Ausstellungseröffnung: „Retrospektive“ von Ralf Uhlig zum 75. Geburtstag in der Stadtgalerie Radebeul


Sie unternehmen viel gemeinsam, malen und zeichnen gern vor der Natur, arbeiten druckgrafisch vielseitig und mögen leuchtende und erdige Farbtöne: Sohn André und Vater Ralf Uhlig Seite an Seite beim Meißner Grafikmarkt in der Albrechtsburg letztes Jahr. Diesen Freitag, den 17.2., 19.30 Uhr eröffnet die erste Einzelausstellung von Ralf Uhlig, in der er die ganze Bandbreite seines Schaffens zeigt in der Stadtgalerie Radebeul in Altkötzschenbroda 21.

Inniges Farb- und Formengeflüster nah  an  der Natur

In den Bilderlandschaften von Ralf Uhlig kann man umherwandern ohne sich sattzusehen. Man entdeckt immer etwas Neues. Ich erlebte Vater und Sohn, Ralf und André Uhlig, erstmals gemeinsam beim Meißner Grafikmarkt in der Albrechtsburg letztes Jahr. Ich kenne seine Arbeiten bereits von Gruppenausstellungen, zuletzt nach einem Plenair mit anderen Künstlern auf Schloss Wackerbarth. Doch noch nie hatte Ralf Uhlig eine Einzelausstellung. Nun ist es endlich soweit: Unter dem Titel „Retrospektive“ zum 75. Geburtstag von Ralf Uhlig eröffnet diesen Freitag, den 17. Februar, um 19.30 Uhr eine Ausstellung von den Anfängen seines Schaffens bis heute, zu sehen in der Stadtgalerie Radebeul in Altkötzschenbroda 21. Und ich freue mich sehr, dass ich die Laudatio für den Künstler halten kann. Musikalisch begleitet den Abend sein Sohn André Uhlig, ebenfalls Künstler und Musiker, an der Gitarre zusammen mit Nick Prechtel von The Novikents.

Text + Fotos (lv)


Traumhaft, farbflirrend: „Gehöft“ bei Meißen, Farbmonotypie. Der Künstler Ralf Uhlig im Atelier in seinem Wohnhaus in Radebeul.

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Premiere „Wolokolamsker Chausee I – V“ von Heiner Müller im Kleinen Haus


Zwischen Überlebenskampf, Zerstörung und Siegesrausch: Acht junge Schauspielerinnen und Schauspieler agieren mit intensivem Sprech- und Körpertheater mit Bravour in der Aufführung der „Wolokolamsker Chausee“ von Heiner Müller im Kleinen Haus des Staatsschauspiels Dresden. Foto: Sebastian Hoppe

Heroisch-groteske Schlacht mit goldenem Panzer

Hart, brutal ehrlich, erschütternd und erschreckend aktuell in der Auseinandersetzung mit Krieg, Gewalt und der Konfrontation verschiedener politischer Systeme kam Heiner Müllers Text-Zyklus „Wolokolamsker Chausee I – V“, ein Nachruf auf die Sowjetunion und DDR, erstmals seit längerem auf eine ostdeutsche Bühne. Die Premiere war am vergangenen Donnerstagabend im Kleinen Haus des Staatsschauspiels Dresden. Die nächste Aufführung ist am 16.2., 19.30 Uhr.

„Wie räumt man ein Minenfeld?“, steht in grellgelber Schrift auf dem schwarzen Bühnenvorhang. Die Antwort kommt zum Schluss der Aufführung. Ein riesiger gelber Stiefel über der käfigartigen Spielfläche dient als Fingerzeig in der Inszenierung der „Wolokolamsker Chausee I – V“ von Heiner Müller, der als bedeutendster und radikalster Autor des deutschsprachigen Theaters seit Brecht gilt. Die Premiere mit Studierenden  des Schauspielstudios der Hochschule für Musik und Theater Leipzig am Staatsschauspiel Dresden in einer Koproduktion mit dem Goethe-Institut Moskau war am Donnerstagabend im Kleinen Haus.

Ursprünglich sollte eine gemeinsame, zweisprachige Aufführung mit Schauspielern aus beiden Ländern entstehen und in Moskau und Dresden gespielt werden. Mit dem Beginn des Angriffskrieges russischer Truppen gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 ist diese Koproduktion jedoch unmöglich geworden. Damit ist Müllers Textzyklus, der von 1984 bis 1987 entstand und 1988 in Paris und in München erstmals komplett uraufgeführt wurde, wieder erschreckend aktuell in seiner Auseinandersetzung mit Krieg, Gewalt und der Konfrontation verschiedener politischer Systeme. Müller selbst nannte sein letztes dramatisches Werk einen „Nachruf auf die Sowjetunion, auf die DDR.“

Viele Stücke des 1929 im sächsischen Eppendorf geborenen und 1995 in Berlin verstorbenen Dichters und Dramatikers konnten damals nur im westlichen Ausland gespielt werden. Genau zum richtigen Zeitpunkt, spannungsgeladen, erschütternd wie ergreifend, erzählerisch und atmosphärisch voll starker, zündstoffreicher Bilder und Szenen und mit intensivem Sprech- und Körpertheater der acht jungen Spielerinnen und Spieler des Schauspielstudios Dresden kam die Inszenierung nun unter Regie von Josua Rösing auf die Bühne. Hart, brutal ehrlich, heftig und prägnant bis absurd-grotesk bewegt sich dabei die rhythmische Sprache Heiner Müllers mit aller Wucht und Kraft zwischen Macht und Ohnmacht, Widersprüchen und Widersprechen, hinterfragt er Gesetzes- und gesetzte Ordnung im Verhältnis zwischen Staat, Masse und Individuum.

