
Aufbruch an`s Meer
(Für Jade & Lina)
Morgen in der Früh
breche ich auf an`s Meer
nichts ist wie vorher mehr
keiner sieht mir nach
wenn ich geh
aus der Strandtasche frisch genäht
rieselt Sand noch vom letzten Jahr
lese Muscheln etliche zerbrochen auf
Nein glücklich waren wir nicht immer
doch es gab immer Liebe
und Hoffnungsschimmer
im Dunkeln schreien liebestolle Katzen
hinten bei den Gärten
am Himmel funkeln die Sterne
lautlos sitzt ihr bei mir
die grauweiß getigerte und die schwarz-weiße
euer Fell scheint Mondkatzenhell
wenn ihr durch die Räume streift
ich trag euer Bild mit mir
der rote Koffer trägt Jades zärtliche Kratzspuren
die Leere bleibt zurück
vor uns liegt das Meer
LV
13/14.7.2024







Lufttänze
(Für meine Meerkatzen)
Ich kam an
alles in mir zerbrochen
als hätt ich was verbrochen
im Zug der Sturz Knie blau
am Bahnhof in Anklam die erste Möwe
mit Euch wachsen mir wieder Flügel
verwegene Segler der Lüfte
elegant und keck mit weiten Fächerschwingen
der Schnabel immer weit aufgerissen
unersättliche Freude und Lebenshunger
umgeben mich hier
der weiche Sand unter mir
Jade kitzelt meine Füße
zeig das Foto mit den Samtpfotigen dem Meer
sie vollführen jetzt auch solche Lufttänze
sie sprangen und kletterten immer gern
Federn mochten sie auch
halt mich an die Gefiederten
tanz mit Wind Meer und Wellen
tauch tief ein ins Leben
und wieder auf
wie meine Fellmusen
Meerkatzen seid ihr jetzt
und die Möwen meine Antreiber
LV
15.7.2024












Meerrufer
Sie sind die Stimme des Meeres
wenn es tost flüstert und schweigt
ihre Rufe voll Hingabe lockende Sehnsuchtsschreie
kichern freudig kreischen unverzagt
morgens mittags und abends
besonders ergreifend
sind scheint es immer in der Nähe
immer hellwach
fliegen weiß beschwingt voran
übers Dach am Ferienzimmer
sitzen auf dem Dach gegenüber
schauen herüber
grüßen lautstark
und fliegen wieder
zum Meer
von wo ein starker Wind und Regen
mich heute wegtrieben meerlos wehrlos
klatschnass
Sand wirbelte umher den Strand
im Nu menschenleer
ein paar Möwen pickten noch unverdrossen
Brotkrumen im Sand
zwei rissen sich um einen Fischhappen
die Wellen rollten ungerührt weiter
das Meer selten so ruhig und klar
LV
16.7.2024
Sommertag
Zwei Gartenhandschuhe liegen
auf der Wiese in der Mittagssonne
einer mit der hellgrünen Seite und
einer mit der schwarzen nach oben
eine Pflanze aus dem Kaktustopf
mit der Wurzel ausgegraben
der Topf vom Fensterbrett ist fort
Möwen fliegen kichernd
vorbei
Ich schreie innerlich
ihnen ist Schmerz einerlei
ein Marienkäfer landet
unversehens auf meinem Bein
oberhalb vom blauen Knie
setze ihn auf eine gelbe Rosenblüte
da bleibt er nicht allein
zwei Rosenblüten sind schon
wieder verblüht
breiten ihre Blätter zum Flug
über dem Stuhl mit der Herzlehne
er ist noch immer frei
Vögel Hummeln und ein gelber Falter
schwirren vorbei
neuerdings sitzt unter dem Baum
auf einem hohen Stein
umrankt von Efeu
ein Froschkönig
was macht er da
und schaut mich an
LV
18.7.2024
Farbmeer
(Für Otto Niemeyer-Holstein)
Auf den Leinwänden und im Garten
des Malers ein Pulsieren und Flimmern
in allen Farben des Sommers
Sonnen- und Erdtönen
helles Ocker Orange Sand- und
Meerfarben verrinnen
rings um`s paradiesische Rosenspalier
hängen Äpfel wie Glückskugeln
duften himmlisch und ein paar kommen mit
prallrund wie die steinernen Grazien
im wogenden Grün
der kantige Kopf des Käpt`n
überdauert die Zeit
der Himmel und das Meer malen immer neue Farben
auf den Buhnen am Koserower Strand thronen
die Möwen kosen kreisen kreischen
stolzieren spalieren den Schwimmern fliegen umher
durch`s helle und dunkle Wolkenmeer
und einen Reghenbogen
sitzen abends im warmen Sand
