Leerer Raum

Ein leises Miauen die kleine grauweiß getigerte
steht im völlig leeren freien Raum
die Wände strahlen gelb der Himmel fahl weiß
es regnet den ganzen Tag
vor der blauen Balkontür streifen die Katzen
umher an den Holzleisten der Wände entlang
stehen vor dem orangenen Eimer in den ab und zu
Wasser tropft
sehen sich um verstohlen
nichts mehr zu holen
Platz ohne Ende
doch nichts mehr zum Klettern Springen Spielen
Spüle Schänke Schreibtisch und Bücherregal fort
wo sie gestern noch saßen stöberten und sich aalten
was ihnen gefiel herunterrissen
gerissene Bücherkatzen die ihre Nasen
in alles stecken
keine Grenzen kennen
wenn sie ihren Bällen nachjagen
in hinterste Ecken und beiseite räumen
was ihnen im Weg steht

Plötzlich alles wie in Nichts aufgelöst
nur zwei Silbermünzen tschechische Kronen
kleben am Boden fest wo der Schreibtisch stand
die Katzen schnuppern am Geld Glücksgroschen
die man nicht essen aber sich etwas wünschen und
aufheben kann
sie stehen an den Stellen mit den dunklen und hellen
Flecken auf den Holzdielen
die abgenutzt und abgeliebt
ein wilder Ort der Fülle Esslust und Wohlgerüche
überbordender Tag und Nachtgedanken
nah am Herdfeuer
immer wohlig und auf dem Sprung
die Katzentiere
jede Diele eine Erinnerung
an die schwarzfellig Gelbäugige die wie ich voll
Sehnsucht den leeren Raum verließ und in neuer
Schönheit betrat
die kleine schwarz-weiße und die grauweiß getigerte
Madam die sich erst scheu und dann um so inniger
auf ihren Katzenbäumen am Fenster nah der
Futterquelle niederließen
ihre Plätze nun leer
liege und streichle eure Spuren nach
am Boden
die drei neuen Fellknäuel setzen sich dazu
und schauen als würden sie euch sehen

LV
23.1.2025

Was man hat

Die Dunkelheit hält
den Tag fest
Was man hat
das hat man
die Fliege krallt
sich an ein Staubkorn
mein Kater Flausch
an meine Haut
der Vogel an einen Sonnenblumenkern
Lichtflecken tasten das Sofa ab
wo die zwei Katzen immer saßen
der weiße Kater stürmt
hinein ins Lichtzimmer
Was man hat
das hat man
Die Liebe sucht
sich ihre Opfer
Was man hat…

LV
17.2.2010/8.2.2025

Himmelfarben
(Für Lina & Jade)

Die Balkontür stand weit offen
die Morgensonne schien herein
erstmals sahen wir sie zusammen
aufgehen
die kleine schwarz-weiße schaute
aus ihrer Höhle gegenüber die grauweiß getigerte
Madam reckte ihren Kopf in die klare Luft
im Lichtrausch
in der Stube öffneten die ersten Tulpen
ihre roten Flügel
Ich lag in der Mitte auf der Picknickdecke
auf dem harten Holzboden nah bei euch
nach durchwachter Nacht
Du lagst wie ein Fisch gestrandet
in einem Meer aus Trockenfutter
rührtest es nicht an
liefst an meinem Kopf entlang
verwundert warum ich da am Boden lag
marschiertest auf den Balkon
in die Sonne und miautest
Was schaut ihr so
so schmal schon und noch putzmunter

Es schien als fiele die Sonne
vom Himmel herunter
heute Abend
ein leuchtender Ball stand
über dem Fluss
der Himmel schwang in allen Farben
hinterließt ihr eure Spuren
Wildgänse flogen auf
mit lauten Rufen
in der leeren Küche hallten
meine Schritte als ich über die Dielen
strich wo wir zusammen vor einem Jahr
noch von Tagen voller Licht träumten

LV
8.2.2025

Alle Texte + Fotos: Lilli Vostry

Mein erster eigener Gedichtband „Geliebte Ungeheuer“ mit Katzenpoesie und Zeichnungen einer Radebeuler Künstlerin erscheint im März 2025, 🙂