Kunst:offen in Sachsen: Atelierbesuch bei Olaf Klepzig in Rabenau


Sonnenlicht & Mondschatten: Der Bildhauer Olaf Klepzig vor seinem Mondtor im Freiluftatelier in Rabenau bei Freital.

Ein Mondtor geformt aus Steinen und Sonnenlicht

Das Land-art-Kunstwerk von Bildauer Olaf Klepzig steht in seinem Freiluftatelier in Rabenau und kann beim diesjährigen „Kunst: offen in Sachsen“ zu Pfingsten besichtigt werden.

Es sieht aus wie ein Brunnen, in den Licht fällt. Ein Kunstwerk aus hellen Steinen, filigran und fest zugleich, mit offener Mitte. Das Mondtor steht mitten in der Natur vor Bäumen im Freiluftatelier des Bildhauers Olaf Klepzig in Rabenau bei Freital. Traumwandlerisch kann man sich durch das Tor hindurch bewegen und ringsum viele weitere wunderbare Skulpturen aus Holz und Stein von ihm sehen. Das Spiel der Gegensätze, Sonnenlicht und Mondschatten, natürliche Schönheit und Balance spiegelt dieses Land-art-Kunstwerk von Klepzig.

Erstanden ist das Mondtor aus einem Steinhaufen, der schon länger auf der Wiese lag. Letzten Sommer hat er spontan mit dem Bau begonnen. „Angeregt hat mich die Abbildung von einem Mondtor in einem alten englischen Gartenkalender, das in einen besonders schönen Gartenraum führt und ein Gestaltungsmittel in der chinesischen Gartenkunst ist“, so Klepzig. Das gab den Anstoß, selber ein Mondtor zu erschaffen. Zuerst fertigte er eine Skizze mit rundgesägtem Holz und danach ein Gestell, 1,80 Meter hoch. “ Die Steine sind konzentrisch um das Gestell gelagert und so aneinander gelegt, dass sie immer zur Mitte zeigen“, erläutert er. „Ich wusste nicht, ob es hält. Jeder Stein ist anders.“ Das gesamte Mondtor sei wie eine Trockenmauer errichtet und hält durch die Bauweise. Das Gestell hat er wieder rausgenommen. Ein Kunststück für sich, dass kein Stein herunterfällt.

Broschüre zum Bau des Mondtors

Das Mondtor ist nach Nord-Süd ausgerichtet. Wenn die Sonne vom Osten her frühmorgens durch das offene Tor scheint, taucht darunter im Gras ein sonnengelber Kreis auf, als ob der Vollmond aufgeht. Als könne man den Mond mit der Hand berühren. Seit 14. August letzten Jahres hält das Mondtor aus Stein, an dem er sieben Wochen baute, so Klepzig. Eine Broschüre zur Entstehung seines eindrucksvollen Natur-Kunstwerks mit Text und Bildern hat er im Frühjahr im Notschriften-Verlag Radebeul herausgegeben. Ihn inspieren auch die Land-art-Kunstwerke des britischen Künstlers Andy Goldsworthy, der ebenfalls aus Steinen oder auch Eiszapfen seine Installationen an Orten in der Natur baut. Olaf Klepzig gestaltet bei Interesse auch an anderen Stellen, z.b. in Parks oder Gärten Mondtore aus vor Ort vorhandenem Material. Aus Holz und Stein erschafft er auch seine Plastiken, oft Figürliches, Köpfe, Akte, Paare, Tanzende. Ein formenreicher Figurenreigen begegnet dem Betrachter in Olaf Klepzigs Freiluftatelier. Das lebensgroße Tangopaar entstand aus der Stammgabel eines Baumes. Träumende Steinsgesichter, kleine Türme mit gewundenen Dächern aus Stein auf Stelen und grazile Figuren ragen vor dem Gartenzaun empor. Sonnenstrahlen wandern über die Steine, dazwischen Vogelgezwitscher und ein Rabenvogel krächzt vergnügt. Jetzt arbeitet Klepzig auch wieder mehr im Freien. Er hat sich bei Bildhauersymposien in Frankreich, wo auch Landart angesagt ist, mit seinem Mondtor beworben. Das er auch aus einem Baumstamm oder geflochtenen Zweigen errichten kann.

Holzbildhauerkurs im Einnehmerhaus

Beim nächsten Symposium im Steinbruch Nebelschütz bei Kamenz will Klepzig außerdem wieder dabei sein. Dort wird im September zudem eine seiner dort entstandenen, größten Figuren eingeweiht. Eine vier Meter lange, sonnengelbe Liegende, seine „Nebelschützerin“. Sie erhält einen Platz vor dem Gebäude der unlängst gegründeten „Stiftung Enkeltauglichkeit“, bei der es um nachhaltige Landschafts- und Dorfentwicklung für kommende Generationen und interkulturellen Austausch geht. Außerdem gibt es einen Holzbildhauerkurs für Kinder und Erwachsene mit Olaf Klepzig für maximal acht Teilnehmer im Einnehmerhaus Freital. Er bringt das Holz mit und zeigt ihnen den Umgang mit dem Schnitzmesser. Werkzeuge sind vorhanden und jeder kann seiner Fantasie freien Lauf lassen. Entstanden sind schon ein Anker, den ein kleines Mädchen schnitzte und eine lange Figur aus einem Ast geschält von einem Mann. „Die Werke werden nach und nach fertig und wollen weiter wachsen“, so Klepzig. Neue Teilnehmer können sich sich im Einnehmerhaus anmelden.

Zurzeit steckt er mitten in den Vorbereitungen für das bereits 21. „Kunst: offen in Sachsen“, bei dem vom 7. bis 9. Juni über Pfingsten wieder rund 130 Künstlerinnen und Künstler sachsenweit ihre Ateliers, Galerien und Werkstätten für die Besucher öffnen und Einblicke in ihr Schaffen geben, begleitet von Musik, Lesungen und weiteren kreativen Aktionen. Das Progammheft ist in Druck und bis kurz vor Beginn können Künstler sich noch online anmelden. „Leute, die das Kunstprojekt gern mit organisieren möchten künftig sind gern willkommen“, sagt Olaf Klepzig, Initiator des sachsenweiten Events und Vorsitzender des Vereins „Kunst: offen in Sachsen“.