Anfangs erscheint in einer Videoaufnahme auf der Bühne die Müller-Übersetzerin ins Russische, Ella Vengerova, intensiv Zigarette rauchend wie er, und sagt: Jede Generation hat ihre eigene Geschichte, einen anderen Blick auf das Vergangene und jeder Mensch sieht sie verschieden. Da hilft nur Zuhören und Fragen, um das Geschehene zu verstehen. Die „Wolokolamsker Chausee“  ist eine der großen Ausfallstraßen aus Moskau in Richtung Westen. Von den verzweifelten Kämpfen eines Bataillons dort gegen deutsche Wehrmachtstruppen erzählt der erste Teil der Aufführung. Gespielt wird hinter, vor und auf einem goldfarbenem Baugerüst mit weißen Tüchern, grün angestrahlt wie Wald. Die Darsteller tragen goldene Uniformen, stehen halb gebückt wie in Deckung und sprechen im Chor von ihrer Angst vor dem Feind, dem Sterben und erbarmungslosen Überlebenskämpfen. Abweichler werden als Feiglinge und Verräter angeprangert und erschossen.

Im Wechsel von Schauspiel und Videoprojektionen marschieren, trimmen, überbieten sich die Kämpfer der neuen Zeit in heroischen Posen und Parolen für Heimat und Vaterland und den Aufbau eines neuen Deutschland und bejubeln einen goldenen Panzer als Rettung. Herrlich grotesk die Szenen über die „Hochzeit von Funktion und Funktionär“. Wie sie mit ihren Schreibtischen verwachsen im Sitzfleisch. Brav im Gleichschritt unter einer Offiziersmütze umherlaufen oder an Seilgurten in der Luft strampeln und zu dem gigantischen Stiefel empor klettern. Und immer wieder die Worte „Vergessen und Vergessen und Vergessen“, die wie eine Beschwörungsformel im letzten Teil ertönen. Dagegen geht die Aufführung eindringlich, beeindruckend und berührend an Menschlichkeit und Mitverantwortung aller erinnernd an. Viel Beifall vom Publikum.

Text (lv)

http://www.staatsschauspiel-dresden.de

Natur & Kunst im Zusammenklang: Ausstellung „Giant`s Orchestra“ von John Lister & Heather Hunt in der Galerie der Georado-Kunstinitiative in Dorfhain bei Freital


Urwüchsige Baumriesen & Kauri-Holz aus den Sümpfen Neuseelands, zurückgewonnen aus der Natur: Natürliche Kunst-Objekte und Design-Möbel zeigen der Künstler Jon Lister und Galeriebetreiber Olaf Stoy derzeit in einer Ausstellung der Georado Stiftung in Dorfhain.

Natur und Kunst in faszinierendem Zusammenklang

Beeindruckende Kunst-Objekte und Design-Möbel aus über 3 000 Jahre altem Kauri-Holz sind zurzeit in der Ausstellung „Giant`s Orchestra“ der neuseeländischen Künstler Jon Lister und Heather Hunt bei der Georado Stiftung in Dorfhain zu sehen.

Vor einer üppig grünen Teichlandschaft mit Wald in einer Fotografie laden Holzhocker mit länglichen, an Baumstämme erinnernden Sitzflächen zum Verweilen ein. Ein Wandbehang aus lichten und dunklen Holzfeldern und ein Tisch in floraler Form, unter einer Glasplatte ruhend, begegnen dem Betrachter. Und ein kugeliger Kaffeetisch mit gespiegeltem Erdrund, dessen Oberfläche feine Linien und Risse durchziehen und an den Rändern teilweise tiefe schwarze Einschnitte, die wie verkohlt aussehen. Zumeist leuchten sie in hellen, warmen Holztönen, von honig- bis bernsteinfarben, die wundervollen, skulpturalen Objekte und künstlerischen Möbel aus über 3 000 Jahre altem Kauri-Holz aus den Sümpfen Neuseelands, einige Stücke wurden zudem aus Algen gefertigt.

Zurückgewonnen aus der Natur und eindrucksvoll verwandelt, sind diese derzeit zu sehen in einer Ausstellung von „Giant`s Orchestra“ des aus Neuseeland kommenden und in Freital lebenden Designkünstlers Jon Lister in der Galerie der Georado Stiftung in Dorfhain nahe am Tharandter Wald. Seine Arbeiten basieren auf Zeichnungen der neuseeländischen Künstlerin Heather Hunt, die urwüchsig in lichtvollem Grün und erdigen Farbtönen und Formen gehalten an den Ursprungsort der Kauri-Hölzer führen. Sie zeichnet und zieht in ihren Bildern mit Ästen hauchzart die Bäume und ihre Struktur, die Jahresringe und Verästelungen, die gewölbte Erde, aufragende Stümpfe wie Boote, den Himmel und das tiefblaue Wasser, alles ist miteinander verwoben. Beeindruckend und berührend ist das Zusammenspiel der Bilder mit dem form- und spurenreich „sprechenden“ Holz und der sensiblen, filigranen Gestaltung und nachhaltigen Nutzung. Denn es wird nur Holz verwendet, das sonst entsorgt werden würde.

Bei Heather und ihrem Mann Martin Hunt, einem Stumpfsammler, Unternehmer und Umweltschützer, auf deren Grundstück in den Torf-Sümpfen im Norden Aotearoas/Neuseeland fand Jon Lister die uralten Hölzer für seine besonderen Kunst-Objekte, als Land für die Landwirtschaft trockengelegt wurde. 2018 verbrachte er ein Auslandsjahr in der alten Heimat mit seiner Familie, die Tochter und der Sohn sind jetzt 17 und 21 Jahre alt, und seiner Frau. „Wie die Mooresche kommt das Kauri-Holz aus dem Sumpf und ist das älteste der Welt, das man noch verarbeiten kann“, sagt Lister. Es enthält ein Gummiharz, welches das Holz der umgestürzten Bäume tausende Jahre unter der Erde konserviert. Die noch erhaltenen Kauri-Bäume werden geschützt, haben immergrüne, farnähnliche Blätter, stattliche Stämme von neun Metern und wachsen bis zu 50 Meter in den Himmel. Ihr Holz sei vergleichbar mit Linde und Nussbaumholz in der Festigkeit.

