
Flirrendes Spiel der Farben & Formen: die Künstlerinnen Anita Rempe & Maleah Gilbert vor einem Waldbild in ihrer Ausstellung in den Heimatstuben Schellerhau. Foto: privat
Zauberhafte Waldlandschaften
Farbenfreudige Malerei und Zeichnungen von Anita Rempe und Maleah Gilbert sind derzeit in der Galerie & Museum in den Heimatstuben Schellerhau im Osterzgebirge zu sehen.
Viele Waldbilder und Landschaften, gesäumt von Bäumen auf Wiesen, Feldern und am Wasser in lichtvoll flirrenden Gelb-, Grün- und Blautönen, sind in dieser Ausstellung der Malerin und Grafikerin Anita Rempe versammelt. In faszinierendem Farben- und Formenspiel von Licht und Schatten, mal konkret, linear, getupft und gesprenkelt und mal nur schemenhaft angedeutet, verwischen die Grenzen von Raum und Zeit, Ruhe und Bewegung, taucht man ganz in den Moment mit aller Fülle ein. Die Betrachter werden mal tief ins Waldesinnere, ins Dickicht geführt, mal auf sonnendurchflutete Lichtungen mit farbfunkelnden Baumstämmen und an Teich- und Uferlandschaften.
Über einer Waldansicht in warmen Farbtönen fliegen Kraniche. Natürlich hat Anita Rempe sie dort nicht wirklich gesehen. Wenn es die im Erzgebirge geben sollte, dann wird es Landunter sein und sind sie Vorboten von Klimawandel?, fragt die Künstlerin mit diesem Bild. Ihre Ölbilder und Zeichnungen mit Tusche und Kohle auf Papier sind zumeist in unmittelbare Nähe zum Ausstellungsort im Erzgebirge entstanden. Der Wald steht als Sinnbild für Ruhe, Entspannung, er lockt zum Spazierengehen und Wandern. In der Kunst und Literatur ist der Wald ein Symbol für Romantik, ein Ort voller Zauber, Geheimnisse, Sehnsucht und Geborgenheit, aber auch ein Zufluchtsort für Menschen und wilde Tiere leben dort versteckt im Schutz des Dickichts im Wald.
Ein neues Wald-Bild von Anita Rempe zeigt Rotkäppchen und den Wolf. Er steht abwartend vor ihr wie sie. Rotkäppchen ist das Unheimliche, die nicht sichtbare Angst und Gefahr, die man überwinden kann, so die Künstlerin. Anita Rempe ist gern im erzgebirgischen Dunkelwald unterwegs, der magisch und zauberhaft ist wie ihre Bilder. Das mal ruhige Fließen, Innehalten, dann wieder lebhafte Pulsieren in ihren Farblandschaften spiegelt auch die Suche nach einem eigenen, ihr gemäßen Schaffens- und Lebensryhtmus wider. Es hilft ihr auch, Schönes noch klarer zu sehen. Die Kräfte bündeln, dann kommt auch die Energie, dass es weitergeht, so lautet die Devise der 58-jährigen.
Seit 2013 wohnt und arbeitet Anita Rempe als freischaffende Künstlerin im einstigen Fischerdorf Gauernitz bei Meißen in ihrem Atelier- und Wohnhaus mit urwüchsig wundervollem Garten. Sie hat ein Diplom für Gebrauchsgrafik und Illustration, arbeitete als freie Trickfilmzeichnerin für Fernseh- und Filmproduktionen und ist tätig als ausgebildete Kunsttherapeutin u.a. in der Kinderarche Sachsen in einem Projekt in Seyde im Erzgebirge. Sie malt meist im Freien vor ihrem Haus oder an der nahen Elbe. Anita Rempe hat zu ihrer Ausstellung außerdem Maleah Gilbert eingeladen, einen Raum mit ihren Bildern zu hängen. Sie ist 17 Jahre jung, macht zurzeit ihr Abitur am Evangelischen Kreuzgymnasium in Dresden und möchte gern einen künstlerischen Beruf künftig ausüben. Sie ist talentiert und hat auch schon etwas vorzuweisen. Maleah zeigt ca. 20 Zeichnungen und Illustrationen im Format 20 x 20 Zentimeter und einige farbige, größere Bilder. Darunter Figürliches, Porträts, ein Mädchen mit schmerzerfülltem, nach unten gerichteten Blick im schwarzen Kleid mit weißem Kragen in einer Kirche, hinter ihr eine steinerne Figur in klösterlichem Gewand.
Ganz anders, fröhlich-fantasievoll und farbenfroh ein Bild mit einer Szene aus dem bekannten Buch Alice im Wunderland, in der das Mädchen im roten Kleid und langem Haar auf einem rotierenden Zifferblatt mit Uhrzeiger schwebt, zusammen mit dem weißen Kaninchen mit roter Halskrause, Spielkarten fliegen umher, ein Schlüssel, eine überschwappende Kaffeetasse, Teller und Rosenblätter. Auf einem anderen Blatt sprießen prächtige rote Rosen aus einem Topf, umgeben von Dornen und dunkelroten Farbspritzern vor sepiafarbenem Hintergrund. Verletzliche Schönheit. Schönes und Bedrohliches nah beieinander. Die Farbschwünge erinnern auch an Kalligraphie, mit der sich Maleah schon beschäftigt hat, auch mit chinesischen Schriftzeichen. Sie hatte als kleines Kind schon einen Sinn für Piktogramme und malte mit Stöcken im Sand im Waldkindergarten. Später kamen Katzenbilder und menschliche Porträts hinzu und die positive Resonanz von Betrachtern motivierte sie zu weiterem Ausprobieren. Farbenfreude und Ausdrucksvielfalt ebenso wie ein ganz eigener, wundersam Alltägliches verwandelnder Blick auf die Natur und das Leben verbindet die beiden Bildermalerinnen. Die Ausstellung ist noch bis 29. Dezember in den Heimatstuben Schellerhau zu sehen.
Text (lv)
Geöffnet: Sonntags 14 bis 17 Uhr sowie nach telegf. Vereinbarung (0160 – 9984 2786)