
Sommerlich heiter bis wolkig und gewittrig: Die drei „Gartenfreunde“ und Kabarettisten der Dresdner Herkuleskeule Philipp Schaller, Birgit Schaller und Alexander Pluquett betrachten die Wetterlage im Kleingarten und auf der Welt von der Hollywoodschaukel aus in ihrem ersten Open Air Sommer-Kabarettprogramm. Foto: Robert Jentzsch
Kleingärten für alle, um den Weltfrieden zu retten!
Im ersten Open Air Sommer-Kabarettprogramm „Die Erde hat eine Scheibe“ der Dresdner Herkuleskeule spielen und singen die drei Kabarettisten Birgit Schaller, Alexander Pluquett und Birgit Schaller, begleitet von den Musikern Jens Wagner und Volker Fiebig, im „njumii, dem Veranstaltungszentrum der Handwerkskammer Dresden, derzeit mit viel bodenständigem Humor, Herz und Geist über Gartenfreuden und Umweltsorgen, Kleinkriege und Flächenbrände in der Welt.
Aus wolkenreichem Himmel schauen die zwei pausbäckigen Engel aus Raffaels Bild „Sixtinische Madonna“ neugierig über den Gartenzaun. Eine Hollywoodschaukel, Holzstühle neben einem verkümmerten Bäumchen mit einem letzten roten Apfel und Bierkästen vervollständigen die Kleingartenidylle. Das Vogelgezwitscher kommt vom Band. Der Handwerkskammerpräsident hat einen Dachschaden und ist damit nicht der einzige, weiß aber immerhin, was dagegen zu tun ist. Humor und Handwerk passen sehr gut zusammen, wie sich herausstellt im Programm „Die Erde hat eine Scheibe“ – eine kabarettistische Sommerfrische der Dresdner Herkuleskeule (Buch: Philipp Schaller; Regie: Matthias Nagatis), das am Mittwochabend Premiere im „njumii“, dem Veranstaltungszentrum der Handwerkskammer Dresden feierte.
Es ist das erste Open Air der Humoristen im Innenhof des nagelneuen Ausbildungszentrums der Handwerkskammer Dresden Am Lagerplatz 8 im Industriegelände. Dort bringen die drei Kabarettisten Birgit Schaller, Alexander Pluquett und Philipp Schaller gemeinsam mit den Musikern Jens Wagner und Volker Fiebig den Sommer auf die Bühne und lassen sich dabei von heraufziehenden Gewitterwolken nicht verdrießen. In einer Mischung aus neuen Nummern und Dauerbrennern, den besten Szenen und Liedern der letzten Jahre spielten und sangen sie vor vollen Rängen mit viel bodenständigem Humor, Herz und Geist über Gartenfreuden und Umweltsorgen, Erderwärmung, erhitzte politische Debatten und Schaumschlägerei, Kleinkriege und Flächenbrände in der Welt. Da biegen „Unkraut-Udo“ und „Sensen-Jens“ um die Ecke. Das Publikum wird als „Gartenfreunde“, „Kultur-Dummys“ und „Testzuschauer“ begrüßt. Echte Zuschauer seien wirklich eine Plage heute, lästern die Kabarettisten, sie beschweren sich, wenn es ihnen zu politisch wird, zu links oder rechts oder reden laut rein. Philipp Schaller fühlt sich gar gestört von ihnen, kann sich nicht konzentrieren und Pluquett gibt dem Publikum den Rat: „Tun Sie einfach so, als wäre er gar nicht da. Der Olaf Scholz kriegt das auch hin!“
Kaum war der Eröffnungssong „Lass die Sonne in dein Herz…“ verklungen, schlugen die Wogen schon hoch und wurde auf der Kleingarten-Bühne hitzig, absurd wortakrobatisch und erhellend gestritten querbeet durch alle Parteien hinweg über Klimaretter, Sprachretter, Volksretter und ob eine Zucchini auf den Grill gehört? Da erkärt Pluquett mit Strohhut Schaller in orangenem T-Shirt stolz seinen neuen „Solar-Grill“, hält er den Stab in die Luft zunehmend von Hunger geplagt und ereifert sich über die „grüne Logik“, die keine Insolvenzen kennt, aber immer höhere Energiepreise und Abgabenlasten und sinkende Wachstumsraten. Es geht um „Kaffee, Freunde und Bestattung to go“, alles wird immer schneller in der digitalen Welt und doch bleibt immer weniger Zeit, beispielsweise im Garten zu entspannen und zu genießen. Es geht um Wahrheit und Fake News, die man kaum noch unterscheiden kann, das Recht auch als Nichtbetroffener über Probleme mitzureden und Emphatie zu zeigen ebenso wie das Eintreten für Frieden und gegen „kriegstaugliche Schulen. Die sind ja noch nicht mal bildungstüchtig!“, sagt Philipp Schaller und bekommt viel Beifall der Zuschauer. Er weiß auch, wie man den Weltfrieden retten kann: „Groß denken und klein anfangen. Erster Schritt: die Länder werden abgeschafft und jeder bekommt eine Parzelle zugewiesen, das wären bei derzeit 25 Kriegen geteilt durch 200 Länder ein Achtel Krieg pro Land und acht Milliarden Kleingärten!“ Birgit Schaller erzählt und singt mit viel Ironie und warm-kraftvoller Stinme über die Gier nach immer mehr, den Ursprung vom Überfluss und wie man den fatalen Kreislauf durchbrechen kann, indem man der eigenen, gefühlten Wahrheit vertraut.
Die drei Kabarettisten schaffen das Kunststück, heikle und komplizierte Themen so zu verpacken, dass sie weder zu leicht, noch zu schwer, nicht einseitig, aber doch mit Haltung, locker, originell, ernsthaft und unterhaltsam auf die Bühne kamen, zum Lachen, Reiben und Nachdenken anregen. Zuletzt halten sie entgegen aller Widrigkeiten sonnengelbe Smileys hoch und geben den Zuschauern ein Loblied auf das Lachen, „das Schönste auf der Welt“ mit auf den Weg. Das Laune, froh und gelassen macht, auch ermutigt und das man sich nicht von Ideologen und Moralaposteln nehmen lassen darf. Reichlich Beifall gab es für diesen sommerlich heiteren Kabarettabend mit Leichtigkeit und Tiefsinn.
Text + Fotos (lv)