„Das Besondere am Kauri-Holz neben dem enormen Alter ist die brilliant strahlende Holzfarbe. Es ist schwer zu bearbeiten, man braucht viel Zeit, Erfahrung und Feingefühl, weil das Holz so wild ist optisch gesehen. Daher ist es wichtig, Ordnung ins Chaos zu bringen“, erzählt Lister, der 1977 in Hastings geboren wurde. Seine Vorfahren waren Schotten, die nach Neuseeland auswanderten. Seine Eltern und vier Schwestern leben noch dort. Seit 1999 ist er in der Welt unterwegs. Nach einer Spezialausbildung als Tischler in Rabenau arbeitet Jon Lister seit 2014 selbstständig als Designer und Künstler in einer Gemeinschaftswerkstatt mit dem Holzgestalter Jan Dunkel in Freital-Deuben. Hier erweckte er die uralten Kauri-Hölzer, die gesägt, gut verpackt und transportiert per Schiff aus Neuseeland ankamen, zu neuem Leben und nun sind sie im kleinsten Dorf Sachsens in Dorfhain, nebst originalen Holzstücken mit Bernsteinschimmer zu sehen.

Seine Kunstobjekte aus Kauri-Holz, die einmalig seien in Europa und jedes ein Unikat, zeigte Jon Lister schon in Paris im Maison des Objets, auf der Art Kunstmesse in Basel und kürzlich auf der Handwerksmesse in München.  „Es sind vor allem Werke von Künstlern aus der Region in Dorfhain zu sehen, die mit dem Ambiente der Industriekultur harmonieren. Licht und Raum wirken mit und die Verbindung zwischen Kunst und Natur ist das Sahnehäubchen obendrauf“, sagt Olaf Stoy, Porzellangestalter, der sein Atelier gleich nebenan hat und Ausstellungskurator der Galerie von der Georado Stiftung. Es werden Führungen mit Jon Lister angeboten (telefonische Anmeldung unter Telefon: 0177 – 3165658) am 12. und 26.2., von 16 bis 18 Uhr. Die Ausstellung von „Giant`s Orchestra“ ist noch bis 26. Februar in Dorfhain zu sehen.

Text + Fotos (lv)

Geöffnet: Mo – Fr 15 bis 18 Uhr

http://www.giantsorchestra.com


Fantastische Reise: Bin gerade vor Neuseeland.

Neue Lyrik: Lützerath, Freital, Wirbelndes Weiß & Traumweiß & Schutzhaut & Friedenslied

Lützerath

Sie laufen oben
an der Abrisskante
entlang am Rand des Abgrunds
die Weißbehelmten in Schutzmontur
stehen sie vor nackter Fläche und
Abrissbaggern

schneiden den Weg zum Leben ab
die Behelmten holen Menschen aus
Baumhäusern Hängematten in der Luft
und den letzten Häusern am Weiher
Dörfer sterben Bäume fallen die Luft brennt
Steine fliegen

die Kohle befeuert alle
vor und hinter dem Abrisszaun
noch liegt sie tief in der Erde
ein riesiges Schaufelrad steht
schon bereit das sich bald
hinab ins Innere gräbt

keinen Stein mehr
auf dem anderen lässt
kein Grashalm mehr wächst
nur die Zerrissenheit

und die Kohle fällt nach oben
so lange das morsche Getriebe
im Weltgefüge noch hält
Energieriesen weiter am Rad drehen

letzte Nacht im Traum sah
ich ein Kind in der dunklen Erde liegen
mit weit aufgerissenen Augen
ich reichte ihm meine Hand
doch das Kind blieb liegen

LV
12.1.2023

Freital

Der blaue Briefkasten
mit den holden Musen
träumt still vor sich hin
neben dem Bahnhofsgebäude in Potschappel
aus robustem Naturstein gebaut sind viele Gebäude hier

am Brunnen verewigt auf dem Felsgestein
feiernde Bergleute den Becher voll Wein
der sagenhafte Musikus Rotkopf Görg spielt mit der Fidel
fröhlich auf zum Tanzyy
unterm Gestein grinsen schelmisch die Berggeister<

ein bärtiger Mann hält eine Kohleschaufel
gusseisern auch er
der Hut am Boden voll Regenwasser
und Bonbonpapier erzählt von längst
vergangenen Steinkohletagen

im Frisörsalon gegenüber das Bild an der Fassade zeigt es
greift man zu Kamm und Schere
bändigt Wellen und fönt
Haare stehen zu Berge
manchmal bis zum Plauenschen Grund
mit seinen felsigen Höhen
darüber der Himmel an dem graue Wolken
überm Blau entlang ziehen

manches lässt sich umfrisieren
Drehstühle auswechseln Haare schneiden
und färben Sachen umwandeln in der Änderungsschneiderei
Zeit mit Charakter glitzert neben Schmuck und Uhren
die Tafel verbirgt sich hinter grau getönten Scheiben
im Eckhaus gegenüber lockt Steini`s Sachsenküche

ein Bergmann gemeißelt in Stein lässt hoch
über dem Hauseingang eines altehrwürdigen Gebäudes
mit Pension Gäste aus und ein
verblasst der Glanz am Gasthof zum Goldenen Löwen
keiner zu sehen hinter den Wolken-Vorhängen
und dem geschwungenen Anbau der Akropolis

dahinter erheben sich Felsen
Wegweiser zum Edelstahlwerk und
der Porzellanmanufaktur
ein Mann fragt nach der Richard Wagner Straße
eine weiße Holzmöwe träumt vom Traumurlaub am Meer
im Schlachthaus kann man sich Tattoos und Piercings
stechen lassen

nebenan orientalisch speisen
und im Kulturcafé rund um den Erdball reisen
der auf den Plakaten leicht beschwingt
obendrauf in einer Kaffeetasse schwimmt