Text + Fotos (lv)

Nächste Termine für den Kurs Holzskulptur im Einnehmerhaus:
30.5., 27.6. und 15.8., jeweils von 17 bis 20 Uhr.

www.olafklepzig.de

www.kunst-offen-in-sachsen.de

OpenAir-Kino: Stummfilmabend mit Livemusik mit Tobias Rank und seinem Wanderkino im Schlosshof Burgk in Freital


Unschlagbar: Mit Witz & Charme nimmt Stummfilmstar Charlie Chaplin es mit den Widrigkeiten im Leben auf. Er ist natürlich auf der Leinwand mit dabei beim nostalgischen Open Air-Kino am Donnerstag, dem 5. Juni, um 21.30 Uhr im Schlosshof Burgk in Freital. Fotos: (2) Tobias Rank

Wanderkino & Natur pur: Ein besonderes Erlebnis sind die Stummfilmabende mit Livemusik mit Tobias Rank und manchmal mit Musikerkollegen. Foto: Erik-Jan Ouwerkek

Humorvolle Zeitreise mit Charlie Chaplin

In ein Open Air-Kino mit viel nostalgischem Charme und Stummfilmen mit Livemusik verwandelt Musiker Tobias Rank mit seinem Wanderkino am Donnerstag den Schlosshof Burgk in Freital.

Vor der romantischen Kulisse von Schloss Burgk steht ein rotes Feuerwehrfahrzeug. Alle schauen gebannt darauf. Doch es kommt nicht, um einen Brand zu löschen. Es sorgt viel mehr für Staunen, Verzauberung und etliche Lachtränen bei den Zuschauern etwas später. Wenn die Lichter angehen und die Leinwandhelden von einst sich ein Stelldichein geben, mit unverwüstlicher Komik durch die Tücken des Lebens kämpfen und dabei all ihren Witz und Charme spielen lassen. Allen voran der Meister des Slapstick, Charlie Chaplin, der sich wacker auf einer Rollschuhbahn behaupten wird und natürlich ist auch ein Film aus dem Leben eines amerikanischen Feuerwehrmanns von Edwin S. Porter dabei bei dem Stummfilmabend mit Livemusik mit Tobias Rank und seinem Wanderkino am Donnerstag, dem 5. Juni, um 21.30 Uhr im Innenhof von Schloss Burgk in Freital. Es ist Platz für ca. einhundert Besucher bei hoffentlich regenfreiem Wetter.

Der Musiker und Stummfilmliebhaber aus Leipzig ist erstmals hier zu Gast. „Ich komme gern an neue Orte und lasse mich überraschen von der Atmosphäre und den Zuschauern, wie sie reagieren“, sagt Rank. Er begleitet die Stummfilmbilder am E-Piano, frei improvisierend. „Jeder Abend ist verschieden. Die Musik fließt mit der Stimmung und ist abgestimmt auf die Filmszenen. Das ist wie eine Reise in eine vergangene Zeit.“ Den Platz verwandelt er mit wenigen Handgriffen zu einem nostalgischen Open Air-Kino. Mit einem Oldtimer-Feuerwehrfahrzeug der Marke Magirus Deutz von 1969, das sämtliche Kino-, Ton- und Lichttechnik integriert, und davor aufgeklappter Leinwand von vier mal drei Meter Größe, entführt Tobias Rank sein Publikum in die Pionierzeiten des Kinos. Der älteste der sechs Kurzfilme stammt von 1903, der Stummfilm mit Charlie Chaplin entstand 1916, „Ein Sonntagsfahrer“ mit Larry Semon ist von 1925 und „Samstag Nachmittag“ mit Harry Longdon wurde 1926 gedreht. Das Wanderkino von Tobias Rank ist das einzige in Deutschland, das Stummfilme mit Livemusik und historischer 16mm-Vorführtechnik zeigt.

Beim Rattern des Filmapparates mit den zwei Spulenrädern erinnert man sich schmunzelnd und etwas wehmütig an die ersten Kinobesuche in der Kindheit, wie einfach und wundervoll so ein Gerät eine Welt voller Geschichten in Bildern lebendig werden lässt. „Stummfilme und Livemusik, das passt unweigerlich zusammen“, so Rank, der an der Leipziger Musikhochschule die Fächer Klavier, Komposition, Cembalo und Improvisation studierte. Danach beschäftigte er sich neben seiner Tätigkeit als Bühnenmusikkomponist und Bühnenmusiker an verschiedenen Theatern außerdem mit Stummfilmmusik, Weltmusik, Chanson und Literatur. Er hatte schon in den 1990er Jahren bei Projekten in Filmtheatern und im Kulturzentrum NATO in Leipzig Filme als Musiker begleitet. „Damals war das noch unbekannt und wir haben sehr viel Zuspruch bekommen“, so Rank. 1999 gründete Tobias Rank mit Gunthard Stephan das Wanderkino.

Es begann mit einer Sommertour, die jährlich in wechselnder Besetzung mit weiteren Musikern „je nach Lust, Laune und Budget“ an Auftrittsorte deutschlandweit und an der  Ostsee führt. Mit dem mobilen Stummfilmkino ist der Musiker inzwischen in ganz Europa unterwegs. Mittlerweile sind es über 100 Vorstellungen im Jahr mit seinem Wanderkino. Rank hat über 30 Filmprogramme zur Auswahl, welche die Herzen von Stummfilm- und Experimentalfilmfans höher schlagen lassen. Mit grandiosen Komikerurgesteinen, neben Charly Chaplin, Laurel & Hardy, Buster Keaton, Kurzfilme von Auguste & Louis Lumière von 1895 bis zum Monumentalfilm Metropolis von Fritz Lang von 1926.

Text (lv)

Weitere Infos unter: http://www.wanderkino.de

Ausstellung „Glorious Forty“ mit Malerei & Zeichnung von Viktoria Graf zum 40. Geburtstag in der Galerie Kunst & Eros


Sie schwelgt, schwebt & genießt auf zauberhaft eigene Weise in ihrer viktorianisch grafschen Ästhetik & Bildsprache: Die Dresdner Künstlerin Viktoria Graf in ihrer neuen Ausstellung in der Galerie Kunst & Eros, Hauptstraße 15 in Dresden. Chapeau!

“Jede Frau ist eine Liebesgöttin“

Pure Weiblichkeit in allen Facetten, Lebenslust und Sinnlichkeit feiert in fantastischer Farb- und Formenfülle die Ausstellung „Glorious Forty“ mit Malerei und Zeichnung von Viktoria Graf zu ihrem 40. Geburtstag in der Galerie Kunst & Eros in Dresden.

Die Liebesgöttin Aphrodite räkelt sich splitternackt, mit antiker Hochsteckfrisur und feurig funkelndem Kamm, in der Sonne auf einer Blumenwiese im Titelbild. Pure Weiblichkeit in allen Facetten, Lebenslust und Sinnlichkeit feiert in fantastischer Farb- und Formenfülle die Ausstellung „Glorious Forty“ mit Malerei und Zeichnung von Viktoria Graf zu ihrem 40. Geburtstag mit einer besonderen Werkschau in der Galerie Kunst & Eros, Hauptstraße 15 in Dresden (bis 23. August zu sehen).
Insgesamt 96 Arbeiten, die bis auf drei Arbeiten, alle dieses Jahr entstanden, sind in den zwei Ausstellungsräumen zu sehen. Da lockt Venus reizvoll, verführerisch und fantasievoll. Sie schwelgt, schwebt und genießt, von Kopf bis Fuß geschmückt mit farbenprächtigen Blüten und Früchten. Da schlummern, sprießen, erblühen weibliche Körper- und pflanzliche Formen eng miteinander verwoben, wirbeln Haare und Röcke luftig-verspielt, prickelnde Hingabe, darf es auch mal glitzern, erscheinen Himmel und Hölle im Blütentaumel in einer Vase und hält die Göttin Hera eine Sanduhr, an die verrinnende Lebenszeit erinnernd.

