Pro und Kontra zu Tieren in der Manege
Vor der Premiere des 22. Dresdner Weihnachts-Circus: Protest selbsternannter „Tierschützer“ gegen Tiere im Zirkus.
Befürworter tierischer Auftritte vom Verein der Zirkusfreunde
Zauber der Manege
Mit viel Humor und Herzblut, Spannung und Sinnlichkeit, Kraft und Eleganz überraschen und bezaubern Musikclowns, Artisten und Akrobaten der Extraklasse und Tierlehrer mit ihren überaus gelehrigen Schützlingen wie Elefanten, Seelöwen, Hunden und Pferden derzeit kleine und große Zuschauer beim 22. Dresdner Weihnachts-Circus. Noch bis 7. Januar 2018 auf dem Volksfestplatz an der Pieschener Allee.
Feierliche Weihe für das neue Grand Chapiteau, das mit 50 Meter Umfang und einer Kuppelhöhe von 15,5 Metern zu den weltweit größten zählt.
Spaß, Tricks und schräge Klänge: die beiden italienischen Musikclowns Steve & Jones
Für Staunen sorgen die beiden Elefantendamen „Sandra & Citta“, die mathematisches und akrobatisches Können beweisen mit ihrem Tierlehrer Erwin Frankello.
Wie macht sie das nur mit dem Zählen und Rechnen?! Citta klopft mit ihrem Rüssel das richtige Zahlenergebnis. Die Aufgaben dürfen Zuschauer stellen.
Witziges Entertainment mit den kalifornischen Seelöwen „Itchy & Scratchy“ und Erwin Frankello
Fliegende Menschen unter der Zirkuskuppel: atemberaubende Trapezkünstler vom russischen Circus Nikulin aus Moskau
Anmut, Schwung und Eleganz: Leichtfüßig beflügelt drehen die schwarzen Friesenhengste Pirouetten, Gegenläufe, Fächer u.a. im Manegenrund.
Furioses Da Capo mit weißem Araberhengst. Marlon Zinnecker zeigt Pferde mit allem Stolz und Größe in seiner mehrfach preisgekrönten Darbietung. Direkt im Anschluss an sein Gastspiel in Dresden fährt er nach Frankreich zum angesehenen Internationalen Circus Festival von Massy.
Lustig umher tollende, vom Turm springende und zu zweit Männchen machende Hunde bringt Wolfgang Lauenburger mit in die Manege.
Waghalsige Handstand-Performance mit den Messoudi-Brothers, die außerdem eine temperamentvolle Tempo-Jonglage zu dritt zeigen.
Kunstspringen & Comedy verbindet urkomisch auf dem Trampolin Costin Bellu aus Rumänien.
Fesselnde Romanze in luftiger Höhe: das in Monte Carlo goldgekrönte Duo Sky Angels (Kristin Vorobeva & Rustem Osmanov) bezirzt sich mit schwebender Leichtigkeit – ohne Netz und Sicherung und um so mehr Hingabe und Vertrauen. Beeindruckend!
Was fasziniert und lockt Menschen heute noch in den Zirkus? Wohl weil es der einzige Ort in unserer durchtechnisierten Welt ist, an dem klein und groß noch staunen und sich verzaubern lassen kann. Wenn im bunten Licht der Manege Menschen und Tiere ganz selbstverständlich unglaubliche Dinge, wahre Wunder vollbringen. Schweres sieht ganz einfach aus. Und anders als in der virtuellen Welt ist hier alles echt, nicht immer perfekt, aber dafür um so spannender und reizvoller zu erleben. Mit mehr als 20 Artisten und Tierlehrern aus neun Ländern und über 30 Tieren sowie einer Bigband mit 15 Musikern, Sängerin und Showballett zeigt der 22. Dresdner Weihnachts-Circus zurzeit ein neues glanzvolles und abwechslungsreiches Programm, das zur Premiere letzte Woche für viel Begeisterung und Beifall im neuen, gut beheizten Grand Chapiteau mit 2400 Plätzen, alle bieten einen freien, ungetrübten Blick, sorgte. Insgesamt 37 Vorstellungen gibt es bis zum 7. Januar 2018.