LV
18.1.2023

Wirbelndes Weiß

Hinter dunklem Baumgeäst
flockt frohlockt wirbelndes Weiß
rieselt und fällt nicht leis
im taumelnden Reigen mit tausend Sonnenfunken
auf und nieder tauchend über dem Fluss

lichttrunken mit den Flügeln schlagend
und laut kreischend –
die weiß Gefiederten sind zurück
strahlend an hellen wie grauen Tagen
hissen sie die Flagge des verschollenen Winters

sonnenbaden und jagen nach Futter
mit den anderen Wasservögeln am steinigen Ufer
des alten Hafens wo die Wildgänse einem wild
schnatternd schon fast aus der Hand fressen
und sich von gurrenden Tauben besänftigen lassen

sie umrunden himmelblau leuchtende
spitze Scherben doch in die hungrigen Schnäbel
gelangt auch Unverdauliches Plast und Metallreste
die Wildgänse lassen es sich nicht entreißen
ahnungslos fressen die Abfälle sie auf

mittendrin steht ein alter Mann mit Schal um den Kopf
gewickelt gegen den Wind
und einem Karren und füttert die Tauben und Wildgänse
schüttelt die Tüten aus
ein Schwarm Möwen fliegt auf
und kommt wieder

die Vögel putzen ihr Gefieder
im Gestrüpp hängen weiße und gesprenkelte Federn
voll winziger Regenperlen als Belohnung

als habe der Winter sich besonnen
liegt am nächsten Tag Schnee
wenig später schmelzen
kleine weiße Inseln am Straßenrand

LV
17.1.2023

Traumweiss

Ein weißer Zauber legte
sich still auf die Erde nieder
wie Traumwandler schwebten die Flocken
über Nacht verloren schon wieder

die Mund und Wange kitzeln und streicheln
alles weich zeichnen alle Risse kitten
sanft knirschen unter den Füßen beim Gehen
wie Sterne über Dunkles glitten

die Schattenrisse der Bäume und
die graue Wolkendecke tauchen
traumverloren wieder auf
aus dem schwerelosen Weiß

LV
22.1.2023

Schutzhaut

Goldenes Licht fiel
durchs Fenster
entglitt mir

deine und meine Schutzhaut
hielt mich auf
wann sie ablegen
wann schützt
trennt sie
ummauere mich
mit Worten

am Fluss taue
ich auf
am Himmel rote Schwingen
spiegeln sich darin
mit dem Geschwirr der Enten
und Wildgänse
eine Möwe thront auf einem Stein

die Luft schneidet
eisig ins Gesicht
am steinigen Ufer die feine
schneeweiße Trennlinie
hindert die Wasservögel nicht
hin und her ziehen sie ihre Kreise

auf ihre Weise
stehen andächtig vor dem tiefblau und
rot angehauchten Fluss
zwei Enteriche schlagen wild im Wasser
mit ihren Flügeln aufeinander ein

ich lache laut
bei ihrem Kampf
der einem Tanz ähnelt

in dem sie auf und ab tauchen
das Wasser spritzt und trägt
sie wie eine Schutzhaut

LV
6.2.2023

Friedenslied
(Zum 13. Februar)

Ich stehe auf
halte nicht mehr still
sage was ich sagen
will
schon immer
lebt der Mensch
nicht nur vom Brot allein

wieviele Träume
Menschen sollen noch
sterben
bis ihr merkt
dass immer mehr Waffen
keinen Frieden schaffen

die Erde bebt
aus Liebe zum Leben
hört die Stimmen der Verschütteten
und der Toten
lasst sie Euer Kompass sein

LV
12.2.2023

Texte + Fotos: Lilli Vostry

BilderAlbum: Gedicht-Lesung mit Musik & Apfelkuchen & Zeichnungen „Vom Zauber endloser Anfänge“ im Einnehmerhaus des Kunstvereins Freital


Wort- und KlangZauber mit einigen Überraschungen: Musiker Gabriel Jagieniak und Autorin Lilli Vostry aus Dresden zusammen mit Bettina Liepe vom Kunstverein Freital nach ihrer gemeinsamen Gedicht-Lesung mit Musik „Vom Zauber endloser Anfänge“ am vergangenen Sonnabend im Einnehmerhaus des Kunstvereins Freital. Fotos: Bettina Liepe, Olaf Klepzig (1)

Wortlust in Bilder verwandelt

Die Gedicht-Lesung mit Musik „Vom Zauber endloser Anfänge“ mit der Autorin Lilli Vostry und dem Musiker Gabriel Jagieniak regte einige ZuhörerInnen im Einnehmerhaus Freital dazu an, die poetischen Texte auch zeichnerisch festzuhalten.

Diese Gedicht-Lesung, die erste in diesem Jahr, hielt einige Überraschungen bereit. Für uns war der Leseort neu, außerhalb von Dresden, aber nah genug und gut erreichbar, und völlig offen, wer kommt und wie es wird. Für die Besucher beim Kunstverein des Einnehmerhauses Freital, Dresdner Straße 2, gab es das erste Mal Poesie & Kuchen als neues Veranstaltungsangebot zu erleben und genießen. Selbstgebackener Apfelkuchen ofenfrisch, wie immer bei meinen Lesungen. Diesmal gelang er jedoch erst im zweiten Anlauf. Wenige Stunden vor der Lesung war er fertig. Das Glück ist bei denen, die nicht verzagen und immer Neues wagen, machte ich mir Mut.

Darum geht es schließlich auch in unserer Gedicht-Lesung mit Musik „Vom Zauber endloser Anfänge“ zusammen mit Gabriel Jagieniak (Akkordeon und Obertongesang). Vom Apfelkuchen blieb kein Krümel übrig. Lecker, locker und etwas knusprig der Boden.

Es war eine schöne Atmosphäre während der anderthalbstündigen Lesung mit offenem, aufgeschlossenem, freundlichen und feinsinnigen Publikum. Nur kannte ich diesmal fast keinen. Etwas im Vorfeld toll zu finden und dann auch tatsächlich hinzukommen, ist eben ein Unterschied. Es ist auch interessant, wie ein Raum und die Menschen darin, mehr neue als bekannte Gesichter, sich verwandeln mit dem gemeinsamen Musik- und Poesieerlebnis. Dies war zunächst ungewohnt, doch dann wunderschön, beglückend, öffnend, inspirierend…

Einigen Zuhörerinnen gefielen meine Gedichte so sehr, dass sie manche davon wie „Lied für Mutter Erde“, „Schweigen“ und „Masken“ am liebsten sofort ausgedruckt haben oder sich aufschreiben wollten. Und sie wollen sie gern illustrieren. Das freut mich sehr. Demnächst beginnt ein Buchbindekurs im Einnehmerhaus, wie zu erfahren war. Dann könnten unikate, handgebundene Künstlerbücher in verschiedenen Techniken von Zeichnung, Grafik bis Collage zu den Gedichten entstehen. Vielleicht kann ich ein künstlerisch gestaltetes Gedicht-Buch dann mit zur Leipziger Buchmesse Mitte April nehmen. Vielleicht finde ich einen passenden Verlag für meine Gedichte.

