
alles schon verfüttert mein Herz übervoll
hungrig wie sie um uns herum
Sandwüste
Wellenlinien ziehen sich entlang
und Fußabdrücke

ich sammle weiße Muscheln
sie sind fester als sonst und ein paar
bunt gemusterte
die Möwe pickt mit dem Schnabel dran
nichts zu holen

schaut sich nach allen Seiten um
und auf meine Tasche
ein Papierfetzen von der Keksverpackung
fliegt heraus sie tippelt hinterher
lässt das wertlose Papier weiterfliegen
ich ruf ihr zu: Flieg, flieg zu den anderen
Möwen! Dann bist du wenigstens nicht allein

die anderen Möwen sitzen in der Abendsonne
im Sand
die große graue Möwe schüttelt kurz die Federn
sieht mich aus dunkeln Augen
mit leicht schrägem Kopf aufmerksam an
rührt sich nicht vom Fleck
bewacht meine Tasche als wär noch was drin
versteckt

ich steh auf sie tippelt hinterher
werf die leeren Packungen in die Tonne
die Möwe pickt Ungetüme von Blättern
robust für dürre Zeiten gemacht
da fällt nichts ab

mir verschwimmt alles
vor den Augen
alles Schöne verflogen
nichts hält mich mehr
als ein Versprechen
morgen komm ich wieder her
mit voller Futtertasche
seh mich noch mal um
im Gehen

die große graue Möwe steht immer noch
unbeirrt und unverdrossen da
mit Blick aus Meer

LV
11.7.2022

Urkraft des Meeres

Der Himmel wolkenlos
weit wie das Meer
nichts hält mich mehr

lasse mich fallen
die Wellen fallen über mich her
unbändig tosende wilde Zärtlichkeit
ergreift mich lasse mich treiben
von der Urkraft des Meeres

von der brodelnden erhabenen
weißen Gischt die nie erlischt
halte nicht mehr gegen

gebe mich dem Wellenspiel hin
das kein Geradeaus kein Ziel
nur Hin und Her Bewegung kennt

alle Schwere aufgelöst
nichts mehr wollen
nur noch sein

ein und auftauchen
aus ungestümen aufbrausenden
und diamantglänzenden Wellenkämmen

und als Perlschaum den Strand säumen
hin zur Urkraft
das Meer setzt allem seine Krone auf

LV
12.7.2022

von heringsdorf und ückeritz steilküste. scholle
seebrücke ich.
und möwen am strand.
koserow. atelier onh. plakat ausst.

weißes haus mit turm ahlbeck. rotes haus. brunnen und blumen.
pferdekutsche. weiße pferde.
fischrestaurant. vogel auf scheibe sitzt.

Abschied

Schöne Zeit am Meer
Pferdegetrappel vorm Bahnhof
Autos rollen hinterher
Möwenrufe freudig
nimm`s nicht so schwer
Meer ist immer da
kommst wieder her

und doch je mehr ich mich entfern
um so mehr fehlt mir das Meer
und ihr weißen Segler und Seelengefährten

LV
17.7.2022

fotos von möwen und mir in gelbem shirt.

Texte + Fotos: Lilli Vostry

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Unterwegs: Eröffnung des ersten Kultursommer Bärenstein mit Musik, Malangeboten & Bär

09 Dienstag Aug 2022

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Bildende Kunst, Lebensart, Musik, Poesie, Projekte, Unterwegs

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Der Bär ist los! in Bärenstein: Mit fröhlicher Musik, Malangeboten, Spaß und Interaktion mit den Bären wurde der erste Kultursommer in Bärenstein am Sonnabend eröffnet. Täglich locken hier kreative Mitmach-Angebote für kleine und große Besucher und eine offene Bühne. Das Kulturfest dauert bis 27. August.

,
Ländliche Idylle, gemeinsam kreativ sein & genießen (im Foto von li nach re.): Der Jazzmusiker und Initiator des Kultursommer Bärenstein, Hartmut Dorschner vor seinem Haus in Bärenstein, Thomas Linde, Bildhauer und Fotograf, Andrea Dorschner, Schwester des Gastgebers und Harfenistin und die Kinder Elias und Lio.

Bärischer Frohsinn in Bärenstein

Bunte Maltische rund um die offene Bühne, fröhliche Musik und erste Ideen für den Wunschbaum eröffneten am Sonnabend den Kultursommer Bärenstein.

