Ausstellung „Puzzle der Perspektiven“ von Musa Saroglu & „Farbgewebte Träume“ von Viviane Wolf im Schloss Struppen

Bilder aus Puzzle-Teilen und traumhafte
Landschaften

Zu farb- und fantasiereichen Blickwechseln, zum Träumen und Innehalten lädt derzeit eine Ausstellung mit Malerei von Musa Saroglu und Viviane Wolf im Schloss Struppen ein.

Ein Augenblick kann viel erzählen.Von Lichtstrahlen an einer grauen Steinwand. Davor ein träumendes Gesicht in einem Fensterrahmen, von gitterartigen Strukturen überlagert, zu sehen im Titelbild der derzeitigen Ausstellung „Puzzle der Perspektiven“ mit Malerei in Komination mit Objektkunst von Musa Saroglu. Dem gegenübergestellt sind „Farbgewebte Träume“ mit Acrylmalerei von Viviane Wolf im Schloss Struppen.
Auf den ersten Blick haben ihre Arbeiten scheinbar gar nichts gemeinsam. Zwei Ausstellungstitel, zwei verschiedene Welten. Doch bei näherem Hinschauen entdeckt man einige Gemeinsamkeiten – vor allem das Spiel mit Farben und Formen und der Fantasie des Betrachters in vielfältigen künstlerischen Techniken – in der ersten Ausstellung des Schlossvereins Struppen e.V. in diesem Jahr. Da überraschen, verblüffen und erheitern im großen Saal Bilder mit Donald Duck, Micky Mouse und Goofy, auf goldenem und rosa Hintergrund gemalt, die vergnügt als „Dream Team“ und auf „Konsum Challenge“ daherkommen.

Die bekannten amerikanischen Comicfiguren erscheinen wie ausgeschnitten, mit schablonenhaften Mustern und Strichcodes überzogen, am Bildrand frei schwebenden Puzzleteilen und offenen Stellen. Saroglu zeigt sie als ironische Symbole einer bunten heilen Konsumwelt-Idylle. Aus vielfarbigen Einzelteilen zusammengesetzt sind auch seine vielsagenden Blicke in Gesichter, in kräftigen, hellen und edel metallenen Farbtönen gehalten. Da geht es um „Identität in Fragmenten“, „sprechende Augen“, Momente „zwischen Flügelschlag und Stille“, „Durchsicht“ und „verträumtes Denken“. Dazu gesellen sich hinter Puzzleteilen hervor leuchtende Porträts bekannter Künstler wie Salvatore Dali und Frida Kahlo und ein Bildnis des Mädchens mit dem Perlenohrring von Jan Vermeer. Neben einem blondgelockten Muskelmann hängen im hinteren Raum Tierbilder von Zebra, Affe, Papagei, Löwe und Giraffe in erdigen und grellen Farbtönen zwischen Frei- und Ausgeliefertsein, kostbar und gefährdet in ihrem natürlichen Lebensraum. Außerdem ein zweiteiliges Bild „Zwischen Dialog und Stille“ mit zwei Gesichtern, die je nach Hängung einander zu- oder abgewandt zu sehen sind.

„Manchmal trennen uns keine Kilometer, sondern nur ein Perspektivwechsel“, steht unter dem Bild. Musa Saroglu wurde 1981 geboren und wohnt in Attendorn in Nordrhein-Westfalen. Er arbeitet als Vertriebsingenieur im Maschinenbau und ist seit 2018 als Künstler aktiv. Die Puzzle-Art-Bilder sind sein Markenzeichen. Jedes Werk ist ein Unikat. Zu sehen sind auch zwei fröhlich farbenbunte Bilder mit kleinen Königen, die ihre eigene Welt regieren, gemalt von der fünfjährigen Lara, der Tochter des Künstlers.

Mit den Landschaften und figürlichen Arbeiten vorwiegend in leuchtend sonnigen und maritimen Farbtönen und zart pastellfarben von Viviane Wolf kann man in traumhafte Gefilde eintauchen. Die teilweise runden Formate wirken wie ein Blick durch die Zauberkugel, in der verborgene Kindheitsträume wieder aufleben. Da locken ein Fuchswald, Wolkenschlösser, Berge, Meer und Möwen mit Sturmgeflüster und Leuchtturm. Da treibt eine Flunder unter den Wellen und verkörpern eine kleine Schildkröte und ein Delfin, übersät mit Muscheln aus Schottland, im wogenden Tiefblau unendliche Schönheit und Zeitlosigkeit. Viviane Wolf wurde 1999 in Pirna geboren und wohnt mit ihrem Partner und drei Fellnasen inzwischen in der Nähe von Meißen. Ihre Bilder laden zum Träumen und Innehalten in einer schnelllebigen Zeit ein.

Die Ausstellung ist noch bis 3. August zu sehen.

Text + Fotos (lv)

Geöffnet: Sa und So sowie an Feiertagen jeweils von 13 bis 17 Uhr.

http://www.schloss-struppen.de

Premiere „Anatevka“ (Der Fiedler auf dem Dach) auf der Felsenbühne Rathen


Schwungvolle Klänge voller Lebensfreude & die berührende Geschichte um den Milchmann Tevje und seine Familie in einer Welt voller Umbrüche bezauberten das Publikum zur Premiere des Musicals „Anatevka“ trotz Regens vor imposanter Felskulisse in Rathen. Foto: LV

Mitreißende Musik und ein offenes Herz über alle Widrigkeiten hinweg

Freud und Leid, Romantik und Tristesse, Filmbilder und echtes Leben mischen sich im Musical „Anatevka“ (Der Fiedler auf dem Dach), das in die zauberhafte Welt des Schtetl Anfang des 20. Jahrhunderts in Russland entführt.

Die Guckkastenbühne mit leuchtenden Lämpchen ist von roten Samtvorhängen und kleinen vergilbten Häuschen umgeben. Davor rattert ein alter Filmvorführapparat.Vor der Leinwand der „Anatevka Lichtspiele“ sitzen die Dorfbewohner. Filmbilder und echtes Leben, Licht und Schatten, Freude und Leid, Lachen und Weinen mischen sich unentwegt und entführen vor imposanter Felskulisse in die Welt des Schtetl Anfang des 20. Jahrhunderts. Das bekannte Musical „Anatevka“ (Der Fiedler auf dem Dach) von Joseph Stein (Buch), Jerry Bock (Musik) und Sheldon Harnick (Gesangstexte) hatte in der deutschen Übersetzung von Rolf Merz und Gerhard Hagen im Juni Premiere in einer Inszenierung der Landesbühnen Sachsen auf der Felsenbühne Rathen.