Gezeichnet wurde aber auch schon während dieser Gedicht-Lesung. Skizzen mit schwarzem Kugelschreiber, die Olaf Klepzig, Bildhauer, Maler und Gestalter in Rabenau (www.olafklepzig.de) mir hinterher zeigte und verschiedene Varianten schickte. Der Stift flog übers Papier bei den mitreißenden Klängen am Akkordeon von Gabriel Jagieniak und den Gedichten von mir, in denen es oft um Natur und Zwischenmenschliches geht. Darunter neue wie „Lützerath“, „Freital“, „Wirbelndes Weiß“ und „Traumweiß“, die demnächst auf dem wortgarten-Blog zu lesen sein werden.

„Toller Abend! Verlangt nach mehr…“, schrieb Olaf Klepzig hinterher über diese Gedicht-Lesung mit Musik auf Facebook. Es war zugleich der Auftakt für weitere literarisch-musikalische Abende, die jeden letzten Sonnabend im Monat begleitend zu den Vernissagen im Einnehmerhaus stattfinden sollen. Damit wagt Bettina Liepe, die neue Vorsitzende vom Kunstverein Freital mit viel Engagement Neues. Und lockt damit hoffentlich bald noch mehr neugierige und aufgeschlossene Besucher an diesen außerdem mit vielen künstlerischen Kursen für jung bis älter offen stehenden Ausstellungs- und Begegnungsort, umgeben von wild-urwüchsiger Felslandschaft und vielen Wanderwegen vor den Toren Dresdens.

Text + Fotos (lv)

Zurzeit ist die Ausstellung „Kaltnadel trifft Textil“ noch bis 25.2. im Einnehmerhaus Freital zu sehen. (Siehe dazu auch den Beitrag auf dem wortgarten-Blog.)

Geöffnet: Do und Fr 16 – 18 Uhr, Sa und So 14 – 17 Uhr


Wort & KlangZauber expressiv und farbspielerisch gezeichnet von Olaf Klepzig.
Fotos: O.K.

Kunst zum Anschauen und Selbermachen:

Vor der Lesung gab es eine Führung mit Bettina Liepe durch`s Einnehmerhaus und seine künstlerischen Werkstätten. Hier gibt es viel zu sehen und entdecken…  Staunte ich zusammen mit Janett Noack, Porzellanmalerin und Galeristin von Kunst & Eros in Dresden und ihrer Tochter Clara, die mich samt Kuchenblech zum Leseort fuhren.


In der Holzwerkstatt: Bettina Liepe vor einer selbst geschaffenen Figur.

Ausstellung „Kaltnadel trifft Textiles“ im Einnehmerhaus Freital

Facettenreiche Malerei mit Nadel und Faden

Die Ausstellung „Kaltnadel trifft Textil“ vereint Arbeiten aus den Zirkeln für Radierung von Jürgen Filla und Textilgestaltung von Annerose Schulze im Einnehmerhaus Freital.

Ein kreisendes Labyrinth oder strömendes Wasserspiel erhält durch weiße, graue, sandfarbene und blaue Fäden, aufgestickt auf Leinen seine bewegten, strudelnden Konturen im Titelbild der Ausstellung „Kaltnadel trifft Textil“, die am vergangenen Sonnabend im Einnehmerhaus Freital eröffnete. Eine ungewöhnliche Mischung, die dementsprechend großes Besucherinteresse zur Ausstellungseröffnung fand.

Erstmals stellen sich hier die Zirkel Kaltnadelradierung von Jürgen Filla und Textilgestaltung von Professor Annerose Schulze unter dem Dach des Kunstvereins Freital e.V. vor mit ihren Arbeiten. So unterschiedlich die künstlerischen Techniken, gemeinsam ist ihnen das facettenreiche Wechselspiel von Farbe, Form und Linie und teils gehen sie sogar eine Verbindung ein in einigen bedruckten Textilbildern. „Die Ausstellung wurde noch mit Barbara Hornich zusammen geplant. Die Arbeiten, in denen sich zwei Formen von Nadeln begegnen, sind etwas Besonderes und ein Verdienst der beiden Zirkelleiter, die langjährig im Einnehmerhaus arbeiten und immer Leben mitbringen ins Haus“, sagte Bettina Liepe, die neue Vorsitzende des Kunstvereins zur Eröffnung. Zurzeit habe der Verein wie viele zu kämpfen mit höheren Betriebskosten. Daher freue sich die „klapprige“ Einnehmer-Figur am Eingang über jede Spende von Besuchern. Für leicht beschwingte Klänge passend zu den Arbeiten sorgte die Bronson-Kammerband an Gitarre und Geige. Zu sehen sind Gesticktes und Gedrucktes in großer Ausdrucksvielfalt.

Auffallend, faszinierend und bestechend sind vor allem die Zartheit und Feinheit in den Textilbildern und Radierungen, die mit Näh- und Stahlnadel gestickt, gezeichnet, appliziert oder bedruckt werden auf Stoffen und Papier, wie man sie selten antrifft in der heutigen schnelllebigen Zeit. Wer hat da noch Muße für derartige akribische Handarbeiten? Beim Anblick der Stoffkunstwerke kommen Erinnerungen an die eigene Schulzeit und die ersten Versuche mit Nadel und Faden umzugehen hoch und die mit farbigen Garnen ausprobierten Näharten von Heft-, Ketten- Knopfloch-, Reih- bis Spannstich. Form- und variantenreich kommen diese zum Einsatz in den textilen Fadenmalereien mit Landschaften, floralen und abstrakt-geometrischen Bildmotiven, fliegenden Regenschirmen, Gingkoblättern und Winterblüten bis zum gestickten Gedicht von Nazim Hikmeth, einem türkischen Dichter, in den Werken von sechs Kursteilnehmerinnen.

