Mit Pferdewagen, Drahteseln und dem neuen Sommertheater-Stück, Shakespeares „Sturm“ im Gepäck zieht die Dresdner Theatergruppe „Spielbrett“ als fahrende Schauspielertruppe wieder über Land auf ihrer diesjährigen Planwagentour, die weit und breit einzigartig ist. Fotos (4): Tanja Grünert

Mit Pferdewagen und Spielleidenschaft unterwegs wie zu Shakespeares Zeiten

Die Theatergruppe „Spielbrett“ aus Dresden geht wieder auf Planwagentour in die Sächsische Schweiz vom 29. bis 27. Juli.

Der Planwagen ist vollbeladen mit Requisiten, die helle Leinenplane bemalt mit der Route und die zwei Pferde ziehen den Karren im Schritttempo. Dahinter radeln die Darsteller in bunten Sachen auf Drahteseln mit Satteltaschen und Rucksäcken hinterher, hinaus aus der Großstadt, über Dorfstraßen und auf weiter Flur. Die Gruppe „Spielbrett“ geht bald wieder auf ihre traditionelle, einwöchige Planwagentour durch die Sächsische Schweiz vom 20. bis 27. Juli. Im Gepäck für das Sommertheater hat sie dieses Jahr „Shakespeares Sturm“.

„Ein Sturm, eine Insel, eine gestrandete Regierung und ein gestürzter Herzog als Herrscher über das Eiland“, so kündigt die Gruppe das Stück an. In dem nicht ganz zufällig die Helden und Heldinnen sich in einem Labyrinth aus Magie, Gewalt, Intrigen, aber auch Liebe wiederfinden. Luftgeister kommentieren das Geschehen mit aktuellen Bezügen. „Eine fahrende Schauspielertruppe, die durch die Lande zieht wie zu Shakespeares Zeiten und das schon seit vielen Jahren, das ist deutschland- und europaweit einmalig“, weiß der Schauspieler, Regisseur und künstlerische Leiter von „Spielbrett“ seit der Gründung 1985, Ulrich Schwarz. Dem man seine 77 Jahre nicht ansieht und der noch längst nicht ans Aufhören denkt. Dazu mache es ihm zu viel Spaß. Sie zeigen urwüchsiges, sinnlich, poetisches, unterhaltsames und intelligentes Volkstheater mit großer Leidenschaft, Spielfreude und Humor an verschiedenen Orten. Insgesamt acht Vorstellungen stehen auf dem Programm.

Der Start mit dem Planwagen vom Pferdehof Schmidt aus Loschwitz ist am 20. Juli, um 10 Uhr am Blauen Wunder. Erster Spielort dann abends, 20 Uhr im Schlosspark Graupa vor einer uralten Eiche. Weiter geht`s über Schloss Weesenstein, Struppen, Gohrisch am Dorfteich, Königstein am romantischen Malerwinkel, Bad Schandau, Hohnstein bis nach Dürröhrsdorf-Dittersbach als letzter Tourstation.

„Die Spieler ziehen in Kostümen und mit Musik, Akkordeon und Gitarre, lautstark jeweils in den Ort ein und werben für die Vorstellungen. Bei der Planwagentour geht es um den Schauwert, aber auch um Langsamkeit und Genießen für Akteure wie Zuschauer“, so Ulrich Schwarz. Sie fallen überall auf. „Mindestens 50 Prozent der Leute fühlen sich durch den Planwagen angezogen.“ Als Spielkulisse dient ein Bühnengestell, an dem bemalte Bühnenbilder und manchmal auch Türen hineingehängt werden. Bekannte Künstler gingen mit „Spielbrett“ auf Planwagentour ihre ersten Schritte, so Regisseur Schwarz, wie der inzwischen verstorbene Schauspieler und Kabarettist Olaf Böhme als „Falstaff“ oder die Sängerin und Liedkabarettistin Anna Mateur. Elf Spieler in Doppelbesetzung sind derzeit dabei im Alter von 20 Jahren bis Anfang 70. Sie arbeiten als Lehrer, Ärztin oder in der IT-Branche. Ein Koch fährt auch mit, der für Speis und Trank sorgt. Beim Frühstück und abends nach der Vorstellung sitzen die Spieler an einer großen Tafel zusammen, wird gequatscht und gefeiert. Die Planwagentour wird privat finanziert. Übernachtet wird unterwegs in Turnhallen und Schulräumen in Schlafsäcken.

„Die Planwagentour ist noch nie gefördert worden weder von der Stadt Dresden noch vom Land Sachsen. Obwohl wir doch in Sachsen bleiben und Kultur in den ländlichen Raum bringen“, so Ulrich Schwarz. Er als künstlerischer Leiter und die Organisatoren der Tour bekommen ein Honorar. Und die Gruppe „Spielbrett“ erhalte eine geringe Förderung von der Stadt pro neue Inszenierung. Die Planwagentour wechselt jährlich, neben der Sächsischen Schweiz führt sie auch ins Osterzgebirge und nächstes Jahr wieder an die Märkischen Seen mit immer anderen Shakespeare-Stücken. „Meist kommen um die 100 Besucher pro Vorstellung. Letztes Jahr am Schloss Lauenstein waren es sogar 200 Zuschauer“, so Schwarz. Nächstes Jahr im Herbst feiert die mehrfach preisgekrönte Gruppe „Spielbrett“ ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum mit einem Theaterfestival unter dem Motto „Danke Volk!“ im Theaterhaus Rudi in Dresden.

Text (lv)

http://www.spielbrett.info