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Kategorien-Archiv: Projekte

Eröffnungsgala: 39. Internationale Pantomime Festival Dresden

09 Samstag Nov 2024

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Projekte, Theater

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Mit oder ohne rote Nase. Die Pantomime-Kunst hat immer noch viele Fans von jung bis älter, die in vielen Spielarten wieder zu erleben ist beim, diesjährigen Internationalen Pantomime Festival in Dresden.


Wenn einem der Blätterwald & Nachrichtenflut über den Kopf wächst. Davon erzählt einfallsreich und komisch das Stück „News“  der 044 Mime Company aus der Ukraine.
Romantische Begegnung voller Reiz & Widersprüche, Licht und Schatten: das Mime-Paar Mangano-Massip beeindruckte wieder mit bilderreichem, vieldeutigen Körpertheater. Die Szenen entstanden zusammen mit Workshop-Teinehmern beim Pantomime-Festival.

Absurd-abgründige Pantomime zeigten Akteure vom Mimenstudio Dresden in Szenen aus Kafkas „Der Prozess“.

Von der Kunst, Geschichten mit dem Körper zu erzählen

Mit vielsagender Mimik, Gestik und Körpersprache faszinieren, begeistern, berühren und regen sie ihr Publikum zum Nachdenken an – Mimekünstler aus Tschechien, der Ukraine, Russland und Deutschland sind dabei an diesem Wochenende beim 39. Internationalen Pantomime Festival Dresden. Die Eröffnungsgala war vor vollen Rängen am Mittwochabend im Theaterhaus Rudi in Dresden-Pieschen.

Ein Mann steht auf der Bühne, sieht sich verstohlen nach allen Seiten um, nach oben und unten. Als stünde da noch mehr oder anderes als in der Zeitung, die er in den Händen hält. Eine Frau kommt dazu und liest bei ihm mit. Ein Mann im karierten Jackett liest und lacht schallend. Worüber? Über Lustiges oder Unglaubliches?
Lachen ist ansteckend, egal worum es geht. Und die Mimik und Reaktionen des Lesers sagen viel über das Gelesene. Da bewegen und kämpfen sich die drei Pantomimen mit den Zeitungsseiten durch einen schier endlosen Nachrichtendschungel, den sie wie ein langes Band hinter sich herziehen, vor den Kopf halten, darin vergraben, sich verknäulen. Die Welt der täglichen Nachrichtenflut und welche Auswirkungen sie auf uns hat, zeigten mit Szenen aus ihrem Stück „News“ eindrucksvoll, einfallsreich, überaus komisch und vieldeutig die Pantomimen der „044 Mime Company“ aus der Ukraine und derzeit in den Niederlanden lebend bei  der Eröffnungsgala des 39.  Internationalen Pantomime Festival Dresden am Mittwochabend im Theaterhaus Rudi, Fechnerstraße 2a im Stadtteil Pieschen. Der Zuschauerraum war erfreulich voll.

Zu erleben waren Ausschnitte aus den Vorstellungen mit den Mimekünstlern aus der Ukraine, Tschechien, Russland und Deutschland, die noch bis Sonntag zu erleben sind. Die Kunst der Stille, wie Marcel Marceau, einer der großen Mimekünstler aus Frankreich, die Pantomimekunst einmal nannte, mit der er die Menschen in der Tiefe ihrer Seele berühren wollte und dies bis zu seinem Lebensende wundervoll tat, fasziniert bis heute das Publikum. In aller Bandbreite von klassischer Pantomime, Körpertheater bis Ausdruckstanz, Clownerie und Slapstick kam sie auf die Bühne am Eröffnungsabend und während des Festivals, so dass kleine wie große Zuschauer ihre Freude daran haben. Das Pantomime-Paar Sarah Mangano und Pierre-Yves Massip aus Frankreich aus der Schule von Marcel Marceau, die ihn noch persönlich kannten, waren vor zwei Jahren erstmals beim Pantomime-Festival in Dresden und beeindruckten auch diesmal wieder mit ihrer Performance. Sie zeigten Szenen aus einem Workshop-Wochenende mit Anfängern und Fortgeschrittenen, die sich in der Kunst ohne Worte ausprobieren konnten.

Mangano-Massip arbeiten mit der „Dramatik der Bewegungen, die unser tägliches Leben mit allen Höhen und Tiefen widerspiegeln.“  Vor einer leuchtenden Laterne, an der eine gelbe Jacke hängt, steht eine Frau im blauen Kleid, legt ihre Hand ins Gesicht als suche sie Halt und setzt sich auf eine Bank. Ein Mann liegt darunter. Beide liegen und bewegen sich auf und unter der Bank entlang synchron zu leise, traumhaften Klängen. Bald sitzt er bei ihr, hinter ihr. In mal ruhigen, versunkenen und innigen, mal aufspringenden, spannungsvollen Bewegungen und Gesten im Wechsel von leisen und schnellen, rythmischen Klängen zeigten sie ein Liebespaar zwischen Gehen und Bleiben, Nähe, Zärtlichkeit, Halten und Freisein und bekamen viel Beifall für ihrer berührende, ausdrucksreiche Momentaufnahme einer Beziehung.

Mit einer Szene aus Kafkas „Der Prozess“ überraschten und begeisterten die gastgebenden Akteure des Mimenstudio Dresden e.V. unter der Leitung von Pantomime-Urgestein Ralf Herzog. Die Hälfte der Gruppe ist erst wenige Wochen dabei. Geprobt wird immer dienstags 19 Uhr. Neue Mitakteure sind dem Mimenstdudio Dresden willkommen, warb Michael Meinel, selbst begeisterter Mime und Mitorganisator des Pantomime-Festivals. Sechs Darsteller in schwarzen Sachen agieren mit monotonen, gleichförmigen Bewegungen, lassen sich umher dirigieren von einem Anführer zu mal leisen, mal rockigen, düsteren und unheimlichen Klängen und fallen um wie in einem dunklen Traum. Viel Beifall bekamen sie für ihr kafkaeskes Spiel.

Die Mimekünstlerin Aneta Alexsandra Anisimova aus der Ukraine erzählte emotionsreich fesselnd und bewegend, verletzlich und kraftvoll ihre eigene Geschichte, von ihrer Hin und Hergerissenheit ausgelöst durch den Krieg, ihr Land, Familie und den Liebsten zu verlassen und in der Fremde ein neues Leben zu beginnen. Ihr Stück „Peace inside us“, das fragt wie man die Lebenskraft bewahren kann in einer Zeit wie dieser und die innere Welt heilt, ist am Sonntag, dem 10.11., 10 Uhr in einer Doppelvorstellung mit „News“ der 044 Mime Company im Theaterhaus Rudi zu sehen. Mit Kaffee & Kuchen und der Möglichkeit zum Gespräch mit den Mimekünstlern nach der Vorstellung. Heute am Sa., 9.11.,18 Uhr kommt „Kuku“, eine witzig-skurrile Geschichte über einen Kuckuck und den Kuckucksuhrbesitzer als Familienvorstellung auf die Bühne. Zum Ausklang des Festivals am Sonntag, 18 Uhr hat die Performance „Durch den Spiegel“, die das DerevoArtHouse präsentiert nach fünf Tagen intensiver Proben mit internationalen Teilnehmern des Creative Lab mit Anton Adasinskiy,  Premiere im Theaterhaus Rudi.
Im Foyer dort ist auch eine interessante Ausstellung zur Geschichte der Pantomime in Europa mit Schautafeln in Wort und Bild zu sehen. Erinnert wird auch an das Schaffen des in diesem Jahr verstorbenen Mimekünstlers Nils-Zdenek Kühn. Er war 37 Jahre lang Schulleiter der ETAGE Schule für Darstellende Künste, Fine Arts e.V. in Berlin und Leiter der Abteilung Pantomime und Körpertheater. Im Jahr 2013 war er Gründungsmitglied der FEM – Federation of European Mime. Außerdem wird in der Ausstellung der „Pantomimevater Dresdens“ Ralf Herzog mit seinem Wirken gewürdig, der die Mimekultur in Dresen aufbaute, 1982 das Pantomime-Festival in Dresden gründete zusammen mit Rainer Petrovsky, 1992 die Mimenbühne Dresden gründete und 1999 den Verein Mimenstudio Dresden e.V. als deren Träger. Für seine Verdienste wurde Ralf Herzog bei der Eröffnungsgala des diesjährigen Pantomime-Festivals mit den „Golden Hands“, goldenen Handschuhen, dem Special WMO Award der weltweiten Mimen-Organisation ausgezeichnet. Er kann auf 45 Jahre Bühnenarbeit zurückblicken und denkt noch nicht ans Aufhören.

Text + Fotos (lv)

http://www.mimedresden.de

Pantomime-Urgestein, Künstler, Festival-Gründer, Ausbilder, Mimograf, Regisseur & langjähriger künstlerischer Leiter des Ensembles „Mimenbühne Dresden“ von 1992 bis 2018: Ralf Herzog (1952 in Dresden geboren) zeigt die Ehrenurkunde und seine Auszeichnung „Golden Hands“ bei der Eröffnungsgala des 39. Internationalen Pantomime Festivals in Dresden. Durch das Programm führte Michael Meinel vom Mimenstudio Dresden.

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Kunst ohne Worte in allen Spielarten lockt wieder beim 39. Internationalen Pantomime Festival Dresden

03 Sonntag Nov 2024

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Kultur, Lebensart, Projekte, Theater, Zwischenmenschliches

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Clownerie mit dem Bewohner einer Kuckucksuhr und ihrem Besitzer.
Kuku, 9.11., 18 Uhr, Familienvorstellung mit Anatoli Akerman & Christoph Schiele. Foto N. Milatovic


„flying kuku“, 9.11., 18 Uhr. Foto: D. Shakin


„Mime on the Moon“, 8.11., 19 Uhr mit Radim Vizváry aus Tschechien.

Slapstick, Clownerie und Tragikomik entführen in die faszinierende Welt der Pantomime

Vom 6. bis 10.November 24 findet das 39. Internationale Pantomime Theater Festival Dresden im Theaterhaus Rudi, Fechnerstraße 2a statt. Der Mitbegründer des Festivals und  „Vater der Pantomime“ in Dresden, Ralf Herzog wird für seine Verdienste geehrt bei der Eröffnungsgala am kommenden Mittwoch.

