Fotos: TJG
Gruselspaß mit Zauberkugeln
Witzig-unterhaltsam und klangreich schillernd entführt das Musical mit Musik von Tom Waits in die verlockend-trügerische Idylle zwischen Wald, Wild, Heim und Herd.
Ohne Zauberkugeln hat Wilhelm kein Jagd- und Liebesglück. Daher geht er einen Teufelspakt ein im Musical „The Black Rider” im Kulturkraftwerk Mitte. In einer ersten Koproduktion der Staatsoperette Dresden und des Theater Junge Generation kam dort das bekannte Musical von William S. Burroughs, mit Musik und Gesangstexten von Tom Waits und Robert Wilson frei nach Carl Maria von Webers Oper “Der Freischütz“ auf die Bühne.
Schauspieler, Puppenspieler und Sänger bringen ihre bewährten Zutaten ein in die Inszenierung unter Regie von Jos van Kann, der sowohl im Kinder- und Jugendtheater als auch im Musiktheater zu Hause ist. Angefangen beim augenzwinkernd und unterhaltsam in Szene gesetzten Jagdmillieu im dezent modernen Bühnenbild mit eingerahmtem Forsthaus, rotem Balken als Schaukel und Schranke vor den Gefahren des Waldes bis zu witzig-verspielten und poetisch skurrilen Szenen mit Jägern und Wild. Aus dem grün schillernden Vorhang ragen bleiche Tiergeweihe wie Attrappen, auf die Wilhelm (witzig-tollkühn: Moritz Stephan) wie vor einer Jahrmarktsschießbude mit dem Gewehr zielt. Das Wild im Wald ist nicht nur immer schneller als er, es macht sich auch noch über ihn lustig und führt wilde Freudentänze auf vor dem aufgeregt-angstschlotternden Möchtegernjäger. Der trägt einen schwarzen Anzug und halblanges Haar. Wilhelm ist kein Meisterschütze, sondern ein Meister der Worte und Zahlen. Doch um seine große Liebe, Käthchen (naiv-romantisch: Marie Hänsel) heiraten zu dürfen, muss er einen Probeschuss auf einen fliegenden Vogel abgeben und treffen. So verlangen es Tradition und Käthchens
Eltern.
Da hilft Wilhelm nur „Just a little Devil“, um nicht als Versager oder Feigling dazustehen. Lässt er sich mit Stelzfuß (Marja Hofmann) ein, der mit mal heller Sopranstimme, mal schrill-rockig und jazzig mit Punkfrisur galant-gerissen das Publikum und Wilhelm umgarnt, ihm kunterbunte Zauberkugeln und eine große schwarze für den letzten, entscheidenden Schuss zuwirft. Da erscheinen Wilhelm und Käthchen plötzlich wie verwandelt, als verwegener Jäger mit nacktem Oberkörper, kriegerisch bemalt und Büffelfellkappe und als kesses Westerngirl mit Pistole. Besondere Würze verleihen der Inszenierung die wild und quer durch alle Musikstile galoppierenden Klänge von Opernarien, altenglischen Liedern über Swing bis zu übermütig, schräger Varietéemusik und Jodlern. Viel Beifall vom Publikum.
Text (lv)
http://www.tjg-dresden.de
http://www.staatsoperette-dresden.de
Wir besuchen gelegentlich die Herkuleskeule zum Abendprogramm und ich war bislang lachgeschüttelt und damit stellenweise wachgerüttelt nach Hause gegangen.
Beim Betreuten Denken in der ersten Halbzeit spürte ich Beklemmungen nach Texten und Vortrag. Der staatstragende Mainstream der heimatverachtenden meist die Farbe grün benutzenden Strömung war stark vorgetragen.
Das Nachtreten nach Seehofer mehrmals war wohl kein Mobbing.
Jedoch empfand ich die Einseitigkeit der Darstellung als entwickelbar in die Breite und Tiefe.
In der 2. Halbzeit klang stellenweise bekannte Schallersche Textart durch und wurde mit mehr Beifall bedacht.
Zum Schluß mäßiger Beifall und meine Meinung für beide Hauptdarsteller:
Ihr seid Klasse im Darstellen und ….. sucht euch ausgewogenere Texte.
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Hallo Herr Büttner, vielen Dank für Ihre Eindrücke zum Programm „Betreutes Denken“ in der Herkuleskeule. Es wundert mich nur, warum es als Kommentar zur Premiere „The Black Rider“ im Kulturkraftwerk Mitte steht?? Sie haben dies wohl mit dem Kulturpalast verwechselt…
VG,
Lilli Vostry
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