Auch der starke Regen und die dunklen Wolken konnten die Stimmung nicht trüben. Die Zuschauer harrten vor vollen Rängen in Regencapes und Regenschirmen aus, bis der Wettergott ein Einsehen hatte und der Fiedler auf dem Dach mit schwungvollen Geigenklängen den Ton angab. Mit wundervollen, zarten und wehmütigen Melodien begleitete der Geiger Florian Mayer charmant in goldbestickter Weste, Käppi mit Troddel und schwarzem Hemd das turbulente Geschehen im Schtetel und legte die Filmrollen ein. Mitreißende Musik, Klänge und Szenen voller Lebensfreude, Träume, Sehnsucht und unerschütterlicher Witz und Weisheit kamen auf die Bühne im Spannungsfeld zwischen Romantik und hartem Überlebenskampf bis zur gewaltsamen Vertreibung der Dorfbewohner aus ihrem Schtetl im vorrevolutionären Russland der Zarenzeit in der dreistündigen Aufführung unter Regie von Kai Anne Schuhmacher und der Elbland Philharmonie Sachsen unter der musikalischen Leitung von Hans-Peter Preu. Im Mittelpunkt dieser berührenden Geschichte um Glaube, Liebe und Hoffnung in einer Welt voller Umbrüche stehen der jüdische Milchmann Tevje und seine Töchter, die gegen strenge Regeln und Traditionen aufbegehren, ihr eigenes Glück suchen und ihrem Herzen folgen.

Vor der Filmleinwand steht ein Kronleuchter auf dem Holzboden. Daneben ein Kasten mit Popcorn und Kinostühle auf einer fahrbaren Spielfläche, auf denen die Darsteller sitzen, herein und heraus rollen. Da ragt ein großer grauer Steinblock auf wie ein Grabstein. Doch es ist ein Klavier, auf dem stehen, singen, feiern und tanzen, einmal sogar fast akrobatisch, stolz mit Weinflaschen auf den Hüten die Männer, im Wirtshaus gemeinsam mit russischen Soldaten. Bis die Unruhen im Land auch sie einholen. Der Milchmann Tevje (großartig: Michael König) in lindgrüner Weste, weißem Hemd und Käppi ist bodenständig, hat immer einen Scherz auf den Lippen, um die Sorgen zu vertreiben und sagt direkt, was er denkt über Gott und die Welt. Er will nur das Beste für seine Töchter und träumt davon „Wenn ich einmal reich wär`“ in seinem berühmten Lied. Seine Frau Golde (Antje Kahn) sorgt gehorsam für die Familie und macht nicht viele Worte um Gefühle. Während die geschwätzige Heiratsvermittlerin Jente (Silke Richter) Neuigkeiten überbringt und ihr Herz bei ihr ausschüttet.

Um Tevje herum schwirren die mächtigen Geister der Vergangenheit, streng religiöse Juden in schwarzen Sachen, langen Bärten und grau verwitterten Gesichtern und bedrängen ihn. Der Rabbi (Kay Frenzel) und sein Sohn Mendel (Do-Heon Kim) in langen Mänteln und Fellkappen ergehen sich in stoischer Ruhe. Er ist hin und her gerissen, fühlt sich übergangen als Familienüberhaupt, tobt und ist doch glücklich, wenn er seine Töchter glücklich sieht. Tochter Zeitel (Franziska Abram) setzt sich durch und heiratet den armen, aber fleißigen Schneider Mottel (Florian Neubauer). Die Hochzeitsfeier unterm Baldachin artet in Tumult aus, als der abgewiesene Bräutigam, ein älterer und vermögender Fleischer (Johannes Wollrab) wütend die gerade geschenkten Hühner-Attrappen durch die Luft wirft und der fortschrittliche Student Perchik (Daniel Foki) auch noch wider die Sitten Tevjes adrette Tochter Hodel (Anna Maria Schmidt) zum Tanzen holt. Sie begleitet ihn später nach Sibirien in die Verbannung. Die Grenze der Toleranz ist für den Vater erreicht, als Tochter Chava (kess und belesen: Marie-Audrey Schatz) sich in den russischen Offizier Fedja (Andreas Petzoldt), einen Christen, verliebt, der ihr ein Buch von Heine gibt. Das erscheint Tevje wie eine Abkehr vom Glauben, dem Höchsten.

Erst als alle Bewohner Anatevka verlassen müssen und in alle Himmelsrichtungen auswandern, gibt Tevje auch ihr seinen Segen. Ein Garten Eden war es nie, tröstet sich die Heiratsvermittlerin. Doch es war ein Platz zum Leben und Heimat. Zum Abschied legt jeder Bewohner einen Stein zur Erinnerung ab und der Fiedler auf dem Dach spielt noch eine leise, sehnsuchtsvolle Melodie, die erlischt im Dunkel. Reichlich Beifall gab es vom begeisterten Publikum für einen trotz Wetterkapriolen wunderbaren, stimmungsreichen und herzerwärmenden Theaterabend.

Text (lv)

Nächste Termine: 8.8., 19 Uhr, 9.8., 19.30 Uhr und 10.8., 17 Uhr.
http://www.felsenbuehne-rathen.de

 

Das 2. KulturFestival Karierte Katze lockt im Palaisgarten an der Elbe in Dresden


Feiern und genießen auf Katzenart. Der Künstler, Galerist und Erfinder der „Karierten Katze“ Holger John.

Jetzt erobert die Karierte Katze das Dresdner Stadtwappen

Mit viel Fantasie, Witz, Eigensinn, Musik und Bewegung können kleine und große Kulturliebhaber und Katzenfreunde beim 2. KulturFestival Karierte Katze feiern, flanieren und entspannt genießen auf der Wiese am Japanischen Palais in Dresden. Diesmal gleich sechs Wochen lang! Vom 11. Juli bis 24. August lockt die Karierte Katze! Miau!

Die Karierte Katze ist wieder da! Keck, neugierig, verspielt und witzig-eigensinnig schaut sie in die Welt und freut sich auf das 2. KulturFestival ganz auf Katzenart vom 11. Juli bis 24. August im Palaisgarten nahe der Elbe. Vielleicht ziert sie bald sogar das Dresdner Stadtwappen. „Der Löwe ist ja etwas aggressiv und die Karierte Katze friedlich, aber mit geschärften Krallen. Damit die Kultur überlebt!“, sagt Holger John (65), Zeichner, Galerist und Initiator des KulturFestivals zu seinem Vorschlag und hält die Zeichnung hoch.

Plakate und Karten mit der Karierten Katze sieht man jedenfalls überall in der Stadt. Und auch im Festgelände taucht sie gezeichnet in vielerlei Varianten immer wieder auf und lädt zum Schmunzeln, Verweilen und Genießen ein. „Es gibt ja kein Tier in der Natur, das kariert ist. Tiere sind gepunktet, gestreift, gekringelt oder gescheckt und unsere Katze ist schwarz-weiß kariert – so bunt wie das Leben“, so John schelmisch. „Katzen sind eigen, elegant, klug, verschmust, können aber auch austeilen, stolz und sie lassen sich nicht an die Leine nehmen. Ausnahmen gibt es“, mag er an ihnen. „Das was Buchhalter, Beamte und der normale Mensch sich nicht trauen, zu tun oder sagen, kann die karierte Katze. In der Kunst gibt es keine Angst. Kunst darf alles!“ Das alles verkörpert sein Maskottchen. „Und die Katze in uns ist auch immer da.“ Das alles wird auch reichlich zelebriert bei diesem Kultur OpenAir. „Wir werden wieder viele Katzen malen, zusammen mit Kindern und Kunststudenten und allen anderen“, so John. Er zeichnet außerdem mit einem Überraschungsgast.