Eine wunderbare Dresdner Tradition nimmt Anlauf auf den 40. Geburtstag im nächsten Jahr: Das Internationale PantomimeTheaterFestival Dresden findet vom 6. bis zum 10. November 2024 bereits zum 39. Mal statt. Künstler und Ensembles aus Deutschland, Tschechien, Frankreich, Österreich und der Ukraine laden zu sechs Vorstellungen in das Theaterhaus Rudi ein. So vielfältig, wie die Spielarten des Bewegungstheaters sind, so breit gefächert ist das Programm. Ein schräges Nummernprogramm mit Slapstick und Comedy ist ebenso dabei wie komisch-tragische Clownerie, klassische und zeitgenössische Spielarten der Pantomime und Performances in Verbindung mit ausdrucksstarken Tanzelementen.

„Pantomime ist die Basis für viele künstlerischen Ausdrucksformen und erzählt mit Mimik und Körpersprache wunderbare emotionale Geschichten“, so Michael Meinel, Vorsitzender des Vereins Mimenstudio Dresden, welcher das Festival mit viel Herzblut im Ehrenamt auf die Beine stellt. „Ob zum Lachen, zum Nachdenken oder als inspirierende Reise in die Phantasie – das Festival hat viele Facetten und das auf sehr hohem künstlerischem Niveau.“

Die Eröffnungsgala am Mittwoch zeigt Ausschnitte aus den Shows des Festivals

Den Auftakt des Festivals bildet traditionell die Eröffnungsgala am 6. November. Hier zeigen die bereits angereisten Künstler Auszüge aus ihren Shows. Das Galaprogramm gestalten das Duo Diagonal aus Deutschland, die 044 Mime Company und Anetta Anisimova aus der Ukraine, die Franzosen Mangano & Massip und ihre Werkstatt-Teilnehmer und das Derevo Creative Lab aus Deutschland. Außerdem zeigen die gastgebenden Akteure des Mimenstudio Dresden e.V. eine Etüde zu „Kafka – der Prozess“, die sie im offenen Pantomimekurs unter Regie von Ralf Herzog derzeit erarbeiten.

Die einzelnen Vorstellungen bedienen ein breites künstlerisches Spektrum

Am Donnerstag kann man über das Jubiläumsprogramm des Duo Diagonal herzlich lachen. Seit 25 Jahren verbinden Deana und Holger Ehrich Comedy, Mime, Tanz und Slapstick und lassen hintergründigen Witz auf gekonnten Unfug treffen. Am Freitag ist Radim Vizvary aus Tschechien zu Gast, einer der angesehensten Vertreter der zeitgenössischen Pantomime in Europa. In „Mime on the Moon“ erzählt er von einer Flucht aus einer Welt, die von Perfektion besessen ist. Das Publikum erwartet ein poetisches Spiel auf einem hohen mimisch-künstlerischen Niveau.

Clownerie der alten Schule wird in der Vorstellung „kuku“ am Samstag gezeigt. Sie beginnt bereits 18 Uhr und richtet sich an Familien mit Kindern ab sechs Jahren. Hier geht es um den Bewohner einer Kuckucksuhr und den Besitzer jener Uhr, die zusammen wunderbare tragisch-komische Momente erleben, aber auch Absurdes und hinreißend Fröhliches. Am Sonntagvormittag zeigen Künstler aus der Ukraine eine Doppelvorstellung und laden im Anschluss zu Kaffee und Kuchen und Gesprächen ein. Die 044 Company beschäftigt sich in ihrem Stück „News“ mit der Nachrichtenflut und ihrem Einfluss – Was ist wahr und was ist falsch? Die Künstler pflegen die Kunst der klassischen Pantomime und spiegeln die verschiedenen Charaktere in ihrem Stück sowohl auf groteske als auch komödiantische Weise.

„Peace inside us“ titelt im Anschluss die Solo-Performance mit Anetta Aleksandra
Animisova. Die Künstlerin hat sie während des Krieges nach ihrer eigenen Geschichte entwickelt und kommt zum Credo: “Wenn jeder im Inneren Frieden schafft, wird es auf der ganzen Welt Frieden geben“. Am Sonntagabend kann man eine Premiere mit Anton Adasinskij und Derevo erleben. Die deutsch-russische Company veranstaltet parallel zum Festival einen fünftägigen „DerevoArtHouse Pantomime Creative Lab“ und präsentiert mit den internationalen Teilnehmern das Ergebnis – eine Performance mit dem Titel „Durch den Spiegel“.

Workshops sind ein wichtiger Teil des Festivals – noch gibt es freie Plätze

Am Wochenende vor dem Festival (am 2./3.11.) konnte man im Projekttheater einen 10-stündigen Workshop mit Mangano-Massip aus Frankreich besuchen, Schüler des berühmten Pantomimen Marcel Marceau. Sara Mangano und Pierre-Yves Massip waren 2022 mit zwei eigenen Stücken Gäste des Festivals. In diesem Jahr sind sie als Dozenten für die offene Werkstatt dabei, die Neugierige, Amateure und professionelle Künstler einlädt, das Medium Pantomime kennenzulernen oder ihre Ausdrucksmöglichkeiten zu erweitern.

Ein weiterer Workshop findet während des Festivals statt. Am Samstag von 10 bis 12 Uhr führt Anetta Aleksandra Animisova im Projekttheater Amateure und Profis in die Grundlagen mimischer Körpertechniken und des Improvisierens ein. Die Teilnahme kostet 10 Euro. „Die Workshops und der fachliche Austausch unter den internationalen Künstlern sind von jeher ein ganz wesentlicher Teil und eine Besonderheit im Vergleich zu anderen Festivals“, betont Michael Meinel. „Dieser Austausch ist neben der familiären Atmosphäre beim Festival einer der wichtigsten Gründe, dass sich Künstler aus aller Welt für die Teilnahme bewerben. Auch wir als Gastgeber nehmen jedes Jahr neue Impulse für das vielfältige Genre der „Kunst ohne Worte“ mit.“

Die Ausstellung über die „Geschichte der Pantomime in Europa“ wurde erweitert
Im vergangenen Jahr wurde das Festival durch eine Ausstellung mit dem Titel „Geschichte der Pantomime in Europa“ begleitet. Sie wurde vom Mimenstudio Dresden e.V. organisiert in Zusammenarbeit mit Nils-Zdenek Kühn, Vorsitzender der FEM – Federation of European Mime und über 37 Jahre Leiter der ETAGE Schule für Darstellende Künste Fine Arts e.V. Nils-Zdenek Kühn ist in diesem Jahr leider verstorben. Ihm zu Ehren widmet sich ein neuer Teil der Ausstellung seinem Schaffen.

Eine weitere Tafel erzählt die Geschichte eines Pantomimen, dessen Werdegang mit der Tradition des Pantomimefestivals in Dresden untrennbar verbunden ist. Die Rede ist von Ralf Herzog, „Vater der Pantomime“ in Dresden, Mitbegründer des Festivals und langjähriger Intendant der Mimenbühne. Nach wie vor leitet er im Mimenstudio einen Pantomimekurs und hat im Laufe der Jahrzehnte ungezählte Schüler geprägt und inspiriert. Für seine herausragenden Verdienste in der Kunst der Pantomime wird er im Rahmen der Eröffnungsgala mit dem Special Award „Golden Hands“ der World Mime Organisation ausgezeichnet.

Karten für die Shows gibt es bei SAX-Ticket (saxticket.de), Reservix und an allen Vorverkaufskassen, die mit Reservix zusammenarbeiten. Reservierungen sind auch unter Telefon +49 1515 5619899 möglich. Wer sich für einen Workshop interessiert, meldet sich bitte per E-Mail: info@mimedresden.de

Das 39. Internationale PantomimeTheaterFestival wird durch die Kulturstiftung des  Freistaats Sachsen, die Landeshauptstadt Dresden, die Ostsächsische Sparkasse, das Stadtbezirksamt Dresden Pieschen, den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und den Bund Deutscher Amateurtheater gefördert.

Text: Sabine Mutschke i.A. des Mimenstudio Dresden e.V.

http://www.mimedresden.de
Mimenstudio Dresden e.V.
Vereinsvorsitzender und Künstlerischer Leiter
Michael Meinel
http://www.mimedresden.de /
info@mimedresden.de /
Telefon 0151/ 55619899


25 Jahre Romantik & Slapstick – das Jubiläumsprogramm mit dem Duo Diagonal aus Deutschland, am 7.11., 19 Uhr. Foto O.Haas.

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Ausstellung „Similar“ von Steffen Petrenz in der Galerie „ArtToGo“ in Dorfhain

01 Freitag Nov 2024

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Fotografie, Lebensart, Natur, Projekte

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Beflügelnde Aufnahmen

Zauberhafte Momentaufnahmen bekannter und seltener Vogelarten versammelt die Ausstellung „Similar“ des Freitaler Künstlers Steffen Petrenz derzeit in der Galerie „ArtToGo“ in Dorfhain.

Traumwandlerisch, federleicht fliegt eine Schar weißer Vögel mit weiten Schwingen vor schwarzem Hintergrund über einer Teichlandschaft. In Großaufnahme schweben sie frei im Raum. Zwei Silberreiher sehen aus als ob sie verliebt schnäbeln. Doch die Idylle trügt. „Viele denken es wäre Balz. Doch das ist ein Positionskampf. Der beißt den anderen in den Hals“, sagt der Künstler Steffen Petrenz, der die Szene mit der Kamera festhielt. Die Gruppe Silberreiher ist aufgeflogen und geflüchtet vor einem Seeadler, der mit sechs Kilo um einiges mehr wiegt als sie. „Da sind schon Welten dazwischen“, so Petrenz. Silberreiher, Seeadler, Haubentaucher, Tauben, Rauchschwalben… Bekannte und seltene Vogelarten wie die Bekassine, in Mooren anzutreffen, tummeln sich zwischen Himmel und Erde und laden den Betrachter mit den stimmungsvollen Fotografien ein mitzufliegen in ihre Welt.