Mit ihrer Ausstellung zum bevorstehenden runden Geburtstag zelebriert sie das Weibliche und die Reife, die es brauchte mit dem erotischen Thema künstlerisch umzugehen, sagt Viktoria Graf. Zugleich sei es eine Hommage an das Leben und die Liebe und Leidenschaft zu ihrer künstlerischen Arbeit. „Ich wollte explodieren. Alle Dogmen loslassen, loslegen und mal richtig durchziehen in meiner eigenen, authentisch viktorianisch grafschen Ästhetik und Bildsprache“, so die Künstlerin selbstbewusst mit Blick auf die Bilderfülle. „Die Kondition baut sich auf. Kreativität ist wie Training, Gehirnjogging.“ Viktoria Graf ist sehr experimentierfreudig und mag es gern vielfältig. Kleine, große Formate, Ölbilder, Zeichnungen, Hinterglasmalerei, Siebdruck und Collagen. Aktmalerei fand sie schon als 20-Jährige toll, konnte es aber nicht fühlen. Jetzt mit 40 ist sie soweit. Ihre Bilder entführen in surreale Traumwelten, die Sehnsüchte und Erlebtes widerspiegeln. „Die Ausstellung ist mir sehr nah, intim und persönlich“, so Viktoria Graf. „Ich möchte dem Betrachter auch Raum lassen selbst zu träumen.“

Der 40. Geburtstag ist auch ein guter Zeitpunkt, auf das Erreichte zu schauen: Viktoria Graf hat inzwischen Fuß gefasst in der Dresdner Kunstszene, schon mehrfach ausgestellt und den Ankauf eines Bildes, „MadAmme“ (übers: Verrückte Madame) von ihr durch die Städtische Galerie Dresden letztes Jahr aus der „Echtzeit“-Gruppenaussstellung sieht sie als „großes Glück“. Nach ihrem Studium der Malerei und Grafik von 2005 bis 2010 an der Dresdner Kunsthochschule war Viktoria Graf zwei Jahre als Meisterschülerin bei Professor Adamski und lebt und arbeitet seit 2012 als freischaffende Künstlerin in Dresden. 2019 hatte sie ihre erste Einzelausstellung in der Galerie Kunst & Eros.

Viktoria Grafs Bilder sind farbenfreudig und vieldeutig, oft nicht wie es auf den ersten Blick erscheint. Wie das Ölbild mit den zwei kecken nackten Damen, die vermeintlich an einer Polestange aufreizend posieren. Doch tatsächlich sitzen sie auf einer Schaukel als „Gloriosas auf den Schwingen“. Die Darstellung von Körperlichkeit und Nacktheit ist immer ein Spagat und sehr filigran, weiß sie. „Jede Frau ist eine Liebesgöttin. Es kommt darauf an, was sie signalisiert, mit sich machen lässt und wie sie selbst damit umgeht“, sagt Viktoria Graf. Sie feiert mit ihrer Kunst ganz selbstverständlich, lebensfroh und hautnah in der Schwebe zwischen Leichtigkeit und Tiefgang immer wieder neu überraschende Weiblichkeit. Es ist schwer ihre Bilder nicht zu mögen. Die Ausstellung von Viktoria Graf ist noch bis 23. August zu sehen.

Text + Fotos (LV)
Weitere Fotos von der Ausst.eröffnung folgen.

 

Unterwegs: Wortkunst aus aller Welt beim Poesiefestival Berlin

Wenn die Wort-Bälle mit Akribie und Schwung
hin und her fliegen

Das 26. Poesiefestival Berlin lockt vom 3. bis 15. Juni mit reichlich Wortkunst aus aller Welt, Lesungen, Gesprächen, Performances, Lyrikmarkt und erstmals verbinden sich Poesie und Sport zum Lauschen, Anfeuern und Mitmachen.

Was haben ein Windhund, Blitz, Donner, Schwalben-Tattoo, Streichholz,
ein Cricketball, Rhodendron, Pilze und Beine gemeinsam? Sie kommen zur Sprache beim Poesiefestival Berlin. Sie zieren das Titelplakat und die Programmflyer und machen neugierig auf dieses Fest der Worte in vielerlei Ausdrucksformen. Im 26. Jahr seines Bestehens treffen sich dazu wieder rund 150 namhafte Dichter und Künstler aus aller Welt zum größten Festival dieser Art in Europa, um die Poesie in den öffentlichen Raum zu bringen und mit den verschiedensten Orten zu agieren, die Berlin zu bieten hat. Zur Einstimmung fand bereits seit 15. Mai ein berlinweites Vorprogramm statt. Das Hauptprogramm geht ab 3. Juni neun Tage lang erstmals an zwei Festivalorten, in der Akademie der Künste am Hanseatenweg und dem Kulturzentrum „silent green“ im Wedding, über die Bühne.

Das Festival der Wortkunst eröffnet mit der Berliner Rede zur Poesie, die am 3. Juni, um 19.30 Uhr in der Akademie der Künste gehalten wird, diesmal von der US-amerikanischen Schriftstellerin Claudia Rankine. Sie ist 2025 Fellow des Berliner Künstlerprogramms des DAAD. Die Poesie-Rede ist ein besonderes Highlight des Festivals und die Veranstaltung schon nahezu ausverkauft laut den Organisatoren vom Haus für Poesie in Berlin. Das Poesiefestival wird gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds und die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Im Programm stehen vom 4. bis zum 13. Juni im „silent green“ zahlreiche Poesiegespräche, Performances und Themenabende z.B. zu Writing Identies oder Writing Ghosts. Am langen Pfingst-Wochenende lesen auf der Wiese des „silent green“ mehr als 50 Dichterinnen. Zeitgleich findet dort das ZEBRA Poetry Film Festival statt, ebenfalls vom Haus für Poesie veranstaltet. Es zeigt vom 5.6. bis 8.6. mehr als 70 poetische Kurzfilme aus 33 Ländern. Präsentiert werden zudem 21 Finalisten-Filme des diesjährigen internationalen Wettbewerbs sowie weitere kuratierte Programme in der Kuppelhalle des „silent green“.

