Galerist José Manuel Ladrón de Guevara und Kunsthistorikerin Regina Gerisch in der Ausstellung vor dem Bild „Die Kirche von Piana auf Korsika“ von Charles Camoin.
Zehn neue Bilder zur Midissage
Die Galerieausstellung „Franzosen in Dresden – Malerei des Impressionismus und Fauvismus 1894 – 1925“ wird ergänzt und bis zum 30. April 2020 verlängert.
Aufgrund ihres großen Erfolges wird die laufende Galerieausstellung „Franzosen in Dresden – Malerei des Impressionismus und Fauvismus 1894 – 1925“ bis zum 30. April verlängert. Seit 6. Februar werden zudem auch zehn neue Bilder präsentiert. In seiner diesjährigen, eintrittsfreien Winterausstellung zeigt José Manuel Ladrón de Guevara in der gleichnamigen Galerie am Obergraben aktuell Werke des französischen Impressionismus und Fauvismus.
Die Auswahl von ca. dreißig Gemälden spiegelt die spannende Koexistenz beider Stile wider und bietet einen faszinierenden Einblick in diese aufregende und innovative Phase der Kunstgeschichte. Mit Guillaumin, Luce, Camoin, Le Beau und Valtat sind dabei einige Künstler vertreten, die zuletzt in den Jahren 1906 und 1908 in Dresden zu sehen waren – in Ausstellungen, die schon damals Furore machten und wiederum die jungen Künstler der „Brücke“ in Dresden nachhaltig beeinflusst haben. Die zehn neuen Bilder umfassen in Dresden bisher nicht gezeigte Werke unter anderem von Boch, Picard, Schuffenecker, Le Beau, Rousseau-Decelle und De Belay.
Im Jahr 1906 zeigte die Dresdner Galerie Arnold fünfzig Werke des französischen Impressionismus und Postimpressionismus, unter anderem von Seurat, Gauguin und van Gogh. 1908 legte der Kunstsalon Richter mit einer van Gogh Retrospektive nach, während die Galerie Arnold wiederum sechzig Werke der französischen Fauvisten, unter ihnen bekannte Größen wie van Dongen, Marquet, Vlaminck und Friesz, präsentierte.
An diese Ausstellungen schließt nun die aktuelle Schau bei Ladrón de Guevara an. In ihrem Zentrum stehen nicht die ganz großen Namen wie Monet oder Matisse, deren Werke nur noch für ganz wenige Spitzensammler erschwinglich sind. Präsentiert werden hier die anderen, nicht minder großartigen, aber nicht ganz so bekannten Künstler, die Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts in Frankreich die Stile des Impressionismus und des Fauvismus mit entwickelten. Unter ihnen lassen sich aufregende und auch noch bezahlbare Entdeckungen machen. