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~ Das Dresdner Kulturgewächshaus im Netz

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Monatsarchiv: Oktober 2016

Blütenreich: Eine Oase für Genießer ist der kleine Wochenmarkt an der Dreikönigskirche

29 Samstag Okt 2016

Posted by Lilli Vostry in Lebensart

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Im Reich der Duftrosen

Elvira Hofmann bindet mit viel Liebe und Erfahrung blütenreich betörende Sträuße auf dem Wochenmarkt an der Dreikönigskirche.

Rosen sind ihre Lieblingsblumen. Ob in kräftigen oder zarten Farben.
Kurz- oder langstielig. Hauptsache sie duften. „Eigentlich duften die Blumen ja nicht für uns, sondern für die Bienen. Je mehr eine Rose duftet, um so schneller blüht sie auf, um die Bienen anzulocken“, sagt Elvira Hofmann schmunzelnd. Rote Rosen zieren ihr weißes T-Shirt. Sie steht inmitten einer farbenfrohen und betörend duftenden Blumenoase. Alles stammt aus eigenem Anbau aus ihrer Gärtnerei in Wilschdorf.

Jeden Sonnabend kommt die Rosenfrau Elvira Hofmann auf den Wochenmarkt an der Dreikönigskirche in Dresden. Sie ist von Anfang an seit 1999 dabei. Acht Händler bieten verschiedene Naturprodukte an und nebenbei locken Klänge von Blues bis Samba zum Verweilen und Zuhören auf dem lauschigen Platz unter Bäumen rund um den Rebeccabrunnen. Das Dresdner Gitarrenduo Richter und Leising spielt regelmäßig hier. Mit ihren Duftrosen bleibt Elvira Hofmann nicht lange allein. Ein älterer Mann wartet auf einem Stuhl und sieht zu, wie sie mit Hingabe einen bunten Rosenstrauß bindet. Er sei ein Stammkunde. Für wen die Rosen sind, bleibt sein Geheimnis. Männer wie Frauen kommen an ihren Blumenstand und gehen mit einem Lächeln.

Manchmal holen auch Kinder Sträuße, die sie für die Eltern
schon sehr selbstbewusst aussuchen. Neben den Freilandrosen stehen auch blütenreiche Sommerblumensträuße nach Hellerauer Art in den Behältern. Wie sie vor 80 Jahren schon ihre Großmutter kannte und band mit den Blumen der jeweiligen Jahreszeit. Da leuchten farbenprächtige Zinnien, Sonnenauge, Sonnenhut, Kokarden- und Kornblumen und Lichtnelken.

„Bei uns wird alles in Handarbeit verrichtet, die einzige Maschine ist das Auto für den Markt“, so Elvira Hofmann. Da die Rosen unbehandelt im Freien wachsen, duften sie so intensiv. Ihr Duft erfreut nicht nur, er entspannt und macht auch gelassener, weiß Elvira Hofmann nach dem mühevollen Schneiden, Putzen und Sträuße binden zu schätzen. Sie ist auf einem Bauerngut aufgewachsen und schon ihre Urgroßmutter schwärmte von den Blumen. Sie hatte im RosenmonatJuni Geburtstag und Elvira Hofmann im Juli. Wenn die Saison vorbei ist, widmet sie sich wieder ihrem Schreibbüro Dresden-Nord und hilft bei der Erstellung und Gestaltung von Schriftstücken aller Art bis zum Festhalten historischer Familienforschungen im Raum Dresden. Und ist selbst aktiv beim Erforschen der Wilschdorfer und Hellerauer Heimatgeschichte.

Die „Königin der Blumen“ will für ihre Schönheit auch besonders gepflegt sein, nicht in die Sonne oder in Zugluft stellen, öfter das Wasser wechseln und die Blumen frisch anschneiden, rät sie. Inzwischen ist es Mittag. Die restlichen Blumensträuße packt Elvira Hofmann ein. Einige behält sie, einige verschenkt sie an die Nachbarn, andere stellt sie auf Gräber. Zwei große Blumensträuße bringt sie in Papier eingewickelt den Musikern.

Der Wochenmarkt hat bis Ende Oktober immer sonnabends von 8 bis 13 Uhr geöffnet. Und dann ab Frühjahr wieder.

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Text + Fotos (lv)

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Skurril-lebenspraller Bilderkosmos: Zeichnungen von Joachim John in der Galerie Holger John

22 Samstag Okt 2016

Posted by Lilli Vostry in Bildende Kunst

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Traum und Albtraum liegen nah beieinander im reichhaltigen Bilderkosmos voller eigenartiger, skurriler, fantastisch-versponnener bis finsterer Gestalten und Szenarien in der Ausstellung „Joachim  John – Die neue Zeichnung“  in der Galerie Holger John in der Rähnitzgasse 17 im Dresdner Barockviertel. Dort zeigt der Sohn seit Donnerstag etwas mehr als einhundert Arbeiten auf Papier – mit Feder und Pinsel in Tusche, Aquarelle, Mischtechniken und Collagen – seines 84jährigen Vaters, die in den letzten drei Jahren entstanden. Sie erzählen von seinem unermüdlichen Schaffens- und Entdeckungsdrang und Neugier auf das Leben.

Mal surrealistisch und konkret, luftig weit und atmosphärisch dicht, klar oder form- und linienreich verwoben, ohne Oben und Unten, in verschiedenen Perspektiven gezeichnet. Metapherreich, vieldeutig schwebend und rätselhaft sind diese Bilder, geht der Betrachter mit dem ruhelosen Zeichner Joachim John auf Entdeckungsreise. Begegnen einem sonderbare Auf- und Untergänge am Meer, leer dahintreibende Boote, übervolle Netze, raub- und menschenähnliche Fische wie im Fadenkreuz schlingernd richtungslos, Muscheln und Segel am sonnenflirrenden Strand. Da braucht es Zeit, Muße und Einlassen und man wird beschenkt mit einem ungewöhnlichen Seh- und Erkennvergnügen.
Die Ausstellung ist noch bis 27. November zu sehen.

Text + Fotos (lv)

Geöffnet: Mi bis So von 14 – 19 Uhr

http://www.galerie-holgerjohn.com

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Jazztage Dresden: die S-Bahn wird zur Jazz-Bahn

21 Freitag Okt 2016

Posted by Lilli Vostry in Musik

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AutoAuto!- Star Christian von Richthofen trommelt am Dienstag LIVE in der S2

Auf der Zielgeraden Richtung Festivalbeginn bringen die Jazztage Dresden gemeinsam mit der S-Bahn Dresden die Musik direkt auf die Schiene.

Die beiden Drum-The-World-Perkussionisten Christian von Richthofen und Oded Kafri werden am kommenden Dienstag (25. Oktober)  in der S2 zwischen Dresden-Hauptbahnhof und Dresden-Flughafen in mehreren Kurzkonzerten ihrer Leidenschaft frönen und live in der S-Bahn einen Vorgeschmack geben auf ihre Konzerte bei den diesjährigen Jazztagen.

Nachdem die beiden Rhythmus-Besessenen Christian von Richthofen und Oded Kafri bereits die Eröffnungsfeier und das Familienkonzert der Jazztage 2015 mit heller Begeisterung entzündet haben, war schnell klar: „Diese zwei äußerst unkonventionellen Musiker werden nicht zum letzten Mal ihre Spuren an diversen Einrichtungsgegenständen unserer Spielstätten und vor allem in den Köpfen der Zuschauer hinterlassen haben. Insbesondere vor Odeds Stickwirbel ist nichts und niemand sicher“, weiß Jazztage-Dresden-Intendant Kilian Forster.

Oded, der glänzende Virtuose, kommt vom Drum and Bass und dem Techno, hat aber auch viel mit afrikanischen Trommlern gearbeitet. Christian ist eher im Jazz und in der brasilianischen Musik beheimatet und liebt indische Klänge. Während der eine sich im Laufe der Jahre am Drum-Set immer weiter entwickelte, suchte der andere die Herausforderung in allem, was kein herkömmliches Schlagzeug ist: Plastikfässer, Metalltonnen, sogar Autos: Die Rhythm&Crash-Show AUTOAUTO! war zuletzt 2014 zu den Jazztagen in Dresden zu sehen.

Die Termine in der Jazz-Bahn

S-Bahn-Kurzkonzerte, Dienstag, 25. Oktober (gültiger Fahrausweis nötig):
Dresden Hbf – Dresden-Flughafen: 15:48 – 16.09 Uhr
Dresden-Flughafen – Dresden Hbf: 16:17 – 16:39 Uhr
Dresden Hbf – Dresden-Flughafen: 16:48 – 17.09 Uhr
Dresden-Flughafen – Dresden Hbf: 17.17 – 17.39 Uhr

Die Konzerte der beiden Perkussionisten während der Jazztage:

4. November, 20.00 Uhr, Eröffnung der Jazztage, QF Quartier an der Frauenkirche
6. November, 10.00 Uhr, Christian von Richthofen, Workshop Drum the World, Verkehrsmuseum
7. November, 18.00 Uhr, Drum the World, Oded Kafri, Christian von Richthofen & Bouba Fall, Erlwein-Capitol

Weitere Infos und Kartenvorverkauf: www.jazztage-dresden.de

 

 


 

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Wie halte ich mir einen Mann? Antwort gibt `s im Dresdner Comedy & Theater Club

21 Freitag Okt 2016

Posted by Lilli Vostry in Kabarett, Kultur

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Wie halte ich mir einen Mann?

Samstag, 22.10.2016, 20:00 Uhr
Kügelgenhaus, Gewölbekeller, Hauptstraße 13

Mit Andrea Kulka & Herrn Lehmann am Piano

Ratgeber zur artgerechten Haltung von Hamstern und Bulldoggen gibt es reichlich. Da gibt es klare Hinweise zur Erziehung, Fütterung und Käfiggröße.
Tipps zur Haltung eines Mannes sind jedoch Mangelware und so wird Mann unwissend von Frau bemängelt und gegängelt, bis es für den Mann kein Halten mehr gibt und Frau über Mannes Flucht flucht!
Dann wünscht sich Frau eine aufgeschlossene Ratgeberin wie die urkomische Kabarettistin Andrea Kulka. Sie findet für jede Lösung ein Problem und hat sich für die existenzielle Frage „Wie halte ich mir einen Mann“ mit dem virtuosen Musiker und Kabarettisten Jörg Lehmann einen Vertreter seiner Art für die Bühne geangelt.

Mehr oder weniger gemeinsam, aber immer überaus witzig, singen, steppen, heulen, tanzen, schreien, lallen und schweigen sie sich an und gehen der wirklich wichtigen Menschheitsfrage auf den Grund, warum die Frau in der heutigen Zeit zur Bückware degradiert wird und warum der Mann sich „mannzipieren“ muss.
Nach 2 Stunden gibt es kein Halten mehr!
Sie werden nicht nur klüger, sondern auch schlanker, denn Lachmuskelbewegung verbrennt unzählige Kalorien!

Termine: 22.10.2016 | 15.11.2016 | 08.01.2017 | 21.01.2017 | 24.02.2017 | 04.05.2017 |25.05.2017

Zum Lachen in den Keller – seit zehn Jahren im Dresdner Comedy & Theater Club im Kügelgenhaus

Zum zehnjährigen Jubiläum blickt der Club auf viele Facetten der humorvollen Unterhaltung, vom „Thema Nr.1 – Mann & Frau“ über A Cappella Gesang bis zum politischen Kabarett. Mit mittlerweile mehr als 100 Vorstellungen im Jahr hat sich das kleine Theater fest in der Dresdner Theaterszene etabliert.

Ohne Subventionen und ohne Sponsoren finanziert sich die Bühne nur über die Einnahmen der Zuschauer. Nach Gastspielen in der Secundo Genitur und dem Italienischen Dörfchen bitten vorwiegend sächsische Künstler seit nunmehr vier Jahren „zum Lachen in den Keller“.
Gemeint ist der historische Gewölbekeller im Kügelgenhaus mit 99 Plätzen, direkt an der schönsten Fußgängermeile Dresdens, der Hauptstraße.

Zur Jubiläumsspielzeit gibt es den Geschenk-Gutschein als limitierte Auflage in der Gestaltung des bekannten Dresdner Künstlers Holger John.

Karten kosten immer 20 €, der Spielplan ist bereits bis Juni 2017 veröffentlicht. Humor kann man nie genug haben, also ist der GUTSCHEIN das perfekte Weihnachtsgeschenk.

Sehr beliebt ist auch das „Flotte Dreier Abo“, bei dem man durch die Buchung von drei Vorstellungen 15% Lach-Rabatt bekommt.

Text + Foto: Heike Jack/Dresdner Comedy & Theater Club
Info & Tickets: 0351-46 44 877 oder www.comedytheaterclub-dresden.de

www.kulturperlen-agentur.de

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„Ferien im Kolonialstil“: Sonderausstellung von Jan Brokof in der Städtischen Galerie Dresden

19 Mittwoch Okt 2016

Posted by Lilli Vostry in Bildende Kunst

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„Ferien im Kolonialstil“      „Tropicalabfahrt“

Unter Wilden – einst und heute

Zwischen Humor und Ernst: Auf eine assoziationsreiche Bilderreise zur Darstellung des Fremden in der „Alten“ und der „Neuen“ Welt entführt der Künstler Jan Brokof unter dem Titel „Hans Staden TV“ derzeit die Besucher im Projektraum Neue Galerie der Städtischen Galerie Dresden. Die Sonderausstellung ist noch bis zum 8. Januar 2017 zu sehen.

Seit seiner Bekanntschaft mit Brasilien arbeitet Jan Brokof an einer künstlerischen Bewältigung von Unterschieden zwischen der „Alten“ und der „Neuen“ Welt, aber auch an Recherchen zu etwaigen Verbindungen zwischen beiden und zu deren Wurzeln.

Eine solche, wohl die früheste Verbindung, ist die Figur des deutschen Landsknechts Hans Staden. Geboren um 1525, kam Staden 1548 im Dienste des portugiesischen Königshauses nach Pernambuco, um aufständische Indianer zu bekämpfen. Nach verschiedenen Abenteuern geriet Staden in Gefangenschaft der Tupinambás, welche des Kannibalismus bezichtigt wurden, befreite sich aber, bevor er einer rituellen Verspeisung zum Opfer fiel.
1557 erschien auf der Basis seiner Berichte in Marburg das Buch „
Warhaftige Historia und Beschreibung eyner Landtschafft der Wilden Nacketen, Grimmigen Menschfresser-Leuthen in der Newenwelt America gelegen“. Wahrscheinlich starb Staden 1576 in Wolfhagen.

Der Frankfurter Goldschmied, Kupferstecher und Buchhändler Theodor de Bry begann 1590, eine Reihe von damals klassischen Beschreibungen von Reisen nach Amerika und Asien zu illustrieren und zu verlegen. Nach seinem Tod 1598 setzte seine Familie das Projekt bis 1634 fort. Zu de Brys bekanntesten Editionen zählen die Reisen von Columbus und auch die Abenteuer von Hans Staden.

Jan Brokof verarbeitet in seiner vielteiligen Auseinandersetzung u.a. die Reflektionen Heiner Müllers zu Bertolt Brechts Ästhetik des Hungers aus dessen Textfragment Der Untergang des Egoisten Johann Fatzer und deren Verbindungen zu Oswald de Andrade und seinem Anthropophagischen-Manifest von 1928 als Dokument der brasilianischen Moderne. In diesem heißt es sinngemäß, dass der Weg Brasiliens zur Moderne nur durch den Rückgriff auf die autochthone Kulturtechnik beschritten werden kann. Dies geschieht durch die Einverleibung des Feindes, womit dieser in ein Totem verwandelt wird.

Kapitalismus und Kannibalismus

Auf seine ganz persönliche, höchst fantasievolle Art nimmt uns Jan Brokof mit auf eine Gedankenreise durch den Kosmos seiner assoziativen Recherchen. Hinzu kommen Überlegungen zu Darstellungen des Fremden überhaupt, zur Analogie von Kapitalismus und Kannibalismus, zu formalen Beziehungen der Darstellung des Kannibalismus von de Bry bis zum modernen Splatter-Film und zu europäischen Stereotypen hinsichtlich der „Tropen“ als Ideal und Gefahrenquelle zugleich.

2015 lernte Jan Brokof auf dem Prototype-Festival in São Paulo die Künstlergruppe 44flavours kennen. Hinter dem zwischen Street Art, Design und Bildender Kunst im klassischen Sinne agierenden Projekt verbergen sich Sebastian Bagge und Julio Rölle. Gemeinsam mit diesen begann Jan Brokof eine noch immer andauernde Zusammenarbeit der spielerischen Auseinandersetzung mit der Stadt São Paulo. So entstanden beispielsweise die einzelnen Teile der Installation Big City Light S. P. zunächst als Setting für eine Videoperformance.

Jan Brokof

geb. 1977 in Schwedt/Oder
1999–2004 Studium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden
2004–2006 Meisterschüler bei Ralf Kerbach
lebt und arbeitet in Berlin

Text + Fotos: Caroline Keil/Pressestelle Museen der Stadt Dresden

http://www.museen-dresden.de

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Wenn der Wind weht – geht es noch farbenfroher und übermütiger zu in der Galerie mit Weitblick in Radebeul

18 Dienstag Okt 2016

Posted by Lilli Vostry in Bildende Kunst, Kultur

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Farbreiches „Herbstgeflüster“

Gemeinschaftsausstellung von 13 Künstlern der Gruppe „Kunstspuren Radebeul“ in der Galerie mit Weitblick.

Wenn der Wind weht – geht es noch farbenfroher und übermütiger zu in der „Galerie mit  Weitblick“ in Radebeul. Von einer leichten Brise bis zum Wirbelsturm ist alles dabei in der gleichnamigen Ausstellung mit Arbeiten von 13 Künstlerinnen und Künstlern der Gruppe „Kunstspuren Radebeul“.
Es ist bereits die elfte Ausstellung im vierten Jahr des Bestehens der Wochenendgalerie unterhalb der Weinberge. Wenn der Wind weht und es draußen kälter wird, heizt die Künstlerin und Galeristin Dorothee Kuhbandner in ihrem Atelier in der Galerie wieder den kleinen Ofen mit Holzscheiten zum Aufwärmen,  dann kann man zur Kunst frischen Apfelkuchen, Plätzchen und Tee genießen.

Was der Wind sonst noch alles auslöst, bewegt und verändert, zeigt die nunmehr zweite Gemeinschaftsausstellung der „Kunstspuren Radebeul“ in reicher Ausdrucksvielfalt von Malerei, Grafik, Zeichnungen, Objektkunst bis zu Fotografie. Silvia Ibach brachte die Idee der „Kunstspuren“-Initiative aus Hamburg mit nach ihrem Umzug nach Radebeul. Um mit anderen Kunstschaffenden in der Gruppe die Kräfte und Energien zu bündeln und sich zum künstlerischen Arbeiten zu treffen. Von jedem Künstler sind ein bis drei Arbeiten in der derzeitigen Ausstellung zu sehen, zumeist Landschaften und Figürliches.

Da wogen und rauschen Gräser und Schilf sacht im Wind und ist der Himmel vielfarbig wie die fallenden Blätter auf einem Ölbild auf Pappe von Irene Wieland, sieht sie unter die Oberfläche der Pflanzen, kreisen dunkle Linienstrudel „Im Zentrum des Sturms“. Lauscht sie der Natur beim „Herbstgeflüster“ in einem luftig-filigranen, blauen Objekt, aus Stahl geschnitten. Eine grau-violette, wolkenbehangene Radebeuler Herbstlandschaft hat Ralf Uhlig auf der Leinwand festgehalten.

Der Wind fegt linienreich über die Elbhänge und Tallandschaften in den schwarzen Federzeichnungen von Edgar Kupfer.  Windzerzauste Bäume in erdigen Farbtönen vor blassblauem Himmel und Meer an der Darßküste zeigt André Uhlig in seinen farbigen Tuschzeichnungen. Wie in einer durchsichtigen Schutzhülle erscheinen die kleinen farbigen Bildräume, die sich in Glaswürfeln an langen Stäben befinden und dem Betrachter gleichzeitig immer neue Einblicke und Perspektiven eröffnen in der Objektserie „Movement“ (Bewegung) von Sophie Cau.

Vor regengrauem Himmel sucht eine ebenso graue Gestalt unter einem leuchtend orangenen Farbfleck Schutz in einem Aquarell von Silvia Ibach. Farbbeschwingt fliegt ein „Segel im Wind“ auf dem Meer und hält Urlaubsträume wach in einem Aquarell von Bettina Zimmermann. Blaues Schweben und ein gelbes Ölbild mit Gingkoblättern, die aus dem Himmel ins Erdreich fallen zeigt Christa Günther unter dem Titel „Verwandlung“. Außerdem zu sehen sind von Gabriele Seitz schwarz-weiße, stimmungsvolle Fotografien im Licht- und Schattenspiel mit dunklen, nebelumhüllten Bäumen und Regentropfen, die wie Perlen schimmern. Die Ausstellung ist noch bis zum 26. Februar 2017 zu sehen. Außerdem lädt die Galerie mit Weitblick wieder zu einem Weihnachtsmärktlein mit viel Kunst am 18. Dezember von 11 bis 19 Uhr ein.
Text + Fotos: Lilli Vostry
Öffnungszeiten: Sa und So von 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung
http://www.doro-malerei.de

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Elbflorenz wie es leibt und lebt: Zeichnungen von Holger John

15 Samstag Okt 2016

Posted by Lilli Vostry in Bildende Kunst

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Lustvoll-ironische Blicke auf Postbarock und Dresdner Romantik wirft Holger John in einer Ausstellung seiner Zeichnungen in der Rähnitzgasse (noch bis 16.  Oktober).

„Der Zeitgeist“ dreht sich als messerscharfe Windblume um sich selbst – und beflügelt die spitze Zeichenfeder von Holger John. Heiter-spöttisch und lustvoll-ironisch bis sarkastisch nimmt er Elbflorenz wie es leibt und lebt auf die Schippe, betrachtet mit bewusst pseudo-verklärtem Blick von außen – als gebürtiger Preuße und Mann von der Küste, genauer von der Insel Usedom – das postbarocke Dresden in seiner derzeitigen Ausstellung „Holger John – Zeichnung“ in seiner Galerie in der Rähnitzgasse 17 im Dresdner Barockviertel (noch bis 16. Oktober zu sehen).

Es ist eine kleine, feine Retrospektive mit einhundert ausgewählten Zeichnungen mit Feder, Pinsel und Tusche aus einem Oeuvre von 10 000 Zeichnungen, die zeigen: Zu erzählen hat  John in seinen witzig-hintergründigen Frage- und Suchbildern viel. Mehr leise, subtil und (er)findungsreich als grell, schnell und laut, womit  sie dem Zeitgeist eher entgegenstehen. Was den Geist- und Kunst-Genuss beim Bilderbummel zu Musik von Eric Satie nur erhöht.

Als selbsternannter Stadtzeichner ohne Apanage ist Holger John angetreten, die Stadt zu retten vor all zu viel gestriger Selbstbespiegelung, Koketterie und neuem Kleingeist. Er verfrachtet August den Starken kurzerhand ans Meer, wo ein frischer Wind weht. Dort räkelt sich auch schon die Schlummernde Venus mit Ente, Leda verlustiert sich mit einem Schneemann, ist auch einem Schoßhündchen und einem Fisch nicht abgeneigt… Das Dresdner Schokoladenmädchen taucht fünf Mal auf, verlockend mit Kakao und oben ohne und serviert Dresden unter der Glasglocke, mit puderzuckriger Altstadtkulisse und zuletzt ganz versunken unter dem Schriftzug „Dresden 2016“. Was muss da noch alles passieren, damit die Stadt wieder auftaucht… Neben Postbarock und Dresdner Romantik ist Maritimes zu sehen. Gleich acht Blätter vom Fischer un sin Frau, Meerestiere, Mädchen am Meer und Nixen, eine mit einer Schatzkiste voller Herzen… Außerdem Eva  am Kreuz und in Umkehrung das „Urteil der Pariserin“: das Strandmädchen erwählt den armen Matrosen mit leer herausstehenden Hosentaschen und einem weiten, träumenden Herzen.

Und auch John öffnet seines weit. „Die Zeichnung ist die unmittelbarste Kunstform. Sie geht über die Hand, Herz, Geist und Seele. Da kannst du nichts verstecken. Jeder Strich ist erkennbar“, sagt Holger John über seine Bilder. Das Zeichnen sieht er wie Poesie und Tagebuch führen. Immer gehe es um das Menschenbild, real bis verrückt. Als Galerist (da trägt er Hut) spielt John seine „längste Performance. Eine Art Welttheater auf zwei Etagen, Bildung in Sachen Kunst, Vermittlung und Vermietung der Galerieräume für Workshops etwa an die Kulturstiftung des Bundes…“ Um die Kunst in der Toplage zu finanzieren.

Die nächste Ausstellung: „Joachim John. Die neue Zeichnung“ widmet er seinem Vater. Mit seinen 84 Jahren zeichne er wie ein Junger, immer noch ein Querdenker. Die Auswahl und Zusammenarbeit mit ihm sei das „Schwierigste und Schönste der Welt“, so Holger John.