Fantasievoll geht es zu, wenn sie die Stadt ihrer Träume mit kleinen Häusern aus Pappkarton bauen. Auf sechs Wochen Dauer wächst das Festival dieses Jahr. Illuminationen, ein Wiesen-Gottesdienst, nachmittägliches Tanzcafé stehen allein am Eröffnungswochenende an. Es finden Konzerte statt und DJs sind am Werk: Angesagt sind etwa Conchita Wurst und MiA, DJ Hundefriedhof, Dante Thomas, DJ Tomekk und Graf Fidi,

Es wird auch eine Lesenacht geben, wo es auch um Katz, Hund und Maus geht. Neu ist das „miau yoga“, täglich von 9 bis 10 Uhr und am Wochenende um 11 Uhr auf der Palaiswiese und der Katzengymnastiktanz für Klein und Groß. Außerdem wird die Wiese zum Tanzboden bei den Konzerten und Musik mit DJ`s. „Da kann man sich in der Gemeinschaft räkeln, dehnen, durchschleichen, in Ekstase tanzen barfuß, kugeln, hüpfen, wirbeln, trampeln oder schweben. Alles ist erlaubt“, so John. Es gehe dabei um Bewegung und Schwung nicht nur für die müden Glieder und das alte Fell, sondern auch um das sich Bewegen lassen im Kopf, Geist und Herzen beim Festival Karierte Katze. „Alle lieben die Katzen. Viele Kinder hatten Plüschkatzen mit letztes Jahr“, sagt der Künstler. „Wir machen auch ein Tauziehen mit schwarzen und weißen Seilen, das wir jeden Tag ja haben in der Arbeit und Politik.“ Das wird sicher mitreißend und spannend wie es ausgeht.

Vorbereitet und unterstützt wird das Festival Karierte Katze von einem Team von Katzenfreunden zusammen mit Holger John. „Wir schützen ja Natur und Tier, auch die Palaiswiese mit limitierten Tickets zu den Veranstaltungen. Daher haben wir als Partner den Zoo Dresden und den Tierschutzverein Dresden e.V., für die man auch Tierpatenschaften übernehmen kann“, so John. „Mit diesem Fest wollen wir zeigen, wie eine friedliche Gesellschaft und Zusammenleben aussehen kann. „In Zukunft wird es dann ein Gipfeltreffen zwischen der Karierten Katze aus Sachsen und dem Kater Blau in Berlin geben, die sich bei dem Party-Format mit Elektro- und Technomusik und einem schönen Katerfrühstück näherkommen. Dann ist die Welt in Ordnung“, sagt er lächelnd.

Tickets für das miau Yoga und die Eröffnungs- und Abschlusskonzerte für das Festival gibt es auf der Webseite im Vorverkauf und an der Abendkasse. Zur Musikalischen Katzenwirtschaft Mi bi Fr ab 16 Uhr ist der Eintritt frei

Text +  Fotos (lv)

http://www.kariertekatze.de

Der 3. Musiksommer Bärenstein 2025 startet mit einem Konzert mit Hartmut Dorschner & Matthias Macht im neuen Veranstaltungsraum


Musik, die aus dem Moment entsteht & die Natur spielt mit: Der Jazzmusiker und Initiator des Musiksommer Bärenstein, Hartmut Dorschner in Aktion, in einem Garten in Wachwitz,

Von Freejazz bis Klangwanderung im Wald

Der 3. Musiksommer Bärenstein hält wieder ein vielfältiges Programm mit Konzerten, Workshop zum Mitmusizieren und einem Fest der Künster im Sommer bereit. Losgeht`s am 6. Juli, 16 Uhr im neuen Veranstaltungsraum.

Klänge in aller Vielfalt vor bezaubernder Naturkulisse locken beim bereits 3. Musiksommer Bärenstein. Unter dem Motto „Hört auf!“ stehen wieder mehrere Konzerte, ein Fest der Künste, Ausstellungen, eine Gedicht-Lesung mit Natur- und Katzenpoesie und eine Klanginstallation auf dem Programm vom 6. Juli bis 6. September in dem kleinen Ort im Osterzgebirge.

Der Titel des Musiksommers spielt auf den Bergmannsgruß Glück auf an, steht aber auch für ländliche Abgeschiedenheit und Ruhe, Skepsis gegenüber Neuem und für Aufhorchen. Als Logo sieht man statt der Schlägel und Eisen zwei Noten auf dem Plakat. Neben dem Kunsthaus Bärenstein gibt es dieses Jahr einen neuen Spielort in einem leeren Ladengeschäft im Erdgeschoss in der Kirchgasse 2. „Das Haus öffnet sich zum Markt hin. Dadurch sind wir als Veranstaltungsort präsenter“, sagt Hartmut Dorschner, Musiker und Initiator des Musiksommer Bärenstein. Veranstaltet wird dieser vom „kult-ur-art“ Kunstverein zu Bärenstein. Das alte Gebäude wollte die Stadt Altenberg schon seit 20 Jahren verkaufen. Dorschner hat es erworben vor zwei Jahren und einen Raum mit großem Schaufenster hergerichtet als „Musikladen“. Dort ist Platz für ca. 50 Besucher.

Eingeweiht wird der urige Veranstaltungsraum mit einem Konzert mit Freejazz, improvisierter Musik vom Feinsten mit den zwei Musikern Hartmut Dorschner am Saxofon und Matthias Macht am Schlagzeug am 6. Juli, um 16 Uhr. Die beiden feiern dieses Jahr ihr  genmeinsames 30-jähriges Bühnenjubiläum und leiten auch wieder als Dozenten die Werkstatt mit dem BärensteinOrchester vom 7. bis 12. Juli, diesmal zum Thema Komposition. „Wir erfinden Riffs, kleine Akkordfolgen und Basslinien und darüber kann man Melodien entstehen lassen“, so Dorschner. Rund zehn Teilnehmer im Alter von 13 bis 60 Jahren, die gern zusammen musizieren, sind wieder bei diesem Workshop dabei. Die meisten kennen sich bereits. In dem Raum stehen auch zwei Flügel. An einem davon spielt Oxana, ihr Sohn Leo bläst Triola und Tenorsaxofon. Hans als Jüngster in der Runde lernt neben Saxofon jetzt auch Schlagzeug spielen. Eleni ist von Akkordeon nun auch auf Saxofon umgestiegen. Das Konzert mit dem BärensteinOrchester, bei dem sie ihre Workshopergebnisse präsentieren, findet am 12. Juli, um 19 Uhr im „Musikladen“ statt.