Insgesamt 36 Aufnahmen, farbige und schwarz-weiße, zumeist großformatige, der luftigen gefiederten Gesellen, zeigt die Ausstellung „Similar“ – das steht für Ähnlichkeit, Übereinstimmung – des Freitaler Künstlers Steffen Petrenz, der sich seit längerem intensiv der Vogelfotografie widmet, derzeit in der Galerie „ArtToGo“ der Georado-Stiftung, Talstraße 7,  in Dorfhain. Er fühlt sich ähnlich den Zugvögeln, die nicht ortsgebunden sind und sich genau wie er auf ewiger Wanderschaft befinden. Die Fotografien haben keine Bildtitel und auch keine Bezeichnung der Vogelarten. Da es weniger um eine ornithologische Betrachtung als um die Athmosphäre und Wirkung geht. „Für mich sind die Bilder von Steffen Petrenz Grafiken von besonderer, narrativer Poesie. Einer Poesie, die uns die Wunder der Natur vor Augen führt“, sagt Olaf Stoy, Kurator der Ausstellung und Galerist. Besonders in den Großformaten werde das deutlich, mit denen man vollkommen in die Situation eintauchen kann. „Das ist großes Kino!“, so Stoy. Er kennt Steffen Petrenz und sein künstlerisches Schaffen seit 20 Jahren und dies ist die dritte Ausstellung, die er gemeinsam mit ihm eröffnete. Petrenz lebt und arbeitet seit 2007 als freischaffender Bildhauer, Fotograf und Keramiker in Freital. Er absolvierte eine Meisterausbildung zum Bildhauer und Gestalter an der Friedrich-Weinbrenner-Gewerbeschule in Freiburg. Faszinierend an diesen Momentaufnahmen ist vor allem, wie nahe er dern so scheuen und schnellen Wesen kommt, wie man die Vögel selten zu Gesicht bekommt. Die Bilder berühren mit ihrer Unmittelbarkeit.

Er zeigt die gesichteten und beobachteten Vögel in all ihrer Schönheit, Anmut, Zartheit, Kraft, Erhabenheit und Größe, im Flug, lockend bei der Balz, auf und an Teichen still versunken oder elegant tänzelnd wie ein Corps de Ballett und Beute fangend, in zauberhaftem, wechselnden Spiel von Licht, Farben, Federkleid, Tages- und Jahreszeit und Landschaft. In einem Bild breitet ein Vogel seine Schwingen aus und ein anderer fliegt davon. „Das war ein symbolischer Moment, das alte und das neue Jahr, das schon bereitsteht“, so Petrenz. Das Foto entstand am letzten Tag des Jahres 2023 in Tiefenau im Landkreis Meißen. Eine Feldlerche fliegt vor dem Sonnenkreis in den Himmel in einer Schwarz-Weiß-Aufnahme. Sehnsuchtsvoll, frei und schwerelos wirkt sie zugleich. Offen und frei interpretierbar sind seine Fotografien. Für Petrenz spiegeln sie auch Kommen und Gehen, Werden und Vergehen in der Natur und im Leben. Steffen Petrenz ist fast täglich mit der Kamera, Rucksack mit Tarnzelt, Tarnnetz und Tarnanzug unterwegs. Oft noch vor Sonnenaufgang begibt er sich in Position, vor Tageswerwachen und Erscheinen der Vögel an Teichen und auf Wiesen.

Er ist meist an Teichen im Landkreis Meißen  rechts und links der Röder zum Fotografieren. Sein Motto dabei: „Das Tier kommt zum Fotografen und nicht umgekehrt.“ Er harrt für seine nuancenreichen Bilder geduldig oft stundenlang aus, ob Hitze oder Kälte, Bremsen, Brombeersträucher, Mücken, Brennesseln. Das nimmt er für ein gutes Foto in Kauf. Manchmal komme er auch ohne Foto zurück. „Die Silberreiher haben es mir schon etwas angetan“, so Petrenz. Aber sonst habe er keine Vorlieben. „Im Licht sehen alle schön aus.“ Das Naturerlebnis und Fotografieren verschmelzen bei Steffen Petrenz miteinander und ergreifen ihn immer wieder. Er versucht sich so zu bewegen, dass er niemand stört. „Das ist auch ein Respekt vor der Natur.“

„In der Natur gibt es kein Gut und Böse, sondern es gibt nur Konsequenzen“, zitiert Petrenz einen Naturwissenschaftler. Das war für ihn auch ein Beweggrund, die Vielfalt der Vogelwelt in seinen Aufnahmen zu zeigen und das was noch da ist, zu bewahren und ihr natürlichen Lebensräume. Ca. 150 Vogelarten hat er inzwischen fotografiert, rund ein Dutzend davon sind in der Ausstellung zu sehen. Steffen Petrenz kennt viele seiner gefiederten Modelle, die oft beringt sind. „Fast alle Fischadler in der Radeburger Ecke, die beringt sind, habe ich inzwischen fotografiert.“ Und wenn er sie wiedersieht, meldet Petrenz es der Beringungszentrale Hiddensee. Von dort erfährt er, wohin die Vögel reisen und wo sie wieder auftauchen. So auch an diesem Nachmittag in der Ausstellung in Dorfhain kommt eine Nachricht per Handy von der Beringungszentrale.

„Das Mühlbacher Fischadler-Pärchen, das im Juli beringt wurde, hat dieses Jahr Nachwuchs bekommen und sie sind nun zusammen in den Süden geflogen“, erzählt Petrenz mit freudiger Miene. Er bietet auch Fotografie-Workshops an und hält Vorträge über die Vogelarten und seine Exkursionen. Interessierte können sich bei ihm melden.  Die Ausstellung ist noch bis 3. Januar 2025 zu sehen.

Geöffnet auf Anfrage und zu Veranstaltungen in der Galerie ArtToGo in Dorfhain. Dort gibt es außerdem eine Lesung mit dem Dresdner Autor Uwe Salzbrenner aus seinem neuen Roman „Die Talente“ am 1. November, 19 Uhr.

Text + Fotos (lv)

Weitere Fotos zur Ausstellung folgen.

http://www.georado.de/veranstaltungen


Besondere Liebe zu Kunst, Fotografie und Zugvögeln, die sich facettenreich in den Bildern in der Ausstellung widerspiegeln: Der Künstler Steffen Petrenz im Gespräch mit Olaf Stoy, Kurator und Galerist von „ArtToGo“ in Dorfhain bei Freital und selbst ein vielseitiger Künstler.

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Kreatives Universum mit neuen Erlebnisräumen für Kunst: Der aus Venezuela stammende Künstler Esteban Velázquez von Wilhelm hat eine Kunstmanufaktur mit Galerie & Atelier in Wurzen eröffnet

25 Freitag Okt 2024

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Bildende Kunst, Lebensart, Projekte, Zwischenmenschliches

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Ein charismatischer & wagemutiger & visionärer Künstler ist Esteban Velázquez von Wilhelm. Sein Markenzeichen ist die Augenklappe, die nicht nur für Abenteuer in der Kunst steht, sondern auch für den gefahrvollen Weg und Wirken in seiner Heimat Venezuela, die er deshalb verlassen musste. Nun hat er sich den Traum von einer eigenen Kunstmanufaktur in einem alten Fabrikgebäude in Wurzen erfüllt, in der sogar der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer schon zu Besuch war.
Fotos: Ronny Bahr

SEHR SÄXSISCH

Mit einer Einzelausstellung und einem Rundgang durch sein Atelier eröffnete der aus Venezuela stammende Künstler Esteban Velázquez von Wilhelm seine `von Wilhelm Manufaktur`auf über 2 000 Quadratmetern in Wurzen (Landkreis Leipzig) offiziell.

Resonanzvolle Ausstellungen sowie seine häufigen Kunstaktionen im öffentlichen Raum Dresdens haben dazu beigetragen, einen Namen und einen Stil zu festigen, der einen bislang leeren Schrank füllt. Sein Name ist ebenso klangvoll wie, um es metaphorisch auszudrücken, seine Gemälde. Der in Venezuela geborene Dresdner Künstler Esteban Velázquez von Wilhelm, dessen jüngste Vergangenheit bereits weit verbreitet ist, feiert 10 Jahre seines Lebens in Deutschland, 2 davon in München und 8 in Dresden, was der Künstler selbst in seiner Rede zum Ausdruck gebracht hat, den Teilnehmern als „ein neues Leben“ präsentiert.

Von einem winzigen Raum in einem Flüchtlingslager bis zu einem riesigen Atelier von mehr als 2 000 Quadratmetern. Nachdem er in seinem Herkunftsland schrecklich gefoltert wurde, fliegt von Wilhelm nach Deutschland, dem Land seiner Vorfahren, und lässt sich in München nieder, wo er hofft, das Kunst- und Lifestyle-Magazin wieder auf den Markt zu bringen, das ihm in Venezuela so viel Erfolg (aber auch Unglück) beschert hat. Er lässt sich im eleganten und aristokratischen Viertel Schwabing in einer wunderschönen Villa an der Ecke Tengstraße/Elisabethstraße nieder, von der der Künstler glaubt, dass er sein neues Leben in Deutschland beginnen wird. Aber das wäre nur eine helle Einleitung, mit dem, was als nächstes kommen würde, hatte von Wilhelm nicht gerechnet. Nach zwei Jahren in München, ohne mit seiner Zeitschrift „Wilhelm Magazin“ Erfolg zu haben, muss der Künstler Asyl beantragen, da eine Rückkehr in das Land, in dem er beinah tödlich angegriffen wurde, nicht möglich ist.
Das Flüchtlingsverteilungssystem weist dem Freistaat Sachsen die Zuständigkeit für die Aufnahme zu. „Eines Nachts in einem kalten Herbst kam ich im Lager des Deutschen Roten Kreuzes in Dresden an, die erste Nacht schlief ich in einem Zimmer mit 11 anderen Flüchtlingen aus arabischen und afrikanischen Ländern. Ich konnte mich überhaupt nicht ausruhen: Es war alles sehr laut, mit einem starken Geruch, und irgendwie fühlte ich mich unsicher“, so von Wilhelm.

