• Aktuelles
  • Auf der Gartenbank mit…
  • Im Atelier bei…
  • Aufgelesen
  • Bildende Kunst
  • Über uns
  • Eine Distel für…
  • Eine Sonnenblume für…
  • Erste und letzte Worte
  • Film
  • Genießen
  • Kolumne
    • Keine für Alle ! – Lara Finesse
  • Kultur
  • Kulturkalender
  • Kurzgeschichten
  • Lebensart
  • Literatur
  • Musik
  • Poesie
  • Porträts
  • Projekte
  • Theater
  • Tauschmarkt/Ideenbörse
  • Tanz
  • TraumTagebuch
  • Reportagen
  • Unterwegs
  • WortRaritäten
  • WortRätsel
  • Zwischenmenschliches
  • Virtuelles Erzählcafé „Lebendige Beziehungen“
  • Impressum/Kontakt

meinwortgarten.com

~ Das Dresdner Kulturgewächshaus im Netz

meinwortgarten.com

Kategorien-Archiv: Fotografie

BilderAlbum: Zeitreise zum 150 +2-jährigen Eisenbahnjubiläum der Strecke Cottbus – Großenhain

15 Sonntag Mai 2022

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Fotografie, Genießen, Lebensart, Projekte, Unterwegs

≈ Hinterlasse einen Kommentar


Schön in Schale geworfen: Als Reisende aus dem Bürgertum anno 1870 wandelten Darsteller der Spielbühne Großenhain zum 150 + 2 (coronabedingt)jährigen Eisenbahnjubiläum am Sonnabend rings um das schmucke Bahnhofsgebäude und begrüßten die Reisenden der modernen Zeit.

Reisen im Zug der Zeit

Der Zug von Dresden fuhr 150 + 2 Jahre zurück… Zum Eisenbahnjubiläum der Strecke Cottbus – Großenhain an diesem Wochenende. Am Bahnhof Großenhain empfingen gestern bei Bilderbuchwetter historisch kostümierte Damen und Herren die Reisenden, wandelten umher und drehten eine Runde im Stadtpark mit der K- und K-Kleinbahn und winkten den Spaziergängern huldvoll zu. Kurzer Halt. Gruppenfoto vor den farbenprächtigen und betörend duftenden Azaleen und Rododendronbüschen.  Ein Vergnügen für die jungen Darsteller der Spielbühne Großenhain e.V. und für die Besucher.

Dampflok fuhr leider keine zum Jubiläum, die hatte die Deutsche Bundesbahn wegen Waldbrandgefahr vorsorglich abgesagt. Kein Schaffner mit roter Mütze, Kelle und Trillerpfeife am Bahnsteig mehr. Dafür gab es eine Modelleisenbahn mit originalen Zuggeräuschen von einst, fröhlich schnaufend und mit Pfiffen der Lok. Am späten Nachmittag sollte noch ein Zug mit historischen Wagen eintreffen. Mal schauen.

Weiterging`s mit dem Oldtimerbus. Ich durfte mich sogar kurz ans Steuer setzen. Als der Bus noch fuhr, war ich gerade fünf… Wie die Zeit vergeht. Man kann das hübsche Gefährt auch mieten für Sonderfahrten, sich sogar im Bus trauen lassen. Ins Seenland, ins renaturierte ehemalige Tagebaugebiet nach Hoyerswerda, wollte ich schon immer mal. Dann fuhr der Jubiläumszug Punkt 17 Uhr auf dem Großenhainer Bahnhof ein, die Wagen noch aus DDR-Zeiten mir DR-(Deutsche Reichsbahn)Aufschrift. Gemütliche, separate Sitzabteile mit Schiebetüren statt Großraumwagen und Speisewagen mit weißen Spitzengardinen… Die Sitzbezüge schon mit den blauen Kästchen der Deutschen Bundesbahn. Stille Übernahme nach der Wende. Reisende steigen ein und aus. Der Schaffner schließt als letzter die Tür. Die historische Reisegesellschaft  winkt den Weiterreisenden zum Abschied. Rund zehn Minuten dauerte der Ausflug in die Vergangenheit inklusive freie Plätze im Zug finden, sich kurz setzen und die Zeit anhalten. Der Zug sah wie neu aus. Und ist doch Historie. Die Erinnerungen an die Zugerlebnisse, die über viele Lebensgleise führten, bleiben.

Heute, am Sonntag wird noch mal Bahnjubiläum in Großenhain gefeiert mit historischen Reisenden, Oldtimerbus und Sonderzügen von 10 bis 17 Uhr.

Text + Fotos (lv)


meinwortgarten-Inhaberin Lilli Vostry und Winnie Rudolph von der Spielbühne Großenhain, sie leitet dort die Kindergruppe, in einem Zugabteil der Deutschen Reichsbahn, aber schon mit blauem Kästchenbezug der Deutschen Bundesbahn. Früher waren es grüne und rötlich braune Ledersitze.

Teilen mit:

  • Twitter
  • Facebook

Neue Lyrik: Flieg Taube flieg & Der Junge mit den Tauben

08 Sonntag Mai 2022

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Fotografie, Lebensart, Poesie

≈ Ein Kommentar

Flieg Taube flieg
bring den Menschen
überall auf der Welt
Freude Farben die aus dem Rauch
aufsteigen
Schenk ihnen das Himmelblau
zurück
Lass sie mit deinen Schwingen
fliegen
und den Frieden siegen

LV
7.5.2022

Der Junge mit den Tauben

Er stand eine Zeitlang
wie ein Schatten
stumm beobachtend
hinter mir
mit verächtlicher oder gleichgültiger
Miene schien mir
als ich die Tauben fütterte

gleich wirft er einen Stein nach ihnen
verscheucht sie selbst hungrig
doch der Junge fragt in gebrochenem
Deutsch ob er die Tauben
mitfüttern darf

ich gebe ihm ein halbes Brötchen
es ist schon hart meine Knöchel blutig
als ich es durchbreche
vorsichtig gibt der Junge den Tauben die
Krumen
ich hab ihn nicht wiedergesehen

ich denke an die Menschen in Mariupol und
die anderen zerstörten ukrainischen Städte
in den Bildern liefen Tauben neben Wracks
von Panzern
Vögel sangen in den Bäumen zwischen
Häusertrümmern

Glasscherben liegen am steinigen Flussufer
wo die Wasservögel landen
Hundegebell Lachen fremde Sprachlaute
Grillgeruch und Flügelschlagen sich mischen

Tauben und Sperlinge schwirrend die
Brotkrumen aufpicken Kinder mittendurch
rennen mit Eis in den Händen
ein Junge tritt mit den Füßen
nach den Tauben
ein Mädchen tritt über die Krumen

die Tauben fliegen auf
über dem Wasser
in dem sich weiß gefiederte Wolken
spiegeln und der leere Steinstrand
im Abendlicht glänzend
zurückbleibt

LV
7.5.2022

Texte + Fotos: Lilli Vostry

Teilen mit:

  • Twitter
  • Facebook

Neue Lyrik: Ohne Worte & Versteckspiel & Osterspaziergang

19 Dienstag Apr 2022

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Fotografie, Lebensart, Poesie

≈ Hinterlasse einen Kommentar

Ohne Worte

(Für V.)