Umringt von Musikern und Künstlerinnen steht ein brauner Bär auf der kleinen Bühne auf dem Marktplatz in Bärenstein. Darüber spannt sich ein weißes Sonnensegel. Davor stehen weiß gedeckte Tische mit bunt schwebenden Luftballons mit Bären-Logo. Rund 20 Zuschauer haben sich vor der Bühne versammelt an diesem sonnigen Sonnabendnachmittag zur Eröffnung des Kultursommer Bärenstein. Mehrere Kinder, junge und ältere Leute, Einheimische und Freunde der Künstler bunt gemischt. Hartmut Dorschner, Musiker und Vorstandsmitglied im Kult-ur-art e.V. Bärenstein, der das Projekt initiiert hat und der Bär, dem Michael Melerski Gestalt verleiht, begrüßen die Besucher auf deutsch und bärisch und stellen das Programm vor. Ein junges Mädchen agiert als Übersetzerin der tiefen Brummlaute, die Neugier und Schmunzeln hervorrufen.

Bärischer Frohsinn breitet sich aus in Bärenstein. Malangebote für Kinder, Puppenspiel, Filme für klein und groß, Konzerte, Lesungen und eine Schreibwerkstatt locken in den kommenden drei Wochen. Alle Veranstaltungen sind kostenfrei (auf Spendenbasis). Der Kultursommer Bärenstein wird gefördert von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Dienstags, von 16 bis 18 Uhr bietet die Künstlerin Alexandra Wegbahn Siebdruck zum Mitmachen an. Sie hat das lustige bärige Logo des Kultursommers entworfen, das auf mitgebrachte T-Shirts und Beutel gedruckt werden kann. Unter dem Motto „Der Bär in mir – Malen mit Kindern“ (8. und 15.8., 9 – 12 Uhr, vor der Großen Bühne) laden die Künstlerinnen Alexandra Wegbahn und Manuela Henschke die Kinder des Ortes ein, sich selbst mit Hilfe der Körperumrisse auf großen Papierbögen zu malen. In der Papierwerkstatt, die dienstags bis freitags von 10 bis 14 Uhr öffnet, kann man außerdem Papier schöpfen, prägen, drucken und kleine Wesen bauen. Lisann aus Guben, die gerade hier zu Besuch ist, nutzte die Gelegenheit und bemalte einige farbenfrohe Bärenanstecker und –magnete und verschenkte sie.

In der Schreibwerkstatt mit Iris Stauch, vom 10. bis 12.8., 10 bis 15 Uhr in der Bärensteinschänke, werden sich die Teilnehmer spielerisch vom Ort, von historischen Ereignissen aus Bärenstein, überlieferten Sagen und Geschichten zu eigenen Texten anregen lassen und kann man sich in die Stille vertiefen, eine Auszeit vom Alltag nehmen. Eine Lesung der entstandenen Geschichten gibt es am 12.8., 17 Uhr.

„Im Sommer ist sonst nichts los hier. Vielleicht zieht das Kulturprogramm mehr Touristen nach Bärenstein“, sagt Einwohnerin Marianne Kaden. „Damit wird auch ein Zugang zu Kunst ermöglicht für Leute, die weniger im Portemonnaie haben“, ergänzt ihr Mann Gerolf Kaden. Er war über 30 Jahre Vorsitzender der Kirchgemeinde Bärenstein und engagiert sich weiterhin. Drei Veranstaltungen werden in der Kirche stattfinden. Darunter eine Lesung mit poetischen Texten von Marit Heuß aus Leipzig am 19.8., 17 Uhr und 20 Uhr ein Konzert mit der Harfenistin Andrea Dorschner, Günter Heinz an der Posaune und Ray Kaczinski am Schlagzeug.

