In ihrem Garten-Atelier in Struppen inmitten der Natur malt Angela Hampel gern Aquarelle und Tuschezeichnungen, darunter zum Thema „Laokoon“, dem griechischen Seher und Mahner, der vor den Kriegern im Trojanischen Pferd warnte und dafür von den Göttern bestraft wurde. Der Bilder-Zyklus soll auch in einer großen Ausstellung von ihr zum 800-jährigen Stadtjubiläum im nächsten Jahr in ihrer Heimatstadt Kamenz zu sehen sein. Foto: Karl-Ludwig Oberthür

Im Garten mit Grünspecht und vielen neuen Tuschezeichnungen

Die Malerin und Grafikerin Angela Hampel zieht sich vom Großstadtlärm gern in ihr Bauernhaus mit alten Obstbäumen und Streuobstwiese in Struppen zurück. Hier ist auch schon ein Garten-Buch von ihr entstanden.

Immer wieder tauchen sie gestaltreich auf in den Bildern von Angela Hampel. Frauen, Paare und die Beziehung zwischen Mensch und Tier. Manchmal wächst ihnen ein Geweih oder Flügel. Der Narr mit weißem Kopfverband und Halskrause. Ein Rabe hält oder umklammert eine kleine weiße Echse. Kreatürliches aller Art und mythologische Figuren treffen farbkräftig lodernd, lustvoll, leidenschaftlich, innig umarmend, oder abweisend, zornig und ironisch aufeinander in den oft großformatigen Leinwänden, Zeichnungen mit schwarzer Tusche und sibirischer Kreide bis zu keramischen Objekten. Auf der Staffelei in ihrem Dresdner Atelier steht ein älteres Ölbild, an dem Angela Hampel Feinheiten in der Körperhaltung ändern will. Es zeigt eine archaische gelbe Figur, eine Jägerin mit Pfeil und Bogen, die eine Hand um ein rotes wildes Tier hält, das mit dunklen Wunden Schutz suchend an ihr lehnt. Leben, Tod, Schönes und Verletzliches sind oft nah beeinander in ihren Bildern.

Es spiegelt die zwei Teile in unserer Seele, Liebe, Mitgefühl und Kampf und Gewalt, sagt Angela Hampel, Malerin, Grafikerin und Objektkünstlerin. Der Körper der Jägerin ist blau und rot gefleckt und kennzeichnet den Übergang von einer Gestalt zur anderen. Es zeige nicht immer Blut. Sie liebt Rot als Farbe. „Die menschliche Figur im Umlauf der Zeit interessiert mich vor allem und es muss etwas mit mir zu tun haben“, sagt Angela Hampel, die zu den herausragendsten Künstlerinnen im deutschsprachigen Raum zählt. Eine neue große Tuschezeichnung in dunklen und hellen Farbtönen hängt an der Wand. Eine Frauengestalt, in deren lang herabfallendem schwarzen Haar der Schädel eines Tigers auftaucht. Das Blatt mit dem Titel „Spiel“ wird noch gedruckt und mit weiteren Arbeiten von ihr bei der nächsten Leipziger Grafikbörse im September zu sehen sein.

Seit 2004 lebt und arbeitet Angela Hampel in ihrer Atelierwohnung in einem schönen alten Gründerzeithaus, um 1900 erbaut in der Dresdner Südvorstadt. Ein lichtvoller, gläserner Fahrstuhl führt hinauf und ist auch gut für den Bildertransport. Vier Räume inklusive ein Lagerraum für ihre Arbeiten gibt es hier. Wände voller Bilder und viele Bücherregale. Sie sei ja eine Sammlerin und hat viel  mitgebracht, Andenken von ihren Reisen in alle Welt. Ob die Ostsee, die Bretagne in Frankreich oder die Berge, Afrika, Alaska, Nord- und Südamerika. Die Malerin hat zehn Jahre lang als Bergsteigerin hohe Berge erklommen, in Nepal und den Mustak Atta in Tibet, mit 7 600 Metern ihr höchster Berg. Als Kind war sie mit den Großeltern oft im Riesengebirge unterwegs. “Das ist alles in mir drin und mein Fundus, aus dem ich schöpfe.“