Die Ausstellungseröffnung ist am 20. Oktober, um 18 Uhr in der Galerie Holger John. Es spricht: Matthias Flügge

Geöffnet: Mi – So von 14 bis 19 Uhr
http://www.Galerie-HolgerJohn.com

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Stadtschreiber Peter Wawerzinek stellte sein Manuskript „Dresden“ vor

14 Freitag Okt 2016

Posted by Lilli Vostry in Bildende Kunst

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Fotos (lv): Der Schriftsteller und derzeitige Stadtschreiber in Dresden Peter Wawerzinek bei seiner Lesung in der Produzentengalerie. Die Künstlerin Antje Guske hatte ihn dorthin am Donnerstag abend in ihre Ausstellung „Das letzte Lied“ zur Begegnung mit Literatur und Kunst eingeladen.

Es ist an der Zeit zu „entpegidisieren“

Eine Stadt wie ein Magnet, ihr Name weltweit in aller Munde. Die Dresdner könnten eigentlich glücklich sein. Fiele nicht schlagartig in letzter Zeit immer wieder ein  Reizwort zusammen mit ihrer Stadt: „Pegida liegt weit vorn vor den Stollen, wenn heute von Dresden die Rede ist“, beobachtet Peter Wawerzinek, seit Juni Stadtschreiber für ein halbes Jahr in Dresden.

Ihn schreckt so leicht nichts. Der Schriftsteller ist bekannt für seinen lebensprallen, poetisch skurrilen wie rabenschwarzen Humor aus autobiographischen Romanen wie „Rabenliebe“, für den er 2010 den renommierten Ingeborg-Bachmann-Literaturpreis erhielt und der letztes Jahr seine Uraufführung im Kleinen Haus des Staatsschauspiels Dresden erlebte, sowie seinen zuletzt veröffentlichten “Schluckspecht“. Ausgerechnet er, das „enfant terrible“ der deutschen Literaturszene der 90er Jahre, ein vagabundierendes und zechendes Unikum, so der Galiani Verlag Berlin über seinen Autor, bricht nun eine Lanze für Dresden.

„Ich schreibe die Dinge auf, wie sie mir unterkommen, auch die hässlichen. Doch ich will in dem Text über Dresden auch entpegidisieren und finde die Stadt unter dem wechselnden und weiten Himmelszelt toll“, sagte Wawerzinek. Er stellte sein Manuskript mit dem Arbeitstitel „Dresden“ am Donnerstag abend in der Produzentengalerie im Wallgässchen 1 im Dresdner Barockviertel vor. Die Künstlerin Antje Guske hatte ihn dorthin in ihre Ausstellung „Das letzte Lied“ (noch bis 15. Oktober zu sehen) zu der Lesung mit Gespräch eingeladen. Ihre Bildobjekte imitieren Wandvorhänge, die zwischen märchenhaft-idyllischer bis martialischer Symbolik mit Illusion und Wirklichkeit spielen und gut passten als Kulisse für den fabulierfreudigen Geschichtenerzähler Wawerzinek (62).

In seiner lebhaft anekdotenreichen Schilderung verschmolzen Kindheitserinnerungen an seinen ersten Aufenthalt vor fast 50 Jahren und Eindrücke von der Stadt und den Menschen heute. Wie er über die barocke Pracht und vielen Backstuben staunte, über die Gläserne Frau und aus dem Zugfenster heraus die Elblandschaft samt frei umher laufender Tiere betrachtete und sich als Kind fragte, ob sie wohl deutsch oder tschechisch seien. Und er findet eine schöne Metapher:  „Die Tiere sind staatenlos, an kein Land gebunden. Sie reisen ein- und aus wie es ihnen gefällt und ihr Biorythmus ihnen vorschreibt.“ Wawerzinek über Pegida: „Es ist wie mit einem italienischen Schinken mit blauem Stempel unten. Den man entweder wegschneidet oder mitisst“, sieht er die ausländerfeindliche Bewegung gelassen-entspannt. Er setzt auf die Vernunft der Masse.

Mehr beschäftigt ihn, dass sich zuletzt nur noch 30 Autoren für die Stelle des Stadtschreibers in Dresden bewarben, während es vorher über hundert waren. “Ich hoffe, dass diese Stadt auch hier wieder anzieht“, so Wawerzinek, der bereits als Stadtschreiber in Klagenfurt, Venedig und Magdeburg war in zumeist „dunklen Dachwohnungen“, so dass er die meiste Zeit an frischer Luft verbrachte. Er fühlt sich wohl in Dresden, fährt gern Rad entlang der Elbwiesen, fotografiert und zeichnet neben seinen Notizen und ist viel draußen auf Entdeckungstour.

Im Galiani oder im Verbrecher Verlag soll 2017 sein Buch „Dresden“ erscheinen. Welche Farbe das Buchcover haben wird, ist noch nicht entschieden. Wawerzinek möchte es gern „aquariumbunt“ haben. Noch bis Ende November ist er als Stadtschreiber in Dresden.

Öffnungszeiten der Produzenten Galerie, Wallgässchen 1: Mi  – Fr von 14 – 19 Uhr, Sa von 11 – 16 Uhr

Tel.: 0176 – 577 167 05

http://www.produzenten.net

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In der Wunderkammer: Ausstellung anlässlich 100 Jahre DaDa im Lügenmuseum Radebeul

08 Samstag Okt 2016

Posted by Lilli Vostry in Bildende Kunst

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Wunderkammer zum Staunen und Schmunzeln

Die Ausstellung „100 Jahre DaDa“ im Lügenmuseum versammelt schön absurde Dinge von über 20 Künstlern aus acht Ländern.