Kein Wort
war die Verabredung
Keiner hat mich
vor Dir so gesehen

ich tanze vor der Leinwand
in meine Bilder manche in roten Farbtönen
von Dir aufgenommen
hinein

still versunkene Anblicke
entrückt verzückt
im Liegen Steigen Fallen Fliegen
im See mit Wasser spritzend
an Bäume gelehnt
mein schwarzfellig sternäugiges
Liebstes im Arm
und aufgerollt
am Boden gemeinsam

hüllenlos nah bei mir
lange nicht gesehen
staunend das alles bin ich
bewege ich mich mit ihnen

ich trage ein goldgelbes Kleid mit schmalen Trägern
rückenfrei
lasse die Schatten
abfallen
gehe neu auf mich zu

du stellst Dich vor die Bilder
wir gehen uns nah
siehst in mich hinein

du bist Nichttänzer sagst Du
doch dann lassen wir
uns doch tragen von der Musik
fröhlichen Akkordeon und flüsternden Geigenklängen
der Sprache der Bilder
ihrem schwebenden Zauber

LV
13.4.2022

Fotos (3) (VF) und (lv)

Versteckspiel

Das Gelbe vom Ei
die kleine Kugel
die immer wieder auf
und ab fiel
die getigerte Katze
liebte das Spiel
verschwand plötzlich

sie suchte sie überall
keiner sagte warm laut kalt
die getigerte konnte sich auch
unaufhörlich verstecken
die Tür stand offen
doch die zwei Katzentiere
wollten nicht hinaus
noch nicht

sie fand die gelbe Kugel
als sie noch einmal
in die Höhle des Kratzbaums
in die hinterste Ecke griff

lag sie wie von Zauberhand
hingelegt wieder da

LV
18.4.2022

Osterspaziergang

Die alte Weide trägt
wieder ihr Frühlingskleid
Sonne Wind und Wolken
im Wechsel
Vögel trällern emsig
eine Sirene entfernt sich
am Feiertag

Gänseblümchen und Löwenzahn
lächeln unverzagt
neben den schon wieder
fallenden Blütenblättern
der Winter fiel aus
dieses Jahr in der Stadt

die weißen Blütenflocken
auf der Baumwiese am Fluss
zittern in der Sonne
und fallen lautlos

abends scheint der Mond
voll und klar
wandert mit den Schatten
ein Kerzenlicht erhellt den Raum
am Morgen löst der Mond
sich auf in Licht

LV
18.4.2022

Teilen mit:

  • Twitter
  • Facebook

BilderAlbum: Ausstellung „Filigranes“ von Steffen Petrenz & Bilder zu den Dämonen des Krieges in den Städtischen Sammlungen auf Schloss Burgk

15 Dienstag Mrz 2022

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Bildende Kunst, Fotografie

≈ Ein Kommentar

Schönheit mit Stacheln

Filigrane Fotografien von Steffen Petrenz und Bilder zu
den Dämonen des Krieges prallen aufeinander in den Städtischen Sammlungen Freital auf Schloss Burgk.

Blaue Kornblumen, Disteln und Gräser, zart und lichtspielend, zeigt in einer Bilderserie mit dem Titel „Filigranes“ der Fotograf Steffen Petrenz derzeit in einer Kabinettausstellung in der „Drehscheibe“ in den Städtischen Sammlungen Freital auf Schloss Burgk, Altburgk 61.

Die fünf Fotografien sind eine Schenkung der Füllhorn Event & Media GmbH
Freital. Die Aufnahmen entstanden 2020 und wirken fast wie Zeichnungen mit ihrem fein gewobenen Linien- und Formenspiel. Zu sehen sind einzelne und bündelweise Blüten, Stengel mit Knospen, die mal konkret und mal in dunklen Umrissen, schattenhaft, abgebildet sind. Schafgarbe mit weiß grazilen Blüten, stachlige  Silberdisteln und Kornblumen. Leuchtendblau in der Farbe der Romantik und Sehnsucht. Die Fotografien von Steffen Petrenz spiegeln, einfach und intensiv zugleich, fast beiläufig Fragiles, nicht auf den ersten Blick sichtbare Schönheit, Fülle und Eigenarten ebenso wie die Vergänglichkeit in der Natur und im Leben. Wild wuchernde Pflanzen an Wegrändern, an denen die meisten achtlos vorbei gehen, rückt Petrenz ins Blickfeld mit seinen Fotografien.

Er selbst sagt dazu: „Die Landschaftsfotografie schärfte meinen Blick auch für die kleinen Dinge am Rande des Waldes, auf Feldern und Auen. Es sind abgestorbene Gräser, vertrocknete Pflanzen. Vergängliches und Vergangenes, dem wieder neues Leben eingehaucht wird.“

Steffen Petrenz wurde 1962 in Dippoldiswalde geboren und zog mit drei Jahren nach Freital um. Hier hat er auch seine Werkstatt als Bildhauer, Keramiker und Fotograf, die er, wenn er nicht gerade unterwegs ist, gern für Besucher öffnet. Er geht seine eigenen Wege, hat aber natürlich Vorbilder, an erster Stelle steht Andreas Feininger. Die Ausstellung „Filigranes“ ist noch bis 18. April zu sehen. Am 9. April, 11 Uhr, gibt es ein Künstlergespräch mit Steffen Petrenz in der Ausstellung.

Außerdem lohnt ein Blick in die Dauerausstellung, wo neben wundervoller Landschafts-  und Porträtmalerei des 20. Jahrhunderts von sächsischen Künstlerinnen und Künstlern auch einige erschreckend aktuelle Bilder zu den Dämonen des Krieges zu sehen sind, die angesichts des Krieges  in der Ukraine zum Nachdenken anregen. Darunter ein Bild „Der Despot“ von Sascha Schneider von 1898. Otto Dix zeigt sich in seinem „Selbstbildnis als Mars“, als Kriegsgott in dem 1915 entstandenen Gemälde. Einen grellfarbenen, gewaltigen  „Thron“ malte Hubertus Giebe 2015. Einen ironischen Blick auf den „Kreml“ – die ehemalige Gaststätte in Deuben –  der wie eine Trutzburg nachtblau mit gelbem Lichtschein aus den Fenstern aussieht, hielt Eberhard von der Erde 1987 auf der Leinwand fest.

Text + Fotos (lv)

http://www.freital.de/museum


„Böhmische Eva“ von Karl Hanusch, 1907


„Der Despot“ von Sascha Schneider, 1898 ; „Selbstbildnis als Mars“ von Otto Dix, 1915


„Thron“ von Hubertus Giebe, 2015


„Dresden in Trümmern“ von Karl Kroner, 1946


„Kreml“ (ehem. Gaststätte in Deuben) von Eberhard von der Erde, 1987


„Calla“ von Angela Hampel, o.J.

Teilen mit:

  • Twitter
  • Facebook

Neue Lyrik: Katzen & Natur

22 Dienstag Feb 2022

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Fotografie, Lebensart, Poesie

≈ Ein Kommentar

,,,

Herz-Fangespiel

Sonnenlicht weckt mich
klettert die Wände hoch
ein warmer Schein im Gesicht
der Getigerten ihre gelben Augen glänzen
wie eine Statue sitzt sie auf der Decke
vor mir blinzelt mir zu

einen Moment hält still
ihr unbändiges Wesen
bis die kleine weiße auftaucht
und immer wieder entwischt

Jade die Jägerin die anfangs so scheue
tagelang unsichtbar
und Lina die kecke sanfte schlaue
lässt sich darauf ein

Tag für Tag füllen sie die Plätze
der schwarzen Sternäugigen mehr
innerlich weiter verbunden
ergreifen sie nach obsessiven Versteckspiel
von jedem Raum und mir Besitz

energisch wild und anschmiegsam
Fell an Wange und abrupte Sprünge
einlassen zulassen gelassen bleiben
den Sinn im Unsinn und Chaos erkennen
zeigen sie mir immer wieder

auf den Kletterbaum am Fenster
mit Höhle und Hochsitzen
mein Geschenk für sie zum einjährigen
Zusammensein sind die zwei Felligen
welch Überraschung nicht zu bewegen
trotz herausfordernd schwebender Spielmäuse

eine Maus rissen sie ab und legten sie
mir unter den Esstisch
strecken die Köpfe und stehen unsicher
vor der Leiter am Kletterbaum
sonst kennen sie kein Halten
springen überall hin auf Tische und Schränke

sie lieben das Fangespiel mit der Federangel
der Kopf der Getigerten pendelt hin und her
mit jeder Bewegung
sie liegt unterm Schaukelstuhl der schaukelt mit
legt ihre weiße Pfote auf das zappelnde Stoffherz

ich ziehe am Faden und Stab
die Jägerin sieht reglos zu
ich ziehe stärker
sie lässt los und das Herz-Fangespiel
beginnt von vorn

LV
22.2.2022
,

ZweiKlang

Die Amaryllis blüht
ein zweites Mal
öffnet sie ihre Kelche

zwei Blütenpaare strahlen
flammend rot
gelber Blütenstaub verstreut
auf den Blättern

der Stengel biegt sich
unter den schweren Blüten
die Freude wiegt schwerer

wenn zwei sich finden oder
um Haaresbreite verfehlen
ist ihre Zeit noch
nicht gekommen
kann Liebe sich allein auch verdoppeln

Sonnenflecken im Wolkengrau
dazwischen helles Blau
und die Magie der Zweier Doppelzahlen
ein kribbelndes Etwas
liegt in der Luft

was bleibt von diesem Tag
nur Zahlen oder eine Zauberformel
oder einfach:  Dass es ihn gab

LV
22.2.2022

Zerreißprobe

Die Sonne strahlt
und strahlt
die hohen Tannen vorm Wintergarten-Fenster
schwanken hin und her
verdecken und geben
sie wieder frei
Schattenlichter tanzen

der Wind braust
närrisch
zaust
fällt über die Bäume
her die schütteln
sich wie wild
nähmen am liebsten
Reißaus ungezügelte Wirrnisse
nähern sich dem Haus
wo soll das hinführen

Sonnenlicht flackert auf
und ab
wie Sirenen
irrlichtern
tanzende Schatten
streifen die Wände

meine grauweiß getigerte Katze
springt zu mir aufs Sofa
und wieder weg
die kleine schwarz-weiße dreht sich um
ich bleibe zwischen den Lichtschatten

LV
19.2.2022

Ein Zettel am Fenster

Auf dem Weg zum Blumenladen
komme ich an dem Haus vorbei
vor dem ich Dich das erste Mal sah
ein Zettel klebt am Fenster im
Parterre für alle die Dich kannten:
Der rote Kater der grummelnd auf
Fensterbrettern sass ist fortgegangen
von dieser Welt geht seine Runden
nun weiter oben

Einen Moment möchte ich glauben
es wäre ein anderer
lese Deinen Namen Lumpi das erste Mal
ich nannte Dich Vincent
nach dem Maler
der hätte gewiss seine Freude an Dir
kleiner Stromer

Letzten Sommer schautest Du
über die Gartenmauer
am Abend als ich an meine
schwarzfellig Sternäugige dachte
warst Du da
wie vom Himmel gefallen

stilles Verbundensein
Streicheln und Füttern
immer wieder weg
eines Nachmittags sasst Du
vor meiner Wohnungstür
woher kanntest Du den Weg
meine zwei Katzentiere
schnupperten noch tagelang
nach Dir im Frühling wollte ich
mit ihnen hinaus zu Dir

Einmal noch kamst Du
standest auf der Wiese
lange sahst mich aufmerksam
und traurig aus grünen Augen an
als wüsstest Du um den Abschied

hungrig warst Du
und hast gegrummelt
Dein Fell blieb ungestreichelt
werde Deine Überraschungsbesuche
vermissen

Der volle weiße Mond schaut
aus den Wolken hervor
um  ihn schwirren rötliche Flecken
und ein schwarzer
ziehen ihre Spuren

Ein wildes Fauchen hinter mir
holt mich zurück
die kleine grau getigerte Hofkatze
sagt unmissverständlich: Ich bin auch noch
hier

LV
14.2.2022

P.S.: Totgesagte leben länger! Der rote Kater Lumpi vom Fensterbrett war doch nicht der Kater, der mich besucht hat, wie ich erfuhr! Der andere Draußenkater sah ihm ähnlich, hatte aber ein weißes Lätzchen am Bauch und starb bereits vor fünf Wochen mit stolzen 20 Jahren. Ich sah ihn manchmal dort sitzen und werde ihn ebenfalls in liebevoller Erinnerung behalten.

Texte + Fotos: Lilli Vostry
Fotos (2): Volkmar Fritzsche

Teilen mit:

  • Twitter
  • Facebook

Neue Lyrik: Sonnenfunken & Staunemann

13 Sonntag Feb 2022

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Fotografie, Lebensart, Poesie

≈ Hinterlasse einen Kommentar

Sonnenfunken
(Im Gedenken an den 13. Februar)

Sonnenlicht fällt
in den Tag
überstrahlt das Grau
der letzten Tage

im Licht verlieren
sich die Schatten
verlieren ihren Schrecken

abends läuten die Glocken
über der Stadt
Sonnenfunken fallen
in den Fluss an dem Menschen
frohgestimmt entlang ziehen

der Himmel färbt sich rot
alles bleibt still am Abend davor
doch in mir tost es
denke ich an die brennende Stadt

an die Menschen die brennend
in den Fluss sprangen
und keine Rettung fanden

ein Kind weint
es steht auf der Ufermauer
und will allein hinunter springen

ein Blumentopf mit Amors Pfeil
und ein Schild Räumungsverkauf
stehen im Schaufenster

im Blumenladen nahe am Fluss
wieder ein Farbtupfer weniger
die Sonne sieht darüber hinweg
und scheint weiter

LV
12.2.2022

Staunemann

Lange lagst du verpackt
wusste nicht wohin mit dir
porzellanweiße Gestalt zerbrechlich
flüsterndes Schimmern eine Zier

ein Lausbub mit spitzem Zeitungshut
wachen Augen Pausbacken und Staunemund
die Arme verschränkt wie auf der Hut
stehst du still auf dem Fleck

und würdest doch am liebsten losrennen
weg von hier die Welt entdecken
siehst zur Seite überall hin
worüber staunst du gerade
mit lächelnd leichtem Sinn

stehst auf meinem Nachttisch
nah am Fenster unter einer Grünpflanze
und wachst in der Nacht
über meine Träume sacht
aus denen wir staunend wachsen
uns aus unserer Porzellanhaut wagen

LV
31.1.2022

Staunemann II
(ohne Reime)

Fast wie einem Traum entstiegen
stehst du vor mir auf dem Nachttisch
porzellanweiß zerbrechliche Gestalt
unbeschwert unbefangener Blick
ein Schelm dem scheinbar nichts
etwas anhaben kann

fragil ohne zaghaftes Zaudern
furchtlos verwegen zärtlicher
Staunemund
Besonnener und Entdeckergeist
der mit dem Zeitungshut
auch mal im Regen steht
wenn er alles um sich vergisst
die Welt besieht

würdest du dich noch
wiedererkennen in dem Kind
von einst

an wen erinnerst du
mich noch
staunend und weise
als ob dir nichts verborgen bliebe
ein fragender Blick zu mir hin:
wo verberge ich mich
all die ungeborgenen Schätze

LV
31.1.2022
(zu einer Porzellanfigur von Olaf Stoy)

Texte + Fotos: Lilli Vostry

Teilen mit:

  • Twitter
  • Facebook

Kunstaktion Welt – Offen – (Ge)Denken in Erinnerung an die Ereignisse des 13. Februar

13 Sonntag Feb 2022

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Fotografie, Lebensart, Projekte

≈ Hinterlasse einen Kommentar


Sag es mit Blumen: Lasst uns Vielfalt leben im Miteinander. Fotos (3) (lv)

Bilder und Zitate zum Innehalten und Nachdenken

Unter dem Motto WELT – OFFEN – (GE)DENKEN eröffnete letzte Woche eine Kunstaktion in der Stadt. Anlässlich des Gedenkens an die Zerstörung Dresdens im II. Weltkrieg lädt #WOD – Weltoffenes Dresden vom 9. bis 20. Februar zu einer großen gemeinsamen Plakataktion im öffentlichen Raum und verschiedenen weiteren Formaten der künstlerischen Auseinandersetzung mit den Ereignissen des 13. Februar 1945 ein. Die Sächsische Ministerin für Kultur und Tourismus Barbara Klepsch, die Dresdner Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch und zahlreiche VertreterInnen der 19 beteiligten Kulturinstitutionen begleiteten die Eröffnung.

Zum Projekt: 19 Kulturinstitutionen präsentieren mit einer Plakatkunst-Aktion an 10 Orten des Kulturstadtraums Dresdens und am Standort Radebeul individuell ausgewählte, großformatige Bildmotive mit zum Teil eigens für die Aktion von KünstlerInnen entworfenen Werken, mit Fotografien und mit Zitaten, die zum Innehalten und Nachdenken auffordern. Die Plakatkunst-Aktion wird durch das Zentrum für internationale Kulturelle Bildung des Goethe-Instituts Dresden und die Landeshauptstadt Dresden unterstützt. 

Das gemeinsame Gedenken steht im Jahr 2022 unter dem Thema des Friedens. Begleitet von dem Motto WELT – OFFEN – (GE)DENKEN richten wir den Blick von Dresden in die Welt: Wo engagieren sich Menschen heute für Frieden, Menschenrechte und Demokratie? Wie verwandeln sich Gesellschaften von einer Situation der Ausgrenzung, der Gewalt und des Krieges, wie sie 1945 in Europa herrschte, in ein friedliches, demokratisches Miteinander?

In der Woche um den 13. Februar 2022 spannen die programmatisch vielfältigen künstlerischen Beiträge der Kulturinstitutionen einen Bogen zum Thema Frieden, von der eigenen Haustür bis in die Welt und laden PassantInnen im Dresdner Stadtraum und Radebeul zum Nachdenken über Frieden und in plurale Formen des zukunftsgerichteten (Ge)Denkens ein.

Wir achten darauf, dass Aktionen je nach Pandemielage kontaktlos stattfinden können und in Übereinstimmung mit den aktuellen Hygieneregeln betrachtet werden können. Bitte geben auch Sie Acht aufeinander. Wir freuen uns, wenn Sie mit offenen Augen durch die Stadt gehen!

# WOD Weltoffenes Dresden ist ein 2014 gegründeter, offener Zusammenschluss von Kulturinstitutionen in Dresden. Gemeinsam treten wir für eine weltoffene, solidarische Gesellschaft ein. Gemeinsam setzen wir Zeichen für einen achtsamen Umgang mit unserer demokratisch verfassten freiheitlichen Gesellschaft und ihrer Kultur.

Text:  Gertrud Aringer Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Staatsschauspiel Dresden
Theaterstraße 2, 01067 Dresden
Telefon +49 351 4913 755

www.staatsschauspiel-dresden.de

Teilen mit:

  • Twitter
  • Facebook

Zeit-Geschichte in Bildern: Foto-Ausstellung von Helga Paris im Leonhardi-Museum Dresden

27 Donnerstag Jan 2022

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Fotografie, Lebensart, Unterwegs

≈ Hinterlasse einen Kommentar


Ungewöhnlicher Kunstort: 1879 erwarb der Maler Eduard Leonhardi die ausgediente Mühle, ließ Mühlen- und Stallgebäude abreißen und ein Ateliergebäude errichten. Das malerische Fachwerkhaus hat eine bewegte Geschichte, unweit vom Körnerplatz in Dresden-Loschwitz gelegen, ist das Leonhardi-Museum heute das älteste, von einem Künstler begründete  und noch immer bestehende Museum Deutschlands.