„… die Existenz musz poetisch sein“, sagte die österreichische Dichterin Friederike Mayröcker einmal. Poesie kann alles sein. Es bedeutet leben mit allen Sinnen, sehen, spüren, wahrnehmen. Den Zauber in alläglichen Dingen sehen, achtsam sein für alles, was um einen herum geschieht und einem begegnet. Das schärft den Blick und stärkt die Erlebnisfähigkeit, Mitgefühl, Offenheit und Kreativität. Es lebt sich damit intensiver, erfüllter. Poesie setzt auf die Kraft der Worte. Sie benennt, mal klar und nüchtern, mal feingeschliffen, freimütig oder hintersinnig, in Bildern, Metaphern oder ganz konkret, was wir denken und fühlen. Sie sammelt, betrachtet und bewahrt Momente, Eindrücke, Erlebtes, Stimmungen. Poesie lässt die Welt außen und in uns auf eigene Weise sichtbar werden. Sie kann den Menschen Trost spenden. Lyrik ist eine Kunstform und ein wichtiges Ausdrucksmittel, um auf aktuelle Ereignisse und gesellschaftliche Entwicklungen zu reagieren, sagt die Pressesprecherin aus dem Haus für Poesie in Berlin. Damit sei Poesie ein Ausgangspunkt, miteinander ins Gespräch zu kommen. Das Ziel des Festivals sei gerade auch, so international wie möglich zu sein, da es die Kapazitäten hierfür im monatlichen Programm im Haus für Poesie so nicht gebe. Zudem biete ein Festival immer wunderbare Gelegenheiten für Begegnungen und Austausch mit den Autoren und dem Publikum zwischen den einzelnen Veranstaltungen im Festivalgelände.

Das heißt auch sich Zeit zu nehmen für diese leise Kunstform, in der heutigen schnelllebigen Zeit innehalten, Worten lauschen, nachdenken, sich anregen und bewegen lassen. Ein neues Lyrik-Format auf dem Poesiefestival Berlin widmet sich Poesie und Sport. Das klingt ungewöhnlich und man stellt sich vor, wie dann die Bälle mit Akribie und Schwung zu neuen Gedankenflügen hin und her fliegen zwischen den Autoren. Es gibt tatsächlich relativ viele Lyriker und Lyrikerinnen, die sich mit den unterschiedlichsten Sportarten beschäftigen und darüber schreiben, heißt es dazu von den Veranstaltern. Dem sei bisher kaum Aufmerksamkeit zugekommen. Das soll sich nun ändern mit dem Writing Sports Day unter dem Motto: „Ball comin`at cha“, am 14. Juni, ab 14 bis 18 Uhr werden jeweils zwei Autoren sich die Bälle zuwerfen und lesen im Clubraum der Akademie der Künste. Um 15 Uhr findet außerdem die Performance „Haus für einen Boxer“ von Sabine Scho im Studiofoyer statt. Das Publikum ist eingeladen zu einem poetisch-sportlichen Programm zum Mitmachen. Für die Zuschauer wird es eine Tischtennisplatte, eine Möglichkeit zum Boxen  und noch weitere Aktivitäten geben. Und natürlich kann dann gegen die Dichter und Dichterinnen angetreten werden. Nachmittags finden außerdem kleine Poesiegespräche statt, bevor abends, um 19.30 Uhr in der „Writing Sports Night“ alle Dichtenden gemeinsam auf die Bühne treten. Ob es um „Ghosts“ oder „Sports“ geht, in alldem findet sich das Thema Körper wie auch Traumata wieder.

Man darf also gespannt sein auf temporeiche Lyrik, die mit den sportlichen Bewegungen mithält, sich anfeuern, anspornen lässt und ihren eigenen Atem und Anspruch behauptet. Ein Spaß und Herausforderung gleichermaßen für Autoren wie Zuhörer und besonderes Erlebnis wird es ganz bestimmt.

Außerdem lockt ein umfangreiches Workshop- und Familienprogramm der poetischen Bildung für Kinder und Erwachsene vom 3. bis 11.6. Bei dem u.a. unter dem Motto: „Von Alienauto bis Zauberzebra“ poetische Animationen mit dem mobilen Sprachlabor „Trickmisch“ in der Grundschule am Fließtal in Reinickendorf an mehreren Tagen angeboten werden. Eine Lyrikwerkstatt für Kinder „Als du Wolke warst“, bei der sie zu fantasievollen Welterkundungen und sprachspielerischen Aktivitäten eingeladen sind, gibt es ausgehend von dem gleichnamigen Buch und dem Band „Zwischen dem Gras – Anleitungen, um ein Gedicht zu finden“ von María José Ferrada (Hagebutte Verlag, München) am 3.6., um 9 Uhr im LesArt, Berliner Zentrum für Kinder- und Jugendliteratur.

Ein offenes Familienprogramm mit Lyriklounge, wo klein und groß mit Instrumenten spielen, poetische Memories puzzeln, Gedichte lesen, Verse reimen und gemeinam spannenden Sprachspaß erspinnen können, wird am 7. Juni, ab 14 Uhr auf der Wiese vom „silent green“ im Wedding angeboten. Neue junge Lyrik kann man hören auf der Preisverleihung vom Bundeswettbewerb Lyrix mit dem Titel „Klar sind gute Gedichte wie Rosen“, die in Kooperation mit dem Haus für Poesie am 11. Juni, um 14 Uhr im Domizil der Kulturbrauerei, Knaackstraße 97 in Berlin (eintrittfrei) stattfindet. Die Preisträger der aktuellen Wettbewerbsrunde im Alter zwischen 15 und 20 Jahren werden bekanntgegeben und ihre Texte lesen. Die eigene Sprache zu finden, darum geht es auch in einem Schreibworkshop mit dem Titel „Breaking the Silence“ mit der Autorin Monika  Herceg am 14.6., um 10 Uhr im Haus für Poesie. Der Workshop ist auf englisch und es geht um das Schweigen in Anbetracht von Schmerz, Liebe, Wunden und Verletzungen und wie es möglich ist, das Schweigen zu brechen. In besonderem Fokus steht der Feminismus.

Zum Abschluss des Poesiefestivals am 15. Juni gibt es einen Lyrikmarkt, auf dem über 40 Verlage und Zeitschriften mit ihren Ständen präsent sein werden in und um die Akademie der Künste (ab 13 Uhr). Zudem kann man dort im Buchengarten hochkarätig besetzte Lesungen (ab 12-17 Uhr) z.B. mit Marion Poschmann und Lutz Seiler, Kerstin Preiwuß, Andreas Reimann und Walle Sayer, Uljana Wolf und Michael Krüger erleben. Es gibt weitere Poesiegespräche und eine Weltklang – Nacht der Poesie (ab 19 Uhr), wo man nochmals ihren verschiedenen Stimmen lauschen, Bekanntes und Neues entdecken und den poetischen Blick mit nachhause in den Alltag nehmen kann.

Text + Foto (lv)

Weitere Infos zum Programm unter: http://www.hausfuerpoeosie.org


Ein neues Lyrik-Format auf dem Festival widmet sich Poesie & Sport. Zu erleben am 14.6., von 14 bis 18 Uhr im Clubraum der Akademie der Künste am Hanseatenweg. Um 19.30 Uhr startet dann die „Writing Sports Night“.