Donnergrollen zieht geräuschvoll am Kunsthimmel herauf. Ein Papierflugzeug fliegt zwischen weiß aufleuchtenden Wattewolken hindurch. Gleich neben dem „Gewitter aus Rio“, das den Künstler Justus Ehras offenbar sehr beeindruckt und zu seiner Installation angeregt hat, steht der urige Holzstand des brasilianischen Künstlers Getulio Damado. Mit Strohdach, Glocke zum Läuten und einer Fülle lustiger Figuren, die er aus Abfalldingen wie Flaschendeckeln neu zusammensetzt. Er hat sein Atelier in Santa Teresa in einer Straßenbahn. Seine urbane Kunst zeigte Damado bereits im Labyrinth-Gelände beim diesjährigen Herbst- und Weinfest in Radebeul.

Nun stehen seine originellen Abfallmännchen neben anderen eigenwilligen Kunstwerken von mehr als 20 Künstlern aus Chile, Deutschland, Japan, Niederlande, Philippinen, Spanien und Slowakei. Einige luden im Sommer innerhalb des mehrteiligen Kunstprojekts „WuKaMenta“ auf dem Dresdner Neumarkt vis a vis zur Frauenkirche bereits zum Staunen und Schmunzeln ein und sind nun in der Ausstellung „100 Jahre DaDa“ im Lügenmuseum Radebeul zu sehen. Eröffnet wurde die von der Stadt Radebeul und dem Verein „Kunst der Lüge“ e.V. geförderte Schau über die Wunderkammern zeitgenössischer Kunst am Freitag abend im alten Gasthof Serkowitz auf der Kötzschenbrodaer Straße 39. Dazu gab es Klänge von Jan Heinke und Robert Hennig, zu denen der Radebeuler Künstler Klaus Liebscher live malte wie schon beim Aktions­-Painting auf dem Neumarkt, wo er grauen Teppichbelag aus der Bewegung heraus mit spontanen Farbdosenschwüngen in ein farbenfrohes „Bodengemälde“ verwandelte, über dem nun luftig-leichte Stoffketten wie Segel schweben in der Installation
“Normal mit Flügeln“ von Dorothee Kletzsch.

Der Berliner Künstler Ulli Sachse las aus dem ersten „Dadaistischen Manifest“ aus deutschen Landen von 1916. Einhundert Jahre nach der Eröffnung des Cabaret Voltaire in Zürich der ersten Dadaisten erinnert die „DaDa“-Ausstellung im Lügenmuseum an den „Urknall des künstlerischen Zweifelns“, so Inhaber und Ausstellungsinitiator Reinhard Zabka. Der „letzte Dadaist aus dem Wilden Osten“, wie ihn die Wochenzeitung ZEIT einmal nannte. Er selbst verbindet mit dieser Kunstrichtung „unkonventionelle Ideen, die Demontage von Sinn und eine Geisteshaltung mit Biss.“ Dazu gehören auch seine kuriosen „Maschinen zur Belustigung“, ein aufklappbarer Schrank mit Dingen und Stimmen aus der DDR-Zeit oder das „Reisehuhn Emma“, bestehend aus einem Schaukelpferd auf Rädern mit offenem Wohnkarren.

Die „Dada“-Ausstellung versammelt Bilder, kinetische Objekte und Installationen von skurril, poetisch, verrückt-komisch bis schwarzhumorig aus Geschichte und Gegenwart. Darunter witzige „Orakel“-Karten der Künstlerin Annamateur, die Persiflage „Pegida-Milch“ mit schwarz-rot-goldenen Kühen von Lutz Fleischer, eine Reibeisen-Kette von Anette Blunk und eine „Wehrpasseinwurfbox“ von Olaf Spillner. Ein altes, schnarrendes Telefon mit rotem Leuchtsignal, Wanzenschatten und der Aufschrift: „Sichere Verbindung“ stellt Justus Ehras Gesichtern von Wissenschaftlern mit Leuchtbrillen, voller elektronischer Chiffren gegenüber. Weiter vorn thront ein Storchennest auf einem rot-weißen Verkehrskegel von Komatsu Tsunetaka. Die Ausstellung „100 Jahre DaDa“ ist noch bis 31. Dezember im Lügenmuseum Radebeul zu sehen.

Text + Fotos (lv)

Geöffnet: Sa und So, Ferien und Feiertage von 13 bis 18 Uhr.

http://www.luegenmuseum.de

Wo die Lüge zur Kunst wird…

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http://www.luegenmuseum.de

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Premiere: Scheitern – Aber richtig! im Societaetstheater

08 Samstag Okt 2016

Posted by Lilli Vostry in Theater

≈ Ein Kommentar

 

mario_gruenewald_anne_kessler_und_tobias_herzz_hallbauer_von_links_foto_detlef_ulbrichFoto: Detlev Ulbrich

Wie man lernt Absagen im Leben von der komischen Seite zu sehen, weiterzugehen und zu tun was einem gefällt, davon erzählt die Inszenierung „Scheitern – Aber richtig!“ (Idee, Text und Regie: Amina Gusner), mit der die neue Spielzeit im Societaetstheater Dresden eröffnete.