Lebendige Bilderreise vor grauer Kulisse

Eine Tournee-Ausstellung mit rund 130 Aufnahmen der bekannten Fotografin Helga Paris, die eindrucksvoll und kontrastreich Alltagsleben in der DDR widerspiegeln, außerdem Künstlerporträts und Selbstbildnisse zeigt noch bis 20. März das Leonhardi-Museum in Dresden.

Hohe alte Mietshäuser und enge Straßen, in die kaum Licht fällt. Verfall und Tristesse dominiert auf den ersten Blick in den Aufnahmen. Neben einem ruinösen Fachwerkhaus mit spitzem Dach hält eine alte Dame eine lange Vogelfeder, die von weitem wie ein Regenschirm aussieht, in die Höhe. Die graue Kulisse verschwimmt beim näheren Hinsehen auf Häuser und Gesichter, die lebendig, individuell, sensibel, schroff, offen, unverblümt und zuweilen skurril Zeitgeschichte verkörpern und wach halten. Dies ist das Besondere der Tourneeausstellung der bekannten Fotografin Helga Paris, die bereits an 21 Stationen weltweit zu sehen war und nun bis 20. März verlängert im Leonhardi-Museum auf der Grundstraße 26 in Dresden gezeigt wird (Zutritt mit 2G-Nachweis).

Auf dem Titelbild lächelt ein Mädchen in einem zu großem Kleid mit hochgekrempelten Hemdsärmeln und Strohhut das Gegenüber schelmisch an. Helga Paris traf sie auf einer Fahrt durch Siebenbürgen. Insgesamt 130 Aufnahmen aus den Jahren von 1968 bis 1997, Selbstporträts und Momentaufnahmen aus dem DDR-Alltag, werden auf zwei Etagen gezeigt in dieser Ausstellung des Instituts für Auslandsbeziehungen (Ifa) Stuttgart. Diese wurde kuratiert von Inka Schube und für die Station in Dresden von Bernd Heise, Leiter des Leonhardi-Museums gemeinsam mit der freien Kunsthistorikerin Franziska Schmidt eingerichtet. Die Aufnahmen nehmen den Betrachter mit in eine vergangene Welt und auf Reisen der Fotografin nach Osteuropa, nach Georgien, Wolgograd, New York, Rom oder Polen.

Zu sehen sind außerdem rund 30 Künstlerporträts von namhaften und vergessenen Schriftstellern und Malern in jungen und älteren Jahren wie Christa Wolf und Sarah Kirsch, Elke Erb und Erich Arendt, Uwe Kolbe und Katja Lange, Max Uhlig, Theodor Rosenhauer und Carlfriedrich Claus. Auch das legendäre Gruppenbild der illustren Poetenrunde, von Heinz Kahlau, Peter Brasch, Lutz Rathenow bis Hans-Eckhardt Wenzel, aus dem „Literarischen Salon“ im Atelier von Wilfriede Maaß in Berlin von 1981 ist zu sehen, ganz vorn Sascha Anderson, erst gefeierter Star der Künstlerszene im Prenzlauer Berg, dann ihr Verräter und Stasi-Spitzel. Eine Aufnahme zeigt  Anderson in doppelter Gestalt an einer Kellertür, wie eine Vorwegnahme seines Doppellebens.

Ostdeutsche Geschichte in Geschichten erzählen die Bilder von Helga Paris sehr authentisch und facettenreich. Sie wurde 1938 in Gollnow in Westpommern geboren, studierte zunächst Modegestaltung, bevor sie 1964 begann sich autodidaktisch mit dem Medium Fotografie auseinanderzusetzen. Seit 1966 wohnt sie in Berlin-Prenzlauer Berg. Ihre Motive findet Helga Paris in Wohnungen, Kneipen, Pausenräumen und Werkhallen, auf Straßen und Bahnhöfen. Es entstehen Fotoserien von  Textilarbeiterinnen, Berliner Jugendlichen und Selbstbildnisse der Fotografin: dunkles kurzes Haar, große Augen, mal klarer, trotziger und in sich gekehrter Blick. Ihre kontrastreichen Fotografien sind durchweg in schwarzweiß, starkem Licht-Schatten-Spiel und vorwiegend in Grautönen gehalten, wodurch sie surreal entrückt, noch weiter weg wirken. Ihr Bildband „Diva in Grau“ über die Industriestadt Halle konnte erst 1991 erscheinen. Vor verfallenen Gebäuden stehen stolz Trabis, Frauen adrett in weißen Rüschenblusen und Fönwellen mit Einkaufstaschen vor dunkler Hausfassade, Arbeiter mit Cowboyhüten und Zigaretten vor einem Fabrikgebäude, ein zottliger Hund angeleint vor einem Frisörsalon. Ein Blick aus einem Ferienzimmer in Ahrenshoop verführt zum Träumen.

Berührend auch die Reisebilder aus Siebenbürgen, darunter eine Ansicht mit karger Landschaft, verdorrtem, schwarzem Baum und zwei Pferden vor einer Wasserpfütze. Pferdewagen und Leute mit Koffern. Armut und pure Lebensfreude nah beieinander. Kinder tanzen fröhlich mit den Erwachsenen. Ein älterer Mann steht fesch im hellen Anzug, Hut und Zigarette in der Hand vor einem vergitterten Fenster. Schön urig die Szene im Wald, wo Familien samt Kinderwagen, jung und alt auf einer Wiese am Lagerfeuer beisammen stehen, sitzen und genießen was sie haben. Ein Bild selbstverständlich und traumhaft zugleich wie aus einer anderen Welt. Zur Ausstellung erschienen ein Katalog und der Bildband „Helga Paris. Künstlerporträts“ im Verlag Spector Books Leipzig.