Dies war von Wilhelms erste Nacht in seiner neuen Heimat. Doch am nächsten Morgen stellte der Lagerleiter überrascht fest, dass es sich um einen Asylbewerber aus Venezuela handelte, was zu diesem Zeitpunkt völlig neu war. Der Mann, den von Wilhelm als freundlich und beschützend beschreibt, bot ihm ein kleines Privatzimmer mit nur einem Bett und einem großen Fenster an, das viel Licht bedeuten würde. Von Wilhelm war inmitten so vieler Schatten glücklich, am nächsten Tag besorgte er sich einige Leinwände und Tuben mit Ölfarben und begann zu malen. „Ich fühlte mich euphorisch, ich konnte nicht mehr an einen Relaunch meines Magazins denken, ich konnte mir nicht einmal vorstellen, mit Freunden auf einen Kaffee oder ein Bier in einen Biergarten zu trinken. Dann griff ich auf das zurück, was mich mein ganzes Leben lang vor Unglück bewahrt hat: die Malerei. Ich habe drei Monate lang zwanghaft gemalt, um mir eine andere Welt zu schaffen und in sie einzutauchen, dann entdeckte ich im Dresdner Schloss die Gemäldegalerie der Kurfürsten von Sachsen: Stolz, königlich, brillant, mächtig; Ich fing an, sie zu malen und schloss mich mit in die Bilder ein, bis eines Tages der Geruch von Terpentin das Personal des Flüchtlingslagers alarmierte und die Polizei kam und mich aufforderte, alle diese Bilder loszuwerden, was für mich unmöglich war, sie waren gemalt in Öl eingelegt und sie waren noch frisch. Mitten in der Auseinandersetzung mit der Polizei erschien der freundliche Lagerleiter und diskutierte hitzig mit den Polizisten in einem Deutsch, das ich noch nicht beherrschte. Aber die Polizei ging und ich konnte weiter malen. Das war mein Atelier, eigentlich wurde dort „von Wilhelm“ geboren, der ich jetzt bin“, so von Wilhelm.

Doch Platzbeschränkungen stellten für den Künstler nie ein Hindernis dar, obwohl sein Ehrgeiz, große Installationen zu schaffen oder sein gewaltiges Projekt „Neuer Fürstenzug“ zu schaffen, durch diesen Faktor behindert wurde, träumte von Wilhelm von einer großen Kunstmanufaktur mit ausreichend Platz, und zwar dafür mehrmals besuchte er die Leipziger Spinnerei, beobachtete die Räumlichkeiten, die Dimensionen und die Bewirtschaftungsmöglichkeiten, doch bald kristallisierte sich sein visionäres Projekt heraus, nicht genau in der Spinnerei, sondern ganz in der Nähe von Leipzig, in Wurzen. Dort in den alten Gebäuden, wo vor mehr als 160 Jahren die alte sächsische Bronzewarenfabrik gegründet wurde. In dem riesigen Gebäudekomplex in der Badergraben 16, 04808 Wurzen, in dem auch die Leuchtenmanufaktur ihren Sitz hat, befindet sich die vom Künstler begehrte “von Wilhelm Manufaktur”, die auf einer Fläche von mehr als 2 000 Quadratmetern ein ausgestattetes Atelier umfasst großzügige Flächen von gigantischen Ausmaßen, zahlreiche Räume zur Aufbewahrung von Kunstwerken, je nach Größe, Material, Themen und Jahren sowie eine eigene, öffentlich zugängliche Galerie.

Aber von Wilhelms Idee geht noch weiter und er möchte andere Künstler in sein Atelier einbeziehen, um sich für kurze Zeiträume dort niederzulassen, um Kunstwerke zu produzieren, die dann nach den Kriterien der von von Wilhelm selbst eingeladenen Kuratoren in Ausstellungen enden würden sowie in gedruckten und digitalen Katalogen. Nach Aussage des Künstlers wäre dies ein Weg zur Einbeziehung zahlreicher Künstler, die kein Atelier haben, in die Kunstszene.

Der Besuch des sächsischen Ministerpräsidenten im Atelier des Künstlers.

Doch von Wilhelms Erfolg beschränkt sich nicht nur auf sein Arbeitsumfeld oder den Umfang seines künstlerischen Schaffens, sondern auch auf seine Fähigkeit, Menschen anzuziehen. Der Künstler kennt den Weg zum Erfolg, es ist nicht das erste Mal, dass er ihn beschreitet. So war der erste Gast, noch während des Ausstellungsaufbaus, der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Der MP ging mit von Wilhelm von der mit den bekannten Stoffpuppen des Künstlers geschmückten Fassade zu den Galerieräumen, wo er bei einem privaten Besuch die Werke des Künstlers betrachten konnte.

Die Eröffnung der Ausstellung

Ein roter Teppich und eine riesige Festtafel mit einer Vielzahl internationaler und regionaler Gerichte, geschmückt mit großen Steinamphoren voller Blumen, dienten den Gästen als Empfang am gewölbten Eingang zu den alten Manufakturhöfen.
Die angrenzende Galerie voller Besucher mit Sektgläsern in der Hand lauschten den Begrüßungsworten des Oberbürgermeisters von Wurzen Marcel Buchta (parteilos). Der verantwortlich für die Auswahl der in der Galerie ausgestellten Werke und die kuratorische Arbeit, Prof. Henry Ripke erläuterte den Anwesenden das Leben und künstlerische Werk von Wilhelms. Die ukrainische Geigerin Tatiana Liakhina begeisterte mit einem klassischen Repertoire, das teilweise vom Künstler selbst ausgewählt wurde, der ein Liebhaber klassischer Musik ist.

Zu Professor Ripkes Auswahl gehörten weiße Werke aus der Münchner Periode des Künstlers, die von 2014 bis 2016 konzipiert wurden, eine umfangreiche Auswahl abstraktionistischer Barockwerke aus der Dresdner Zeit, die sich durch das Thema der Kurfürsten auszeichneten, und sogar Werke aus den Jahren 2023 und 2024, die von Professor Ripke als zweite Dresdner Periode katalogisiert wurden, obwohl einige dieser letzten Gemälde bereits im Jahr 2024 im neuen Wurzener Atelier entstanden sind.

Der am meisten erwartete Moment. Der Rundgang durch das Atelier.

Auf der Treppe des Hauses führte ein riesiges, 5 Meter hohes Banner mit dem Bild der Ausstellung die Gäste zum Erdgeschoss, in das kreative Universum des Künstlers ein.
Im Flur vor dem Betreten des Ateliers sollte ein Podest mit Orientierungskarten und nummerierten Schildern den Besuchern als Wegweiser dienen, damit sie ihre Reise durch das riesige Atelier sinnvoll gestalten können. Sobald wir das Atelier betreten, ist die Atmosphäre nur Kunst, eine musikalische Untermalung mit Oper ließ uns „O mio Babbino caro“ von Maria Callas hören, während die Menge, die sich nie überfüllt oder unterbrochen fühlte, angenehm, ohne zu stolpern, durch die Arbeitsbereiche, Lagerhallen, persönlichen Räume, Nähwerkstatt, Bildhauerwerkstatt und die viel diskutierte Dunkelkammer gingen. Als wir das Atelier des Künstlers betraten, konnten wir jedoch eine Reihe neuer Werke bemerken, die völlig neu sind und sich stark von den Arbeiten des Künstlers unterschieden, die wir bisher kannten. Riesige Installationen aus Gummischläuchen, die in Form von Wasserfällen von der Decke
herabsteigen und sich viele Meter über dem Boden erstrecken. Die Besucher blickten neugierig auf die neuen Werke des Künstlers, die weit entfernt von seinem bis dahin zwanghaft entwickelten Thema der sächsischen Kurfürsten sind.

Der Künstler ist jedenfalls davon überzeugt, dass seine Ausstellungen für den Betrachter ein neues Erlebnis generieren werden. „Die Zeit des passiven Zuschauers ist vorbei. Wir befinden uns im Zeitalter der direkten Beteiligung. Die Öffentlichkeit möchte sich einbringen und Teil des Prozesses und nicht länger blind sein, was hinter den Kulissen passiert,“ so von Wilhelm.

Ein Abschluss mit Stil.

Am 5. und 6. Oktober erfolgte der letzte Schliff. An den alten Industrie-Arbeitstischen aus massivem Holz wurden großzügig verschiedene Tapas-Gerichte aus der lateinamerikanischen, spanische, russischen und deutschen Küche serviert.
Die Gläser mit Wein und Sekt waren in den Händen aller Gäste zu sehen, die in Gruppen zu unterschiedlichen Zeiten, beginnend um 11.30 Uhr, eintrafen. was es dem Künstler ermöglichte, das riesige Atelier noch einmal mit all seinen Gästen zu besichtigen. Auch wenn von Wilhelms Werke Aufmerksamkeit erregen, ist das Erscheinungsbild des Künstlers selbst, stets mit seinen von ihm entworfenen und bemalten Kleidungsstücken, nicht weniger auffällig. Zu diesem Anlass trug der Künstler ein Outfit im Cowboy-Stil, komplett bemalt mit den Motiven, die ihn bekannt gemacht haben: den Kurfürsten von Sachsen. Zusammen mit einem ausführlichen Besuch seines riesigen Ateliers weckt dies bei den Besuchern noch mehr Neugier und Spannung. Die Atmosphäre, die im Gegensatz zur Sommervernissage nun kälter war, begleitet von den Opern von Maria Callas und Montserrat Caballé, sorgte für eine festliche Atmosphäre mit viel Stil. Diese Art von Partys scheinen für den Künstler nichts Neues zu sein, sondern waren eher ein Merkmal der exzentrischen Soireen, die der Künstler bereits in seiner Heimat Venezuela zusammen mit seiner Großtante Angelina zu organisieren gelernt hatte. Sogar die Serviertabletts aus Keramik waren mit dem Gesicht des Künstlers bemalt und erregten die Aufmerksamkeit der Gäste, die beim zweiten oder dritten Glas Sekt begannen, sich zu dem besonderen Detail zu äußern.

Der Abschluss endete mit einer prächtigen Torte, deren Dekorationsmotiv die gleiche
Einladungskarte aus der Ausstellung war und die Veranstaltung spät um 19 Uhr schließlich abschloss.

Verlängerung der Ausstellungstermine.

Auf Wunsch vieler, die nicht teilnehmen konnten, beschloss der Künstler, die Besuchstermine in der Galerie und im Atelier nach Vereinbarung bis Samstag, den 9.11., zu verlängern. Hierzu müssen Interessenten eine E-Mail an das  von wilhelm.atelier@gmail.com schreiben.

Text: Daniel Uscher

website: vonwilhelmart.com
Instagram: @vonwilhelmart

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Ausstellung „LICHTmalerei“ von Volkmar Hopfe im Schloss Struppen

25 Freitag Okt 2024

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Bildende Kunst, Fotografie, Lebensart, Projekte, Unterwegs

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Farb- und formreiche Symbiose von Natur-Fotografie & digitaler Malerei: der diplomierte Chemiker und Fotokünstler Dr. Volkmar Hopfe vor seinen Bildern in der Ausstellung im Schloss Struppen bei Pirna. Nur noch bis 3.11. zu sehen.