Außerdem kann man verschiedene Künste bei einer „Tanz-Mal-Musik“-Aktion am 2. August, 16 Uhr erleben. Gleich drei Ausstellungen eröffnen am 3. August, 13 Uhr in der Kirchgasse 2, 10 und in der Kirche Bärenstein mit Arbeiten von Anita Rempe, Mario Nitschke, Klaus Liebscher, Dorota und Reinhard Zabka. Klaus Liebscher ist ursprünglich Geisinger und wird seine farbenfreudigen Tüpfelbilder in der Kirche zeigen. Um 15 Uhr beginnt dann eine Klang-Wald-Wanderung mit der Sängerin Agnes Ponizil.

Der Musiksommer Bärenstein wird dieses Jahr gefördert mit 3 000 Euro von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, letztes Jahr gab es 5 000 Euro, so Dorschner. Außerdem gibt die Ostsächsische Sparkasse 1 500 Euro und der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds unterstützt das Konzert mit der Band „CulturClash“ am 17. August, 16 Uhr. „Die Besucher kommen aus Bärenstein und Umgebung, auch aus Dresden. Wir haben auch schon Fans und Leute, die sich in den Ort verliebt haben und am liebsten dorthin ziehen würden“, so Hartmut Dorschner. „Es wäre schön, wenn noch mehr Künstler nach Bärenstein kommen. Im Kunsthaus ist Platz genug als Wohngemeinschaft.“ Den Musikladen will er gern über den Musiksommer hinaus für Veranstaltungen nutzen gemeinsam mit anderen Interessierten.

Text + Fotos (lv)

Unterwegs: Ein Ort für gelebte Träume, Begegnung und Austausch ist das Künstlergut Prösitz bei Grimma


Mit viel Freude und Lust am Gestalten: Im Künstlergut Prösitz wohnen und arbeiten Künstlerinnen mit ihren Kindern eine Zeitlang zusammen und können focussiert ihre Projekte umsetzen. Im Foto von li. nach re: die Leiterin Ute Hartwig-Schulz, auf dem Thron sitzt Yala Juchmann mit ihrem Kind, neben ihr Verena Schmidt und Lena Polizka mit Sohn Jakob.

Ein guter Nährboden für Kunst mit Kindern

Das Künstlergut Prösitz bietet ein einzigartiges Symposium für Bildhauerinnen mit Kind an. Mit Kinderbetreuung und viel gestalterischem Freiraum.

Vor dem Künstergut steht eine große Skulpturengruppe aus Keramik. Rund, kantig, bauchig, urweiblich wirken sie wie Wächterinnen, Sinnende, Suchende, Träumende. Ein Stück weiter laute Motorsägengeräusche. Arbeiter der Kommune sind gerade mit Sicherungsarbeiten an Bäumen beschäftigt. Über das abfallende Geäst und zersägte Stämme freuen sich die Bildhauerinnen. „Die machen das für uns. Das ist Eichenholz, da werden drei Figuren daraus“, sagt Ute Hartwig-Schulz, die Leiterin vom Künstlergut Prösitz. Sie holt einen Kasten Bier, obendrauf liegt ein kleiner Teddy, aus dem Auto, als Dankeschön für die Männer. „Das war ganz spontan.“ Der Teddy kommt wieder mit. Zu den Kindern im Künstlergut. Drei Künstlerinnen mit insgesamt fünf Kindern wohnen und arbeiten zurzeit hier. Eine weitere Künstlerin mit Kind reist am Wochenende an.
Ein kleiner Ort auf dem Lande mit viel gestalterischem Freiraum und ein einzigartiges Projekt sind der Nährboden für die Kunst, die in Prösitz Gestalt annimmt. Beim „Symposium für Bildhauerinnen mit Kind“, das von Mai bis Oktober stattfindet.

„Das eigentliche Stipendium ist die Kinderbetreuung, ohne die könnten wir einpacken. Dann kommen Ausstellung, Katalog, das Übliche. Und dann gibt es ein kleines Honorar für die Künstlerinnen. Dieses Jahr bekommen wir es von der Stiftung Kunstfonds Bonn“, sagt Ute Hartwig-Schulz. Sie hat Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden studiert. 1992 erwarb sie mit ihrem damaligen Mann Stefan Schulz, ebenfalls Bildhauer, den maroden Dreiseithof, um 1860 errichtet und baut ihn seither aus. In die einstigen Stallungen und das Scheunengebäude sind Werkstätten und Ateliers eingezogen. Ihre Tochter Ruth ist auf dem Künstlerhof groß geworden. Seit 1993 organisiert Ute Hartwig-Schulz „aus eigener Betroffenheit“ das „Symposium für Bildhauerinnen mit Kind“, das deutschlandweit einmalig ist und ihnen einen vierwöchigen Aufenthalt zum künstlerischen Arbeiten ermöglicht. Die Nachfrage ist groß mit um die 65 Bewerbungen. Acht Stipendiatinnen pro Jahr werden im Künstlergut Prösitz aufgenommen. Die Vorjahreskünstlerinnen entscheiden als Jurorinnen fachkundig über die Vergabe der nächsten Stipendien. „Den längsten Weg hatte eine Künstlerin mit fünf Kindern aus Neuseeland“, so Ute Hartwig-Schulz.

Im August kommt eine Künstlerin  aus den USA hierher. Das Residenz-Stipendium für die Künstlerinnen und Mütter wird über den Verein Künstlergut Prösitz e.V. getragen aus seinem Jahresbudget innerhalb der institutionellen Förderung aus dem Kulturraum Leipziger Raum. Der Kunstfonds Bonn fördert zudem das Programm des Künstlerguts für drei Jahre in Würdigung seiner 30-jährigen Praxis. Es ist eine Künstlergemeinschaft auf Zeit, die monatlich wechselt. Von der nahegelegenen Autobahn A14 zwischen Leipzig und Dresden, Abfahrt Mutzschen, ist an diesem Nachmittag ausnahmsweise nur ein fernes Rauschen zu hören. Um so mehr Vogelgezwitscher auf dem Hof. Es ist windstill, die Sonne drückt die Luft weg, und dadurch ruhiger.

