

Die Parkhüter von Schloss Nöthnitz
Für den Erhalt und die Pflege des alten Baumbestandes und Erlebbarkeit der historischen Gartenanlage setzt sich ein neuer Verein zusammen mit dem Schlosseigentümer ein.
Hohe stattliche Bäume, durch deren kahles Geäst ab und zu die Sonne scheint, stehen im terrassenartig angelegten Park von Schloss Nöthnitz. Durchzogen von still verlassenen Wegen und dicht bewachsen mit Gehölzen träumt er vor sich hin. Stellenweise zu sehen kahle Flächen und Baumstümpfe, die in den grauen Winterhimmel ragen. Ein uriges Unikum erhebt sich weiter hinten im Schlosspark. „Es ist eine der ältesten nordamerikanischen Roteichen, die vor 1820 in diesem Park gepflanzt wurde“, sagt Schlosseigentümer Jan Horsky. Mehr als 200 Jahre alt ist sie inzwischen und vom Stammumfang sogar die größte Roteiche in Deutschland und Mitteleuropa. Das bestätigten ihm Experten aus dem Forstbotanischen Garten in Tharandt. Wie der Baum hierher kam, ist nicht überliefert. Ein kleines Holzhaus steht auf einer Wiese unter hohen Nadelbäumen, Thujen und Eiben. Errichtet wurde es vor 1880 und stand ehemals auf dem Lindenhügel, so Horsky. Außerdem stehen hier noch sehr alte Buchen, Lärchen, Linden und Rhododendron.
Ein Teil des aktuellen Baumbestandes stamme noch aus der Zeit von Julius Bernhard Könneritz, dem einstigen Rittergutsbesitzer. Er war ab 1820 in Nöthnitz auf dem landwirtschaftlichen Hof. Schloss Nöthnitz und sein Park haben eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Dem Erhalt und der Pflege des denkmalgeschützten Areals nimmt sich nun der Verein „Park und Schlossterrassen Nöthnitz“ an, der im August 2023 gegründet wurde. Inzwischen hat er elf Mitglieder im Alter von Mitte 40 bis 70 Jahren, die größtenteils in Bannewitz wohnen. „Der historische Park ist ein Kleinod, das in seiner ehemaligen geschlossenen Gestaltung, Gartenkultur und Landschaftspflege wiederhergestellt und durch Sanierung für die Öffentlichkeit wieder zugänglich und nutzbar werden soll“, sagt Harald Israel, Altnöthnitzer und Kassenwart im Parkverein. Dies ist in der Vereinssatzung verankert. Er kennt den Schlosspark von kleinauf. Als Junge spielte er auf dem Fußballplatz im Gelände, als dieses noch von der Ingenieurschule für Zierpflanzenwirtschaft als Ausbildungsstätte genutzt wurde. Von 1947 bis 1990 war diese im Schloss Nöthnitz ansässig und zog dann um nach Pillnitz. „Dort, wo die alte Roteiche steht, gab es auch einen Volleyballplatz für die Studenten. Das wäre heute aus Natur- und Denkmalschutzgründen nicht mehr denkbar“, so Horsky. Der Schlosspark hatte sogar ein Freiluftkino in den 50er Jahren und das Holzhaus wurde vor dem Krieg damals für Puppenspiel für die Kinder aus dem Ort genutzt, weiß er.
Ein Parksymposium mit Führungen und Vorträgen organisierte Jan Horsky bereits 2022. „Unser Verein kümmert sich außerdem darum, Fördermittel zu generieren für Sicherungs- und Pflegemaßnahmen der Parkanlagen und wir sehen uns bei der Umsetzung als Vermittler zwischen dem Schlosseigentümer, der Denkmalschutzbehörde und der Gemeinde Bannewitz“, sagt Harald Israel. Die Historie von Schloss und Park Nöthnitz und seine neue kulturelle Nutzung fasziniert auch Michael Melerski, Vorsitzender des Parkvereins. Er ist als freischaffender Künstler in Dresden tätig und kennt den Schlosspark von den Gottesdiensten der Kichgemeinde Leubnitz, die er im Sommer mit vorbereitet hat. Am Standort der ehemaligen Orangerie, dem verfallenen, früheren Wohnhaus des Parkgärtners und dem angrenzenden Grundstück, das seit Jahrzehnten nicht mehr zum Schlosspark gehört, will ein Dresdner Investor drei Eigentumswohnungen errichten.
Die Entwicklung der alten Bausubstanz im Schlosspark begrüßt Horsky. „Aber den geplanten Anbau neuer Dachgauben an der Orangerie sehe ich skeptisch, da sie der historischen Sichtachse zum Schloss entgegen stehen würden“, sagt er. Der Schlosspark werde auch aus privaten Mitteln seiner Familie gepflegt wie Gras mähen, Bäume beschneiden, Nachpflanzungen und Wege erhalten. Als nächstes wird eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem Parklverein und dem Schlosseigentümer abgeschlossen. Derzeit wird zudem eine Masterarbeit zum Thema „Schlosspark Nöthnitz – Weiterentwicklung“ von einer Studentin an der TU Dresden, Institut für Landschaftsarchitektur geschrieben. „Ende März wird sie fertig vorliegen. Wenn man sich intensiv damit beschäftigt und daraus eine Herzensangelegenheit wird, möchte man auch weiter dranbleiben“, sagt Aline Adam über diese besondere historische Parkanlage vor den Toren Dresdens. Neue Aktive, die sich an der Pflege des Schlossparks beteiligen möchten und weitere Mitglieder sind dem Verein „Park und Schlossterrassen Nöthnitz“ immer willkommen.
Text + Fotos (lv)
Kontakt: parkvereinnoethnitz@t-online.de
Anschrift: Park und Schlossterrassen Nöthnitz e.V., Am Schloss 2, 01728 Bannewitz