Weich gepolstert mit Rettungsweste: Philipp Schaller
Foto: Robert Jentzsch
Bissige Satire für eine friedliche Welt
Über die vielen Krisenherde in der Welt, Flucht und Ausflüchte in der Politik erzählt sehr schwarzhumorig der erste Soloabend von Philipp Schaller im Kabarett Breschke & Schuch in Dresden.
Je beschissener die Weltlage, um so schwärzer der Humor. Es geht buchstäblich ans Eingemachte im Programm „Mit vollen Hosen sitzt man weicher“. Der erste Soloabend von Philipp Schaller hatte am Sonnabend seine Dresden-Premiere im Kabarett Breschke & Schuch. Die Uraufführung war im April auf der Lachmesse in Leipzig.
Das ist nun schon eine Weile her und seither sind viele neue, unbequeme Wahrheiten in einer immer unübersichtlicheren Welt dazugekommen. Er wisse gar nicht wie er anfangen soll, gesteht der erfolgreiche Autor und Kabarettist und sucht bis zum Schluss seines Programms nach einem guten Anfang. „Wo sind die Sicherheiten hin?“, fragt er. „Plötzlich ist alles denkbar.“ Mit mal gespielter, mal echter Ratlosigkeit, abwechselnd locker-kumpelhaftem Plauderton und scharf-bissiger Satirelust, politisch unkorrekt, Hirn und Herz des Publikums fordernd, packt Schaller schwierige Themen und heiße Eisen an. Von der wenig durchdachten Flüchtlingspolitik, Angst vor Terror, über nur empörtes Gutmenschentum, die rechten Stimmenfänger der AfD, verlogene, wenig demokratische Politik, Schwachstellen im Gesundheits- und Bildungssystem und Leistungsdruck von Geburt an bis zur Gefahr eines Atomkrieges durch einige größenwahnsinnige Politiker und Flucht-Szenario aus Europa weg zusammen mit den Flüchtlingen und Schlepperbooten zurück übers Mittelmeer.
Schaller nimmt hohle Schlagworte und Stereotypen bitterböse, fast zynisch aufs Korn. Wenn er seinem Sohn bei seinem Schulaufsatz aufrechnen hilft: „Was ist schlimmer? Die Erderwärmung oder die vielen Mittelmeertoten ?!“ Wenn Flüchtlinge in einem ehemaligen KZ sicher untergebracht sind, weil die Rechten doch nicht die „Architektur des Führers“ anzünden würden. Wenn er seine muslimische Nachbarin, dieses „anatolische Bombenluder“ immer noch freundlich grüßt. Oder angeregt vom seinem „schwulen chinesischen Negernachbar Lutz aus Texas“ über das alte, vermeintlich rassistische Wort Neger, die sich selbst so nennen, nachdenkt und einen wertfreien, entspannten Umgang damit fordert. Denen es nicht tiefgründig genug ist, für die senkt Schaller selbstironisch seine Stimme in die Tiefe und macht auch vor komisch erschütternden Einblicken in sein Gefühls- und Privatleben vom einstigen Töpfchenzwang in DDR-Kindergärten bis zum gestressten Familienvater nicht halt, der von gestalterischer Zwangsbeglückung aus der Schule genug hat, während Fragen stellen als Zeichen von Mitdenken im Unterricht weniger gilt.
„Ich konnte nie, wenn ich sollte und musste nie, wenn ich musste“, das weckte früh Schallers Widerstand gegen alles willkürlich Verordnete. Wie hieß noch einmal das schon im Kindergarten gelernte, wichtigste Wort? „Frieden!“ Das wäre ein guter Anfang und ein guter Schluss, gibt Philipp Schaller dem reichlich applaudierenden Publikum mit auf den Weg.
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