Zirkusdirektor Mario Müller-Milano hat wieder vielfach preisgekrönte Artisten der Spitzenklasse und artgerechte Tierdressuren für die Manegen-Show eingeladen. Wohl wissend, dass es immer schwieriger wird, diese mit immer neuen, besonderen Darbietungen beim nächsten Mal zu übertreffen, wie er bei der Premierevorstellung sagte. Zumal geeignete Nachwuchs-Tierlehrer zunehmend rar werden. Eine exzellente Ausnahme im Metier der Freiheitsdressur mit Pferden ist Marlon Zinnecker, der gerade mal 30jährig, die elegant und federleicht tänzelnden, schwarzen Friesenhengste sehr selbstsicher dirigierte bis hin zu den kraftvoll vor ihm aufgerichteten, weißen Araberhengsten.
Wie Mensch und Tier dabei in der Interaktion wirken, ob spielerisch harmonierend, unter- oder überlegen, stolz, erhaben, lustig, tollpatschig, gehorsam oder übermütig, mag jeder Zuschauer anders sehen und für sich beurteilen. Insofern greift der wiederholte Protest der selbst ernannten „Tierschützer“ gegen angebliche „Tierquälerei“ der Zirkustiere, die vor der Premiere vor dem Weihnachts-Circus-Zelt standen und Zirkusplakate schwarz durchstrichen, zu kurz. Woran machen sie das konkret fest?! Die Zirkusleute bieten den Tieren ein Zuhause, versorgen sie und beschäftigen sich mit ihnen, während sie in freier Wildbahn, wie die Elefanten, erbarmungslos von Wilderern gejagt und wegen ihrer Elfenbeinzähne getötet werden. In der Zirkusumgebung und in der Manege hingegen können sie sich gefahrlos frei bewegen, erfahren außerdem Anerkennung und Bewunderung von den Zuschauern für ihre überraschenden Talente.
So erweisen sich die zwei Elefantendamen „Sandra & Citta“ bei ihrem Auftritt mit Tierlehrer Erwin Frankello, der dafür beim 41. Internationalen Zirkusfestival in Monte Carlo mit dem silbernen Clown, dem Oskar der Zirkusbranche ausgezeichnet wurde, als sehr gelehrig und klug. Citta ((30) sei der einzige Elefant der Welt, der rechnen und zählen könne, sagt er. Sie addiert und substrahiert Matheaufgaben aus dem Publikum und klopft die Zahl mit dem Rüssel auf einen Schemel. Das Ergebnis stimmt immer verblüffend. Auf die Frage: „Was ergibt zehn weniger zehn?“ schüttelt Citta den Kopf. Und hat recht damit: „Nichts.“
Sie gibt auch Zeichen mit dem Rüssel, wenn ihr Lehrer zu viel „Bla Bla“ redet, was er schmunzelnd zur Kenntnis nimmt. Elefantendame „Sandra“ (36) hingegen zeigt akrobatisch erstaunliche Fähigkeiten. Mit ihrem massigen Körper steht sie auf einem Bein, während Frankello auf ihrem Rücken turnt und reitet. Später rollt er einen Teppich vor ihr aus, legt sich vor dem Koloss nieder und lässt sich innig von der Elefantendame umarmen. Ginge das, wenn der Dickhäuter sich nicht wohlfühlen, zu etwas gezwungen fühlen, gar leiden würde?
Freilich ist es immer eine Gratwanderung, eine Mischung aus Offenheit, spielerischer Neugier, Ehrgeiz, Wissensdrang und Mut, wenn in der Manege vor gespanntem Publikum Möglichkeiten und Grenzen in der Begegnung von Mensch und Tier ausgelotet werden. Beeindruckend, was sie zusammen alles zuwege bringen.
Sichtlich viel Spaß haben auch die zwei frech-verschmitzten, kalifornischen Seelöwen „Itchy & Scratchy“ mit ihrem Tierlehrer Frankello. Sie machen Faxen, hin und her wackelnd, fangen flink Ringe und Leckerli, balancieren Bälle auf der Schnauze und stehen auf einer Flosse. Das erfordert einige Anstrengung. Dafür wird der Tierlehrer zwischendurch auch mal angeprustet, was der mit Humor nimmt.
Humorvoll und außergewöhnlich sind auch die Artistikdarbietungen, deren Schönheit und Wagemut vom Publikum ausgiebig mit Staunen und Beifall belohnt werden.
Der traditionelle ökumenische Gottesdienst im Dresdner Weihnachts-Circus findet am 26. Dezember, um 10 Uhr statt.
Text + Fotos (lv)
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