“Die Natur ist der größte Maler“

Farb- und formenreich fließen Landschaft und Architektur zusammen in der Ausstellung „LICHTmalerei“ mit experimenteller und abstrakter Fotografie von Volkmar Hopfe im Schloss Struppen.

Eine Wendeltreppe, die von oben an ein Schneckengehäuse erinnert, führt zu einem weiten, licht- und farbspiegelnden Horizont im Titelbild der Ausstellung „LICHTmalerei“ mit experimenteller und abstrakter Fotografie von Dr.
Volkmar Hopfe. Zu sehen sind seine eindrucksvollen, farb- und formreichen Bilder in der letzten Schau dieses Jahres derzeit im Schloss Struppen, am Kirchberg 6, bei Pirna.

Er zeigt eine Auswahl von 54 Bildern, zumeist Landschaften und Architektur. Seine Motive findet der diplomierte Chemiker im Ruhestand, der seit 15 Jahren fotokünstlerisch tätig ist, in der Umgebung, in der Sächsischern Schweiz, in Großstädten und auf Reisen auf die Kanarischen Inseln und nach Portugal. Da treffen Bäume in wechselndem Licht und Farben, konkret und digital bearbeitet und verfremdet aufeinander. Ein Olivenbaum strahlt mit hervorgehobener, wettergegerbter Rinde in intensiven Blau- und Rottönen noch eindrucksvoller. Ein anderes Mal wirken sie wie Lava oder loderndes Feuer in den Zweigen. Schönes und Bedrohliches nah beieinander. Eine Wurzel erhebt sich wie eine schwebende Figur über dem Feuer. Gräser und Tang am Strand wirken wie Fabelwesen mit ausgestreckten Fühlern. Eine asiatische Pflanze aus seinem Garten, ein „japanischer Blumenhartriegel“ mit spitzen, schlängelnden Blättern gibt dem Betrachter Rätsel auf. Ein anderes Bild mit Treppenstufen wirkt verfremdet wie ein Zahn- oder Zeitrad. Hopfes Arbeiten sind eine Mischform zwischen Malerei und Fotografie. Die Vorlagen werden übereinanderlegt, mehrfach gedreht und mit dem digitalen Pinsel bearbeitet, so Hopfe, die Form löst sich vom Ursprung durch die Verschiebung von Perspektiven und zur originalen Aufnahme kommen neue Kontraste hinzu. Da hängen Eiszapfen von Felsen herunter, umgeben von Herbstlaub in warmen Orange- und Brauntönen, die mit Blautönen zusammenfließen und aussehen wie ein Vogel mit spitzem Schnabel und ein anderes Eisbild schimmert wie eine grazile Tänzerin.

Diese Aufnahmen sind ein faszinierendes Spiel mit Formen, Farben und Verwandlung in neue Ausdrucksweisen. Mal konkret, naturalistisch, mal märchenhaft, bezaubernd, fantasiereich und geheimnisvoll sind die Bilderlandschaften von Volkmar Hopfe. Fotografiert hat er beispielsweise im Treppenhaus der Albrechtsburg in Meißen, die kühle gläserne Gigantomanie der Hochhäuser am Potsdamer Platz in Berlin und die Neue Philharmonie in Hamburg. Außerdem uralte Bäume in La Gomera, mit wundersam verhangenem Blick durch eine Nebelwand. Wunderbare Naturfotografien begegnen einem auch von Bergen und Meer an der Westküste in Portugal. Von tiefblau bis smaragdgrün wogen die Wellen und weiße Gischt in zwei Aufnahmen, welche die Farbbewegung und den Schwung der Küste aufnehmen und einen Bild aus der Vogelperspektive von einsamen, menschenleeren Felsstränden. Die Bilder enstanden auf einer Sechs-Tages-Wanderung von Lissabon zur Algarve auf dem europäischen Fernwanderweg.

Vis a vis dazu hängen stimmungsvolle Fotografien von Sonnenuntergängen, Wolkenlandschaften und verschneite Felslandschaft im Elbsandsteingebirge. Seine Arbeiten haben generell keine Bildtitel, so Hopfe. „Ich überlasse es ganz der Fantasie des Betrachters, was er sieht.“ Und er fügt hinzu: „Die Natur ist der größte Maler“, so Hopfe. Ihm gehe es um fließende Übergänge zwischen Vorgefundenem und experimenteller Fotografie, die sich verbinden in seinen Bildern und betont akzentuiert die Naturformen. Bei der digitalen Malerei vereinen sich das Empfinden ebenso wie der rationale Verstand und die Intuition des Wissenschaftlers und Forschers, so Hopfe. Er fotografiert mit einer Vollbildkamera mit Ultraweitwinkel-Optik. Die Aufnahmen wirken besonders im Großformat 70 mal 100 Zentimeter.

„Mit meinen Bildern möchte ich die Betrachter erfreuen und inspirieren“, sagt Volkmar Hopfe. Er wohnt in Kleingießhübel bei Bad Schandau und denkt mit über achtzig Jahren noch längst nicht ans Aufhören mit seiner Lichtmalerei. Der Schlossverein Struppen kann wieder auf ein Jahr mit vielfältigen kulturellen Aktivitäten zurückschauen. Im und am Schloss fanden insgesamt zwölf Veranstaltungen statt, neben Ausstellungen verschiedener Künstler von April bis September im großen Saal waren vier Konzerte und eine Aufführung von Shakespeares „Der Sturm“ mit der Theatergruppe „Spielbrett“ im Rahmen ihrer Planwagentour im Juli die Höhepunkte auch von der Besucherresonanz. „Die Sanieungs- und Restaurierungsarbeiten an der Nord- und Ostfassade am Schloss sind fertiggestellt“, sagt Jürgen Söcknick vom Schlossverein Struppen. Stolz ist er auch auf das zum Tag des offenen Denkmals im Herbst erstmals für Besucher eröffnete Lapidarium, eine Steinsammlung. Nächstes Jahr und 2026 stehen die Sanierung des Wendelsteins, die Ausführung einer Multifunktionsanlage auf der angrenzenden Freifläche sowie die Sanierung und Restaurierung der West- und Südfassade am Schloss bevor. An den Wochenenden fanden jeweils Schlossführungen durch Vereinsmitglieder statt, die auch dn neu gestalteten und erweiterten Museumsbereich im Schloss vorstellten.

Die Foto-Ausstellung „LICHTmalerei“ ist noch bis 3.11. im Schloss Struppen zu sehen.

Text + Fotos (lv)

Geöffnet: Samstags, Sonntags, Feiertags von 13 bis 17 Uhr und auf Anfrage

www.schlossstruppen.de


Die noch unsanierte Wendeltreppe im Schloss Struppen. Weitere Spenden sind dem rührigen Schlossverein dafür willkommen.
Eingang zum gerade fertiggestellten Lapidarium, einer Steinsammlung am Schloss Struppen.

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BilderAlbum: Jubiläumsausstellung „KunstGeschichten“ in der Galerie Mitte

25 Freitag Okt 2024

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Bildende Kunst, Lebensart, Projekte

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Mit viel Liebe, Ideen, Ausdauer, Mut und Kraft für die Kunst: Karin Weber feierte unlängst ihr 40-jähriges Jubiläum in der Galerie Mitte in Dresden.

„Es geht immer um Sinnlichkeit in der Kunst“

84 Künstlerinnen und Künstler gratulieren mit 250 Arbeiten Karin Weber, der Grand Dame der Dresdner Kunstszene, zur Jubiläumsausstellung „KunstGeschichten“ zum 40-jährigen Jubiläum unter ihrer Leitung in der Galerie Mitte.

Ein Meer aus Blumen und Bilder, überall wohin das Auge blickt, empfängt den Besucher in den Galerieräumen. In allen Farbtönen, Stimmungen und Schattierungen tummeln sich Mensch- und Tierwesen allein oder nah beieinander, ausgeliefert oder eng verwoben mit der Natur, spiegeln sich Leben, Liebe, Verlockungen aller Art und Vergänglichkeit eindrucksvoll, mal konkret, fantastisch, versponnen, heiter, anrührend und abgründig auf den Leinwänden und Papieren. 84 Künstler und Künstlerinnen mit 250 Arbeiten versammelt die Jubiläumsausstellung „KunstGeschichten“ – 40 Jahre Galerie Mitte unter der Leitung von Karin Weber in den Räumen am Fetscherplatz, Striesener Str. 49, 1. Etage in Dresden. Noch zu sehen bis 26. Oktober.

KünstlerInnen, die eng mit ihrem Wirken verbunden sind, von A – wie Leonore Adler bis Z – wie Tanja Zimmermann gratulieren mit ihren Arbeiten der langjährigen, leidenschaftlich für die Kunst engagierten Grande Dame der Dresdner Kunstszene, Karin Weber zum Galeriejubiläum. Die Bandbreite reicht von Malerei, Grafik, Fotografie, Plastik bis Objektkunst. Zu sehen sind fast alles neue Arbeiten, so Karin Weber. Darunter auch von schon verstorbenen Künstlern wie Lutz Fleischer, Anton Paul Kammerer, Jürgen Wenzel, Florian T. Keller, Richaard, Woldemar Winkler, Lothar Sell und Inge Thiess-Böttner. Bilder von ihr zieren auch den neuen Kunst-Tischkalender für 2025, der auch in der Galerie Mitte erhältlich ist.

