

Ein warmes Häuschen & Futter für Liesel und viele andere Streunerkatzen: Gabriele Genz (im Foto) versorgt zusammen mit ihrem Mann Uwe derzeit liebevoll und rührig 16 kastrierte Streunerkatzen an mehreren Futterstellen in ihrem Wohnort in Triestewitz bei Torgau. Sie freuen sich über die zwei gespendeten Katzenhäuser in dem Projekt des bfw-Bildungsunternehmens in der JVA Torgau in Kooperation mit der Tierhilfe Torgau. Weitere Helfer, die schützende Häuser für den Winter für Tiere in Not bauen, sind willkommen, auch Material- und Futterspenden. Fotos: Gabriele Genz

Große Nachfrage nach Katzenhäusern für Streunerkatzen
In einem gemeinsamen Projekt der Bildungsstätte des bfw-Unternehmen in der JVA Torgau und der Tierhilfe im Ort bauen Strafgefangene mit Herz und handwerklichem Geschick warme Schutzhütten für den Winter. Darüber freut sich auch Gabriele Genz, die 16 kastrierte Straßenkatzen versorgt.
Eine kleine schwarz-weiße Katze schaut aus einem Holzhäuschen. Ihr Blick ist scheu, traurig und neugierig. Davor stehen mehrere gefüllte Futternäpfe. Auf dem Boden liegen Stroh und warme Decken bereit in zwei Schuppen für die Katzen. Hier finden Peter, Susi, Liesel, Adele, Mohrle, Merlin, Laila und viele mehr Schutz und Wärme vor der Kälte. Ein wenig erinnert das an die Geschichte „Das Katzenhaus“ in dem bekannten Kinderbuch von Samuil Marschak. Dort zeigt eine reiche Katze ihren Freunden ihr prächtiges Haus und weigert sich hochmütig und hartherzig, zwei arme kleine Katzenwaisen bei sich aufzunehmen. Als eines Nachts ihr schönes Haus abbrennt, geraten sie und der Kater selbst in Not. Verzweifelt irren sie durch die nasskalte Dunkelheit. Bis sie zu einer halb verfallenen, kleinen Hütte gelangen, in der zwei kleine verwaiste Katzen wohnen.
Kein Tier in Not wird abgewiesen auch auf dem Grundstück des Wohnhauses von Gabriele Genz. Sie wohnt in Triestewitz bei Torgau. An der Futterstelle bei ihr werden 16 kastrierte Streunerkatzen liebevoll versorgt. Zusammen mit ihrem Mann Uwe füttert sie die Straßenkatzen drei Mal am Tag, sieht nach ihnen, sreichelt sie und hilft ihnen, wenn sie krank sind. „Wir lieben unsere Katzen und sie uns. Ohne uns wären sie verloren. Die sind sehr dankbar und wir haben ein inniges Verhältnis zu ihnen aufgebaut“, sagt Gabriele Genz. Bereit seit über 20 Jahren füttert und betreut sie Straßenkatzen. Es begann damit, als eine alte Dame aus der Nachbarschaft ins Heim musste und ihre sechs Katzen nicht mitnehmen konnte. „Sie bat uns, sie mit zu füttern. Es half uns damals keiner“, so Gabriele Genz. „Wir taten alles allein und hatten dann 20 Katzen und auch die Kosten für Futter und Tierarzt lagen bei uns. Wir konnten auch keinen Urlaub machen ohne eine Vertretung zu finden.“ Bis sie mit der Tierhilfe Torgau e.V. in Kontakt kamen, die dann alle restlichen Katzen kastrierte und auch zwei operieren ließ. „Allen Katzen geht es gut und sie werden oft sehr alt bei uns“, freut sich die rührige Tierfreundin.
