An den Mond
Drinnen hält mich
nichts
lausche in die Nachts hinaus
höre Vogelstimmen vergesse den weißen
Atemrauch
von ferne funkeln Sterne
mittendrin ein einsamer Segler auf dunkler See
Du bist mein Leuchtturm
der sich über der Schwärze erhebt
Wolken und schwere Gedanken beiseite schiebt
als Lampion lichttorkelnd
hoch über den Bäumen schwebt
mich anstrahlt
voll und ganz
legt sich Dein Glanz
über alle Schatten
überlasse mich
dem Sog der Klänge
der Ode an die Freude
gehe durch ein Tränengebirge
beim Vers: „Seid umschlungen, Millionen!
Diesen Kuss der ganzen Welt…“
und lächle dem Mond vorm Davonsegeln zu
LV
1.1.2021
Neuanfang
(Für Lola)
Azurblauer Morgenhimmel
weiße Federwolken
ein paar gerötete und graue Tupfen
wie von Samtpfoten dagelassen
und Sonnenlicht fließt
zu mir herein
bescheint Deinen Platz
am letzten Tag im alten Jahr
abends funkeln Deine Augen
mich aus der Höhe an
manchmal huscht ein kleines
schwarzes Wesen vorbei am Mond
samtfellig sternäugig
legst Du Dich zu mir
träume ich mich auf die andere
Seite der Nacht
wo kein Hier und Dort
kein Nah und Fern
sondern unendliche Weite
herzverbundener Seelen
die dunkle Grenze überwindet
LV
1.1.2021
Wort – Bilder – Gedanken
Ich versink
immer tiefer
im See
meiner Träume
Du stehst am Ufer
und siehst zu
LV
19.7.2009
Paradox
Du kannst wohl
nur Frauen lieben
die Dich
ablehnen
Mir geht es mit
Männern
ebenso
Ich liebe Dich
nicht
wenn Du
mich liebst
Wer fliegt
zuerst
Wer verliert
Wer fühlt
zuerst
nichts
mehr
LV
21.7.2009
Du irrst
durch meine Träume
ein ruhloser Schatten
Keine Sternschnuppe
fällt mehr
so tief
LV
21.7.2021
Aufgeblüht
Der Himmel ein fahlweißes Band
rote Blüten wärmen
im Wintergarten
der Weihnachtskaktus blüht
seit langem wieder
vorm Fenster rieseln
die ersten Flocken
wie ein Flüstern der Natur
die noch weiß
was sie will
winzige Eiskristalle auf dem
Balkontisch schmelzen
langsam
unendlich schön
LV
15.12.2018
Blütenhimmel
Über mir wogende Blüten
schaue ihnen zu
alle Blicke fliegen zu ihnen
Zuneigung für den Moment
ein Bild inniges Versinken
in den Blütengrund
bis sie sich lautlos lösen
nicht zu halten
nicht zu fassen
davon segeln
den Boden färben
Würd gern mit dir hier sitzen
halt mich lass dich fassen
Besiegen wir uns
beide
LV
19.4.2019
Herzgarten
Vor mir im Treppenhaus
springt die Tür
zu einem wilden Garten auf
vielblättriges Verlangen
schaut mich an
wachse aus mir
heraus fließe über
mit dem Duft frischer Erde
pflanze mein Herz
in mich aufweckende Blütenknospen
LV
17.3.2019
Dunkler Strom
Der große dunkle Strom
hat uns erfasst
droht uns zu verschlingen
Ich hisse WortSegel
sehe kein Land
überall Fragen brodelnd
die sich an mir festkrallen
wie Ertrinkende
LV
8.4.2017
Wandlung
Ich wanke noch
wache auf
wandle mich
nun ohne dich
wachse aus mir
heraus
in mich hinein
in endlose Tiefen
und Höhen
wische mir den Sand
unserer Träume aus den Augen
die weiter brennen
LV
7.9.2018
Inbesitznahme
Der Raum noch leer
Zeit verstrichen
fort geschliffen die Gebrauchsspuren
vergangener Tage
wage mich kaum
hinein
ergriffen vom strahlenden
Nichts
im Eimer Farbe angerührt
Sonnengelb
der Raum noch unberührt
stelle ich mich
hinein
am Schreibtisch noch
ein paar gelbe Spritzer
erinnern mich
an mein neues Leben
LV
29.9.2018
Neujahr
Ein weißes Blatt
unbefangene Stille
Lauschen dem ersten Tag
der noch unberührt
unbewegt
alle Wege stehen offen
alles ist möglich
auch das Unmögliche
sagt Mary Poppins
ihre Rückkehr am Jahresende
war höchste Zeit
der resoluten Retterin der Träume
folge ich gern
LV
1.1.2019
Texte + Fotos (lv)
Weiße Inseln
Der Himmel bleiern seit Tagen
erschüttert von donnerndem Flockengewitter
als bräche ein Riese auf der dünnen Wolkendecke ein
sie zersplittert in unzählige
watteweiche Inseln
kühles Weiss
unberührt
ungeborgen
sehnsuchtsstarr wandert der Blick
über das strahlende Nichts
pudrig überzogen das dunkle Geäst
darauf ein weißes gefaltetes Tuch
noch vom Sommer vom Balkon nebenan
hergeflogen
hinter den Bäumen
das schneebemalte graue Gemäuer
mit den vergitterten Fenstern
hinter denen Wesen sitzen
warten wie ich
dass Türen aufgehen
in jemandes Herz
die weissbunte mit den magisch
entrückten Augen die mich nicht loslassen
die dunkle schildpatt mit den Sonnenflecken
schnurrt sofort wie meine schwarzfellig
sternäugige aus der Ferne
zwei gelbe Augen treffen mich
noch scheu legt die kleine grauweiß getigerte
ihre Pfote durch die Gitterstäbe
auf das Fell der schildpattfarbenen
beide sehen mich an
auf dem Weg zu mir
wenn ich sie hole wird eine woanders sein
bereits vergeben
Doch wir werden einen langen Augenblick
uns weiter nah sein
LV
17.1.2021