lassen manchmal wundervolle Federn liegen
eine weiße grau braun gesprenkelte wie die Fellfarbe
von Jade und eine lange schwarz-weiße mit Schwung
wie von Lina die wie Segel vor ihrem Bild stehen
heute wieder eine große grauweiße Feder gefunden
mit winzig schwarzem Rand
LV
18.7.2024
Die Kräfte des Meers
Der Himmel weit aufgespannt
azurblau fast durchsichtig
wolkenleer ein leises Lüftchen weht
Möwen kreischen zwischen bunten Zelten
und Sonnenschirmen
nichts mehr woran mein Schmerz
sich festhalten kann
ich übergebe ihn dem Meer
die Wellen schlagen nicht
mehr aufgewühlt
gegen meinen Körper
dünnhäutige Porzellanhaut
dem Gleichmaß der Wogen
überlassen
die Kräfte des Meers
wiegen werfen mich vor und zurück
nehmen mich auf und bergen mich
auf den Wellenkämmen tanzen
unzählige Sonnensplitter
am Ufersaum liegt eine lange weiß braune Feder
streift mich wie feine Fellhaare
und das Meerrauschen hört sich einen Moment
fast wie Schnurren an
LV
20.7.2024
Abschied vom Meer
Die weiß Gefiederten fliegen
vergnügt rufend
über die Häuser an der Promenade
Richtung Strand
der Wasserstrahl am Springbrunnen schnellt
auf und ab glänzt in der Sonne
umweht von duftenden Sommerblumen
Dahlien und Lavendel
die gelben Rosen vor dem Ferienzimmer
duften weiter
ohne mich
der Froschkönig und der zottlige Hofhund Joschi
schauen mir nach
der schwarze dicke Kater Franz hockt ungerührt
vor einem Strauch als ich geh
den gleichen Weg zur Promenade hoch
den gestern eine graue dunkel getupfte Möwe
entlang lief es war schon dunkel
sie kam mir nach ein Stück
als ich näher kam lief sie zurück
weg vom Meer
langsam über die Straße Leute betrachteten sie
und liefen stumm weiter ein Auto wich ihr aus
ein Flügel mit schwarzen Federn
hing herab
sie irrte umher überall nur dunkle Läden
hätt sie so gern aufgehoben
in die Luft zurück
meine Strandtasche voller Möwenfedern
sie bog um die Ecke
Heute Morgen sah ich
die Möwe lief in Richtung der schönen
alten Backsteinkirche auf der Anhöhe
deren Spitze über den Bäumen ich vom
Ferienzimmer aus seh
eine helle Feder lag am Weg
Ich hoffe die Möwe hat ihren gefunden
LV
21.7.2024
Zurück vom Meer
Fernab vom Meer
Fernweh kaum zurück
von der See
gestrandet nachts in
überfüllten Zügen
Heimweh nach den Katzen
sie würden verschlafen verwundert
sich die Augen reiben: Schon wieder da?!
die Möwenrufe weit
die den Takt angaben
ihr gellendes unerschütterliches Lachen
hoch über allem erhaben
und der frische Seewind der das Gemüt losreißt
aus der Starre
die funkelnden Sonnenlichter auf den Wogen
wieder an Land gespült
drückende Hitze stickige Luft Sirenen
Gerangel der Reisenden auf dem Bahnhof
alles kostet jede Sekunde
alles braucht seine Zeit
der rote Koffer auf dem Jade gern saß
steht offen im Flur
darin die Lieblingssachen vom Meer
mit dem eigentümlichen Duft vom Ferienzimmer
in dem alles gut riecht
Sachen voll schöner Momente
selten getragen aufbewahrt für den Sehnsuchtsort
dazwischen viele Möwenfedern
helle dunkle weiße und schwarze Linien und Tupfen
weiß braun gesprenkelte fast getigerte
lange feste spitze grazile kleine streichelzarte seidig
schimmernde hauchfeine und flaumige Federn
manche riechen wild und pikant
Ich mag sie alle
auch die zerzausten
die mir ihre Geschichten erzählen
im Flug fallen gelassen
schwammen mehrere im Meer
federleichte Zeichen
es ihnen gleichzutun
leg die schönsten Federn an die Plätze der Katzen
zuhause
als Meerkatzen begleiten sie mich jetzt
Federsegel stehen an ihren Bildern
hab Farbe bekommen
neue Energie brennt auf der Haut
alles weitermachen wie am Meer
Schönes mehren
mit den Wellen fließen
LV
22.7.2024
Alle Texte + Fotos: Lilli Vostry
Weitere folgen.