 

Premiere „Ein Sommernachtstraum“ von William Shakespeare im Innenhof des Japanischen Palais in Dresden


Alles was das Herz begehrt… Mal klopft, flimmert, leuchtet es auf vor Lust und Freude, mal leidet es stumm und bleibt ungehört im Strudel der Leidenschaften und Launen der Liebe, von denen keiner verschont bleibt in Shakespeares zauberhafter Komödie „Ein Sommernachtstraum“. Dem diesjährigen Sommertheater Open Air des Staatsschauspiels Dresden im Innenhof des Japanischen Palais. Fotos (2): Sebastian Hoppe

Von der Macht und den Fallen der Liebe

Love, Love, Love… Mit viel Spiellust, Komik und dem bekannten Beatles-Song, den Schauspieler und Publikum gemeinsam sangen, feierte William Shakespeares bekanntestes Stück „Ein Sommernachtstraum“ am Sonnabend Premiere vor vollen Rängen und urwüchsiger Kulisse im Innenhof des Japanischen Palais in Dresden. Im diesjährigen Sommertheater Open Air des Staatsschauspiels Dresden geht in der Inszenierung unter Regie von Robert Gerloff, begleitet von feurigen und rockigen Klängen einer Liveband, um die Macht der Liebe, Verführung, Schein und Sein und treibt Elf Puck mit seinem Zaubertrunk listig das Verwirrspiel der Gefühle auf die Spitze. Da treten die dunklen Seiten der Liebenden hervor, flieht man das gerade noch Ersehnte, wird Schönes hässlich und Hässliches schön und selbst ein Esel plötzlich begehrenswert. Reichlich Applaus gab es zur Premiere.

Text + Fotos (2) (lv)

Nächste Vorstellungen: 2., 3., 6., 7., 8., 9.6., jeweils 20 Uhr. Noch bis 6.7.

http://www.staatsschauspiel-dresden.de


Unbändiges Verlangen & Gefangen im Rausch der Sinneslust & Triebe: die Elfenkönigin Titania (Gina Calinoiu) ist völlig betört und ganz verrückt nach ihrem neuen Liebhaber, einem lüsternen, rülpsenden und schnarchenden Esel (Thomas Eisen).

All you need is Love… Den bekannten Beatles-Song sangen Schauspieler und Zuschauer gemeinsam mit viel Hingabe zu Beginn und am Schluss der Aufführung, Fotos (2) (lv)

Eine Legende kehrt zurück: Rund 100 Raritäten auf Rädern sind zu bestaunen beim 11. Struppener Oldtimertreffen in der Sächsischen Schweiz


Schön, besonders und nachhaltig: Die Initiatoren vom 11. Struppener Oldtimertreffen – Thomas Scheinert, sein Sohn Alexander, Martin Scheinert, Hartmut Wenke und Michael Wenke – mit einem urigen Traktor, der immer noch im Einsatz ist. Labradorhündin Jette begleitet Wenke gern auf seinen Ausflügen mit den Oldtimerkumpels. Foto: Lilli Vostry

Leidenschaft für alte Traktoren
an frischer Luft

Ihre Freude am Sammeln, Schrauben, Restaurieren und Weiter nutzen verbindet die Initiatoren des 11. Struppener Oldtimertreffens am Sonnabend. Rund 100 Fahrzeuge aus nah und fern sind dabei.

Auf der großen Wiese unter den Bäumen stehen kleine Spielfahrzeuge. Im Sandkasten liegen Schaufeln und Backförmchen. Neben dem Strauch geschmückt mit bunten Eiern spazieren im Freigehege die Hühner. Ein Stück weiter tummeln sich  braune Schafe und schwarze Lämmer, zupfen Gras und mähen fröhlich. Vor den blühenden Obstbäumen auf dem Grundstück hinter dem Haus von Michael Wenke steht ein roter Traktor, vorn etwas verbeult und mit Mähbalken an der Seite. Der urige Traktor ist Baujahr 1954, Marke Bautz, noch in Gebrauch und hat seinen großen Auftritt beim nunmehr 11. Struppener Oldtimertreffen an diesem Sonnabend. Unter dem Motto „Sensation – Eine Legende kehrt zurück“ starten die Organisatoren einen neuen Anlauf nach der langen Pause durch die Corona-Pandemie und ihre Einschränkungen. Zeitgleich findet das Hoffest der Agrarproduktion Struppen statt.

Auf dem Feld neben der Landfleischerei werden wieder rund 100 Fahrzeuge stehen, vorrangig alte Traktoren, aber auch zahlreiche Pkw, LKW und Zweiräder sind zu sehen und bestaunen. Losgeht es um 8 Uhr. Die Anreise ist schon am Vorabend möglich. Die Teilnehmer kommen aus der Umgebung, ausDresden, Radeberg bis aus der Lausitz und dem Erzgebirge mit ihren Gefährten nach Struppen in der Sächsischen Schweiz. „Die Traktoren stammen aus landwirtschaftlichen Betrieben oder von Hobbysammlern“, sagt Michael Wenke, einer der drei Initiatoren. Zusammen mit Thomas und Martin Scheinert organisiert er das jährliche Oldtimertreffen. Sie sind auf dem Land groß geworden.

Vorliebe für alte Technik und
Entschleunigung

Michael Wenke ist Unternehmer und nebenberuflich Landwirt und hat eine Vorliebe für alte Technik. „Weil sie noch überschaubar ist, man alles von vorn bis hinten nachvollziehen kann an der Mechanik“, so Wenke. „Der Enthusiasmus und die Entschleunigung spielen ebenfalls eine Rolle. Unser Traktor fährt nur 15 kmh und nicht wie sonst 50 kmh mit anderen Fahrzeugen. Und man sitzt nicht in der Kabine, sondern an der frischen Luft.“ Es sei auch im Sinne der Nachhaltigkeit, da die vorhandene Technik noch eingesetzt und repariert werde. „Genutzt werden die alten Traktoren z.B. zum Pflügen und Kartoffellegen“, sagt Thomas Scheinert. Er ist auch Landwirt und betreibt zusammen mit seinem Bruder Martin Scheinert, der Meister für Landmaschinentechnik ist, einen kleinen Laden für Gartentechnik in Struppen. Gemeinsam mit Michael Wenke bringen sie aus ihrer Sammlung insgesamt zwölf nostalgische Traktoren mit zum Oldtimertreffen. Der älteste ist von 1927 von der Firma Hanomag aus Hannover, eisenbereift mit roten Rädern und hellblauer Karosse, und fährt noch mit Benzinpetroleummotor, erzählt Thomas Scheinert und zeigt Bilder auf dem Handy von exklusiven Stücken aus seiner Sammlung. Darunter auch ein Lands Bulldog mit Glühkopfmotor und robust gusseisern von 1939 auch aus Mannheim. Die alten Traktoren stammen von den deutschen Kernmarken für Landwirtschaftsfahrzeuge Hannomag, Deutz und IHC. „Die alten Traktoren haben auch den Osten überlebt und wurden bis zur Wende noch eingesetzt in der Landwirtschaft in der Region und später dann viel alte Technik nach Holland verkauft“, so Scheinert.  Manch älteres Modell ersteht in Eigenbau wieder neu. Einen Traktor von Deutz aus dem Jahr 1954 nehmen sich gerade sein Sohn Alexander, 15 Jahre, und sein Kumpel Robby vor, so Thomas Scheinert. „Sie haben angefangen, ihn zu restaurieren. Es ist noch viel daran zu machen.“