Text + Fotos (lv)

Öffnungszeiten im Leonhardi-Museum Dresden, Galerie für zeitgenössische Kunst + Leonhardi-Atelier:

Di – Fr von 14 – 18 Uhr, Sa + So von 10 – 18 Uhr

Tel.; (0351) 268 35 13
http://www.leonhardi-museum.de

Teilen mit:

  • Twitter
  • Facebook

Neue Lyrik: Amaryllis-Gemeinschaft & Zweisam & Sternenkind & Wogendes Weiß

18 Dienstag Jan 2022

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Fotografie, Lebensart, Poesie, Zwischenmenschliches

≈ Hinterlasse einen Kommentar

Amaryllis-Gemeinschaft

Am Morgen sprang
der grüne Kokon auf
die erste Blüte leuchtet auf
eine zweite ihr gegenüber
strecken ihre Fühler

aus weiten Blütenkelchen heraus
warmrot schimmernde Hülle
feine Liniengeflechte zweigen
von außen ins Innere
gelb betupft

die Blätter umeinander gelegt
steht jede Blüte für sich
und halten sich doch
nah beieinander

aus der Mitte des Stängels
wachsen fast unbemerkt über Nacht
noch zwei Blüten hervor
es wird eng scheint es

kann sein während ich dies schreibe
geht schon die letzte Knospe auf
und umschließe den wogenden Blütenkreis
in inniger Umarmung

LV
15.1.2022

Zweisam

Als die Knospe aufsprang
teilte sie sich zweisam
öffneten sich die Blütenkelche
aus einem Stängel

Flimmerrot und Blütenstaub
fließen in mein gespaltenes Herz
die Blüten schaukeln
bei jeder Bewegung

wenn ich näherkomme
als würden sie gleich
herabfallen

LV
24.12.2019

Sternenkind

Seh die Bilder der Frau
ihr Kind liegt
bei ihr
auf der Stelle
am Herzen

sie hält die Arme
darüber streichelt es
die Augen geschlossen
wie ihr Kind

es wird nie die Augen öffnen
doch es bewegt sich
wenige Stunden
verbunden beide

Du bist nie auf die Welt
gekommen
doch ich hab Dich kurz
in mir gespürt

Du wärst mein Licht
geworden
fühlte mich wie das Mädchen
mit den Schwefelhölzern

doch ich konnte es
nicht sehen
der Schatten vor mir
war größer

ich werde Dich ewig
vermissen
und in mir tragen

LV
18.1.2022

Wogendes Weiß

Die Sonne schien
durch grau geballte Wolken
wie gegen den Strich gebürstet
ein eisig schneidender Wind
wehte über die Elbwiesen

Raben stolzierten im trockenen Gras
als gäbe es noch etwas zu holen
Wildgänse saßen seelenruhig
auf kargem Grund
gegenüber dem Fährgarten
stieg süßer Duft von Quarkbällchen
in die Luft

Weihnachtssterne strahlten noch
ein Schneemann aus Kunststoff postiert
am Eingang umringt von Pinguinen
die nie ins Wasser wollen
Möwen flogen kreischend auf
am Ufer jagten wohl
um Futter

mitten auf dem Weg ein kleiner toter Vogel
dachte erst ein verwehtes Blatt
der tosende Wind hielt mich ab
anzuhalten
das Gefiederte auf die Wiese zu legen

auf der Brücke flog ein Möwenschwarm
über meinem Kopf
floss wie ein Lichtstrahl gleißender Wellenkamm
hinunter zum Fluss
glitten sie
ein Moment vergessen die Kälte

LV
20.1.2022

Teilen mit:

  • Twitter
  • Facebook

Neue Lyrik: Lichterbaum & Neujahr auf Samtpfoten & In der Wunderwerkstatt & Nachtbilder

01 Samstag Jan 2022

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Fotografie, Genießen, Lebensart, Poesie, Zwischenmenschliches

≈ Hinterlasse einen Kommentar

Lichterbaum

Der letzte Tag des Jahres
trägt grelles Rouge
die Schminke zerfließt
in grauen Wolkenballen

wie eine Diva die mit dem Feuer spielt
knallt donnert und zischt es
an allen Ecken
kreiseln Feuerräder steigen Leuchtraketen
im Akkord in den dunklen Himmel

begleitet von Johlen und Rufen
als gelte es all das Versäumte zu feiern
an einem Abend nachzuholen
die dunklen Geister mit Getöse
zu vertreiben

mich zieht es noch einmal zum Lichterbaum
allein steht er auf dem weiten Platz
keine Absperrung mehr
unterm Gezweig stilles hohes
Lichterrauschen umfängt mich

gelbe Sterne schaukeln im Wind
über den Zweigen ausgebreitet wie
Schwingen
ihr Licht in die Welt zu tragen

seine Zeit ist bald vorbei
könnt es ihn doch mit aller Pracht
wieder in den Wald verschlagen
was wird aus dem stattlichen Baum

unten am Stamm die grüne Rinde
schon abgerieben helle Holzschimmer Risse
und Sägespäne am Boden verstreut
bald ihn nichts mehr hält

den Duft von frischem Harz
an den Händen
ein aufgesammelter Zweig
und eine kleine Baumscheibe mit Jahresringen
begleiten mich nachhaus

LV
31.12.2021

Neujahr auf Samtpfoten

Das neue Jahr kommt sacht
feierliche Ruhe zieht ein
nach dem Feuerwerk
das die Lebensgeister
aufs Neue frei setzt

vor deinem Bild brennen Kerzen
ich halte es an meine Wange
in den Neujahrshimmel
Licht fällt von dir
zu mir
im Hintergrund spielt leise Nachtmusik

aus der Küche miaut es
im Karton rappelt es
ein Rasselball fällt heraus
die getigerte Madam springt
hinterher

von Müdigkeit keine Spur
sie liebt Bewegung sehr
zu jeder Tag und Nachtzeit
stürmt sie mit Freudengeheul
voran treibt mich und die kleine schwarz-weiße an

ihre Scheu haben Wolke und Wirbelwind
überwunden
sogar das Feuerwerk mit mir angesehen
ein Jahr leben sie mit mir

du bist nicht mehr hier
mein Liebstes Felliges
doch längst ein Teil von mir
dein Sanftmut Willensstärke und Energie
fließen weiter zu den beiden Katzentieren
die bei aller Ungleichheit
in ihrer Beharrlichkeit und Verschmustheit
doch dir gleichen

Wolke und Wirbelwind nannte ich sie
abwechselnd am Anfang
flüchtig scheu unauffindbar
und unglaublich geschwind
nichts unerreichbar für sie

nahm die getigerte gern meine
Glücksschornsteinfeger auseinander
immer wieder klebte ich sie zusammen
ließ es irgendwann

nun schaut wieder ein kleiner schwarzer
Mann mit Leiter aus dem Glücksklee
und ein Glücksschwein mit Federboa und Krone
zwinkert mich an
bleib nicht stehen das Glück liebt es
immer weiter zu gehen

LV
1.1.2022

In der Wunderwerkstatt
(Für V.)

