


‚o.T. (Figuren und Instrumente), 2003


o.T. (Springer mit Blumen und Selbstbild), o.J. ; o.T. (eingewickelt), 1999

o.T. (Kind im Kokon), o.J.


Farbreiche Traumwelt
In zarten und leuchtenden Farbtönen, feinsinnig, fantasievoll, voller Poesie, Melancholie und leisem Humor erzählen die Bilder von Ingo Kuczera von der Suche nach Geborgenheit, von Kraft und Verletzlichkeit, Schonheit und Zerbrechlichkeit des Lebens in der derzeitigen Gedenkausstellung „Wandlungen“ in der Stadtgalerie Radebeul. Noch bis 19. Januar mit abschließender Kuratorenführung um 16 Uhr.
Fliegende, fallende, schwebende, im Kokon sitzende, umwickelte, träumende und in ihren Träumen gefangene Figuren treffen in überwiegend zarten, leuchtenden Farbtönen aufeinander in der Gedenkausstellung „Wandlungen“ mit Malerei, Zeichnungen, Objekten, Entwürfen und persönlichen Erinnerungsstücken zum 60. Geburtstag und 20. Todestag des Radebeuler Künstlers Ingo Kuczera derzeit in der Stadtgalerie Radebeul.
Mensch und Tier sind zeichenreich innig verbunden. Auffallend die oft schemenhaften Gesichter und Körperumrisse, die kreiselnden und kippenden Bewegungen und Gesten. Weibliche Wesen erscheinen fragil, feenhaft und wie rettende Engel, elefantenstark, manchmal trägt Frau Mann. Auf einem See rudern ein Mann und eine Frau aneinander vorbei, hinter ihnen ein Schwan als Symbol ewiger Liebe. Märchenhaft, romantisch entrückt, farbenfreudig und feinsinnig, voller Poesie, Melancholie und leisem Humor erzählen die Bilder Kuczeras von der Suche nach Geborgenheit, von Kraft und Verletzlichkeit, der Schönheit und Zerbrechlichkeit des Lebens. Sie berühren mit ihrer Zartheit und Intensität des Ausdrucks, greifen elementare, zeitlose Themen des Zwischenmenschlichen auf und erinnern daran, in unserer grellen, schnelllebigen Gegenwart wieder mehr die leisen Zwischentöne zu hören.
Ich hatte das Glück, den Maler Ingo Kuczera Anfang der 90er Jahre persönlich kennenzulernen in seinem Atelier in Radebeul. Es war einer meiner ersten Beiträge für meine SZ-Atelierbesuchsserie. Sehe alles noch vor mir. Das Gartentor, das alte Haus, einen großen Raum voller Bilder. Alles sehr einfach, fast spartanisch eingerichtet, viele nostalgische Dinge. Er saß am Tisch, rauchte, sah mich mit offenem Blick an, hörte aufmerksam zu und schien zugleich nach innen zu sehen, in sich versunken. Die Kunst war wohl sein Lebensanker und Halt. Vielleicht fühlte er sich manchmal unverstanden oder innerlich zerrissen in einen hellen und dunklen Teil. Oft tauchen kleine, kindhafte Wesen in Kokons, Schutzhüllen auf, der Kopf des Malers lehnt, ruht an einem Baum und steht allein mit wehendem, braunem Mantel und spärlichem Haar im Wind umgeben von schwarz, kahlen Bäumen auf einem der letzten Bilder. Ich war erschüttert als ich hörte, dass Ingo Kuczera am 10.11.2004 mit 40 Jahren aus dem Leben schied.
Dunkle, erdige und warme Farbtöne wechseln sich ab. Bilder voller Poesie, Sanftheit, Farbenkraft, Leichtigkeit und Schweben, aus denen die Liebe zwischen Mensch und Natur, allem, Lebendigen spricht. Eine tiefe Sehnsucht nach Einssein und Verbundensein mit der Welt. Ein sensibler und großartiger Künstler. Ingo Kuczera hinterließ über 4 000 Werke, Sie befinden sich in zahlreichen privaten Sammlungen sowie in der Städtischen Galerie Dresden und in der Städtischen Kunstsammlung Radebeul.
Die Gedenkausstellung ist noch bis 19. Januar in der Stadtgalerie Radebeul in Altkötzschenbroda 21 zu sehen. An diesem Tag findet um 16 Uhr eine Kuratorenführung für BesucherInnen mit dem Stadtgaleristen Alexander Lange und Karin Baum statt, die maßgeblich an der Ausstellungskonzeption mitwirkte.
Text + Fotos (lv)
Öffnungszeiten der Stadtgalerie Radebeul:
Di, Mi, Do 14 bis 18 Uhr, So 13 bis 17 Uhr.

„Die Elbe bebaut die Berge um Radebeul“, 1999


Garderobe mit Kutte, Schal und Wasserkocher sowie verschiedene Utensilien aus dem Nachlass von Ingo Kuczera. Privatbesitz Sammlung Baum.
Im Bild daneben: o.T., 2003, Aquatinta. Einzige druckgrafische Arbeit von ihm. Pivatbesitz Markus Retzlaff.

„Es muss eine Poesie in die Welt! Das ist klar! Liebe und so!“, steht ein handschriftlicher Ausspruch und wohl auch Credo von Ingo Kuczera an der Bilderwand in der Gedenkausstellung für den Künstler in der Stadtgalerie Radebeul.



„Leda“, 1998





o.T. (Schwebender), o.J. ; „Meiner Lieblingschefin…“, 2003


o.T. (Der Trinker), 2003




„Als Erinnerung an meinen Freund Ingo“, Pastell von Peter Graf, 15.11.2004. Städtische Kunstsammlung Radebeul.
Und ein Bild „Zerbrochene Welt“ zur Erinnerung an Ingo Kuczera von Christiane Latendorf, 2004, Öl auf LW. Städtische Kunstsammlung Radebeul.