„Im Mittelpunkt stehen figurative expressive Arbeiten bis zu Fotomontagen und Surrealismus“, so Karin Weber. „Es geht immer um Sinnlichkeit in der Kunst.“ Sie sieht sich als Mittlerin zwischen Kunst und Leben. Sie begann nach ihrem Diplom als Kunstwissenschaftlerin in Leipzig und ihrem Studium der Kunstgeschichte in Polen am 20. August 1984 in der Galerie Mitte, die sich damals in einem Gebäude gegenüber den jetzigen Ausstellungsräumen befand. Am 1. April 1994 machte sich Karin Weber selbstständig als Galeristin. Sie hat Ausstellungen für den Kulturraum Mittelsachsen organisiert, deren Förderung inzwischen ausgelaufen ist. Außerdem veranstaltete sie 15 Jahre lang in der Galerie Design Wroclaw Ausstellungen mit sächsischen Künstlern und innerhalb des Künstleraustauschs mit Dresdens Partnerstadt St. Petersburg bis 2014. Karin Weber war zudem lange als Kuratorin für den Neuen Sächsischen Kunstverein tätig und sieben Jahre als dessen Geschäftsstellenleiterin. Die Galerie Mitte stand immer verschiedenen Künsten offen und tut dies weiterhin. So fand zum Jubiläum auch wieder eine Lesung mit der Schauspielerin Hannelore Koch statt. Und es gab eine Versteigerung von Kunstwerken  durch den Künstler und Kabarettisten Ulrich Eißner zugunsten der Galerie Mitte. Die Zeiten sind nicht einfacher geworden für die Kunst. Kunst ist auch eine Lebenshilfe und hilft heilen, sagte Karin Weber einmal bei einer Ausstellungseröffnung. In ihr findet sich alles wieder, was das Leben schön, liebenswert und wertvoll macht, sie tröstet, bestärkt und öffnet den Blick für neue Sichtweisen, sich immer wieder neu einzulassen auf das Leben über alle Widrigkeiten und Krisen hinweg. „Ich mache weiter, solange ich die Kraft habe“, sagt die 63-jährige Galeristin Karin Weber. Chapeau für ihren langen Atem, ihren Mut, Ideen, Beharrlichkeit und Hochhalten der Kunst! Auf viele wundervolle weitere Galeriejahre und immer viele BesucherInnen und Kunstkäufer!

Text + Fotos (lv)

Geöffnet: Di bis Fr 15 bis 19 Uhr, Sa 10 bis 14 Uhr

http://www.galerie-mitte.de/shop

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Atelierbesuch bei Renate Winkler in Radebeul & Reisebilder

20 Sonntag Okt 2024

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Bildende Kunst, Lebensart, Natur, Projekte, Unterwegs, Zwischenmenschliches

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Lust am Reisen & Malen: Die farbenfrohe Welt des Orients, Landschaft & Begegnungen mit Menschen haben es der Künstlerin Renate Winkler angetan. Von Radebeul zieht es sie immer wieder zu Malreisen in die Welt hinaus. Fotos: (8) (lv)

Vier Reisetagebücher mit ihren Eindrücken, Erlebnissen und lustigen, liebevoll gestalteten Illustrationen & Geschichten für ihre Enkel hat Renate Winkler schon geschrieben. Als als Erwachsener hat man viel Vergnügen beim Anschauen und Lesen der unkonventionellen und interessanten Geschichten-Abenteuer aus dem Orient.

Im Gebirge in Sama Wakan, in einer Herberge auf 1 400 Metern Höhe vor malerischer Kulisse. Fotos (2): Burkhard Schade

“Ich mache Küchenkunst“

Von ihren vielen Malreisen in den Orient erzählen farbenfroh und ausdrucksreich Malerei, Grafik und Keramik der Künstlerin Renate Winkler in Radebeul.

Der Blick schweift von einer Terrasse mit Bogenfenster über eine südliche Landschaft mit farbigen Häusern, Palmen, Grün- und Feldstreifen und gelb dunstig blauem Himmel. Auf dem Sims steht eine bronzene Karaffe. Das Bild hat Renate Winkler auf ihrer jüngsten Reise nach Luxor in Ägypten im April diesen Jahres gemalt. Dort weilte sie in einem alten, gemütlichen Familienhotel an der Westbank mit Blick Richtung Tal der Könige, um künstlerisch zu arbeiten. Es scheint, als sitze sie direkt vor dieser Landschaft auf dem braunen Ledersofa ihres Wohnzimmers auf der Dr. Külz-Straße in Radebeul.<

Diese ferne, geheimnisvolle Welt des Orients ist ihr längst nahe. Renate Winkler trägt ein graublaues, ornamentverziertes Trägerkleid, ein Bein hat sie hochgeschlagen, das andere barfuß auf dem ziegelfarbenen Teppich. Auf dem Beistelltisch stehen eine Bronzekaraffe, eine bemalte Erdkugel aus Keramik, kleine Tonfiguren und ein Buch über Tutanchamun, den ägyptischen Pharao. Tiere aus Keramik, mehrere Kamele, ein Nilpferd und Fabelwesen aus knorrigen Wurzeln in einer türkisblauen Schale tummeln sich im Raum. Gegenüber eine Schrankwand voller Bücher, Kunst- und Reisebände, Märchen und Belletristik. Im Flur hängen drei weitere, neue Ölbilder, auf einem ragen die Pyramiden von Gizeh und sitzt ein Kamel mit bunter Decke und Troddeln davor im Wüstensand, außerdem Ansichten vom sanftblau in der Morgensonne und abends orange und violett schimmernden, breiten Nil, darauf schaukelnden winzigen Schiffen und großen Segelbooten und der Skyline mit Tempeln und Hochhäusern.

Ein großer Farbholzschnitt der Göttin Isis vom Nil hängt im Schlafzimmer. Sie strahlt in sonnigen Farbtönen Liebe, Güte und Weisheit aus. „Sie verkörpert Fruchtbarkeit, neues Leben, Werden und Vergehen“, sagt Renate Winkler. Diese Grafik war auch sehr gefragt bei Käufern. Sie habe nur noch ein Blatt der Göttin Isis. Renate Winkler reiste seit 2011 bereits elf Mal nach Ägypten, in alle Ecken des Landes, ins Sinai-Gebirge bis nach Assuan. Es begann mit einer Malreise mit dem Radebeuler Künstler  Pit Müller. „Ich bin mitgefahren, weil ich in Ruhe malen wollte und mir der Orient gefällt“, sagt Renate Winkler. „Dann bin ich neugierig geworden und wollte immer mehr sehen.“ Seitdem reist sie allein als Individualtouristin, weil sie das Land, die Menschen und Kultur möglichst authentisch erleben und näher kennenlernen möchte. Das spiegeln ihre Bilder faszinierend.

Zuletzt war sie im Frühjahr zusammen mit Roland Gräfe, einem Radebeuler Künstler, unterwegs. Vier Malreisen haben sie schon gemeinsam nach Ägypten und Istanbul unternommen und helfen sich gegenseitig. Das Plenair malen habe sie von ihm gelernt, nun hat sie immer auch Leinwandrollen im Gepäck. Sie organisiert die Reiseroute, den Flug und die Unterkunft. In Bildern, Skizzen- und Tagebüchern hält sie ihre Eindrücke und Erlebnisse fest. Auf ihren Reisen entstanden auch viele ausdrucksvolle Porträts, wie der Wüstenfürst, ein alter Beduine mit wettergegerbtem Gesicht, eine alte Ziegenhirtin in rotem Gewand und schwarzem Kopftuch, ein Kind mit großen, fragenden Augen und ein alter Mann aus dem Iran sitzt vor einer Moschee und telefoniert am Handy. „Hello Mr. Trump“, so der Bildtitel. Das Blatt entstand 2019 während des drohenden Angriffs der USA auf den Iran. Ein Mann geht mit einem Kind an der Hand die Straße entlang, vor ihnen ragen Berggipfel und davor kleine Häuschen, erhellt von der Morgensonne. Der Holzschnitt entstand nach einer Reise nach Georgien im März letzten Jahres.

Sie könnte nicht nur Landschaften malen. “Eigentlich interessiert mich der Mensch am meisten und dass man einen Bezug zur Zeit sieht in der Grafik“, sagt Renate Winkler. “Ich mache Küchenkunst“, sagt sie schmunzelnd. Da sie kein richtiges Atelier habe, sitzt sie oft in der Küche, wo sie ihre Holzschnitte macht und Tiefdruckkupferplatten ätzt und manchmal schaut sie nebenher einen Film auf Arte. Nebenan hat Renate Winkler einen kleinen Raum mit Arbeitstisch am Fenster, Kästen mit Farbentuben und Druckplatten und Tüten mit Ton stehen dort. Eine Wand voller Arbeiten anderer Künstler. Darunter eine Origialgrafik „Chaost“ von a.r. Penck, Grafiken von Angela Hampel, Gudrun Trendafilov, Christiane Latendorf, Markus Retzlaff, Pit Müller u.a. „Ich kann machen, worauf ich Lust habe, weil ich nicht von der Kunst leben muss. Ich bekomme ja Rente“; sagt Renate Winkler. „Ich mache es, weil es mich innerlich drängt. Wenn ich Glück habe, wird mal etwas von meinen Arbeiten verkauft.“ „ArtigeUnart“ ist der Anspruch an ihr künstlerisches Tun. Renate Winkler wurde 1948 in Meißen geboren, stammt aus einer Familie von Porzellanmalern und Grafikern und lebt seit ihrem zwölften Lebensjahr in Radebeul. Sie selbst hat viele Jahre als Kunstpädagogin gearbeitet, Erzieherinnen ausgebildet und absolvierte eine Ausbildung u.a. bei Lothar Sell als Keramikkurs-Leiterin. Ihr Rakubrandofen steht in der Garage.

Wenn die Familie zusammenkommt, gehe es zu wie auf dem Marktplatz. Bis zu 17 Leute feiern Weihnachten bei ihr, die von Potsdam bis Hamburg anreisen. Fünf Kinder, davon ein gemeinsames und zehn Enkel haben Renate Winkler und ihr Mann zusammen. Die auch herkommen, weil sie am besten kocht, sagt sie lächelnd. An diesem Nachmittag gibt es leckere panierte Hähnchensteaks mit Gemüse und eine herzhafte Kichererbsensuppe auch für den Besuch. Und Reisetomaten, die zerteilbar sind wie Mandarinen, aus dem Garten ihrer Tochter. Am Herd stehend, erzählt Renate Winkler aus ihrem Leben. Wie die Kunst ihr auch half, Schicksalsschläge zu verkraften. Nach dem Unfalltod ihres Sohnes Peter vor 21 Jahren in Kuba, an den eine sonnenfarbene Grafik in der Küche erinnert, war ihre Rettung die offene Druckwerkstatt bei Markus Retzlaff im Atelier Oberlicht in Altkötzschenbroda, wo sie mit anderen Menschen zusammen aktiv sein konnte. Mit ihm ist sie bis heute befreundet.