Junge Leute machen
Oldtimer wieder flott

Alexander wurde die Leidenschaft für Traktoren schon in die Wiege gelegt, sagt sein Vater schmunzelnd. Mit einem Jahr ist er mit montiertem Kindersitz schon mit ihm auf dem Traktor mitgefahren. Inzwischen fährt er bereits selbst Traktor, schraubt mit und wäscht das Fahrzeug auch. Beim Oldtimertreffen ist Alexander natürlich auch dabei und begleitet das Traktorfahren für Kinder. Das erste Oldtimertreffen fand 2005 mit 30 Fahrzeugen statt. Inzwischen kommen bis zu 120 Oldtimer nach Struppen. „Die Hälfte sind Stammteilnehmer und es kommen neue hinzu“, so Wenke. Es gibt auch jedes Mal ein Fahrerlager mit Wohnwagen oder Schäferhänger und abends sitzen sie gemeinsam bei Grillwurst am Lagerfeuer beisammen und fachsimpeln über alte Fahrzeuge.
Rund 5 000 Besucher hatten sie schon zum Oldtimertreffen, so Wenke stolz. Es ist eintrittfrei. Die Initiatoren tun es aus Freude und Begeisterung für alte Traktoren und die Besucher erleben ein Stück vom Landleben. Bei vielerlei Aktionen wie Brotbacken, Pferdereiten für Kinder und einem Naturmarkt beim Haus- und Hoffest anlässlich 30 Jahre Landschlachthof in Struppen. Dazu sind kleine und große Besucher von 10 bis 17 Uhr zum Schauen und Probieren eingeladen.

Text + Fotos (lv)

Einen Moment innehalten, dann geht´s wieder zu den Fahrzeugen, die wohl wie gute, alte Freunde für sie sind. Thomas Scheinert, sein Sohn Alexander, Martin Scheinert, Hartmut Wenke und sein Sohn Michael Wenke freuen sich auf viele interessierte Besucher beim 11. Struppener Oldtimertreffen an diesem Sonnabend. 8 Uhr geht`s los. Mit Programm auch beim Hoffest den ganzen Tag über.

Die 5. Kunstwoche Wilsdruff lockt zu vielfältigem Schaufenster-Bummel


Kunstreiche Entdeckungen an ungewohnten Orten locken bei der 5. Kunstwoche Wilsdruff. Die Eröffnung ist diesen Sonnabend, den 26. April, um 14 Uhr am Markt in Wilsdruff. Die Initiatoren, unter ihnen Sibylle Bermich, freuen ich auf viele neugierige Besucher in den nächsten zwei Wochen. Foto: Roland Kaiser

Schaufenster verwandeln sich in Kreativräume

Bei der 5. Kunstwoche Wilsdruff laden 26 Künstlerinnen und Künstler in 22 Geschäften mit ihren Werken zu vielfältigen Entdeckungen ein.

Ein Kranich mit weit ausgebreiteten Schwingen ziert das Titelblatt auf dem Flyer. Der Frühlingsbote und Glücksvogel begleitet das reichhaltige Angebot der bereits 5. Kunstwoche Wilsdruff in diesem Jahr. Ab 26. April verwandeln sich zwei Wochen lang wieder Ladenschaufenster in Ausstellungsräume. Es beteiligen sich 26 Künstlerinnen und Künstler in 22 Geschäften der Innenstadt.

Von der Apotheke über Autohaus, Bücherstube, Blumenladen, Dachdecker, Optiker, Frisör, Mode bis zum Compterhändler öffnen die Inhaber ihre Geschäfte, um Kunst in aller Vielfalt zu zeigen. Da locken Originelles, Ungewöhnliches, Sehenswertes. Die Bandbreite reicht von Aquarell- und Ölmalerei, Comiczeichnungen, künstlerischer Fotografie, Muschelarbeiten, Töpferei bis zu Holzkulpturen. Die Teilnehmer stammen zumeist aus der Region und sind vorwiegend in ihrer Freizeit künstlerisch tätig. Das Projekt der Interessengemeinschaft Kunstwoche Wilsdruff wird gefördert aus einem Programm des Bundes für zukunftsfähige Innenstädte und Zentren. „Die Kunstwoche ist ein Herzensprojekt, das die Kreativität unserer Region sichtbar macht“, sagt Sibylle Bermich. Sie ist von Beruf Medizinische Fachangestellte. Die Kunst begleitet die 47-Jährige schon lange, als Leidenschaft, Ausdruck und Geschenk, sagt sie. Sie malt sehr gern mit Pastell- und Ölfarben, auch Aquarelle und gestaltet Bilder aus Filzwolle. Landschaften, Blumenwiesen in leuchtenden Farben und ein herzerwärmendes  Bild zum Schmunzeln über die „Erste Liebe“, wo zwei Kinder sich anhimmeln. Sibylle Bermich hat ihre Arbeiten in den Fenstern der Volksbank Wilsdruff bereits aufgehängt.

Sie ist schon zum 5. Mal bei der Kunstwoche dabei und neu im Organisationsteam. „Es war mir auch wichtig in diesem Jahr, den Ball mit anzuschubsen“, sagt sie. Einer der Initiatoren, Albrecht Ludwig, der Fotografie ausstellt, fragte sie letztes Jahr. Er brachte seinen Bekannten Andreas Körner mit, der Malerei zeigen wird. Doch er ist bereits mit einem ähnlichen Kunstprojekt in Meißen sehr beschäftigt. Die Dritte im Team, Krystina Nevoigt ist mit Tuschemalerei bei der Wilsdruffer Kunstwoche dabei. Bevor diese ausgefallen wäre, hilft Sibylle Bermich nun mit bei der Vorbereitung, hält beispielsweise die Kontakte zu den Künstlern. So lerne man auch neue Leute kennen. „Die Initiatoren haben die Kunstaktion in Pirna gesehen und gedacht: Wenn die das können, dann können wir das in Wilsdruff auch“, erzählt Sibylle Bermich. Sie hat sich gerade ein Atelier eingerichtet beim Um- und Ausbau eines Bauernhofs, den sie geerbt hat in Sachsdorf bei Klipphausen. Ihr Kreativreich befindet sich in einer 200 Jahre alten Scheune, wo ehemals der Werkstattraum ihres Großvaters war. Dort will sie dann künftig auch Malkurse anbieten.

