
Zauberhafter Ort zum Malen: Die Künstlerin Anita Rempe in ihrem Bilderreich, in einem urigen alten Gebäude mit urwüchsigem Garten nahe der Elbe im einstigen Fischerdorf Gauernitz bei Meißen.
Mit Rotkäppchen im Zauberwald der Farben
Urwüchsig, traumhaft und real zugleich wie ihre Bilderwelt wohnt und arbeitet die Künstlerin Anita Rempe im einstigen Fischerdorf Gauernitz bei Meißen.
Die Sonne malt Lichtflecken auf die Hauswand. Eine nostalgische, silbern rote Boie hängt am Hauseingang. Hinter hohen Sträuchern und alten Bäumen steht das Atelier- und Wohnhaus der Malerin und Grafikerin Anita Rempe im einstigen Fischerdorf Gauernitz bei Meißen. Urige, verträumte und schön wieder hergerichtete Häuser, erbaut um 1825, stehen dort. Eine kleine Brücke führt über den Grundbach zu ihrem Haus, umgeben von einem urwüchsigen Garten. Ein Tor aus Schilfrohr öffnet sich wie in eine andere Welt.
Anita Rempe malt meist draußen im Hof an der Staffelei mit Wasser und Ölfarbe. Apfelbäume und ein Nussbaum stehen da, ein großes Vogelhaus im Garten und überall Sitzecken. Ein zauberhafter Ort wie geschaffen zum Malen.
Viele Bilder mit Wald und Landschaften hängen und stehen im Erd- und Obergeschoss ihres Ateliers mit Holzbalkendecke. Die Farben flirren und sind oft verwischt wie aus dem Zugfenster gesehen. Sie haben mit Emotionen, verinnender Zeit, Ruhe und Bewegung zu tun. Ein neues Bild mit Rotkäppchen und dem Wolf im Wald mit allen Farbschattierungen lehnt da. Er steht vor ihr, abwartend wie sie. „Rotkäppchen ist das Unheimliche, nicht sichtbare Angst und Gefahr, die man überwinden kann“, sagt Anita Rempe. Sie sitzt inmitten ihrer Bilder auf der Ateliertreppe, das rötliche Haar zum Zopf geflochten, trägt ein schwarzes langes Kleid mit weißen Blüten am Saum und rote Schuhe.
Das Rotkäppchen-Bild wird bald bei dem Jazzmusiker Hartmut Dorschner in seinem Kunsthaus in Bärenstein hängen. Als nächstes malt sie einen Fliegenpilz mit roter Kappe. Anita Rempe ist gern auch im erzgebirgischen Dunkelwald unterwegs, der magisch und geheimnisvoll ist wie ihre Bilder. In Schellerhau hat sie zusammen mit ihrem Lebensgefährten auch ein Haus, ihr zweites Zuhause.
Ein Porträt zeigt ihn im Fellmantel, mit Hut und Tuba, er ist Hobbymusiker und Mediziner. Aus der Bilderwand ragt außerdem ein Bildnis von ihrem Sohn Ferdinand heraus aus der Beziehung mit dem Künstler Markus Retzlaff. Der Sohn ist jetzt 27 Jahre, Technomusiker in einem Club und wird Arzt.
Eine gemeinsame Ausstellung von Anita Rempe und Markus Retzlaff ist nächstes Jahr im Sächsischen Weinbaumuseum Hoflößnitz in Radebeul geplant. Darauf freut sie sich sehr. Zurzeit sind dort von ihr farbfunkelnde Ansichten der Weinhänge und Kohlezeichnungen auf Papier in der Sonderausstellung „Inspiration Hoflößnitz“, die während eines Plenairs zusammen mit zehn Künstlern im Jubiläumsjahr des Museums entstanden, zu sehen. Sie zeichnet auch gern mit Tusche und Bleistift die Landschaft und Boote an der Elbe, die in der Nähe ihres Grundstücks fließt. Das brachte Anita Rempe den Beinamen „Wassermalerin“ ein. Sie malt figürlich, konkret und abstrakt. “Ich halte bewusst nicht an der Form fest. Bin immer ein bisschen ein
Entdecker“, sagt Anita Rempe. Darin fühlt sie sich dem Künstler Max Ernst nahe. „Er hat viel Unterschiedliches gemacht in der Ausdrucksweise.“ Außerdem mag sie Arbeiten von Anselm Kiefer und David Hockney. Obwohl ihre Bilder gar nichts mit ihnen zu tun haben. Außerdem schätzt sie Theodor Rosenhauer sehr, „Er ist für mich der größte Künstler.“ Seit 2013 wohnt und arbeitet Anita Rempe als freischaffende Künstlerin in Gauernitz. Sie hat ein Diplom für Gebrauchsgrafik und Illustration, arbeitete als freie Trickfilmzeichnerin für Fernseh- und Filmproduktionen und ist tätig als ausgebildete Kunsttherapeutin u.a. in der Kinderarche Sachsen in einem Projekt in Seyde im Erzgebirge. Die Kunst hilft ihr auch persönliche Schicksalsschläge zu verarbeiten wie im Bild „Zusammenbruch“ von 2020, das ein einstürzendes Haus im Erzgebrige zeigt und das die Stadt Radebeul für ihre Kunstsammlung kaufte. Vor zwei Jahren erkrankte Anita Rempe plötzlich körperlich, brach in ihr etwas zusammen und sie bewegt sich seitdem mit Gehhilfen. Es hilft ihr auch, Schönes noch klarer zu sehen. „Die Kräfte bündeln, dann kommt auch die Energie, dass es weitergeht“, so die Devise der 58-jährigen. Anita Rempe hat den Weintaler für das diesjährige Herbst- und Weinfest in Radebeul gestaltet.
Zurzeit bereitet sie ihre nächste Ausstellung mit Malerei und Zeichnungen zusammen mit der jungen Künstlerin Maleah Gilbert vor, die in der Galerie & Museum in den Heimatstuben Schellerhau am 6. Oktober, 16 Uhr eröffnet.
Text + Foto (lv)