Weiße Wolken segeln im Abendrot
wie Laternen
in stiller Bewegung in metallenem Glanz
drehen sich Kugeln wie Gestirne unentwegt
im Werkstattfenster brennt noch Licht

du winkst mir zu
die Tür geht auf
in die Werkstatt Wunderwelt
die sonnengelben und roten Primeln mit
dem Glückspilz zum neuen Jahr
stellst du zaudernd nicht unerfreut
auf einen Tisch

ich schiebe mein Rad in den Raum
Dynamo und Licht springen
nicht mehr an
und das Schloss schließt schwer
schon hinfällig und rostig
doch mein Diamantrad fährt immer noch
und ich liebe es sehr
wie es Wind und Wetter stand hält

ich mag alte Dinge
die alle Zeiten überstehen
eigen sind

manche frisieren neue Räder
auf alt und verlangen dafür viel Geld
verdrehte Welt

sehe dir gern zu
wie du Dinge am Leben hältst
die andere längst wegwerfen
gerührt mit wie viel Geduld Güte
und Akribie du das alte Gefährt
und sein Innenleben untersuchst

dynamisch viel Bedacht
und Energie in deinem achtzigsten Jahr
schwarzes Käppi im grauen Haar und
bequeme Jacke scheint es wie ein Kinderspiel

wenn du Drähte neu anbringst und desolate Teile
ersetzt an Lampe und Klingel
die krächzt wie ein Rabe
nun wieder hell und klar
läutet wie das fröhliche Kind einst
mit dem Rad um die Ecke bog

immer noch der Tüftler und Erfinder
der gern herum schraubt hinter die Dinge schaut
in der großen Welt wie im Kleinen
immer noch Neues entdeckt

aus dem Wasserhahn in der Werkstatt tropft
verrinnt die Zeit
neue Tropfen klopfen leis an
leuchten auf
fallen
widerhallen

ein Wassereimer
zerbrochen am Rand
doch bis oben voll
steht gleich neben dem Eingang

überall Werkzeuge
Bohr- Schleif und Poliermaschinen erzählen
von regem Gebrauch
goldglänzende Spiralen und Metallspäne
auf Werkbänken und am Boden
Gläser mit Pinseln zum Streichen Leimen
und Zusammenfügen
ein Bleistift daran klebt ein Insektenflügel
ein kleiner dunkler Schraubstock Bandmaß
und Notizzettel liegen da

viele wundersame Dinge in Kisten und Regalen
wohlverwahrt und griffbereit
für den nächsten Schritt im Kreislauf des Lebens
von Werden Wachsen Vollenden
und Vergehen

Rohre aus Edelmetall in allen Größen
Drahtrollen und polierte Findlingssteine die ihre
Farben und Formen betonen
von Reisen

warten darauf Gestalt anzunehmen
als Handschmeichler Kleinod filigrane Metallleuchter
mit Kugeln oder farbigen Steinen
in der Mitte
von feinen Gespinsten aus Draht
gehalten und umhüllt

vieles schon geschaffen
manches noch im Entstehen
mit der Kamera in faszinierende Bildwelten
eintauchen als Fotograf und Lebenskünstler
auch mal Seelenklempner und Herzenskenner
all das bist du

irgendwann es dunkelt schon
hast du das Wunder vollbracht
leuchtet doch wieder Licht vorn und hinten
am alten Diamantrad
schwing mich glückstrahlend hinauf

du schaust in den Himmel zum schwungvollen
Sichelmond in unendlicher Weite

LV
7.1.2022

Nachtbilder

Letzte Nacht träumte
ich von einer Ausstellung
alle Bilder umgehängt
übermalt
weiß nicht mehr was im einzelnen
zu sehen war

doch alles war anders
als vorher
grau verwaschen
nicht erkennbar
und ein dumpfes Geräusch
das alles andere übertönte
drang herein

ich rannte aus dem Raum
voller Leute die gespenstig
starr und blicklos
vor den Wänden standen

eine Frau kam auf mich zu
streckte die Arme nach mir aus
schrie versuchte mich
aufzuhalten
ihr gehörten die Bilder

ich warf ihr zwei Ringe zu
sie rief nach Briefmarken
am Morgen krächzten Raben
sah ich noch einmal die Kette aus
Lichterblumen am Fenster gegenüber

die nachts groß in warmen Farben
leuchten bei Tag verblassen
mich doch nie verlassen
nie ganz verlöschen

vor deinem Bild sage ich
ich verrate dich unsere Träume
nicht
das Wahrhaftige verbindet
uns weiter

LV
9.1.2022

Texte + Fotos: Lilli Vostry

Teilen mit:

  • Twitter
  • Facebook
← Ältere Beiträge

Top Beiträge & Seiten

  • Premiere des Kultmusicals "The Rocky Horror Show" in einer Inszenierung der Landesbühnen Sachsen im Alten Schlachthof Dresden
  • "Vorwärts immer! Jubiläumsshow !" der Seniorentheatergruppe "Ohne Verfallsdatum" im Theaterhaus "Rudi" in Dresden
  • Kleines Welttheater in Radebeul spielt wieder
  • Zeitreise in die Welt der Hippies: Premiere "Hair" an den Landesbühnen Sachsen
  • Premiere "Mädelsabend" im Boulevardtheater
  • Porträt Michael Pohlmann: Die Schönheit des Unvollkommenen
  • BilderAlbum: Zeitreise zum 150 +2-jährigen Eisenbahnjubiläum der Strecke Cottbus - Großenhain
  • "Gedichte mit Zartheit und Verletzlichkeit und seltene Stimmungen" - Zur Lesung mit Poesie & Musik "Vom Zauber endloser Anfänge" in der Preusker-Bücherei Großenhain
  • The Rocky Horror Show im Amphitheater am Senftenberger See
  • "Mein Freund, der Betrunkene Sachse" - ein Olaf Böhme Abend mit Thomas Kaufmann im Boulevardtheater

Gib deine E-Mail-Adresse ein, um diesem Blog zu folgen und per E-Mail Benachrichtigungen über neue Beiträge zu erhalten.

Schließe dich 88 anderen Followern an

Neueste Kommentare

Rainer Kirmse , Alte… bei „Vorwärts immer! Jubiläu…
Brady Knapp bei Wiedersehen mit „Addams…
Reinhard Heinrich bei Ausstelllungseröffnung „…
Bernd Hanke_Grafiker bei Neue Lyrik: Flieg Taube flieg…
Klebefolien bei BilderAlbum: Ausstellung…