14 Tage lang bis zum 11. Mai kann man die Kunst in den Schaufenstern bestaunen. „Es sind die Wilsdruffer ebenso wie Besucher von außerhalb eingeladen, hierher zu kommen in die Kleinstadt, die kleinen Läden zu besuchen und sich umzuschauen. Hier gibt es auch einiges zu entdecken“, sagt Sibylle Bermich. Für die Künstler sei es eine gute Möglichkeit, ihre Werke zu präsentieren. „Die Ladenbesitzer haben sich ganz gut gehalten, es gibt kaum Leerstand in der Innenstadt“, stellt sie fest. Die Kunstwoche trägt zu einer zusätzlichen Belebung der Innenstadt bei. „Es ist auch toll, bei den Ausstellungen mit Leuten ins Gespräch zu kommen, neue Anregungen zu bekommen für die eigenen Arbeiten, dass man vorankommt.“ Bei der Finanzierung der Kunstwoche trägt die Stadt Wilsdruff die Kosten für die Flyer und für die Musiker zur Eröffnungsveranstaltung. Die Künstler geben jeder zehn Euro dazu. Eröffnet wird die Kunstwoche am 26. April, um 14 Uhr auf dem Markt am Café Adler feierlich mit Sektempfang, musikalischer Umrahmung und anschließendem Schaufenster-Rundgang zu den Kunstwerken. Einige der Künstler sind vor Ort und begleiten die Besucher.

Text (lv)

Ausstellung „Wahlverwandtschaften“ von Angela Hampel in der Galerie Mitte in Dresden


„Fliege“, Titelbild der Ausstellung von Angela Hampel.

„Heiliger Johannes“, Mischtechnik auf LW (Diptychon)
„Laokoon“, Mischtechnik auf Papier

Kassandra & Laokoon mit dem Trojanischen Pferd

Weise, unerhörte Seher und clowneske Könige

Farbintensiv und symbolstark, kraftvoll, verletzlich und zuweilen skurril erzählt die Ausstellung „Wahlverwandtschaften“ mit neuen Arbeiten von Angela Hampel vom Verbunden- und Geschundensein zwischen Mensch, Tier und Natur derzeit in der Galerie Mitte.

Vom Leben und Lieben, Sein oder Nichtsein im Mensch- wie Tierreich erzählt farbintensiv und ausdrucksreich die Ausstellung „Wahlverwandtschaften“ der Malerin Angela Hampel derzeit in der Galerie Mitte, Striesener Straße 49, in Dresden (noch bis 3. Mai zu sehen, geschlossen am 1.5.).

Zu sehen sind Malerei, Zeichnungen, Druckgrafik und Keramik, alle Arbeiten in den letzten zwei Jahren entstanden, einer der bekanntesten und herausragenden zeitgenössischen Künstlerin in Deutschland. Da begegnen einem Frauen und Paare mit allerlei Getier, Katzen, Vögeln, Schlangen oder eine Fliege auf züngelndem, roten Faden vor einem clownesken König  – wie im skurrilen Titelbild. Archaisch, konkret, vielfarbig, zart und kraftvoll erzählen ihre Bilder und bemalte Keramik vom Geborgen-, Verbunden- und Geschundensein zwischen Mensch, Tier und Natur. Der Ausstellungstitel bezieht sich nach Goethes berühmtem Roman darauf, dass man sich seine Familie oder Herkunft nicht aussuchen, aber die Menschen auswählen kann, denen man sich nahe im Wesen fühlt. Die Schwestern im Geist von Angela Hampel sind Frauengestalten aus der griechischen Mythologie wie Kassandra oder Penthesilea, denen sie die Hand reicht mit ihren Bildern. „Dazu gekommen sind der Evangelist Johannes mit blühender Dornenkrone und der Seher Laokoon, der die Bewohner der Stadt vor dem Trojanischen Pferd mit den darin versteckten Kriegern warnte“, sagt die Galeristin Karin Weber, die das Werk von Angela Hampel seit 1984 in der Galerie Mitte begleitet.

Doch die Trojaer hörten nicht auf ihn und der Warnende wurde von den Göttern bestraft und mit seinen Söhnen von Schlangen totgebissen. Eine Zeichnung in erdig roten Farbtönen vor schwarzem Hintergund zeigt Kassandra und Laokoon Seite an Seite, wie sie auf ihren Köpfen ein Pferd tragen. Das aber gar nicht gefährlich wirkt, sondern zusammengerollt wie abwartend oder ruhend da liegt mit erhobenem Kopf und der Körper erkennbar als zusammengesetzte Attrappe mit nach oben, ins Innere hinein führenden Stufen. „In viele meiner Bilder fließen Symbole ein. Es sollte auch nicht ein direkt böses Pferd werden, da es nur ein Transportmittel für den Menschen ist“, sagt Angela Hampel zu dem Bild. „Mich hat das Thema interessiert, das auch aktuell in der Gegenwart ist. Das was weise Leute sagen, wird nicht ernst genommen.“ Eine Unverschämtheit seitens der politisch Verantwortlichen sei, obwohl fast alle hierzulande gegen den Krieg sind, dass trotzdem Milliarden für neue Waffenlieferungen in die Ukraine gehen.

Ihre Mensch- und Tier-Bilder, mal in kräftig lodernden Farben und mal in schwarz-weißen Kontrasten mit Grauschattierungen in neuen, großformatigen Algrafien und mit sibirischer Kreide gezeichnet, spiegeln das ambivalente Verhältnis. Das Schöne und Bedrohliche, Wilde und Zärtliche, Schutz und Ausgeliefert sein oft nah beieinander. Auf Tellern und Vasen aus Ton, weiß glasiert und bemalt tummeln sich sinnlich Figürliches und Fabelwesen zwischen Bäumen, Wurzeln und Korallen. Neben einem trauernden Clown, Ophelia und Hamlet mit Totenschädel ist ein Selbstbildnis der Künstlerin, mit Maske mit spitzem Schnabel zu sehen. Wie man sie aus der Commedia dell`Arte kennt. Dies war aber ursprünglich eine Pestmaske, in die ein Sud aus Heilkräutern durch den Schnabel kam, erklärt Karin Weber. Ein großes Ölbild zeigt ein rotes, verzücktes Paar mit Pilzen, die sie halten und inhallieren wie ein Rauschmittel.