„Wir freuen uns auch auf das neue Bärensteinorchester“, so Kaden, der selbst gern musiziert an der Ziehharmonika oder mit der „Nasenflöte“. Anregungen für den Wunschbaum für Bärenstein haben er und seine Frau gleich mehrere: „Der ehemalige Gasthof ,Stadt Bärenstein’ mit Festsaal steht schon seit den 90er Jahren leer. Die Bank an der Linde auf dem Markt zerfällt fast. Schön wäre außerdem, wenn das Schloss, wenigstens ein Teil, wieder öffentlich zugänglich wäre auch für kulturelle Nutzung.“

„Dort haben wir kurz nach der Wende mal Silvester gefeiert und ein Café gab es auch, bevor das Schloss verkauft wurde. Seither steht es leer“, sagt Marianne Kaden. Der jetzige Schlosseigentümer Dr. Thaler aus München habe beim Kauf die Auflage erhalten, das Schloss auch für die Öffentlichkeit zu erhalten. Dort haben Hartmut Dorschner und Max Löb sogar schon einmal eine Stunde heimlich auf einer Party gespielt. „Dann kam Herr Thaler und sagte, dass wir qualitativ hochwertig spielen und schickte uns hinaus“, erzählt Dorschner.

Als Bär ist Michael Melerski täglich in Bärenstein unterwegs. „Die Figur ist ein Element, um an die Leute heranzukommen. Es geht mir um das Interaktive und um Kommunikation, um die Tradition, den Hintergrund, Ursprung und die Identifikation der Bewohner mit ihrem Ort. Dort hole ich sie ab“, sagt Melerski. Im Bärenfell will er an Wohnungstüren klingeln, beim Frisör sich auch mal hinsetzen und in den Konsum gehen. Wer mag, kann sich mit dem Bären fotografieren lassen zur Erinnerung.

„Ich habe den Eindruck, dass die Einheimischen das Angebot gut annahmen, auch die Einlage mit dem Bären, der mit den Besuchern interagierte. Das war witzig und surreal. Auch die Impromusik hat Spaß gemacht“, sagt Thomas Linde, Bildhauer und Fotograf, der das Projekt fotografisch begleitet. „Mir gefällt, dass mit dem Kultursommer etwas Innovatives in die Region kommt, auch als Impulsgeber und Anfang für weitere Projekte.“ Die Bühne auf dem Markt in Bärenstein steht täglich von 18 bis 21 Uhr offen und kann von Künstlern und Besuchern einzeln und gemischt bespielt werden in aller Bandbreite von  Musik, Tanz, Texte bis Theater.

Text + Fotos (lv)

Weitere Infos unter http://www.www.kult-ur-art.eu

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Lesung „Einen Stern spüren“ mit Thomas Gerlach in der Galerie Kunst & Eros

04 Donnerstag Aug 2022

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Bildende Kunst, Lebensart, Literatur, Musik, Projekte

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Spiel mit Worten und Farben

anlässlich der aktuellen Ausstellung »SOMMERSALON 22« sind Interessierte recht herzlich zur Lesung »einen Stern spüren« am 5. August 2022 um 19.30 Uhr in die Galerie kunst & eros eingeladen.

Der Künstler Michael Hofmann und Buchautor Thomas Gerlach haben ein gemeinsames Buch entwickelt. In der aktuellen Ausstellung »SOMMERSALON 22« zeigen wir die Originalillustrationen zum neu erschienen Buch »einen Stern spüren«, neue Farbholzschnitte, die mit den Erzählungen korrespondieren.
Thomas Gerlach: Geboren 1952 in Dresden, lebt und denkt in Radebeul. Die Ahnung, dass Sprache geschaffen ist, große Dinge zu tragen, als bloße Informationen, führte ihm den Stift und schürte die Freude an allem Wort- und sonstigem Gewordenen. Michael Hofmann: Geboren 1944 in Chemnitz, Maler und Grafiker, studierte an der HfbK in Dresden. Bei ihm ist der Holzweg keine Sackgasse; bei ihm hat die Sprache Farben wie die Farben Sprache haben, für die er in Radebeul die passende Umgebung fand.

»einen Stern spüren« Ein Leseabend

Freitag, 5. August 2022 · Beginn 19.30 Uhr  ·

Das Buch »einen Stern spüren« wird in der Galerie kunst & eros vom Buchautor Thomas Gerlach vorgetragen und musikalisch von Christian Mögel am Klavier begleitet.

Kartenreservierungen werden in der Galerie telefonisch oder per E-Mail empfohlen, da Sitzplätze begrenzt!