„Heute ist es paradiesisch“, lächelt die Symposiumsleiterin. Sie stellt einen Topf Kartoffelsuppe mit frischem Basilikum aus dem Garten, Kaffee und Erdbeertorte, die jemand schenkte, auf den massiven Steintisch unter der stattlichen Linde. Sie erzählt vom Glück hier zu leben und arbeiten mit anderen Künstlerinnen, von den Wunden und Wundern des Lebens, die sich in den bildhauerischen Arbeiten zeigen. „Wir arbeiten mit dem, was wir finden und vor Ort passiert. Wie dem Lärmpegel der Autobahn, der Bausubstanz, Natur und Garten und dem Aspekt des Künstlerinnenseins mit Kind“, erzählt sie. Überall auf dem Hof stehen dort entstandene Werke der Stipendiatinnen. Am Garteneingang ein großes, aufgebrochenes Ei aus Ton, in dem eine kleine Gestalt sitzt und eine kraftvolle Figur aus Stein, die ihre Arme wie Flügel um ein Kind hält. Vor dem mit Efeu umrankten Haupthaus steht ein Thron, umrahmt von Wurzelwerk und Getier aus erdigem Ton, den die Hamburger Künstlerin Anna Mandel gestaltete, wo klein und groß zusammen sitzen und sich geehrt fühlen können.

Im hellen Atelierraum mit Gewölbedecke und Steinsäulen sind die Künstlerinnen Verena Schmidt, 44 Jahre, aus Wiesbaden und schon zum zweiten Mal hier mit nun zwei Kindern und Lena Polizka, 38 Jahre, aus Oberammergau ebenfalls mit zwei Kindern, seit 14 Tagen intensiv am Werken, im Endspurt. „Hier kann ich focussiert und in Ruhe mein neues Projekt, ein keramisches Buffet a la ‚Das große Fressen` umsetzen. Man kommt aus dem Alltagstrott heraus. Der Ort ist fantastisch, inspirierend, die Kinderbetreuung klasse. Es ist aber kein Urlaub, sondern harte Arbeit“, betont sie. Das Leben mit Kunst und Kindern ist für sie ganz selbstverständlich. „Ich schaffe mir die Strukturen und natürlich gibt es Kompromisse.“ „Man entscheidet sich ja bewusst für Beides. Dass es eine Veränderung bedarf dafür auch in der Gesellschaft, ist auch klar“, sagt Lena Polizka. „Als Mutter fällt man aus vielem heraus, da bei Stipendien und Preisen die Altersgrenze für Bewerbungen oft bei 35 Jahren liegt. Das empfinde ich als diskriminierend.“ Das Künstlergut Prösitz gefällt ihr als ein Ort immer neuer Impulse, Begegnungen, Austausch und Experimentierens mit neuem Material. Sie arbeitet gerade an einer Installation zum Thema „Resillienz“, bei der sie Bruchstücke aus Ton zu einem größeren Ganzen verwebt mit Fäden und Schläuchen. Ihr dreijähriger Sohn Jakob steht neben ihr am Tisch und lernt schon das Töpfern. Und es werden Freundschaften geknüpft zwischen den Künstlerinnen und den Kindern, die über das Symposium hinaus reichen.

Die Töchter der beiden Bildhauerinnen, Miri, sechs Jahre, und Stella, sieben, sind schon befreundet und spielen draußen im Hof. Eine Hollywoodschaukel und Kinderschaukeln, Feuerstelle und ein Wasserbassin für die Kinder laden ein zum Entspannen und Genießen. Am Wochenende unternehmen sie Ausflüge in den Leipziger Zoo oder nach Grimma. Auf dem Dachboden vom Scheunengebäude liegen Kinderzeichnungen ausgebreitet und Skizzen mit Notizen für eine künstlerisch-wissenschaftliche Arbeit, in der Yala Juchmann, 41 Jahre, aus Berlin sich mit dem Thema Fürsorge und den Gründen für die gesellschaftliche Abwertung sorgender, sozialer Berufe auseinandersetzt und daraus entstehenden künstlerischen Positionen. Sie ist mit ihrem vierjährigen Sohn hier. „Das Künstlergut Prösitz ist ein thematischer Anker für meine Masterarbeit. Mir gefällt das Selbstverständnis an diesem Ort, dass Künstlerinnen und Mütter sich nicht zu verteidigen brauchen. Hier erlebe ich ähnliche oder ganz andere Lebensrealitäten. Es ist ein lebendiges Beispiel für geschaffene Räume, wo Menschen sich gegenseitig unterstützen und Gemeinschaft entsteht.“

Text + Fotos (lv)

Kontakt + Weitere Infos: http://www.kuenstlergut-proesitz.de


Was fördert, was hindert lebendige, kreative Gemeinschaft & Fürsorge im Kleinen wie im Großen, in der Gesellschaft? Das erforscht Yala Juchmann aus Berlin derzeit in einer künstlerisch-wissenschaftlichen Arbeit und fand viele Anregungen im Künstlergut Prösitz.

Preisgekrönt: Die Inszenierung von Shakespeares Komödie „Was Ihr wollt“ mit dem Schauspielstudio Dresden begeisterte beim Schauspielschultreffen in Salzburg


Wandlungsreiches Spiel mit Macht & Gefühlen & Mann-Frau-Rollenbildern: Schadenfreude, Spottlust und Tragikomik schlagen wilde Purzelbäume beim Auftritt der coolen, eitel-selbstgefälligen Kammerzofe Malvolia, die sich von einem falschen Liebesbrief täuschen lässt und glaubt, ihre Herrin sei in Liebe entflammt zu ihr. Für diese Rolle in Shakespeares Komödie „Was Ihr wollt“ wurde Lena Birke (vorn im Bild) mit dem Solopreis ausgezeichnet beim Schauspielschultreffen in Salzburg. Fotos: Sebastian Hoppe

Inszenierung WAS IHR WOLLT des Staatsschauspiels Dresden beim Schauspielschultreffen 2025 ausgezeichnet

Die Inszenierung WAS IHR WOLLT von William Shakespeare in der Regie von Simon Werdelis erhielt gleich zwei Preise beim Schauspielschultreffen 2025. Die Produktion mit den Studierenden des Schauspielstudios der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig am Staatsschauspiel Dresden war vom 22. bis 28. Juni 2025 in Salzburg an der Universität Mozarteum eingeladen. Rund 200 Schauspielstudierende und 350 Gäste von 18 Hochschulen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beteiligten sich am Bundeswettbewerb deutschsprachiger Schauspielstudierender. Das Schauspielstudio Dresden erhielt den Ensemblepreis für das beste Figurenspiel und Lena Birke wurde mit dem Solopreis ausgezeichnet.

„Wir sind stolz auf unsere jungen Kolleginnen, die nicht nur in Dresden im Kleinen Haus in der Inszenierung WAS IHR WOLLT gefeiert werden und sich nun zu Recht über die Auszeichnung beim Schauspielschultreffen freuen dürfen. Sie stehen auch sonst gemeinsam mit unserem Ensemble in vielen weiteren Rollen regelmäßig auf der Bühne und sind eine Bereicherung für unser Haus“, so Joachim Klement, Intendant des Staatsschauspiels Dresden.

Text: Franziska Blech, Staatsschauspiel Dresden

Weitere Vorstellungen folgen am Sa, 6. September, 19.30 Uhr und am So, 21. September, 19.00 Uhr.