„Es wird nicht vorgezeichnet, sondern sofort ins Material gegangen und je nach Gustus in Szene gesetzt“, sagte Kursleiterin Annerose Schulze. Die Arbeiten entstanden zu den drei Themenbereichen Wellenspiel, bei dem das Spritzen, Blubbern und Fließen des Wassers sichtbar wird, Kreise und derzeit das klassische Herren- oder das besondere Taschentuch als Bildträger. Ein auf die Spitze gestelltes, quadratisches Tuch zeigt Knoten und eine liegende Acht in einer Schnurapplikation von Birgit Weber. Von ihr stammen auch die zwei blau karierten Arbeiterschnupftücher mit zarter weißer Zackenlitze-Stickerei. Ruth Heine, eine geübte Stickerin, zeigt eine fulminante Welle, große Tropfen, Wasserperlen, Voll- und Halbmonde am Nachthimmel in ihrer filigranen Seidenstickerei auf Blaudruck. „Das Leichte und das Schwere“ finden beeindruckend zusammen in textilen Geweben wie einem geklöppeltem Landschafts-Leporello von Barbara Zscheile. Sie zeigt außerdem überstickte Handdrucke auf Baumwolle mit kreisenden und fließenden Formen.

Eine Bilderwand mit Fotos zeigt die „Kaltnadler“ um Jürgen Filla, neun Frauen und ein Mann, beim Zeichnen und Drucken und luftig-leichte, schwarz-weiße und farbige Radierungen mit Lampionblumen und auf Blüten umherschwirrenden Schmetterlingen. Wie Illustrationen aus einem Kinderbuch wirken die Bilder voll fröhlich-fantasievoller Figuren und einer Traumspielstadt von Beatrice Günther. Sie ist Bauzeichnerin von Beruf, zeichnet gern seit ihrer Kindheit und ist von Anfang an, seit zehn Jahren, dabei im Kaltnadelkurs im Einnehmerhaus. „Vielleicht wird auch mal ein Bilderbuch daraus“, sagt sie und lächelt. Die wechselnden Farbstimmungen in der Landschaft hält Karl-Heinz Haberkorn, Ingenieur und Konstrukteur im Ruhestand, gern in seinen Radierungen fest. Ein Wanderer angelehnt an das bekannte Gemälde von Caspar David Friedrich steht vor einem Feld mit weitem Himmel und Wald. Ein Blick auf die Magnolienblüten im Schlosspark Freital-Burgk und auf das „abendliche Dresden“ mit tiefgelber Wolkenlandschaft über der Brühlschen Terrasse hängt da neben einem augenzwinkernden Bild „Ökostrom in Freital“.

Eine japanische „Geisha“ und eine Ente zwischen Gräsern auf gefrorenem Teich hielt Angelika Teubel in ihren Radierungen fest. Kraniche im Licht, einen wie tänzelnden uralten Baum und ein lustiges Apfelstillleben mit Mitbewohner zeigt Steffi Hübschmann. „Interessierte sind auch zu Schnupperkursen willkommnen“, so Jürgen Filla.  Kommenden Sonnabend, am 21. Januar trifft sich die Gruppe zum Zeichnen. Die Ausstellung ist noch bis 25. Februar  im Einnehmerhaus zu sehen. Die Finissage mit Künstlergespräch findet am 25. Februar, um 15 Uhr statt.

Text + Fotos (lv)

Geöffnet: Do und Fr von 16 – 18 Uhr und Sa und So von 14 – 17 Uhr


Farben- und Formenreich Gesticktes und Gedrucktes: Bettina Liepe dankte den beiden Zirkelleitern Annerose Schulze und Jürgen Filla mit blühenden Zweigen und Tulpen nach der Eröffnung für diese besondere Ausstellung im Einnehmerhaus Freital.

Gedicht-Lesung mit Musik „Vom Zauber endloser Anfänge“ im Einnehmerhaus Freital

Wort- und Klangzauber im Einnehmerhaus

Mit ihrer neuen Gedicht-Lesung mit Musik „Vom Zauber endloser Anfänge“ sind Lilli Vostry, Autorin und Gabriel Jagieniak, Musiker, am 28. Januar, 17 Uhr im Einnehmerhaus des Kunstvereins Freital zu Gast.

Hinter dunklem Baumgeäst frohlockt wirbelndes Weiß, auf und nieder tauchend über dem Fluss – die weiß Gefiederten sind zurück und hissen die Flagge des verschollenen Winters. Mittendrin steht ein alter Mann mit Schal um  den Kopf gewickelt gegen den Wind und füttert die Tauben und Wildgänse.

Fast allein am Elbestrand mit den Wassertieren, steigen Erinnerungen auf an vertraute Orte, an Verlorenes, Liebgewordenes und das Meer, das mit den Möwen überall mitkommt. Poesie und Musik lassen sich mitreißen vom Spiel der Wellen mit dem Wind, bewegen und davon tragen vom „Zauber endloser Anfänge“.
So heißt die neue Gedicht-Lesung mit Musik, mit der Lilli Vostry, Autorin und Lyrikerin und Gabriel Jagieniak, Musiker (Akkordeon und Obertongesang) am 28. Januar, 17 Uhr, im Einnehmerhaus des Kunstvereins Freital, Dresdner Straße 2, zu Gast sind (Eintritt frei. Wilkommen sind Spenden für den Kunstverein Freital).

In den Gedichten geht es um Natur und Zwischenmenschliches, um die Veränderungen und Wandlungen im Leben und den Zauber des Augenblicks und Neubeginnens. Sie erzählen von „Bildern im Kopf“, vom „Garten Eden“, kleinen Faltern, ungestümen Katzen, wildem Mohn und einem seltsamen Hörnertier. Ein Gedicht erzählt von ihren Eindrücken in Freital.

Lilli Vostry lebt und arbeitet als freie Journalistin, auch für die SZ, in Dresden
und schreibt seit zehn Jahren Lyrik. Sie hat bereits vier BilderGedichtKalender mit verschiedenen Künstlern im Zeitraum von 2013 bis `016 veröffentlicht.
Zu hören in diesem Programm sind frühe und neue Gedichte und Texte.