Archiv

  • Juni 2022
  • Mai 2022
  • April 2022
  • März 2022
  • Februar 2022
  • Januar 2022
  • Dezember 2021
  • November 2021
  • Oktober 2021
  • September 2021
  • August 2021
  • Juli 2021
  • Juni 2021
  • Mai 2021
  • April 2021
  • März 2021
  • Februar 2021
  • Januar 2021
  • Dezember 2020
  • November 2020
  • Oktober 2020
  • September 2020
  • August 2020
  • Juli 2020
  • Juni 2020
  • Mai 2020
  • April 2020
  • März 2020
  • Februar 2020
  • Januar 2020
  • Dezember 2019
  • November 2019
  • Oktober 2019
  • September 2019
  • August 2019
  • Juli 2019
  • Juni 2019
  • Mai 2019
  • April 2019
  • März 2019
  • Februar 2019
  • Januar 2019
  • Dezember 2018
  • November 2018
  • Oktober 2018
  • September 2018
  • August 2018
  • Juli 2018
  • Juni 2018
  • Mai 2018
  • April 2018
  • März 2018
  • Februar 2018
  • Januar 2018
  • Dezember 2017
  • November 2017
  • Oktober 2017
  • September 2017
  • August 2017
  • Juli 2017
  • Juni 2017
  • Mai 2017
  • April 2017
  • März 2017
  • Februar 2017
  • Januar 2017
  • Dezember 2016
  • November 2016
  • Oktober 2016
  • September 2016
  • August 2016
  • Juli 2016
  • Juni 2016
  • Mai 2016
  • April 2016
  • März 2016
  • Februar 2016
  • Dezember 2015

Meine Community

Über uns

Willkommen in diesem reichhaltigen Garten der Künste – Hier blüht Euch was! Hier wächst vieles, Schönes und Dorniges, Auffälliges und Verborgenes, Seltenes und Seltsames nebeneinander. Hier erfahrt Ihr das Neueste aus der Dresdner Kultur- und Kunstszene in aller Eigenart und Vielfalt. Sitzt man auf der Gartenbank mit namhaften und weniger bekannten Kulturmenschen und Menschen mit Ideen und Visionen aus anderen Lebensbereichen. Zeigen Künstler beim Atelier-Besuch ihre neuesten Werke, bevor sie in der Ausstellung hängen und erzählen, welche Bilder sie nie ausstellen würden. Wird Neues aus der Bühnen- und Bücherwelt vorgestellt, Augen- und Ohrenschmaus weitergegeben. Es gibt ein Traumtagebuch, für die Bilder der Nacht und Lebensträume. Es ist Platz für Poesie und Kurzprosa, Reisereportagen, Beiträge über das Leben mit anderen Kulturen, über Lebensart und Zwischenmenschliches. Es werden WortRaritäten gesammelt und Wort-Rätsel mit geheimnisvollem Inhalt gelüftet. Und nun: Schaut Euch um, entdeckt, genießt und lasst Euch anregen von der Fülle an Kulturgewächsen. Und vor allem: Bleibt schön neugierig und empfehlt meinwortgarten weiter.

Bitte helft uns

Liebe Leser, Wenn Euch die Beiträge gefallen und Ihr unsere Arbeit (Autoren, Künstler, Webdesigner) unterstützen wollt, könnt Ihr auf folgendes Spendenkonto überweisen für das weitere Gedeihen dieses Gartens der Künste. Vielen Dank! Konto der Inhaberin des Blogs: Lilli Vostry/Text-Atelier DE 88 8707 0024 0525 231700

Zukünftige Veranstaltungen

Keine bevorstehenden Ereignisse

Follow meinwortgarten.com on WordPress.com

Aktuelles Allgemein Auf der Gartenbank mit... Bildende Kunst Die Macher Eine Sonnenblume für... Erste und letzte Worte Film Fotografie Genießen Im Atelier bei... Impressum/Kontakt In eigener Sache Kabarett Keine für Alle ! - Lara Finesse Kolumne Kultur Kurzgeschichten Lebensart Literatur Musik Poesie Projekte Satire Tanz Tauschmarkt/Ideenbörse Theater Unterwegs Zwischenmenschliches Über uns

Blogstatistik

  • 112.591 Treffer
Lilli Vostry

Lilli Vostry

Ich bin als Freie Journalistin (Wort/Foto) seit 1992 in Dresden tätig. Schreibe für Tageszeitungen und Monatsmagazine vor allem Beiträge über Bildende Kunst, Theater, soziale Projekte und Zwischenmenschliches. Außerdem Lyrik und Kurzprosa. Bisher vier BilderGedichtKalender zusammen mit Künstlern veröffentlicht. Fotografiere gern Menschen, Landschaften, besondere Momente.

Vollständiges Profil anzeigen →

Meta

  • Registrieren
  • Anmelden
  • Feed der Einträge
  • Kommentare-Feed
  • WordPress.com

Zukünftige Veranstaltungen

Keine bevorstehenden Ereignisse

Aktuelle Beiträge

  • BilderAlbum: Gedicht-Lesung mit Musik „Vom Zauber endloser Anfänge“ vor zauberhafter Kulisse am Melli Beese-Haus in Laubegast
  • Beflügelnder Ort: Das Melli Beese-Haus in Laubegast strahlt in frischem Glanz mitten in einem wundervollen, urwüchsigen Garten
  • Wort & KlangZauber: Gedicht-Lesung „Vom Zauber endloser Anfänge“ mit Lilli Vostry & Musiker Gabriel Jagieniak im Melli Beese-Haus in Laubegast
  • Workshop „Stimm-Yoga“ mit Sängerin Katrin Schmidt in der Kulturschlosserei
  • Premiere des Kultmusicals „The Rocky Horror Show“ in einer Inszenierung der Landesbühnen Sachsen im Alten Schlachthof Dresden
  • Lange Nacht der Galerien & Museen im Dresdner Barockviertel zwischen Goldenem Reiter und Rähnitzgasse
  • Ausstellung „Woanders sein“ von Kornelius Wilkens im Kastenmeiers
  • BilderAlbum: Zu Besuch bei dem Künstler Eckhard Kempin im Melli Beese-Haus in Dresden-Laubegast & Neue Ausstellung
  • „Geschichten am und im Fluss“: Sommer-Festival des Montagscafés an der Elbe
  • Ausstellung „Papa Mama DaDa“ im Einnehmerhaus Freital
  • Farbreiches „Geflüster“ in der Ausstellung von Gudrun Trendafilov in der Galerie Kunst & Eros
  • Ausstellung „Angela Hampel – Das künstlerische Werk“ in der Städtischen Galerie im Landhaus Dresden
  • Lesung mit dem Dichter Andreas Reimann im Landhaus Dresden
  • The Rocky Horror Show im Amphitheater am Senftenberger See
  • Ausstellung „Anregungen aus der Kunst für Wissenschaft und Forschung“ von Markus Johne in der Galerie mit Weitblick Radebeul

Bloggen auf WordPress.com.

  • Abonnieren Abonniert
    • meinwortgarten.com
    • Schließe dich 88 Followern an
    • Du hast bereits ein WordPress.com-Konto? Melde dich jetzt an.
    • meinwortgarten.com
    • Anpassen
    • Abonnieren Abonniert
    • Registrieren
    • Anmelden
    • Melde diesen Inhalt
    • Website im Reader anzeigen
    • Abonnements verwalten
    • Diese Leiste einklappen
 

Lade Kommentare …