Malerisches Zuhause: die „Villa Hohenberg“ in Radebeul. 
Ausdrucksvoll: Die Künstlerin Käthe Kuntze im Foto und Selbstporträt.
Ehrenurkunde für die junge Malerin

Auf dem Neumarkt in Dresden um 1900 und auf dem Jahrmarkt in Altkötzschenbroda
Porträts mit Spuren der Zeit.

Ein Großteil der Bilder stammt aus der Städtischen Kunstsammlung Radebeul. Stadtgalerist Alexander Lange in der Ausstellung.

Stimmungsreiche Zeitreise in Bildern

An die großartige Porträtmalerin und Graphikerin Käthe Kuntze erinnert anlässlich ihres 50. Todestages zurzeit eine Ausstellung in der Stadtgalerie Radebeul. Noch bis 18. August zu sehen mit Führung am letzten Ausstellungstag.

Farbenfrohe, ausdrucksstarke Malerei, Zeichnungen und Grafik zwischen Jugendstil, Impressionismus und Moderne von Käthe Kuntze zeigt anlässlich ihres Todestages die Stadtgalerie Radebeul in Altkötzschenbroda 21 und erinnert damit an diese Künstlerin der vergessenen Generation.

Erstmals in diesem Umfang sind in der Ausstellung Porträts, Großstadt- und ländliche Szenen, Landschaft und Stillleben auf zwei Etagen von ihr zu sehen. Käthe Kuntze war vor allem als Porträtmalerin und Graphikerin in Kötzschenbroda und Niederlößnitz tätig. Ihre künstlerische Ausbildung erhielt sie u.a. bei Wilhelm Claudius, Robert Sterl und Anton Pepino.  Ab 1907 beteiligte sich Käthe Kuntze erfolgreich an den Ausstellungen des Kunstvereins der Lößnitz. Die Bilder in der Ausstellung entstanden zwischen 1905 bis Ende der 1920er Jahre, einige Arbeiten sind undatiert. Ein Großteil der Werke stammt aus der Städtischen Kunstsammlung Radebeul, Leihgaben der Erbengemeinschaft und der Kunstsammlung Chemnitz.

Ihre Bilderwelt spiegelt lebhaft und vielfältig damaliges Zeitkolorit, Mode und Lebensart, Licht und Schatten nah beieinander. Da schwelgt das Auge in den farbenprächtigen Blumenständen auf dem Dresdner Neumarkt, schlendert man vor Obstbuden und auf dem Jahrmarkt in Altkötzschenbroda. Sieht man ein Porträt einer älteren Dame lesend am Fenster, Herren mit Schnauzbart und Zylinder. Ein Ölbild zeigt zwei nackte Frauen anmutig, mit hochgestecktem Haar in leuchtenden Farbtönen, ein weiteres einen üppig runden Frauenakt knieend auf weißem Laken. Erstaunlich modern für die damalige Zeit.

Zwei Mädchen in blauen Kleidern mit Strohhut und entrücktem Blick in die Ferne. Risse abgeblätterter Farbe durchziehen das Bild. Berührend auch eine Bilderserie von Käthe Kuntze zum Ersten Weltkrieg. Ein Zug trauernder Frauen vor Grabkreuzen. Kriegsopfer stehen vor einem Café, Männer mit Beinstümpfen an Krücken und Passanten mit gesenkten Köpfen. Szenen wie „Kriegsstrumpfstricken“ und „Soldaten spielende Kinder“ stimmen nachdenklich. „Sie war eine sehr begabte Künstlerin. Diese Lithografien sind hervorragend“, sagt Stadtgalerist Alexander Lange über die Arbeiten von Käthe Kuntze. Die Auswahl traf er zusammen mit Ko-Kuratorin Karin Baum, die außerdem den Kontakt zur Familie der Künstlerin herstellte.

Käthe Kuntze wurde 1878 in Dresden geboren, mit sieben Jahren verlor sie ihr Gehör durch Krankheit. Ihr künstlerisches Talent förderten die Eltern früh. 1901 zog die Familie nach Niederlößnitz um. Ein farbiger Holzschnitt zeigt die „Villa Hohenberg“, wie sie das Elternhaus in der Oberen Bergstraße 14 in Radebeul nannte, wo Käthe Kuntze bis zu ihrem Tod 1969 lebte. Sommerlich heiter, pastellfarben eine Ansicht der Terrasse der Villa mit weitem Blick über das Elbtal. Leicht ironisch das Bild „Kindermädchen beim Tratsch“, die auf einer Bank im Grünen sitzen, während aus dem Kinderwagen ein Schützling klettert, ein anderes Kind krabbelt auf dem Boden und greift schon nach einer spitzen Schere. Familienbildnisse zeigen Schwester Helene und deren Tochter Käte mit acht Monaten, pausbäckig und mit großen Augen in die Welt schauend  auf inzwischen vergilbtem Papier und verrußtem Rand. Ihre Eltern am Tisch, erhellt vom Lampenlicht, der Vater mit einem Stapel Büchern und im Krankenbett.

Zu sehen sind außerdem farbige Holzschnitte mit Märchenillustrationen von Rotkäppchen bis zum Mädchen mit den Schwefelhölzern. Die Ausstellung von Käthe Kuntze ist noch bis 18. August zu sehen, mit abschließender Sonderführung mit den Ausstellungskuratoren um 16 Uhr.

Text + Fotos (lv)

Geöffnet: Di, Mi, Do, So von 14 – 18 Uhr.

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