Gabriel Jagieniak (soundcloud.com/gabriel-jagieniak) bewegt mit seinem virtuosen Akkordeonspiel, mit und ohne Gesang, bekannten Melodien und eigenen Kompositionen, auf humorvolle Weise frei vorgetragen, immer wieder das Publikum.

Wir freuen uns auf Euer Kommen!

Herzliche Grüße
Lilli Vostry & Gabriel Jagieniak

Text + Fotos (lv)


Brunnen vor dem Bahnhof in Freital-Potschappel

Winterlesenacht mit neuen Gedichten & Geschichten im Stadtmuseum

Schneemann, Sake und Sonett

Zur Winterlesenacht des Literaturforums Dresden – Neue Gedichte und Geschichten laden neun AutorInnen am 17. Januar, 19 Uhr ins Stadtmuseum auf der Wilsdruffer Straß 2  ein.

Was gibt es Schöneres, als in den langen kalten Winternächten in einem beheizten Raum der Literatur zu frönen? Was gibt es schöneres, als tief in der Poesie zu versinken? Was Schöneres, als berauscht von Versen zu taumeln wie eine Schneeflocke? Auf geht’s, Schnee schauen, Verse trinken und taumeln!

Es lesen Jayne-Ann Igel, Undine Materni, Carla Schwiegk, Dieter Krause, Marcus Neuert, Frank Norton, Volker Sielaff, Patrick Beck, Patrick Wilden.

Büchertisch der Buchhandlung LeseZeichen

Die Lesung ist barrierefrei zugänglich.

Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei!

https://literaturnetz-dresden.de/veranstaltungen/schneemann-sake-und-sonett/

Mit besten Empfehlungen,
Jörg Scholz-Nollau

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Unsere Ladenöffnungszeiten:

Montag bis Freitag
10 - 13 Uhr und 15 - 19 Uhr
Samstag 10 - 14 Uhr 

Buchhandlung LeseZeichen
Priessnitzstrasse 56
01099 Dresden

Inh.: Jörg Scholz-Nollau

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Ausstellung „Was wird“ von Gudrun Trendafilov in der Galerie Mitte


Traumhaft-surreale Figurenwelt, farbenfreudig und fantasievoll, in der auch Lebensspuren sichtbar werden: Galeristin Karin Weber und Praktikant Adolar Schuster, der gern Musiker werden will, in der Ausstellung von Gudrun Trendafilov, zu der auch ein umfangreiches Katalogbuch erschienen ist.

Ein Bilderreigen voller Sinnlichkeit, Sehnsucht und Farblust

Von der Schönheit, Fülle und Zerbrechlichkeit des Seins erzählen erzählt die Ausstellung „Was wird“ zum 65. Geburtstag von Gudrun Trendafilov in der Galerie Mitte.

In traumblauen Gefilden hält eine Frau ein hell schimmerndes Ei, Symbol des Werdens und Wagens, in der Hand im Titelbild der Ausstellung „Was wird“ in der Galerie Mitte, Striesener Straße 49/1. Etage. Die derzeitige Werkschau zum 65. Geburtstag von Gudrun Trendafilov am 13. Februar ist ein Bilderreigen voller Sinnlichkeit, über die Fülle und Zerbrechlichkeit des Seins und zugleich spannende Selbstbefragung der Künstlerin (noch bis 18.2. zu sehen).

Gezeigt werden insgesamt 66 Arbeiten, Malerei, Zeichnung und Druckgrafik aus dem Zeitraum von 1977 bis 2022 von einer der bekanntesten zeitgenössischen sächsischen Künstlerinnen. Die figürlichen Arbeiten von Gudrun Trendafilov spiegeln ausdrucksreich Schönheit, Lebenslust, Träume, Verletzlichkeit und Sehnsucht nach Geborgenheit und Halt in einer Welt voller Widersprüche, Krisen und Konflikte wider. Da erscheinen auf den Leinwänden und Papier in türkisblau, lichtem Grün bis zu erdigen, grauen und violetten Farbtönen immer wieder Frauen mit Tieren, Fischen, Raben, Katze, Vögeln und Pflanzen an ihrer Seite. Sie tragen anmutig und würdevoll eigentümliche Kopfbedeckungen wie weise Zauberinnen, zeigen sich auch mal als „Biest“ mit Insekt im Haar, außerdem mit wild wirbelnder Wasserkrone, aus einem Hut hervor sprießendem Glücksklee und verlockenden Perlenketten und Ohrringen.

Da sieht man innige, träumende und zugeknöpfte Paare. Die „Blaue Stunde“ trifft auf „Virales“: Rot im Gesicht betrachtet eine Frau die umherschwirrenden Viren, die zart wie Pusteblumen aussehen, in diesem Corona-Blatt von 2022. Auf einem großformatigen Bild von 2021 rennt eine Frau in Pumps und schwarzweiß geflecktem, spitzen Hut in weitem Sprung vor rot lodernder Wand und fragt sich: „Woher Wohin Wofür“, so der Bildtitel. „Wenn ich mein Vöglein wär..“, nennt die Künstlerin das liebevoll-versponnene, gegenüber hängende Bildnis einer Dame in sonnengelbem, rot umrandeten Kleid, mit sichtbar feinrissigen Pinselspuren und einer Amsel auf dem Kopf, das 2019 entstand.

Traumhaft-surreal der Blick auf eine Landschaft mit sonnengelbem Strand und aufgezogenem Vorhang, davor kniet eine Frau in meerblauen Sachen neben einem Boot. „Irgendwann irgendwohin“ heißt dieses unverkäufliche Unikat von 2021. “Gudrun Trendafilov ist eine herausragende Zeichnerin in sinnlichem Zwiegespräch mit der Form, Farbe und Linie“, sagt Galeristin Karin Weber zu den Bildern. Ihre Malerei ist in der neuen Sachlichkeit angesiedelt und die Stilistik greife teilweise wieder Formen aus den 1980er Jahren auf, die  etwas sperriger im Ausdruck, vielleicht auch Zeitzeichen seien.