Galerie kunst & eros, Hauptstraße 15, 01097 Dresden – Mo bis Sa 11 bis
15 Uhr

kunstunderos.de, info@kunstunderos.de – 0351 8024785

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Gedicht-Zyklus „Am Fluss“ anlässlich 20. Jahrestag der Jahrhundertflut in Sachsen

Hervorgehoben

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Lebensart, Poesie

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Vom Leben am Fluss: Auf der Suche nach Hochwasser-Bildern von 2002 und 2013, die ich selbst in Dresden miterlebte, fand ich diese Aufnahmen von einer Open Air-Inszenierung an der Elbe. Ist es Undine, die aus dem Wasser steigt und von einem Leben in Liebe und Harmonie mit einem Menschen träumt? Fotos (lv)

Am Fluss

Blaue Inseln
kreiseln im Wolkenmeer
auf und ab tauchende Schwalben

über allen Wassern
führt mein Weg
zu Dir

der Fluss verschiebt
die Grenzen
hinter den Sandsackwällen

findet alles
Zeit

L.V.
4.6.2013

Überfließen

II
Der Fluss steigt
an Land
fließt über
vor Glück

breitet sein nasses Kleid
auf der Wiese zum Trocknen
mitten im Entengeschnatter
aufgeschreckter Menschen

schaukeln Stämme mit Raben
im Wasser
auf den Bänken im Fluss
sitzt keiner

Laternen und Verkehrsschilder
nur noch Zier
bis der Fluss ermattet
zurückkehrt in sein
Bett

L.V.
4.6.2013

Nach dem Regen

III
Los lassen
wir hinter uns

den grauen Glanz
der Regentage

zurückgeworfen
ins Licht

federleichte Laken
am Himmel

verwehen im
nächsten Moment

Lassen wir uns nicht mehr
zurück im rinnenden
Rauschen

L.V.
5.6.2013

Begegnung

IV
Wir stehen am Fluss
versperrt der Weg
am Ufer

Sehen uns an
kein Blick ertrinkt
im andern
segeln umeinander

Jeder auf seiner Insel
gehst du weiter
fließen wir uns
entgegen

L.V.
5.6.2013

Gebändigt

V
Unter mir
der tosende Strom
aufgewühlt
unterm Brückenbogen

aufgebrochen
zu anderen Ufern
bricht sich Bahn
in der Erinnerung

gebändigt
besänftigt
im Nachhall
verebbter Glut

L.V.
9.6.2013

Flussmelodie

VI
Mit dem uferlichten Tag
fängt der Flug der Schwalben

mein Sehnen nicht auf

flüstert der Fluss
sein Lied
trocknet ein Klavier
tonlos am Straßenrand

L.V.
17.6.2013

Wolkenmeer

VII
Auf blau strahlendem Parkett
drehen sich die Wolkentänzer
schließen Wetten ab
mit dem Fluss

wie nah sie noch
heranrücken können
mit vollen Segeln
im Baurausch

Goldgräber am noch schlamm
verklebten Ufer hängen
Lamettagrasbüschel
Mülltütenfetzen in den Bäumen
am Wasser ein verlorener Regenschirm

ein staubiges Sofa mit
Blick auf den glänzenden Wasserspiegel
sonst alles wie immer
in der Abenddämmerung versinkt
die goldene Kugel im Strom

L.V.
18.6.2013

Steinwüste

VIII – Fortsetzung des Gedicht-Zyklus „Am Fluss“ *

Von allen verlassen überdauerten
sie noch das alte Jahr
nun reißt ein gefräßiger Greifarm
die letzten Reste
der alten Speicherhallen am Hafen
aus dunklen Dämmerträumen
erbarmt sich ihrer die seit hundert Jahren
dort standen nicht einfallen wollten

die ihnen neues Leben einverleiben wollten
standen allein
letzten Sommer flatterten noch grünweiße Jalousien
vor einem der Fenster nebenan am City Beach
wurde nächtelang gefeiert
nun starren Fensterrahmen ins Leere
in den Dachnischen der Hallen brüten keine Vögel mehr
der Greifarm gräbt tief ins Innere
zurück bleibt eine Steinwüste
bizarr aufgerichtete Innereien
der Geruch von Holzgebälk Staub und Ziegelsteinen

mittendrin ein mächtiger alter Baum
mit schwarzem Geäst sieht alles mit an
wird er bleiben im Baugewirr graublaue Wasserlachen
ausgerissene Grünsprösslinge winden sich aus Schuttbergen
empor dazwischen ein Stück himmelblauer Zaunsrest
der Bücherscheune hebe es auf mit ein paar Steinen

eine weiß blättrige Gestalt Göttin des Zerfalls
oder Zufalls des nie ganz vertreibbaren Schönen
erhebt sich von einem gelben Steinsrest der früheren Speicher
aus den Trümmern schauen zwei metallene Wächter
wiegen ihre rostigen Baggerschaufelköpfe