Eine aberwitzige szenische Collage, in der eine Frau (Anne Keßler) und ein Mann (Mario Grünewald) und ein Musiker an der Gitarre (Tobias Herzz-Hallbauer) über all die verdammt traurigen, schrecklich komischen, herzzerreißenden Momente im Leben erzählen, spielen und singen, wo alles zu Ende zu sein scheint und dann plötzlich doch irgendwie weiter geht.

Nein, Nein. Immer nur Nein! Wer kann das schon hören! „Ich bin das Nein. Die Wand von der ihr abprallt, der Strich in der Landschaft, der Sand im Getriebe. Euer Scheitern. Das schwarze Loch, das alles verschluckt…“, sagt die Frau mit dunkler Stimme ans Publikum gerichtet nach der zigsten Absage. Und schreit: „Schluss mit Nein!“ Sie will endlich ein klares Ja, und gibt sich prompt selbst die Stelle, um die sich vergebens bewarb. Sie schreibt ihren Vorgesetzten, dass sie die Stelle antreten wird und sich schon darauf freut, die Kollegen kennenzulernen. Schöner Einfall.
Beide Schauspieler wechseln mittels Stimme, Körpersprache und wenigen Requisiten wie schwarzen Bürostühlen, Handtasche und auf der Bühne verstreuten Papierbögen tempo- und gefühlreich von einer Rolle in die nächste als Mutter-Kind-Frau-Freundin-Angestellte oder Sohn-Vater-Chef-Freund-Mann-Liebhaber. Nicht immer ist eindeutig, wer gerade wer ist, ob es tatsächlich verschiedene Figuren sind oder nur verschiedene Seiten des Ichs.

Absurder Höhepunkt ist das Vorstellungsgespräch der Frau, bei dem sie fabulierfreudig in immer neuen Metaphern über ihre geplante filmische Sience Fiction-Dokumentation über Langzeitarbeitslose, ganz normale Menschen, vollkommen reizlos wie du und ich erzählt und sich den Mund fusselig redet über die Fusseln, die als Werte die Gesellschaft zusammenhalten, während ihr Gegenüber nichts versteht.

Beide geben sich abwechselnd cool, heulen, höhnen, stöhnen rhythmisch gemeinsam ins Mikro ihre Wut, Trotz, Enttäuschung, Frust und Lust, lassen nach und nach alle Masken und Durchhalte-Parolen fallen und zeigen sich pur und verletzlich, wie es ist, plötzlich ohne Partner, Job und Aussicht für die Zukunft dazustehen. Wie viel manchmal von einem Wort und seiner Betonung abhängt, wird im absurden Sprach-Ping-Pong vorgeführt: „I c h sollte, mach`s aber nicht… Aber d i e machen`s, s o l l t e n aber nicht…“
Grünewald ist herrlich naiv-komisch und wehleidig mal der rausgeworfene Ehemann, der wild mit zwei weißen Plastbeuteln durch die Luft rudert wie abgestürzt und nicht weiß wo er hin soll und Unterschlupf bei seinem Musikerfreund findet. Der vermittelt hin und her zwischen den beiden Gestrandeten, obwohl er selbst allein und einsam ist und sich nicht mitgenommen fühlt vom Leben. Während der frisch Verlassene hemmungslos schluchzend seine Marianne um eine neue Chance bittet, von seiner Mutter Geld pumpt, die Zuschauer anfleht,  sie sollen ihn toll finden und seine dunkle Seite zeigt als nachts durch die Neustadt streifender, Herzen aufreißender einsamer Wolf.

Er ist ebenso der arbeitslose Koch, der sich schwer artikulieren, aber mit Leib und Seele kochen kann. Und zwar so, dass man vom Essen satt wird und sich nicht nur daran satt sieht wie in den immer neuen Essen-als-Erlebnis-Gourmettempeln. Der es schön findet, „nichts zu wissen und zu müssen…“ Während die Frau nach dem Besuch ihrer dementen Mutter im Heim, die das Leben draußen vermisst, verzweifelt nach dem Sinn sucht, wofür all die Anstrengung, wenn der Tod doch unausweichlich ist?
Der Film ihres Lebens ist noch nicht abgedreht, mögliche Szenarien gibt es viele.
Wie es ausgeht, weiß man nie. Doch man kann sich freuen, dass es weitergeht.
So können beide am Schluss der Aufführung über sich lachen.
Herzlicher Beifall für diesen offenherzigen Theaterabend über die Kunst des Scheiterns.

Nächste Vorstellungen: 8.10. und 3.11., 20 Uhr

Karten unter Tel: 0351 – 803 68 10
http://www.societaetstheater.de

 

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Lilli Vostry

Ich bin als Freie Journalistin (Wort/Foto) seit 1992 in Dresden tätig. Schreibe für Tageszeitungen und Monatsmagazine vor allem Beiträge über Bildende Kunst, Theater, soziale Projekte und Zwischenmenschliches. Außerdem Lyrik und Kurzprosa. Bisher vier BilderGedichtKalender zusammen mit Künstlern veröffentlicht. Fernstudium Literarisches Schreiben im Herbst 2022 erfolgreich abgeschlossen, Schriftstellerdiplom. Kindheitstraum erfüllt. Fotografiere gern Menschen, Landschaften, besondere Momente.

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