„Ich bin ein Optimist. Das Glas ist nie halbleer. Das bringt mir Kraft, wenn ich mich auseinandersetze und das Leben annehme wie es kommt“, so Renate Winkler. Vier Bücher mit ihren Reiseabenteuern im Orient, humorvoll und episodenreich erzählt von einem Kamel und einem Krokodil, mit fröhlich bunten Illustrationen und Fotografien hat sie bereits für ihre Enkel geschrieben, auch für einen größeren Leserkreis verlegenswert. Im November wird Renate Winkler 76 Jahre und ist immer noch sehr unternehmungslustig. Sie hält sich drei Mal in der Woche fit mit Sport. Ihre nächste Reise führt Renate Winkler im Oktober nach Oman, wo sie zu viert durch die Wüste und Wadis wandern am Indischen Ozean entlang und sie auch ihre Malsachen wieder im Rucksack dabei hat.

Text (lv)

http://www.renate-winkler.com

Das Bild entstand nach einer Reise nach Georgien im März 2023. Die Fotos stammen aus ihren Reisetagebüchern in den Orient.

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Musical über Glaube & Liebe & Hoffnung mit dem Apostel Petrus & jugendlicher Power im Kulturhaus Freital

16 Mittwoch Okt 2024

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Lebensart, Musik, Projekte, Zwischenmenschliches

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Mit Leidenschaft & Power: Die Geschichte des Apostel Petrus erzähl das neue Musical des Adonia-Vereins. Am 17. Oktober, 19.30 Uhr sind die jungen Sängerinnen und Sänger im Kulturhaus Freital zu Gast. Foto: Adonia/Simon Leimbeck

Mit Musik Licht in die Herzen bringen

Das Musical-Projekt Adonia mit 70 jungen Darstellern, Chor und Live-Band kommt am 17. Oktober ins Kulturhaus Freital.

Im Halbdunkel der Bühne gehen immer wieder Lichter an, die Kinder und Jugendliche in den Händen halten. „Es ist kalt in der Nacht. Kein Mensch unterwegs. Wir sind zu Hause und haben es bequem. Doch so gut wie wir hat es nicht jeder auf der Welt“, singt ein Mädchen in einem Rap-Song. Sie tragen helle Sachen und tragen reihum ihre Songs vor im Chor der „Lichterkinder“. „Für alle, deren Leben dunkel und kalt ist, voller Schatten, Angst und Gewalt ist. Wir teilen die Liebe, Zeit und Geld. Nächstenliebe ist alles was zählt“, singen sie zusammen im Musical „Lichterkinder“ in einem Konzertvideo von 2019 in Rheinhausen. Veranstaltet wurde es vom Verein Adonia e.V., einer unabhängigen christlichen Jugendorganisation mit Sitz in Karlsruhe, der seit 2001 deutschlandweit „Musical-Camps“ anbietet. Nach vier gemeinsamen Probentagen mit einem ehrenamtlichen Mitarbeiterteam bringen die Sängerinnen und Sänger im Alter von 12 bis 19 Jahren ihre Konzertprogramme auf die Bühne an verschiedenen Orten. Sie sind mit viel Freude und Schwung bei der Sache. Begleitet von einer Live-Band und Theaterszenen sind bei ihren Auftritten mitreißende Songs voller Zuversicht und Licht zu hören, mit denen sie die Herzen der Menschen erreichen wollen.

Das neue Musical „Petrus – Der Apostel“ des Adonia e.V. wird in diesem Jahr von 45 Projektchören an 180 Orten deutschlandweit aufgeführt. Erstmals kommt ein Konzert mit dem Adoniaprojekt-Chor auch ins Kulturhaus Freital am 17. Oktober, 19.30 Uhr (Einlass ab 18.30 Uhr). „Diese Begeisterung von 70 hochbegabten Teenagern auf der Bühne ist ein unglaubliches Erlebnis“, sagt Markus Kutschker, Koordinator des Adonia-Projektchors von der Evangelischen Kirchgemeinde in Freital. Der Auftritt ist Teil eines Ferienprojektes. Die Teilnehmer, darunter einige aus Freital, kommen aus der Region Ostsachsen. Er selbst war 2017 schon einmal bei einem Musical-Camp des Adonia-Vereins als Helfer dabei. Die jugendlichen Darsteller können in den Aufführungen ihre Talente ausleben mit Theaterspiel, sie können ein Instrument spielen in der Live-Band oder im Technik-Team mitarbeiten. Dabei geht es den Veranstaltern darum, Kinder und Jugendliche zu fordern und fördern in ihrem Glauben, ihrer Kreativität und Persönlichkeit. Der Vereinsname Adonia ist abgeleitet vom hebräischen Wort Adonei und bedeutet: Der Herr ist mit Dir!

“Das Stück erzählt eine Bibel-Story von Petrus, die Apostelgeschichte, die modern und für jeden verständlich im Hier und Heute auf die Bühne kommt. Die Aufführung möchte die Hoffnung auf Frieden und menschliches Miteinander vermitteln“, so Kutschker. Das Musical-Projekt setzt auf die verbindende Kraft der Musik. Er selber erlebte, dass dabei Freundschaften entstehen, die über die Chorcamps hinaus dauern. In Freital gibt es zudem einen großen Kirchenchor. Den Auftritt hier organisierte Kutschker zusammen mit der katholischen Kirchgemeinde und der Gemeinde Pesterwitz. Während der viertägigen Konzerttournee übernachten die Teilnehmer in Gastfamilien. „Das haben wir auch geschafft“, sagt Kutschker stolz. Rund 100 Plätze sind schon durch Gastfamillien, Freunde und Angehörige der Akteure reserviert. Insgesamt ist Platz für 530 Besucher im Kulturhaus Freital. „Wir hoffen auf viele interessierte Besucher bei diesem besonderen Konzert“, so Projektkoordinator Kutschker. Da alle Betreuer, Techniker und Organisatoren den Chor ehrenamtlich unterstützen, ist der Eintritt zum Musicalabend frei. Finanziert wird das Musical-Projekt hauptsächlich über Spenden und Teilnehmerbeiträge. Auf den Konzerten wird auch noch einmal gesammelt. Der Erlös geht komplett an den Adonia-Verein für künftige musikalische Jugendfreizeiten.

Text (lv)

Weitere Konzerte mit dem Musical-Projektchor gibt es an diesem Mittwoch in Görlitz, in Freiberg am 18.10 und in Großenhain am 19.10.

Kontaktadresse: http://www.adonia.de/petrus

 

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Tom-Pauls-Theater Pirna: Das „Sächsische Wort des Jahres“ wird wieder gekürt & Viel Komödiantisches im Zeichen der Romantik

29 Sonntag Sept 2024

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Lebensart, Projekte, Theater, Zwischenmenschliches

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Mit viel sächsischem Wortwitz unterwegs, mal als alte, fidele Dame Ilse Bähnert, mal einen „Raub der Sabinerinnen“ mit aller dramatisch-komischen Raffinesse auf die Bühne der Comödie Dresden bringend und mal im romantischen Märchen-Grusel-Abend: Der Schauspieler und Theaterchef Tom Pauls hat wenig Zeit zum gemütlichen Kaffeeplausch in „Ilses Kaffeestube“ im Erdgeschoss seines Theaters in Pirna. Abends ist der Saal voll und die Vorstellungen mit ihm schon bis Jahresende ausverkauft.

“Ich bin glücklich, dass es immer voll ist!“

Alle Vorstellungen mit Tom Pauls in seinem Theater in Pirna sind bis Jahresende schon ausverkauft. Der Kartenvorverkauf für 2025 startet am 9. November. Das Sächsische Wort des Jahres wird in einer Gala bei ihm am 2.10., 19.30 Uhr (schon ausverkauft!) und am 3. Oktober, 11 und 14 Uhr im Boulevardtheater Dresden gekürt.

Ein strahlender Spätsommertag. Tom Pauls sitzt in T-Shirt und Jeans auf dem roten Samtsofa mit weißer Spitzendecke am Fenster von „Ilses Kaffeestube“, im Erdgeschoss seines Theaters auf dem Markt von Pirna gemütlich bei ä Dässl Heeßen. Über ihm an der Wand hängt ein Gemälde mit seiner Kultfigur Ilse Bähnert, adrett mit Hut über den grauen Locken und seiden schillernder Jacke, mit Stift in der Hand und ein Rotweinglas haltend. Pauls bespricht gerade mit dem Mitinitiator Peter Ufer den Ablauf zum „Sächsischen Wort des Jahres 2024“, das am 2. Oktober im Boulevardtheater Dresden und am 3. Oktober, 19.30 Uhr von einer Jury wieder feierlich gekürt wird. Natürlich im Beisein von Ilse Bähnert und mit Musik und sächsischem Wortwitz garniert.

Einen Moment später springt der Schauspieler und Theaterchef auf vom Sofa, oben im Saal zieht er den roten Bühnenvorhang zur Seite und nimmt im noch leeren Zuschauerraum Platz für den SZ-Fotografen. Setzt sich auf einen der gediegenen Holzstühle und reckt einen Arm kraftvoll und schelmisch lächelnd in Richtung Bühne. Und schon wirkt Pauls ganz wie der umtriebige Theaterdirektor Emanuel Striese, seine neueste und eine Paraderolle für ihn in dem Komödienklassiker „Der Raub der Sabinerinnen“. Die Inszenierung unter Regie von Peter Kube hatte gerade erfolgreich Premiere in der Comödie Dresden. Im Januar ist das Stück dort wieder zu sehen. Es war auch ein Comeback für das Zwinger-Trio der Herren Pauls, Kube und Haase, das dort nach 25 Jahren erstmals gemeinsam wieder auf der Bühne stand.

Im Tom-Pauls-Theater in Pirna spielen Peter Kube und Jürgen Haase vom „Zwinger-Trio“ zusammen „Zwei Genies am Rande des Wahnsinns“ in einer Komödie der Woesner Brothers das nächste Mal am 5. Oktober, 19.30 Uhr. Vor wenigen Tagen sahen Pauls und sein Theaterteam noch mit Bangen das Hochwasser, das von der Elbe über die Ufer schwappte, wenige Meter vom Markt entfernt. Pauls zeigt im Keller des Theaters einen Sandsteinbrunnen aus dem 13. Jahrhundert, der ehemals im Freien stand, später überbaut wurde und in dem sich nun Wasser sammelt. Grundwasser nach oben drückt. Nebenan im Raum läuft eine Tauchpumpe, die das Wasser auffängt. Die Elektromotoren für die Toiletten sind inzwischen wieder eingebaut. 2002 und 2013 war das Tom-Pauls-Theater schon vom Hochwasser betroffen und die alten Holzdielen in „Ilses Kaffeestube“ mussten danach entfernt werden und wurden durch terracottafarbene Bodenfliesen ersetzt.

