

Farbenschwelgende Malerei & Wetterlaunen flossen mit ein in die während des Plenairs vor Ort entstandenen Bilder der reizvollen Weinbaulandschaft rings um das Hoflößnitz in Radebeul. Hier Ansichten von Roland Gräfe und von Anita Rempe.


Saftige Trauben unter gelben Blättersegeln
Wetterlaunen mit ihrem wechselnden Licht und Farben flossen in die Bilder von zehn Künstlerinnen und Künstlern ein. Zu sehen sind sie in der Sonderausstellung „Inspiration Hoflößnitz“ zum 100-jährigen Jubiläum des Weinbaumuseums in Radebeul.
Das Graublau des Himmels und gelbes Herbstlaub fließen in schimmernden Goldtönen ineinander am regenassen Treppenaufgang zur Weinterrasse. Die weiße Fassade des Lusthauses spiegelt sich in der Weinflasche im Fenstersims gegenüber. Beeinflusst von Wetterlaunen, ihrer besonderen Stimmung und der Faszination des Ortes angeregt sind die Blicke aus reizvollen und ungewohnten Perspektiven auf eine besondere Kulturlandschaft in der Sonderausstellung „Inspiration Hoflößnitz“ anlässlich 100 Jahre Weinbaumuseum Hoflößnitz, Knohllweg 37, in Radebeul. Insgesamt zehn Künstlerinnen und Künstler aus der Region zeigen dort derzeit ihre Arbeiten und gratulieren zum Jubiläum.
Zu sehen sind farb- und formenreiche Malerei, Aquarelle, Mischtechniken und Kohlezeichnungen auf Papier in der letzten Ausstellung dieses Jahres in den Ausstellungsräumen im Bergverwalterhaus. Die Bilder entstanden rings um die Weinhänge und historischen Gebäude im Areal Hoflößnitz an drei Plenair-Maltagen. Anders als zur Ausstellungseröffnung, die bei sonnigem Bilderbuchwetter mit großer Besucherresonanz stattfand, regnete es an dem Plenair-Wochenende im September fast ununterbrochen. Die ursprüngliche Idee, Künstler von außerhalb einzuladen, die das Hoflößnitz nicht täglich vor Augen haben und ihre Staffelei in der Natur aufstellen können zum Malen, ging leider nicht auf, so Museumsleiter Frank Andert. Er hatte Künstler von der Sächsischen Schweiz bis Diesbar-Seußlitz und aus Radebeuls Partnerstadt St. Ingbert angeschrieben. Doch entweder hatten diese keine Zeit, waren unterwegs oder keine Landschaftsmaler. „Damit die magische Zahl zehn voll wird, haben wir doch noch einige Künstler aus Radebeul angesprochen“, so Andert.
Die Anregung zu diesem Plenair im Hoflößnitz in malerischer Umgebung kam von der Radebeuler Künstlerin Renate Winkler, die letztes Jahr hier ausstellte. Große lila Trauben, die unter gelben Blättersegeln hängen mit Blick auf die Lößnitzlandschaft und glänzende Rebstöcke von einem Torflügel aus gesehen im Weingut Aust, zeigen zwei Acrylbilder von ihr. Das Plenair veranstaltete die Stiftung Hoflößnitz in Kooperation mit der Roland Gräfe Stiftung in Radebeul, die seit 2014 besteht, Kunst und Kultur fördert und Brücken schlagen möchte mit ihren Projekten auch zu den Nachbarländern Tschechien und Polen. Die Gräfe-Kunststiftung stellte die Leinwände und Malmaterial für die Künstler bereit und lud die Musiker zur Vernissage ein.
„Am ersten Tag haben wir unter Zelten gestanden und gemalt. Das war eine Herausforderung und daher sind die Blicke und Motive ähnlich, da wir in eine Richtung schauten“, sagt Roland Gräfe, selbst Künstler. Das gemeinsame Erleben und der Austausch der Künstler untereinander seien für alle wichtig gewesen. „Wir saßen im Gewölbesaal, haben uns unterhalten über Kunst und Kulturlandschaft und wurden gut versorgt. Alle Beteiligten haben sich sehr wohlgefühlt und fleißig gearbeitet“, so Gräfe. Er ist ein erfahrener Freilichtmaler, der auf Reisen seine Eindrücke und hier im Hoflößnitz seine in kräftigen Farben schwelgenden, impressionistischen Weinberglandschaften zeigt. Künstler sind nicht nur Schönwettermaler, das spiegeln die Werke in dieser Ausstellung beeindruckend. Der Regen und das wechselnde Farb-Licht-Spiel von Wasser, Wolken und Himmel floss in die Bilder ein. Sie erzählen von der Fülle des Lebens in allen Farben, vom Werden, Wachsen und Vergehen, von Licht und Dunkel, Lebensfreude und Melancholie.
Von André Uhlig sind erdig kraftvolle und zarte Federzeichnungen vom Schloss Hoflößnitz und den Weinhängen zu sehen und von seinem Vater Ralf Uhlig in warmen Herbstfarben gehaltene Aquarelle der Lößnitzlandschaft. Jochen Rohde hielt diese in zarten Pastelltönen fest, in der Zeit des Plenairs starb sein Vater. Anita Rempe zeigt zauberhaft farb- und formspielende Blicke auf die Weinhänge, Schloss und Lusthaus. Bettina Zimmermann aus Batzdorf holte Rebstöcke, die der Sonne entgegenstreben und feinnervig, farbschimmernde Weinbätter aufs Papier. Der Landschaftsmaler Jochen Fiedler aus Cunnersdorf in der Sächsischen Schweiz malte nach zehn Jahren erstmals wieder im Hoflößnitz, ein Pastell vom Weinberg Goldener Wagen mit Spitzhaus und die Kastanienbäume auf der Terrasse in ockerfarben flimmendem Licht. Johannes Jakob Wagner aus Dresden zeigt Weinreben in flirrenden Grüntönen vor grauem Himmel und ziegelfarbenen Häuserdächern und einen Blick ins Lößnitztal mit grauem, weitem Nebelhimmel in der Art der Romantikmaler. Das still verträumte Regenbild vom Schloss Hoflößnitz malte Gabi Keil.
Die Plenair-Ausstellung, zu der auch ein Bilder-Katalog erscheint, ist noch bis 1. Dezember im Hoflößnitz Radebeul zu sehen.
Text + Fotos (lv)
Geöffnet: Di bis So 10 bis 18 Uhr












Inspiration Hoflößnitz: Über die vor malerischer Kulisse entstandenen, stimmungsreichen Arbeiten und die rege Besucherresonanz zur Ausstellungseröffnung freute sich Museumsleiter Frank Andert (Bildmitte).


Kunst & Weingenuss: Peter Pit Müller, selbst ein versierter Plenairmaler, der auch schon im Hoflößnitz ausstellte, betrachtete interessiert die Arbeiten der Künstlerkollegen.
