Fülle an Klängen mitten in der Natur: Mit Heugeruch in der Nase und angeregt von der ländlichen Atmosphäre spielten und begeisterten die Jazzmusiker Hartmut Dorschner und Matthias Macht vor vollen Rängen beim Eröffnungskonzert des zweiten Musiksommers Bärenstein auf dem Milchschafhof dort am Sonntagnachmittag.

Urwüchsiges Spiel mit Hammer, Schlagzeug und Saxofon

Ein Musikerlebnis inmitten der Natur und angeregt davon war das Eröffnungskonzert mit Hartmut Dorschner und Matthias Macht auf dem Milchschafhof beim zweiten Musiksommer Bärenstein am Sonntagnachmittag.

Die Tür zum Milchschafstall in Bärenstein stand weit offen. Dort nisten gerade Schwalben mit ihren Jungen, einige schwirrten übermütig ein und aus. Um sie nicht mit lauten Schlagzeugklängen zu stören, spielten die Musiker Matthias Macht und Hartmut Dorschner am Saxofon vor dem Stallgebäude. Mit Heugeruch in der Nase, umgeben von hohen Bäumen unter strahlend blauem Himmel lauschten ihnen 67 Besucher, kleine und große, auf Bänken und Stühlen auf der Wiese beim Eröffnungskonzert des bereits zweiten Musiksommer Bärenstein am Sonntagabend. Dieser wird gefördert von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und ist für die Besucher eintrittfrei. Die zwei Eseldamen „Lucie“, zehn Jahre und „Charlott“, 20 Jahre, im Freigehege in der Nähe lauschten andächtig den ungewohnten Klängen und spitzten die Ohren, ein Stück weiter saßen und grasten die Schafe seelenruhig auf der Weide unter einem Baum. Die Musiker ließen sich bei ihrem anderthalbstündigen Konzert von der ländlichen Atmosphäre anregen.

Zu hören waren urwüchsige, erdige, hämmernde, klirrende, knarrende und fröhlich unbeschwerte Klänge. „Wir spielen improvisierte Musik, die im Moment entsteht, nicht vorher geübt“, sagte Hartmut Dorschner, Jazzmusiker und Initiator des Musiksommer Bärenstein im feierlich roten Anzug. Er spielte abwechselnd kraftvoll, treibende und ruhige, versunkene, hohe, tiefe, kurze und langgezogene, wild umherwirbelnde und harmonische Klänge auf dem Altsaxofon und einem kleineren, hell tönenden Saxofon. Schlagzeuger Matthias Macht, in geblümten Hemd und kurzen Hosen, begleitete ihn mit mal leisen, tastenden und energiegeladen gesteigerten Klängen. Er bezog auch die Umgebung ins Spiel ein, mit den Trommelstäben und einem Hammer klopfte er wie ein Steinmetz auf das Gehäuse und selbst die vom Baum herabhängenden Blätter vor seinem Gesicht hob er sacht raschelnd an und bewegte lustig seinen Kopf aus den Zweigen hervor. Die beiden regten sich spielfreudig zu immer neuen, fantasiereich und witzig-versponnenen Klangkreationen an und gaben sich gegenseitig Impulse. Mal spielte Dorschner die Erkennungsmelodie der Olsenbande an unter den schmunzelnden Zuhörern. Mal „stritt“ er sich mit Macht, wer denn nun den letzten Ton hat und standen sich beide mit Hammer, Schlagzeug und Saxofon angriffsfreudig gegenüber. Mal quietschte und prustete Dorschner ins Saxofon als wollte er einen Luftballon aufblasen bis er fast platzte zum Gaudi der Kinder,

„Wir finden es gut, dass das kulturelle Leben hier etwas bereichert wird und erfreuen uns selber an der Musik“, sagt Falk Bräuer, der Betreiber vom Milchschafhof Bärenstein. Das Konzert auf dem Hof sei schon eine kleine Tradition und mehr Besucher als letztes Jahr, zur Hälfte Einheimische und neue Zuhörer, dagewesen. Außerdem war der Hofladen geöffnet, in dem es Schafskäse und Wollprodukte gibt. Sonst hat er freitags und sonnabend von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Falk Bräuer und seine Frau haben ihren Milchschafhof seit 17 Jahren, zu dem eine Herde weißer und schwarzer ostfriesischer Milchschafe gehört. Nach dem Konzert gaben die Tiere auf dem Hof wieder den Ton an, zuvorderst hingebungsvolle Hahnschreie. Das Musikerlebnis inmitten der Natur bekam reichlich Applaus von den Besuchern.

Text (lv)
Fotos: (ad, lv)