Karten sind an den Theaterkassen des Staatsschauspiels Dresden sowie online unter www.staatsschauspiel-dresden.de erhältlich.

Eine Rezension zur Inszenierung „Was Ihr wollt“ steht auch auf diesem Blog (erschienen am 8. März 2025 in der Rubrik „Theater“).

Schauspielstudio 2023-25 am
Staatsschauspiel Dresden: Ausgezeichnet mit dem Ensemblepreis für das beste Figurenspiel.

Premiere „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ von Eugene O`Neill im Schauspielhaus Dresden


Wo endet der Traum, wo beginnt das Leben: Davon erzählt in wunderbar schwebenden Bildern und Szenen die Aufführung „Eines langes Tages Reise in die Nacht“ von Eugene O`Neill im Schauspielhaus Dresden. Fotos: Sebastian Hoppe

Ausbruch aus der Traumwelt

Eine berührende, beklemmende, bilderstarke und packende Geschichte zwischen Zerfall und Zusammenhalt einer Familie erzählt das Stück „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ von Eugene O`Neill im Schauspielhaus Dresden. Heute am 4. Juli, 19.30 Uhr letztmals vor der Spielzeitpause.

Vor der schlicht weißen Bühne bewegen sich schattenhafte Gestalten. „Mary, Mary, das reicht nicht…“, sagt die Frau im dunklen Kleid (zart-zerbrechlich und gefangen in ihrer Alkoholsucht: Cordelia Wege) eindringlich zu sich selbst. Sie sitzt in dem schweren Ledersessel, wie auf einer Insel, einer letzten Zuflucht. Leise, stockend erzählt sie und blickt zurück auf ihr Leben mit ihren Mann, James Tyrone, den sie in höchsten Tönen lobt, ein Bild von einem Mann. Es war Liebe auf den ersten Blick, mit dem sie ihre Heimat verließ, Kinder bekam und auf ein besseres Leben in der Ferne hoffte.

Hinter dem Sessel steht ihr Mann James Tyrone (streng und besessen vom Theaterspiel und Erfolgssucht: Torsten Ranft), Schauspieler und Theaterunternehmer, der mit seiner Familie und seinem Dauerbrenner „Der Graf von Monte Christo“ von Spielort zu Spielort quer durch die USA reist, ein Leben mit allen Höhen und Tiefen, immer auf der Suche nach Erfüllung, Glück, nah am Abgrund. Wie ein Zauberer schnipst und schnellt er mit den Händen in die Luft, als würde er alles um sich herum damit verwandeln, ein Licht anknipsen. Nacheinander tauchen die Söhne auf, James Tyrone Junior (aufsässig, ungehorsam, dem Wahnsinn nahe:  Simon Werdelis), Edmund (sanft, liebevoll und schwer krank: Marin Blülle) und Eugene (der jung verstorbene, umher geisternde Bruder: Ronnie Maciel), die abwechselnd behutsam, zärtlich, leidenschaftlich und verzweifelt sich um ihre kranke Mutter und den despotischen Vater bemühen, gegen- und miteinander ringen und versuchen die schwelenden Konflikte zu klären und die Familie und ihr Dasein zu retten, die nach und nach auseinanderbricht in den Wirrnissen der Zeit und Verhältnisse.

Das ist berührend und beklemmend in berückend schönen, traumwandlerischen Bildern, mit leise komischen Momenten und expressiv kraftvollem, dramatischem, intensivem Spiel in Szene gesetzt, begleitet von wehmütigen, melancholischen und pochenden, sphärischen Klängen, Dampfertuten, Möwenrufe und Nebelhorn (Musik: Samuel Wiese) im Stück „Eines langen Tages Reise in die Nacht von Eugene O`Neill, in der deutschen Übersetzung von Michael Walter unter Regie von Sebastian Hartmann im Schauspielhaus Dresden. O`Neill wurde 1936 als einziger amerikanischer Dramatiker mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Er starb 1953 in Boston.

Sein Stück „Eines langen Tages Reise in die Nacht“, erzählt autobiographisch gefärbt, packend und bilderstark einen Tag aus dem Leben einer irischen Einwandererfamilie Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Spielfläche ist mal Brücke, die sich hebt und senkt zum Darübergehen und zuletzt taucht ein großes Traumschiff mit Segel auf, an dem die Darsteller entlang gehen, sich festhalten und darauf setzen. Diese Geschichte, in der Spiel und echtes Leben unmerklich verschmelzen, mit einem grandiosen Monolog von Edmund, ist zugleich eine Hommage, eine Liebeserklärung an das Theater, von dem Illusion, Magie und Kraft gleichermaßen ausgeht und der man sich schwerlich entziehen kann. Viel Beifall gab es vom Premierenpublikum für diese wunderbare, zum Träumen und Weiterdenken einladende Aufführung.

Text (lv)

Nächste Aufführung: 4. Juli, 19.30 Uhr im Schauspielhaus Dresden.

http://www.staatsschauspiel-dresden.de

Premiere „Bandscheibenvorfall“ von Ingrid Lausund im Schauspielhaus Dresden


Sie teilen alles, Freud und Leid, Sinn und Unsinn der Arbeit und tun alles, um befördert zu werden: die grauen Helden im Stück „Bandscheibenvorfall“ von Ingrid Lausund im Schauspielhaus Dresden. Herzergreifend komisches, grandioses Schauspielertheater! Foto: Sebastian Hoppe

Tragikomische Helden auf der Karriereleiter

Vom Steigen und Fallen, Gewinnern und Verlieren in der Business-Welt und ihren Auswirkungen erzählt die witzig-geistreiche Komödie „Bandscheibenvorfall“ von Ingrid Lausund im Schauspielhaus Dresden. Heute am 2.7., 19.30 Uhr letztmals vor der Spielzeitpause.

Ein Mann im grauen Anzug kriecht über den Boden. Vor halb offenem, roten Vorhang reden und witzeln er und eine Frau ebenfalls im grauen Anzug mit blauem Schleifentuch über die perfekte Darstellung und Selbstoptimierung. Der Spiegel wird zum hassgeliebten, kritischen Gegenüber, vor dem Aussehen und Gesten geprüft und eingeübt werden. Herrlich absurd-komisch und traurig bis abgründig zugleich ist das  Stück „Bandscheibenvorfall – ein Abend für Leute mit Haltungsschäden“ von Ingrid Lausund im Schauspielhaus Dresden.