L.V.
16.1.2019

* Die Texte I – VII entstanden während des zweiten großen Hochwassers an der Elbe in Dresden im Juni 2013, das erste war im August 2002 und ich wurde aus meiner damaligen Wohnung in der Leipziger Straße ca. 14 Tage evakuiert.
Text VII entstand am 16.1.2019, abends, nach dem Abriss der letzten Speicherhalle in Elbnähe, an der Leipziger Straße. An Stelle der alten Hallen wird das Großbauprojekt Hafencity (Investor USD – Unser Schönes Dresden) mit mehrstöckigen Wohn- und Geschäftshäusern vorbereitet. Die ersten Neubauten stehen schon. Fragen des Hochwasserschutzes im Überschwemmungsgebiet der Elbe sind bis heute nicht ausreichend geklärt. (lv)

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Ausstellung „Zwei Handschriften“ von Johanna Mittag & Wieland Richter im Sächsischen Weinbaumuseum Hoflößnitz in Radebeul

02 Dienstag Aug 2022

Posted by Lilli Vostry in Allgemein, Bildende Kunst, Lebensart

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Teichlandschaft in Moritzburg von Wieland Richter
Farb- und Lichtspiegelungen

Blicke in Fenster & Stadtgesichter von Johanna Mittag

Reizvolles Wechselspiel der Farben und Formen

Die Ausstellung „Zwei Handschriften“ von Johanna Mittag und Wieland Richter vereint Malerei, Mischtechniken und Collagen im Weinbaumuseum Hoflößnitz in Radebeul.

Eigenes und Verbindendes. Das Zusammenfließen der Farben und Formen. Licht, Spiegelungen, Landschaften und Stadtgesichter treffen in Malerei, Collagen und Mischtechnik auf Leinwänden struktur- und spurenreich aufeinander in der derzeitigen Ausstellung „Zwei Handschriften“ mit Arbeiten aus den letzten zwei Jahren von Johanna Mittag und Wieland Richter im Sächsischen Weinbaumuseum Hoflößnitz in Radebeul.

Eigentlich sind es zwei Einzelausstellungen, sogar mit eigenen Untertiteln:  „diesmal grün“ zeigt vorwiegend abstrakte, farbige Stadtansichten und Stillleben von Johanna Mittag und „endlos grenzenlos“ teils konkrete und abstrahierte, farbreiche Stimmungen von Meer, Strand und Unterwasserwelt, die Wieland Richter auf seinen Reisen u.a. nach Norwegen und Island erlebte. Die Liebe zum Wasser, so heißt ein Bildtitel von ihm und sie strömt in bewegtem Spiel der Linien und pastosem Farbauftrag fein abgestuft, nuancenreich licht- und farbfunkelnd auf vielen seiner neuen, meist großformatigen Werke. Das Wellenspiel in mal zarten, sonnigen Farbtönen und kraftvoll intensivem Türkis, Blau, Grün und Orange mit weitem Himmel, Licht- und Wasserspiegelungen auf die Leinwand geholt, lädt zum Träumen, Eintauchen, Innehalten vom Alltag ein.

Eine Teichlandschaft in Moritzburg, die Ostsee sonnenbeschienen, das Meer bei Ebbe und Eiswasser halten die Wandlungen in der Natur fest. Auf einem großen, intensiv blauen Bild ragen weiße Gletscher und Gysire aus der Leinwand, das nach einer Reise nach Island 2020 entstand. „Diese Bilder haben so viel Kraft, dass sie Platz brauchen. Die Farben ziehen einen richtig hinein“, sagt Frank Andert, Museumsleiter und Ausstellungsorganisator über die Malerei von Wieland Richter. Er malt nicht nach der Natur, sondern aus der Inspiration und Empfindung. Wieland Richter lebt und arbeitet in einem ausgebauten Bauernhof mit Atelier in Putzkau bei Bischofswerda. In klaren, geometrischen Formen und starken Farbkontrasten gehalten sind die zumeist Mischtechniken auf Leinwand und Collagen auf Papier von Johanna Mittag. Sie arbeitet als Malerin und Musikerin in Radebeul. Seit 1984 spielt sie Geige in der Sächsischen Staatskapelle. In der Bildenden Kunst findet Johanna Mittag außerdem für sich neue Ausdrucksmöglichkeiten.