Gleich neben dem Atelier ist ein Wintergarten voller Grünpflanzen und eine Sitzbank. Am Wochenende und manchmal auch in der Woche zieht es sie in ein kleines Bauernhaus mit Fachwerk, Atelierraum und Garten in Struppen in der Sächsischen Schweiz, das sie seit Anfang der 90er Jahre hat und sie und ihr Lebensgefährte Torsten Leupold, der in der Grafikwerkstatt Dresden arbeitet und viele ihrer Arbeiten druckt, im Bestand erhalten haben. Das Haus stammt von 1842, hat eine hellgelbe Fassade und drei Weinstöcke am Haus. Ihr Refugium. „Das ist ein Ort für sich, wildromantisch mit einer Streuobstwiese und alten Obstbäumen, hauptsächlich Äpfel und zwei großen Nussbäumen“, erzählt sie. Vögel seien leider nicht mehr so viele da. Spatzen und Meisen tummeln sich dort. „Wir freuen uns immer, wenn wir mal einen Grünspecht oder Gartenrotschwänzchen sehen.. Immerhin haben sie wieder gebrütet.“ In ihrem Gartenatelier malt sie Aquarelle und probiert Angela Hampel viel mit Material aus wie für ihre Serie „Aschebilder“,  gezeichnet mit Ruß aus verbrannten, wurmstichigen Baumstämmen oder mit Beize für ihren gerade entstehenden Bilderzyklus aus erdbraunen Zeichnungen zu „Laokoon“, jenem Priester und Seher aus der griechischen Antike, der die Krieger im Trojanischen Pferd vorhersah, vor ihnen warnte und von den Göttern bestraft und durch Schlangen totgebissen wurde.

Sie arbeitet seit vielen Jahren künstlerisch zu großen Frauenfiguren wie Kassandra, die auch Seherin war, Medea, Salome und Penthesilea. „Das Thema interessiert mich und ist so aktuell, dass Seher immer noch bestraft werden, die von der Hauptmeinung abweichen“, sagt Angela Hampel. Zu der Bilderserie wurde sie angeregt von einer Figurengruppe mit Laokoon und seinen zwei Söhnen, die im Innenhof des Kamenzer Rathauses steht.

Zum 800-jährigen Stadtjubiläum nächstes Jahr ist eine große Ausstellung mit Bildern der 67-jährigen bekannten Künstlerin im Lessingmuseum in ihrer Heimatstadt geplant. Ein Falter, ein Tagpfauenauge flattert aufgeregt am Atelierfenster auf und ab. Angela Hampel nimmt ihn behutsam in die Hand und lässt ihn hinaus fliegen. Es ist auch bereits ein Buch „Im Garten“ mit Tuschezeichnungen und Gedichten von ihr erschienen, ein weiteres „Am Fluss“ zu Dresden und „Am Stein“ rund um Kamenz, alle im Eigenverlag herausgebracht und bestellbar über die Galerie Mitte in Dresden. Im Sommer erschien ein neues Buch mit Zeichnungen von Angela Hampel zu Gedichten der sorbischen Dichterin Roza Domascyna. Im Sächsischen Bergsteigerbund  ist sie noch immer Mitglied, auch wenn die Künstlerin gesundheitsbedingt keine Klettertouren mehr unternehmen kann. Gerade hat sie eine Ausstellung für die Irmgard-Uhlig-Stiftung mit Werken der bekannten Bergmalerin organisiert zusammen mit ihrem Kollegen Steffen Milde, die in der Radfahrerkirche in Wehlen zu sehen sind.

Text (lv)

http://www.angelahampel.de