Die neue Spielzeit hat hier Ende August begonnen und alle Vorstellungen mit Tom Pauls bis 31. Dezember sind schon wieder ausverkauft im Theatersaal mit 180 Plätzen. Für Gastspiele anderer Künstler gibt es noch Tickets. Es sei schwer Karten zu bekommen oder nur mit Beziehungen, hört man dazu munkeln. „Pirnaer kommen weniger, sie wollen sich nicht anstellen nach Karten in der eigenen Stadt am Theater“, sagt Tom Pauls etwas spöttisch. Natürlich sind auch etliche Pirnaer unter den Stammgästen, die schon alles gesehen haben und daher seltener kommen. Viele der Theaterbesucher kommen aus Mitteldeutschland, aus Berlin und von der See, so Pauls. Auch in die USA und nach Australien ließen sich Fans von ihm, vielleicht dorthin ausgewanderte Sachsen, schon Theaterkarten schicken. Spezielle Sprachkenntnisse braucht es keine, „Man versteht jedes Wort.Wir reden von der sächsischen Mundartdichterin Lene Voigt. Alles andere ist verlottertes Deutsch“, so Pauls. Weitere Neuproduktionen in seinem Theater mit ihm gibt es in dieser Saison keine. Tom Pauls ist vielbeschäftigt. Er spielt derzeit in 25 Programmen in Mitteldeutschland. Mehr schafft er nicht und ist überdies 65, merkt Pauls an. 80 Prozent der Stücke mit ihm finden im eigenen Haus statt und 20 Prozent außerhalb.

Sein neues Programm „Von einem, der auszog das Fürchten zu lernen“ nach den Gebrüdern Grimm spielt Tom Pauls zusammen mit seinen beiden Söhnen, die ihn musikalisch begleiten, wieder am 13., 14. und 15. November, 19.30 Uhr in seinem Theater. Mit etwas Glück gibt es noch Restkarten. Außerdem ist die Ausstellung „Wandergefährten“ – mit Tom Pauls in der Sächsischen Schweiz auf den Spuren der Romantiker – zum 250. Geburtstag des großen Romantikmalers Caspar David Friedrich in der ersten Etage des Theaters noch die ganze Spielzeit zu sehen. Gezeigt werden rund 60 Kunstwerke aus der Sammlung von Tom Pauls und seine eigenen Wandergeschichten. Ende Oktober steht der Spielplan für den Zeitraum Januar bis Juli 2025 auf der Webseite des Tom-Pauls-Theaters. Der Vorverkauf beginnt am 9. November. „Es gibt viele Möglichkeiten, Karten zu erwerben. Auf unserer online-Plattform mit Versand, telefonisch oder im Theaterlädchen am Markt“, sagt Kerstin Kochan, die Geschäftsführerin und gute Seele im Tom-Pauls-Theater. „Mach dein Hobby zum Beruf und du musst nie mehr arbeiten!“, sagt Pauls und eilt davon zum nächsten Termin. „Ich bin ja auch glücklich, dass es bei uns immer voll ist“, sagt er noch. Das ist auch nicht selbstverständlich in diesen schwierigen Zeiten.

Text + Fotos (lv)


Auf den Spuren der Romantiker – in Bildern und Wandergeschichten – können die Besucher zum 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich in einer Ausstellung im Tom-Pauls-Theater wandeln.

Kontakt: www.tom-pauls-theater.de

Kartentelefon Tom Pauls Theater:03501 – 7793 122Weitere Vorverkaufskassen: DDV-Lokale (Pirna, Freital, Dippoldiswalde)

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Atelierbesuch bei der Malerin und Grafikerin Anita Rempe in Gauernitz bei Meißen

29 Sonntag Sept 2024

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Bildende Kunst, Lebensart, Projekte, Zwischenmenschliches

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Zauberhafter Ort zum Malen: Die Künstlerin Anita Rempe in ihrem Bilderreich, in einem urigen alten Gebäude mit urwüchsigem Garten nahe der Elbe im einstigen Fischerdorf Gauernitz bei Meißen.

Mit Rotkäppchen im Zauberwald der Farben

Urwüchsig, traumhaft und real zugleich wie ihre Bilderwelt wohnt und arbeitet die Künstlerin Anita Rempe im einstigen Fischerdorf Gauernitz bei Meißen.

Die Sonne malt Lichtflecken auf die Hauswand. Eine nostalgische, silbern rote Boie hängt am Hauseingang. Hinter hohen Sträuchern und alten Bäumen steht das Atelier- und Wohnhaus der Malerin und Grafikerin Anita Rempe im einstigen Fischerdorf Gauernitz bei Meißen. Urige, verträumte und schön wieder hergerichtete Häuser, erbaut um 1825, stehen dort. Eine kleine Brücke führt über den Grundbach zu ihrem Haus, umgeben von einem urwüchsigen Garten. Ein Tor aus Schilfrohr öffnet sich wie in eine andere Welt.

Anita Rempe malt meist draußen im Hof an der Staffelei mit Wasser und Ölfarbe. Apfelbäume und ein Nussbaum stehen da, ein großes Vogelhaus im Garten und überall Sitzecken. Ein zauberhafter Ort wie geschaffen zum Malen.
Viele Bilder mit Wald und Landschaften hängen und stehen im Erd- und Obergeschoss ihres Ateliers mit Holzbalkendecke. Die Farben flirren und sind oft verwischt wie aus dem Zugfenster gesehen. Sie haben mit Emotionen, verinnender Zeit, Ruhe und Bewegung zu tun. Ein neues Bild mit Rotkäppchen und dem Wolf im Wald  mit allen Farbschattierungen lehnt da. Er steht vor ihr, abwartend wie sie. „Rotkäppchen ist das Unheimliche, nicht sichtbare Angst und Gefahr, die man überwinden kann“, sagt Anita Rempe. Sie sitzt inmitten ihrer Bilder auf der Ateliertreppe, das rötliche Haar zum Zopf geflochten, trägt ein schwarzes langes Kleid mit weißen Blüten am Saum und rote Schuhe.

Das Rotkäppchen-Bild wird bald bei dem Jazzmusiker Hartmut Dorschner in seinem Kunsthaus in Bärenstein hängen. Als nächstes malt sie einen Fliegenpilz mit roter Kappe. Anita Rempe ist gern auch im erzgebirgischen Dunkelwald unterwegs, der magisch und geheimnisvoll ist wie ihre Bilder. In Schellerhau hat sie zusammen mit ihrem Lebensgefährten auch ein Haus, ihr zweites Zuhause.
Ein Porträt zeigt ihn im Fellmantel, mit Hut und Tuba, er ist Hobbymusiker und Mediziner. Aus der Bilderwand ragt außerdem ein Bildnis von ihrem Sohn Ferdinand heraus aus der Beziehung mit dem Künstler Markus Retzlaff. Der Sohn ist jetzt 27 Jahre, Technomusiker in einem Club und wird Arzt.

Eine gemeinsame Ausstellung von Anita Rempe und Markus Retzlaff ist nächstes Jahr im Sächsischen Weinbaumuseum Hoflößnitz in Radebeul geplant. Darauf freut sie sich sehr. Zurzeit sind dort von ihr farbfunkelnde Ansichten der Weinhänge und Kohlezeichnungen auf Papier in der Sonderausstellung „Inspiration Hoflößnitz“, die während eines Plenairs zusammen mit zehn Künstlern im Jubiläumsjahr des Museums entstanden, zu sehen. Sie zeichnet auch gern mit Tusche und Bleistift die Landschaft und Boote an der Elbe, die in der Nähe ihres Grundstücks fließt. Das brachte Anita Rempe den Beinamen „Wassermalerin“ ein. Sie malt figürlich, konkret und abstrakt. “Ich halte bewusst nicht an der Form fest. Bin immer ein bisschen ein
Entdecker“, sagt Anita Rempe. Darin fühlt sie sich dem Künstler Max Ernst nahe. „Er hat viel Unterschiedliches gemacht in der Ausdrucksweise.“ Außerdem mag sie Arbeiten von Anselm Kiefer und David Hockney. Obwohl ihre Bilder gar nichts mit ihnen zu tun haben. Außerdem schätzt sie Theodor Rosenhauer sehr, „Er ist für mich der größte Künstler.“ Seit 2013 wohnt und arbeitet Anita Rempe als freischaffende Künstlerin in Gauernitz. Sie hat ein Diplom für Gebrauchsgrafik und Illustration, arbeitete als freie Trickfilmzeichnerin für Fernseh- und Filmproduktionen und ist tätig als ausgebildete Kunsttherapeutin u.a. in der Kinderarche Sachsen in einem Projekt in Seyde im Erzgebirge. Die Kunst hilft ihr auch persönliche Schicksalsschläge zu verarbeiten wie im Bild „Zusammenbruch“  von 2020, das ein einstürzendes Haus im Erzgebrige zeigt und das die Stadt Radebeul für ihre Kunstsammlung kaufte. Vor zwei Jahren erkrankte Anita Rempe plötzlich körperlich, brach in ihr etwas zusammen und sie bewegt sich seitdem mit Gehhilfen. Es hilft ihr auch, Schönes noch klarer zu sehen. „Die Kräfte bündeln, dann kommt auch die Energie, dass es weitergeht“, so die Devise der 58-jährigen. Anita Rempe hat den Weintaler für das diesjährige Herbst- und Weinfest in Radebeul gestaltet.

Zurzeit bereitet sie ihre nächste Ausstellung mit Malerei und Zeichnungen zusammen mit der jungen Künstlerin Maleah Gilbert vor, die in der Galerie & Museum in den Heimatstuben Schellerhau am 6. Oktober, 16 Uhr eröffnet.

Text + Foto (lv)

http://www.anitarempe.de

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Lilli Vostry

Ich bin als Freie Journalistin (Wort/Foto) seit 1992 in Dresden tätig. Schreibe für Tageszeitungen und Monatsmagazine vor allem Beiträge über Bildende Kunst, Theater, soziale Projekte und Zwischenmenschliches. Außerdem Lyrik und Kurzprosa. Bisher vier BilderGedichtKalender zusammen mit Künstlern veröffentlicht. Fernstudium Literarisches Schreiben im Herbst 2022 erfolgreich abgeschlossen, Schriftstellerdiplom. Kindheitstraum erfüllt. Fotografiere gern Menschen, Landschaften, besondere Momente.

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