Es geht um Gewinner und Verlierer, Erfolg und Scheitern, die Macht der Gewohnheit und Gebrauchtwerden, Angst vor Abschieden und Neuanfängen in dieser Inszenierung mit großartigem Schauspielertheater unter Regie von Philipp Lux, der für seine komödiantische Art bekannt ist und hier reichlich Futter findet mit abwechselnd schreiend komischen und leise, berührenden Momenten. Als Kulisse dient eine graue Wand mit Aktenordnern, Griffen und ein Bildschirm oben an der Decke mit blauem Himmel und weißen Federwolken. Die fünf Schauspielerinnen und Schauspieler reden sich nur mit Nachnamen an und stellen sich gegenseitig vor, während sie zum Kaffeeautomaten gehen und auf das Gespräch beim Chef warten. Alle haben ihre Neurosen, Sorgen, Sehnsüchte, die nach und nach hervorbrechen. Alle schauen und gehen erwartungsvoll die Treppe hoch, träumen von Aufstieg und Beförderung. Durch die halb offene Tür fällt grell weißes Licht wie ein Heiligenschein. Sie zelebrieren ihr Ego, proben für den großen Auftritt, sticheln, streiten, lassen Frust am anderen ab oder wirken besorgt und beruhigend aufeinander ein.

Einer nach dem anderen steigen sie die Stufen hoch und kommen völlig verändert wieder heraus. Mit deformierten Gesichtszügen, stumm, irritiert, schwankend oder wütend. Da ist die taffe Karrierefrau Schmitt (Josephine Tancke), die akkurat und im Spagat alles durchsteht und die ältere, rothaarige, nette und adrette Frau Kristensen (Friederike Ott) die immer noch glaubt, dass Teamwork sich auszahlt, gern einen Teebeutel bereithält, wenn es mal wieder brenzlig ist und meint: „Es war ein gutes Gespräch!“ beim Chef, von dem sie mit einem Messer im Rücken taumelnd zurückkommt. Ohne es zu merken. Der kauzige, ängstliche Kruse (Torsten Ranft) sieht es entsetzt, weint und lässt es stecken. Der sonst immer coole Hufschmidt (Paul Kutzner) ist auf einmal unsicher bis zum offenen, hemmungslosen Gefühlsausbruch. Der stets freundliche und zuverlässige Kretzky (Thomas Eisen) kommt mit roter Clownsnase im Mund und blau weiß gepunkteter Unterhose, buchstäblich die Hosen herunter gelassen, vom Chef zurück als tragikomischer Held und packt seine Sachen. Ein Höhepunkt im Stück ist sein verzweifelt-komisch, dramatisches Putpourri aus bekannten Hits, darunter von Queen, mit denen er durch die Zuschauerreihen klettert und das Publikum begeistert: „Alles halb so schlimm!“

Jeder der grau unscheinbaren Büroangestellten hat seine eigene Gesangseinlage, Lieder, mit denen sie ihre Wut und heimliche Wünsche herauslassen, den anderen Trost und Mut geben und ungeahnte Seiten von sich zeigen. Sie überlegen: Was wäre wenn… sie einfach gehen würden. Nicht mehr so weitermachen wie bisher. „Bevor wir gehen, schmeißen wir eine Vase um!“ das ist ihre Revolte. Am Ende stehen sie wieder zusammen vor dem halb offenem Vorhang. Alles ist wie immer. Oder doch nicht?!
Viel Beifall vom Premierenpublikum gab es für diese witzig-geistreiche Komödie über den Sinn und Unsinn von Arbeit, Leistungs- und Perfektionswahn bis zur Selbstaufgabe.

Text (lv)

Nächste Aufführung: 2. Juli, 19.30 Uhr im Schauspielhaus Dresden.

http://www.staatsschauspiel-dresden.de

Beim Elbhangfest Dresden: Das geheime Leben der Feen in Wachwitz erkunden


Fasziniert von Märchen, Sagen & allem Magischen: Barbara Rauthe-Reichenbach nimmt kleine und große Besucher in ihrem Garten am Wachwitzer Weinberg 3 mit auf eine wundervolle Reise in die Welt der Feen und Naturgeister und liest eine zauberhafte Geschichte dazu. Am 28. und 29. Juni. jeweils von 11.30 bis 16.30 Uhr.

Die Wunderwelt der Feen in Wachwitz

Im Garten von Barbara Rauthe-Reichenbach am Wachwitzer Weinberg 3 können kleine und große Besucher sich von den entzückenden Wesen bezaubern lassen, ihre fantastische Geschichte hören, wie sie hierher kamen und naschen und trinken, was Feen gerne mögen.

Auf den ersten Blick wirken sie wie Schmetterlinge, Libellen oder Blumen. Winzige, zarte und entzückende Wesen, die umherflattern, auf Gräsern und Blütenranken schaukeln oder auf bemoosten Steinen sitzen. Sie wohnen in Baumhöhlen, unter Pilzkappen und in Steinhäuschen unter Efeuzweigen. In die zauberhafte Welt der Feen und Naturgeister entführt Barbara Rauthe-Reichenbach in ihrem Garten in Wachwitz, der für kleine und große Besucher zum Elbhangfest am 28. und 29. Juni, jeweils von 11.30 bis 16.30 Uhr wieder geöffnet ist (Wachwitzer Weinberg 3, Zugang auf der Rückseite des Hauses).

Angeregt zu den wundersamen Figurenszenen im „Fairyland im Secret Garden“ wurde Barbara Rauthe-Reichenbach im Urlaub in Irland, wo sie erstmals die eigentümlichen Behausungen der Feen sah. „In fast jedem Garten und hinter den Hotels sieht man dort Feentürchen und –häuschen und Schilder, die einen auffordern, leise und vorsichtig zu sein, um die Feen nicht zu stören an ihren Orten“, erzählt sie. „Die Iren halten die Feen für machtvolle, magische Wesen, die gerne mit den Menschen interagieren. Bei wem sie sich ansiedeln, dem bringen sie Schutz und Glück ins Haus, sie können aber auch eigensinnig und sauer sein und Unsinn anrichten, wenn sie erzürnt sind.“ Fasziniert von dieser Welt der Märchen, Sagen und allem Magischen begann Barbara Rauthe-Reichenbach Figuren und Häuschen aus der Feenwelt zu sammeln, die sie auf Flohmärkten und in Spielzeugläden findet. „Da ich sonst im Alltag mehr Sachtexte und Businesspläne schreibe, ist das meine Fantasiewelt, wo ich mich erholen und aufladen kann“, sagt sie. Barbara Rauthe-Reichenbach arbeitet als Coach, Unternehmensberaterin für kreative Berufe und jetzt auch als Autorin. Der Feenzauber lässt sie nicht mehr los.

Freunde und Familie fragten sie immer wieder danach und wunderten sich über ihre Begeisterung. „So begann ich, eine Geschichte zu schreiben, wie die Feen nach Wachwitz kamen und in meine Träume flogen und habe weiter gebaut am Fairyland.“ Inzwischen schicken ihr Freunde aus dem Urlaub und von Ausflügen Bilder mit Feentürchen, z.B. aus dem Park Gromlau und in der Dippoldiswalder Heide mit einem Wichtel-Areal, so dass sie überlegt, einen Feen-Atlas mit Beschreibung der Orte herauszugeben. Im Frühjahr hing das erste Feentürchen mit Blätterdach an der Sandsteinmauer, neben ihrem Wohnhaus nahe dem Rhododendronpark, die mit ihrer Blütenpracht zahlreich auch in Irland vorkommen.