„Sie zeichnet die Suche nach der verborgenen oder sogar schon verlorenen Heimat und beschreibt das Wandern, das Irren, die einsamen Versprechen, die Abgründe und die Sehnsucht nach Erlösung“, so Karin Weber über die Arbeiten. „Sie drückt darin das Verlangen nach Harmonie und Verständigung aus.“ Mit dem “Be-flecken“ von Papieren durch Tuschflecken und dem Spiel mit Farben erschafft sie ihre Figurenwelt, die atmosphärisch viel Raum für Fantasie und eigene Gedanken dem Betrachter lassen. Gudrun Trendafilov wurde 1958 in Bernsbach/Erzgebirge geboren, studierte von 1976 bis `81 an der Dresdner Kunsthochschule Malerei und Grafik bei Professor Gerhard Kettner und ist seitdem freiberuflich, von 1990 bis 2014 in Dresden und Nürnberg, künstlerisch tätig. Inzwischen wohnt und arbeitet sie wieder in Dresden. Zur Ausstellung erschien ein umfangreiches Katalogbuch.

Ein Künstlerinnengespräch mit Gudrun Trendafilov findet am 19.1., um 19.30 Uhr in der Galerie Mitte statt.

Text + Foto (lv)


„Virales“, Mischtechnik auf Papier von Gudrun Trendafilov.


„Irgendwann irgendwohin“…

BilderAlbum: Chor für alle trifft Banda & Offene Bühne für alle im Kulturcafé des Kulturhauses Freital


Fröhliche Gesangsrunde für klein und groß im Kulturcafé im Stadtkulturhaus Freital.


Vom lustigen Kinder- bis zum Mutmachlied: Friedemann Röber (stehend) leitet den Chor für alle.

Grashüpfer, Laurentia und Lebensfreude

Musikalisch bunt und schwungvoll ging es zu im ersten Kulturcafé im neuen Jahr im Stadtkulturhaus Freital.

Freude am Singen und lächelnde Gesichter in der Runde. Das verbindet. „Es ist schön, dich wiederzusehen…“, tönt es fröhlich an diesen Dienstagnachmittag im Chor für alle. Das Kulturcafé im Stadtkulturhaus Freital auf der Lutherstraße 2 hat auch im neuen Jahr wieder seine Türen geöffnet für Menschen, die schon länger oder seit kurzem hier leben. Die Kinder treffen sich zum Spielen, die Großen sitzen beisammen an Tischen bei Kaffee und Tee und unterhalten sich. Und jeden Dienstag ab 16.30 Uhr sind kleine und große BesucherInnen zum gemeinsamen Singen eingeladen. Friedemann Röber leitet den offenen Familienchor. Auf einer Tafel stehen die Liedverse. Er schnippt rhythmisch mit den Fingern.

Lustige Kinder- und Begrüßungslieder. Bekannte und neue, von der Affenbande und der spannenden Frage: „Wer hat die Kokosnuss geklaut?“, von einer Familienfeier, zu der alle kommen vom Baby bis zur Oma mit entsprechender Sangesstimme dargestellt. Ein Lied erzählt über drei kleine Wolfskinder, die nur nachts im Wald umher tapsen können und sich die Pfoten wund stoßen an Baumwurzeln. Bis hin zum bewegungsreichen, hoch und runter in die Knie gehenden Lied „Laurentia“, bei dem sich alle freuen, wenn sie durchgehalten haben. Mit in der Runde sitzt Sophia Mix. Die Künstlerin und Musikerin leitet und moderiert zusammen mit Vincent Oertel das Open Mic – die offene Bühne im Kulturcafé, die jeden ersten Dienstag im Monat ab 19 Uhr offensteht. Für alle selbstgeschriebenen und traditionellen Texte, Lieder, Witze, Zaubertricks, Tanzeinlagen, Gedichte, Theaterstücke o.a. Technik und Klavier sind vorhanden. Instrumente gerne mitbringen. Ohne Voranmeldung. Eintritt frei.

Diesmal singt und musiziert Sophia Mix erstmals zusammen mit Antonia, ihrem Akkordeon Songs auf englisch. „Am Ende geht es immer um Liebe…“ Ein kleines Mädchen, Raja, zeigt kess eine Tanzeinlage zu Popklängen und singt später noch ein Lied am Mikro, auf dem Barhocker sitzend mit sichtlicher Freude. Ein Duo, sie auf der Geige und er auf einer Art Mandoline, musizieren geneinsam traditionelle Weisen aus Skandinavien, die von der Sehnsucht nach Licht, Grashüpfern und Lebensfreude erzählen. Eine junge Frau spielt ein Stück am Klavier. Der Autor und Altenpfleger Stefan Döhnert liest wortwitzige Alltagsbeobachtungen, und spielt mit Wortklang und Tönen. Ein Mädchen, Asia liest eine spontan ausgedachte Krimigeschichte.

Ich las meine neue, romantisch-skurrile Kurzgeschichte „Die Frau an der Haltestelle“ und einige neue Gedichte in schöner Atmosphäre und aufmerksamem Publikum.

Nächsten Dienstag, am 17.1., ab 16.30 Uhr bekommt der Chor für alle musikalische Verstärkung im Kulturcafé. Dann werden zwei Musiker der Banda Comunale die Gesangsrunde begleiten. Neue Gesangsfreudige sind immer wollkommen.

Das nächste Open Mic findet am 7.2., um 19 Uhr statt.

Das Kulturcafé im Stadtkulturhaus Freital wird veranstaltet in Kooperation mit der Bürgerbühne des Staatsschauspiels Dresden, der Integrationskoordination Freital und dem „Regenbogen“ Familienzentrum e.V. und gefördert durch den Kulturraum Meißen, Sächsische Schweiz – Osterzgebirge und die Stadt Freital.

Text + Fotos (lv)


LeseLust. Die Autorin und meinwortgarten-Inhaberin Lilli Vostry las neue Texte beim Open Mic im Kulturcafé in Freital. Foto: Bettina Liepe

Halb gelesen, halb erzählt: Asia trug eine selbst erdachte Krimigeschichte vor.
Mit viel Vergnügen sang Raja ein Lied auf der offenen Bühne.
 Ein Lied aus dem Chor für alle.