Bilder & Aphorismen sind seine Leidenschaft: Der Künstler und Autor Christian URI Weber im Atelier seines Wohnhauses in Radebeul. Er selbst bleibt lieber im Hintergrund und lässt seine Arbeiten ganz für sich sprechen.

Urwüchsige Wesen voller Witz und Wunder

Farbenfroh, einfallsreich und um die Ecke denkt Christian URI Weber gern in seinen Bildern. Eine Ausstellung ehrt den Meister des lakonischen Humors zum 80. Geburtstag in der Galerie mit Weitblick in Radebeul.

Seltsame Wesen tummeln sich im Grünen. Ein Baum mit Gesichtern steht da, davor weht eine schwarze Fahne mit Tierkopf, ein kleiner gelber Vogel balanciert auf einer Blattspitze und ein rosa Stachelschwein mit feurigem Schweif treffen sich zu einer „Beratung“. Worum es dabei geht, bleibt der Fantasie des Betrachters überlassen im Titelbild der Ausstellung „URI – ,ein Meister mit lakonischem Humor` wird Achtzig“. Eröffnet wurde sie letzten Sonntag in der Galerie mit Weitblick in Radebeul, Obere Bergstraße 13, um 17 Uhr.

Dort zeigt Christian URI Weber eine Auswahl kolorierter Grafiken, mit Acrylfarben auf Spanplatten und Papier gezeichnet, aus den letzten Jahren. Seine letzte Ausstellung hatte er 2019 in der Stadtbibliothek Radebeul-Ost. In seinem Atelier im oberen Stockwerk des Wohnhauses auf der Zinzendorfstraße hängen sie schon bereit: ein „Frisiertes Alpenveilchen“, „Die drei Weisen“, drei Figuren mit Ecken, Kanten und Krone und ein „Engel mit Handy“ abgewandelt von Paul Klee. Eine „Katze“ blinzelt gelbäugig, gemütlich schwarz geringelt den Betrachter an. Daneben das „Müff“ ist ein schneckenähnliches Fantasiewesen, das ein farbiges Zelt mit sich trägt.

Auf der „Autobahn“ brausen ein Haifisch und ein Hecht aneinander vorbei. Eine Figur mit langer Krawatte schaut auf ein kleines, lustiges, türkisblaues Männchen mit wild wirbeligen roten Haaren. „Wir sind gar nicht so weit entfernt voneinander“, heißt der Bildtitel. Oft tauchen Tiere, Misch- und Fabelwesen auf in der Bilderwelt von Christian URI Weber. Der Künstlername URI ist von urig, ursprünglich abgeleitet. Farbenfroh, urwüchsig und mit viel skurril hintergründigem Witz und Ironie erzählen seine Arbeiten von den Wundern, Verrücktheiten und Abgründen im Umgang von Mensch, Natur, moderner Technik, scheinen Wünsche, Widersprüche und Werte gegenseitig zu wetteifern. In seinen Gedankenbildern oder Bildergedanken, formreich, abstrahiert und fabulierfreudig festgehalten, wirbelt URI den Zeitgeist und seine Moden gehörig durcheinander, stellt Gewohntes, Festgefahrenes und Schubladendenken in Frage, denkt und zeichnet selten schnurgerade, sondern gern kurvig, wellig, um die Ecke.

„Ich versuche immer wieder etwas Neues zu machen, was es in der Form noch nicht gegeben hat“, sagt Christian URI Weber zu seinen Arbeiten. Das Bild sei im Kopf fertig, das zuerst als Skizze festgehalten, dann aufs Papier drängt. Die Farben können sich auch noch mal ändern. Gedankenblitze und Aphorismen, in denen er heiter philosophisch über die Welt und eigene Lebenserfahrungen reflektiert, schreibt er vorwiegend nachts, die Bilder malt er am Tag. „Die Einfälle, zu Papier gebracht, sind eine Art roter Faden, der mich begleitet seit dem 16. Lebensjahr“, erzählt er.  Er las gern die Abenteuergeschichten von Karl May und Marco Polo, später kamen Hermann Hesse, die großen Satiriker Ringelnatz, Tucholsky, Morgenstern, Heine und Werke von Oscar Wilde und Elias Canetti hinzu. Anregungen findet URI beim Autofahren, Fernsehen, im Alltag oder nachts im Traum. Künstlerische Anreger für ihn sind außerdem Kandinsky, Miró und Klee.

Manches Bild von URI provoziert auch wie die „Singenden Schweine“. In einer Studie las er, dass die Tiere bei klassischer Musik etwa von Mozart im Schlachthof Stress abbauen und dann schmecken sie besser. Im Bild „Wagnis“ sieht man eine Frau und einen Mann, die sich vereinen zu einer Figur aus beiden, miteinander verflochten traumblau. Der „Komödiant“ kommt leicht beschwingt und verquer daher. URI`s Bilder füllen die Wände im Treppenhaus, Atelier und Wohnzimmer mit Blick ins Grüne.

In Dresden geboren, wurde er als Junge künstlerisch unterrichtet bei seinem Vater, der Architekt und Maler war und bei dem Kunstmaler Gerhard Ulrich. Nach dem Abitur studierte Weber von 1964 bis 1970 Theologie und klinische Psychologie. Ab 1973 leitete er eine gesundheitliche Einrichtung in kirchlicher Trägerschaft. Seit 1984 lebt und arbeitet Christian Weber in Radebeul als freischaffender Literat und veröffentlichte rund ein Dutzend Bücher mit seinen Gedichten, Aphorismen und Kurzgeschichten in Verlagen im In- und Ausland. 18 Jahre hatte er einen eigenen Verlag, in dem er damals nach rare Dresden-Stadtführer und Künstlerbücher herausgab und eine Galerie am Dom in Meißen. „Mit Fünfzig hat es mich wieder getrieben, zu malen“, so URI. „In der Lebenskunst sind wir alle Autodidakten“, notiert er in seinem Aphorismenbuch „Gedanken auf Glatteis“. „Das Vergängliche besteht aus dem, was wir in Formen gießen.“ Daher möchte URI mit seinen Bildergedanken immer wieder neu die Fantasie anregen und Denkanstöße geben. Die den Betrachter schmunzeln lassen und einladen, die Welt auch mal aus anderem Blickwinkel zu betrachten.

Die nächste Ausstellung von Christian URI Weber, in der er eine Mischung aus abstrakter und konkreter Malerei zeigt, eröffnet im Oktober in der Galerie Holger John in Dresden.

Text + Fotos (lv)

Weitere Bilder zur Ausstellung folgen.