Zartheit und Zufälle zulassen

Die Bilderlandschaften von Cornelia Konheiser faszinieren mit ihrer leisen Farbigkeit, Vielschichtigkeit und Intensität des Ausdrucks.

Filigrane, fächerartige Blätter zeichnen sich ab auf dem fahlgelbem Papier.Das Zweiggeflecht der Bäume ragt grau, schemenhaft vor sandfarbenem Hintergrund. In der Mitte leuchtet ein Kreis dunkel orange. Helle, pastellige und ockerfarbene, erdige Farbtöne, kantige und weiche Formen stoßen aneinander in klaren und umrisshaften Konturen und verfließen im Licht- und Schattenspiel in den Bilderlandschaften von Cornelia Konheiser. Es sind Sinnbilder der Natur und des Lebens, die vom ständigen Werden, Wachsen und Vergehen erzählen und mit ihrer leisen Farbigkeit, Vielschichtigkeit und Intensität des Ausdrucks berühren. „Diese Zartheit zulassen, jetzt gerade“, ist ihr wichtig. Beim Drucken der Monotypien werden die Blätter auch immer etwas zarter bis zur Auflösung. Daher auch die Bildtitel „ephemér“, das bedeutet flüchtig, rasch vorübergehend.

Die Arbeiten, vor allem Grafiken, hängen gerahmt an den Wänden in ihrem Wohn- und Atelierhaus auf der Dr. Rudolf-Friedrichs-Straße 12 in Radebeul. Das um 1890 erbaute Gebäude hat sie 1999 zusammen mit ihrem Mann gekauft und saniert. Ihre vier Kinder sind längst erwachsen und ausgezogen. Im Erdgeschoss hat sie sich Atelierräume eingerichtet. Mit Blick auf Bäume und in den Garten. „Ich bin sehr dankbar, dass ich die Zeit, Ruhe und den Platz habe für die Kunst“, sagt Cornelia Konheiser. „Dann kommt man in den Flow und es entsteht etwas Gutes.“ Sie umgibt sich gern mit ihren Bildern. „Das brauche ich auch, damit ich weiß wie ich weitermache“, sagt sie. Die Arbeiten im Blick haben, um den Schaffensprozess stetig weiterzuentwickeln. In einem Raum steht eine Tiefdruckpresse. Dahinter Ausstellungsplakate und Bilder an den Wänden.

Ihre Monotypien entstehen in Kombination mit Materialdruck Es sind alle Unikate, Einzelstücke, so die Künstlerin. Sie macht keine Auflagendrucke und experimentiert gern. Für ihre Grafikblätter verwendet sie oft Pflanzenformen und druckt verschiedene Farbschichten übereinander. „Es ist ein Prozess und auch ein bisschen Zufall dabei.“ Sie arbeitet intuitiv. Eine ihrer mehrfarbigen Monotypien heißt „Enigma“, Geheimnis. Sie weiß oft selbst nicht, wie ein Bild wird. Die Expressionisten, die Brücke-Künstler haben Cornelia Konheiser lange fasziniert. „Da sie ganz frei waren, einfach gemalt haben, was sie in sich fühlen.“ Weitere künstlerische Vorbilder sind ihr Paul Klee und Lionel Feininger. Cornelia Konheiser wurde 1964 bei Wurzen geboren. Sie ist Diplomchemikerin und war nach ihrem Studium an der TU Dresden bis 1996 im Umweltbereich tätig. Seit zehn Jahren arbeitet Cornelia Konheiser verstärkt künstlerisch. „Das steckt in einem“, sagt sie. Sie eignete sich verschiedene Radiertechniken an in Grafikkursen bei der Künstlerin Maja Nagel. Außerdem absolvierte Cornelia Konheiser ein künstlerisches Abendstudium an der Neuen Abendschule der Dresdner Kunsthochschule von 2012 bis 2015. Jedes Jahr im Sommer fährt sie nach Schweden, wo sie einfach die Natur pur, Wald und Wasser, auf sich wirken lässt, aufsaugt, fotografiert und Malzeug ist immer dabei. Eine Malreise, die der Dresdner Künstler Matthias Schroller organisierte, führte sie im Herbst nach Georgien am Rande des Kaukasus. Regelmäßig nimmt sie an den Sommerplenairs bei Franziska Kunath im Künstlerhof Röhrsdorf teil und malt dort inmitten der Natur gemeinsam mit anderen Künstlern.

Im Winterhalbjahr druckt Cornelia Konheiser ihre grafischen Arbeiten, vor allem Monotypien. „In die Abstraktion kommen. Das ist die hohe Kunst“, ist ihr Anspruch. Das Symbol des Kreises taucht oft auf, der das Universelle, die vollkommene Einheit darstellt. Draußen in ihrem großen Garten am Haus bekommt sie auch viele Anregungen. „Dort kann ich das Wachstum und wie alles wirkt in der Natur beobachten, die Formen, Farbabstufungen und Strukturen in ständigem Wandel sehen und die Balance. Darum geht es immer auch im Leben.“

Text + Fotos (lv)

http://www.corneliakonheiser.de