Im mittleren Raum hängen farbstarke Radierungen von Andreas Dress zwischen „Lebenstanz“ und „Höllensturz“ aus dem Nachlass des 2019 verstorbenen Künstlers und einstigen Mentor von Angela Hampel nach ihrem Kunststudium in Dresden. Zurzeit bereitet Angela Hampel (69) schon ihre nächsten Ausstellungen vor. Darunter eine Werkschau zum 800-jährigen Stadtjubiläum dieses Jahr in ihrer Heimatstadt Kamenz, wo sie im Innenhof des Rathauses eine Figurengruppe zu Laokoon sah und zu ihrem Bilderzyklus anregte. Außerdem sind im Sommer eine Ausstellung mit neuen Arbeiten in Zella-Mehlis in Thüringen und eine weitere Schau in Frankfurt/Main geplant.
Es ist auch ein neues Buch „Wurzelwesen“ mit Gedichten der sorbischen Dichterin Róza Domascyna und Zeichnungen und Grafik von Angela Hampel erschienen und eine Vorzugsgrafik, Frau mit Gepard in limitierter Auflage in der Galerie Mitte erhältlich.

Text + Fotos (lv)

Im Rausch: Paar mit Pilzen. Und eine Frau mit Bogen.
„Kleine Tiere“ und „Hamlet“

Paar mit Katzen, Algrafie

Paar, sibirische Kreide

Ein bemalter Teller & ein neues Buch, „Wurzelwesen“ mit Gedichten der sorbischen Dichterin Róza Domascyna und Zeichnungen von Angela Hampel.


Galeristin Karin Weber zeigt das neuen Lyrik & Kunstband „Wurzelwesen“.

Geöffnet:  Di bis Fr 15 – 19 Uhr, Sa 10 – 14 Uhr und nach Vereinbarung

http://www.galerie-mitte.de/shop

Neue Lyrik: Hasenjagd & Osterspaziergang in K.

Hasenjagd

Kater Flausch und die kleine
grauweiß getigerte schnuppern
an den grünen Zweigen
Schmetterlinge schwingen
und ein gelbes Ei rollt herbei
Doch der weiße Kater Lino liebt
den Hasen gar zu sehr
wirft ihn wirbelnd in die Luft
den Wicht
kennt die Osterbräuche nicht
knuddelt ihn arg auf Katzenart
in seinen Pfoten
hält ihn wohl für einen Feind
einen Eierdieb
das arme Langohr
weiß nicht wie ihm geschieht
hält sich an seinem Möhrchen fest
fällt auf den Rücken und zur Seite
Flausch spielt mit dem Stoffhasen
stupst ihn hin und her bewacht oder
behütet ihn
und springt auf meinen Schoß
der Hase mit dem Ei
sitzt unter Zweigen
wo versteckt sich die Liebe bloß

LV
20.4.2025

 

Osterspaziergang in K.

Nach der Ankunft am Bahnhof
geht eine Frau das weiße Haar
hochgesteckt blaue Jacke
gestützt auf den Rollator
die Straße entlang
einen Moment denk ich
das bist Du
Achtzig wärst Du jetzt schau ihr hinterher
in Blumen eingefasst
die Zahl 800
das Jubiläumsjahr blüht auf
vor der goldenen Gedenktafel für den
großen Dichter am Lessinghaus steht ein
leerer Blumentopf pflanz neue lila Blumen
zum Efeu und gelbe Primeln am Grab
mit dem steinernen Jungen nah
an dem Baum mit dem Aussichtsbalkon
Lessings Lieblingsplatz einst mit weitem Blick
auf Täler und Höhen wo sein Nathan reifte
am Kirchturm St. Marien fliegen Tauben auf
bei jedem Glockenschlag
ein Kerzenglas mit sacht lodernder Flamme
wacht auf einer Steinmauer dahinter das Weiß
der Obstbäume und ein ziegelrotes Haus
immer noch verfallen eine weiße Gardine hängt
vor einem Fenster und ein Vogelhaus steht
auf der Wiese sie kennt das Haus fast am
Ortausgang
in dem früher ein Spielzeugladen war
aus der Familie ihrer Großmutter
das Kindheitshaus auf der Heinrich-Heine-Straße
steht schon lange nicht mehr
Löwenzahn sprießt zwischen den Steinen der alten
Gassen unzählige Sonnentupfen säumen die
altvertrauten Wege hinauf zum Zaubergarten mit den
hohen alten Bäumen dem betörenden Duft von
Azaleen und prächtigen Rhododendron von denen
die ersten schon in voller Blüte stehen in weiß lila
purpur und rosé aufscheinen
wie Blütengänge in eine andere Zeit führen
verzaubert mit Stille und
Verschwiegenheit
Wo Baumreste und Wurzeln neue Blüten treiben
Anmutiges und Wildes sich aneinander reiben
hinter hohen Tannen und Büschen plötzlich
eine Osterglockenwiese hervor wächst
und schon auf dem Rückweg von der fast
menschenleeren Ausflugsterrasse doch noch ein
schwarz weißes Fellknäul auftaucht sich kurz
umsieht und hinter einen Rhodendronbusch
huscht als wolle sie zum Versteckspielen locken auf
wundersamen Wegen wahrhaftig eine Hutbergkatze
am Zugfenster spiegelt sich die Abendsonne
in einem Waldsee färbt den Himmel
fliederfarben vom Duft der Zweige die neben ihr
liegen

LV
20.4.2025

Foto (lv)
Weitere Fotos zu den Gedichten folgen.

Neue Lyrik: Keine Zeitungsente & Wie ein Vogel & Himmelsblütenspiel

Keine Zeitungsente

Das Geflügel beflügelt
weiche knusprige Haut Sehnen
und zähe Knochen
zu neuen Höhen Ab und Tiefflug
grabe meine Zähne fest hinein
mit Wut und Zärtlichkeit
wie die Wort auf wunder Mundschale
die ich mit mir trage
brennen auf der Zunge
Stiche flüstern und schreien
sichtbar auf der Haut
ausgestoßen
Abdrücke auf anderer Ebene
der Stift springt fort
vom sinkenden Papierschiff

LV
5.4.2025

Wie ein Vogel

Ich leg mich einfach
auf die Erde
wandle mich und werde
ohne papierne Blässe
nun ganz frei
wie ein Vogel
der endlich fliegt
wohin er will
Papier ist geduldig
ein leeres Versprechen

Draußen vor dem Fenster
hantieren Handwerker
es scheppert laut jeder Handgriff sitzt
sie bauen ein Gerüst auf oder ab
kommen oder gehen
sie sind nicht zu sehen
Vielleicht bin ich ja
gar nicht wirklich
Bin nur schreibend

LV
9.4.2025

Himmelsblütenspiel

Wirbelndes Spiel der Blüten
weit verzweigt die Baumkrone
dem Himmel und der Erde nah
umhüllende Zweige
ein offenes Tor zum Stamm
klettern die Blütenranken
nach allen Seiten
aufwärts ins Licht
einzeln und verflochten ragen Zepter
mit Blattspitzen Knospen und weißen Blüten
berühren sie den Wolkensaum
Es scheint als wolle die Fülle nie versiegen
im nächsten Moment fliegen
die winzigen Blüten
Blatt für Blatt mit dem Wind
zu allen die wir lieben
und nicht mehr sind

LV
10.4.2025

Alle Texte + Fotos: Lilli Vostry