Die kleinen Katzen, die ihnen zulaufen, werden über die Tierhilfe vermittelt. „Der Kostenpunkt liegt monatlich bei 300 Euro für Futter, bei Krankheit weit darüber und wir sind Rentner mit wenig Einkommen und verzichten auf viele Dinge“, das erschwert die Hilfe. Sie und ihr Mann füttern die Streunerkatzen an drei verschiedenen Stellen im Dorf. Nur für die Straßenkatzen unter der Rampe war noch gar nichts vorhanden. Nun haben sie endlich für den Winter einen warmen, trockenen Rückzugsort. Zwei Katzenhäuser stehen nun für sie bereit bei Gabriele Genz. Sie sind handgefertigt, wunderschön und entstanden innerhalb eines Projekts in der Bildungsstätte des bfw-Unternehmen für Bildung in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Torgau in Kooperation mit der Tierhilfe Torgau e.V. „Es ist ein Projekt unseres Bildungsträgers in der JVA, bei dem es um soziales Engagement geht. In den freien Zeiten können die Teilnehmer, Strafgefangene sich an solchen Projekten beteiligen und wir wollen das Potenzial nutzen, um etwas Gutes tun. Das wird auch rege genutzt“, sagt Kathrin Schumann, die Verantwortliche der Berufsbildungsstätte. Dieses arbeitet seit vielen Jahren in Justizeinrichtungen auch in Sachsen und bietet verschiedene Bildungsmaßnahmen für die Inhaftierten an. Sie hat selbst eine Katze aus dem Tierschutz adoptiert.
„Die Tierhilfe ist ja hier in Torgau sehr gut aufgestellt, wir haben uns getroffen in der JVA. Nach den Gesprächen mit Mitarbeiterinnen der Tierhilfe, wie die Streunerkatzen leben und leiden, waren die Gefangenen schon emotional ergriffen und bereit sich an diesem Projekt zu beteiligen“, sagt die Bildungsstättenleiterin. „Die sind wie wir alle, viele haben auch gern Tiere zuhause. Die Männer hier in unserer Bildungsstätte haben Fehler in ihrem Leben gemacht und nutzen die Zeit, um sich bei uns weiterzubilden und es gibt Gespräche mit dem Team, gerade in der Vorweihnachtszeit ist es nicht so leicht“, so Kathrin Schumann. Die Teilnehmer am Projekt Katzenhäuser sind zwischen Mitte 20 bis 50 Jahre alt. Einige äußerten sich handschriftlich, warum sie mitmachen. „Man kann hier nicht all so viel Gutes tun. Wenn der Tierschutz sowas benötigt, ist das für mich persönlich eine Win-Win-Aktion“, schreibt einer. „Mitleid und Langeweile“, nennt ein anderer als Gründe und ergänzt: „Ich finde es gut, wenn die Werkstücke einen Sinn haben.“
Ein weiterer Häftling hatte ein eigenes Haustier und hilft nun mit, Fress- und Schlafplätze für Streunertiere zu bauen. Sie helfen „freiwillig und aus Tierliebe“, ist ihnen wichtig. „Kein Katzenhaus sieht aus wie das andere. Da bauen viele dran und fragen, ob die anderen Hilfe brauchen etwa beim Dachpappe zuschneiden“, erzählt Kathrin Schumann. Meist würden Holz, Metall, Kaninchendraht und Plexiglas verwendet. Die Hütten werden aus gespendeten Materialien gebaut, die von Mitarbeitern des bfw, von Bekannten und Firmen kommen. Fünf Katzenhäuser für Streunerkatzen wurden bisher an die Tierhilfe Torgau übergeben. „Wir sind sehr dankbar für dieses Projekt mit der JVA Torgau. Inzwischen haben wir viele Anfragen und schon eine Warteliste für solche Katzenhäuser“, sagt Kristin Engel von der Tierhilfe Torgau e.V. 144 Mitglieder hat der Verein. In diesem Jahr wurden 159 Katzen kastriert über die Tierhilfe Torgau. Derzeit befinden sich 53 Katzen in Pflegestellen in Torgau und weiteren Orten. Die Tierhilfe würde sich sehr freuen, so Kristin Engel, wenn handwerklich begabte Menschen ehrenamtlich weitere Katzenhäuser bauen. „Solange wir auf weitere Sachspenden, Baumaterialien zurückgreifen können, werden auch wir gerne weiter helfen mit Katzenhäusern“, so Bildungsstättenleiterin Kathrin Schumann.
Text (lv)
Kontakt zur Tierhilfe Torgau e.V.:
www.tierhilfe-torgau.de
Tel.: 01520 827 5118 (täglich 15-17 Uhr)