Da sieht man Hippie-Feen mit ihren Wohnwagen und die offene Tür zur alten Berta, die schon über 300 Jahre alt ist und einen Schaukelstuhl auf der Terrasse. Die Teefee Veronica wird beschützt von einem kleinen geflügelten Drachen. Die Fee Danuta, umringt von Eichhörnchen, bäckt gern Nusskuchen, den es auch zum Elbhangfest im Feengarten gibt. Da sprudelt nebem einem Sandsteinfelsen mit Feen und einer Wassernixe namens „Elbirell“ ein Wunschbrunnen. Die Künstlerin Inez, eine Spanierin, steht vor ihrer farbenfrohen Leinwand. Feen mögen Kunst und Natur gern. Vor der Tür zum Traumland stehen die lila Pantöffelchen der Wächterin Safira. „Manche Feen sieht man, andere nicht. Sie entscheiden selber, ob sie sichtbar sind oder nicht“, so Barbara Rauthe-Reichenbach. Die kleine goldene Kanone stand letztes Jahr beim Elbhangfest plötzlich da. „Die wandelt sich zur Frühlingsaufwachkanone, mit Blumensamen geladen und statt einem Knall ertönt Vogelgezwitscher“, sagt sie schmunzelnd.

In ihrem Feengarten kann man auch der Geschichte lauschen, in der sie mit viel Liebe, Fantasie und feinem Humor über die Welt der Feen, ihre Ursprünge, Vorlieben und Eigenarten, die den Menschen gar nicht so unähnlich sind, mit realen Bezügen zu Irland und zu Dresden, erzählt. „Was allen Feen gemeinsam ist, sie lieben die Natur in allen Facetten, alles was grünt, blüht, wächst und kreucht und fleucht und sie lieben Magie. Feen tanzen und muszieren gern und sie lieben das Wasser“, so Barbara Rauthe-Reichenbach. Damit sind sie beim Elbhangfest bestens aufgehoben und werden ihre helle Freude haben ebenso wie die Besucher. “Die Leute kommen, weil sie Märchen hören und sich verzaubern lassen wollen von den Feen“, sagt Barbara Rauthe-Reichenbach. Die Kinder erzählen ihr oft noch mehr zu den fantastischen Wesen. Ihr Buch über das „Geheime Leben der Feen in Wachwitz“ mit Illustrationen soll dann nächstes Jahr zum Elbhangfest erscheinen.

Text + Fotos (lv)

 

 

BilderAlbum: Lesungen & Lyrikmarkt beim Poesiefestival Berlin


Fantastische, bilder- und temporeiche Lyrik und sensible, nachdenkliche Töne: die Autorin Kerstin Preiwuß, Moderator Hans Thill und die Autoren Walle Sayer und Andreas Reimann.

Bilderstarke Lyrik & Prosa: die Schriftstellerin Marion Poschmann und der Schriftsteller Lutz Seiler.

Wort- und klangspielreiche Poesie: die Autorinnen Don Mee Choi und Uljana Wolf.

Dem Irrsinn und Absurden in der Welt mit Sprachmacht begegnen

Von rasant komisch, lyrisch elegisch, wortspielerisch bis experimentell reichte das Spektrum bei den Lesungen mit bekannten AutorInnen und viel Schönes und Neues entdecken konnten die Besucher außerdem auf dem Lyrikmarkt mit über 40 Verlagen und Magazinen zum Abschluss des Poesiefestivals Berlin.

Eine kleine Amsel reckte ihren Schnabel wie zur Begrüßung auf der Wiese vor der Akademie der Künste. Und Key wurde Alice und sammelte Wörter wie Pilze…, heißt es bei Kerstin Preiwuß. Sie las neue Texte aus ihrem nächsten Gedichtband „Rodeo“. Insgesamt elf Dichterinnen und Dichtern, Stipendiaten vom Deutschen Literaturfonds, gaben aktuelle Einblicke in ihr Schaffen bei den gut besuchten Lesungen zum Abschluss des diesjährigen Poesiefestivals Berlin am vergangenen Sonntag.

Bei sommerlichem Wetter saßen und lauschten die Zuhörer aufmerksam unter dem breitkronigen, lichtflirrenden Blätterdach im Buchengarten der Akademie am Hanseatenweg 10 und erlebten Lyrik in großer Bandbreite. Zwischen den Lesungen konnte man auf dem Lyrikmarkt interessante Entdeckungen machen an den Ständen von über 40 Verlagen und Magazinen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz im Studiofoyer und Außenbereich. All die verlockenden, mit der Bildhaftigkeit von Sprache spielenden und leseanreizenden Buchtitel zu sehen, bereitete großes Vergnügen. Es herrschte auch ein reges Kommen und Gehen der Besucher an den Ständen. Es wurde viel geblättert und auch gekauft.

Mit den Augen von Key, einer fantastischen Figur, sucht Kerstin Preiwuß in bilder- und temporeicher und rasant komischer Sprache den gegenwärtigen Zustand der Welt zu fassen. Key klingt wie ein Schlüsselwort oder KI. Die Kunstfigur kennt keine Moral und Menschlichkeit, das gebe ihr die Freiheit, mit Abstand und hemmungslos auf die Welt und Verhältnisse zu schauen, sagte sie über ihren Text. Um dem ganzen Irrsinn etwas zu entgegnen und durch das Absurde doch noch eine gewisse Sprachmacht zu erhalten, so Kerstin Preiwuß. In einem Gedicht, „Erscheinung“ von Walle Sayer, der nach ihr las, heißt es: „… dass wir sehen, was wir sind oder sind was wir sehen, steht glaub ich bei Pessoa.“

Andreas Reimann, der Nestor der sächsischen Lyrikszene, las bedächtig, klar und weise seine Verse, Naturgedichte und über die Natur des Menschen. „Weich in ihrer Strenge sind seine Dichtungen und oft ein bitterer Witz“, beschrieb einmal der Leipziger Schriftsteller Clemens Meyer Reimans Gedichte. In der Form stehen seine Gedichte in der Tradition von Hölderlin und Klopstock. Fast beschwörend, eindringlich sein neuestes Gedicht mit Blick auf die vielen Konflikte in der Welt: „Freundlichkeit ist leicht uns auszutreiben. Doch Mensch sein heißt es bleiben. Wir müssen für den Frieden tauglich bleiben.“ Sein Gedicht „Baum sein“ beschreibt was wir von ihnen lernen können: „…Geduld zu haben… diese Wurzlung, die man nicht wählte, aber unbedrängt die Krone und deren Spieglung unter der Erde!“

Text + Fotos (lv)

Mehr Text zu Lesungen + Lyrikmarkt folgt.