Die Welt der Musik spiegelt sich auch in ihren Arbeiten. Mit der Rhythmik der Farben und Formen komponiert sie ihre abstrakten, eindrucksvollen Bildlandschaften und oft tauchen darin Notenblätter, auch als zerrissene Papierschnipsel oder weiß wie Federn schwebende Töne und Ausschnitte aus Programmheften darin auf. Da sieht man abwechselnd leuchtend farbige und dunkel schwermütige, sich nach Licht und Leichtigkeit sehnende Häuserlandschaften mit Titeln wie „Fenster“, „Stadtgesichter“, „Hoffnung“ und „Metamorphosen“. „Der Kuss“ heißt ein übermaltes Notenblatt mit sacht umeinander kreisenden Formen. Das einzige figürliche Bild von Johanna Mittag in dieser Ausstellung zeigt unter dem Titel „zusammen“ ein entrückt selbstvergessenes Paar.

Außerdem zeigt sie filigrane, heiter verspielte und fantasievolle Collagen aus der Serie „Erinnerung“, bei denen Zeichnung und Geschenkpapier zusammentreffen mit Früchten, Blumen und Badenden auf nostalgischen Fotos. Dieses Zusammenspiel aus Farbnuancen, Formen und verschiedenen Materialien verbindet Johanna Mittag und Wieland Richter. „Es ist auch eine Brücke da zwischen den Bildern, wie sie auch im Titelbild, auf dem Plakat zur Ausstellung deutlich wird“, so Andert. Bereits zum dritten Mal stellen hier im Sommer zwei Künstler im Tandem aus. Für Johanna Mittag und Wieland Richter ist es die vierte gemeinsame Ausstellung in ihrer langjährigen Künstlerfreundschaft mit produktivem Austausch. Reizvoll und aufschlussreich ist es auch für den Betrachter, Eigenheiten, Konträres und Verbindendes in ihren Kunstwerken zu entdecken. Die Ausstellung „Zwei Handschriften“ ist noch bis 7. August im Hoflößnitz in Radebeul zu sehen.

Text+ Fotos (lv)

Geöffnet: Di bis So von 10 bis 18 Uhr.

http://www.hofloessnitz.de

Bewegtes Spiel der Farben & Formen: Frank Andert, Leiter des Sächsischen Weinbaumuseums Hoflößnitz vor den Bildern von Wieland Richter.
Collagen mit Stadtansichten und Stillleben zeigt Johanna Mittag.

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Ich bin als Freie Journalistin (Wort/Foto) seit 1992 in Dresden tätig. Schreibe für Tageszeitungen und Monatsmagazine vor allem Beiträge über Bildende Kunst, Theater, soziale Projekte und Zwischenmenschliches. Außerdem Lyrik und Kurzprosa. Bisher vier BilderGedichtKalender zusammen mit Künstlern veröffentlicht. Fotografiere gern Menschen, Landschaften, besondere Momente.

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  • Ausstellung „Zwei Handschriften“ von Johanna Mittag & Wieland Richter im Sächsischen Weinbaumuseum Hoflößnitz in Radebeul
  • Unterwegs: Der Bär ist los! beim Kultursommer Bärenstein im Erzgebirge
  • Ausstellung „Gerade Jetzt“ von Julia Böhm, Lucas Oertel und Chris Löhmann in der Galerie ArtToGo in Dorfhain bei Freital
  • Kunst als Lebenselixier: In Erinnerung an Barbara Hornich, langjährige Vorsitzende des Freitaler Kunstvereins
  • Lesung: „Ich gehe durch das Deutschland meiner Tage“ mit Feridun Zaimoglu im Weltclub in Dresden
  • Zauberhaft: Die Krabat-Festspiele in Schwarzkollm ziehen wieder viele Besucher an

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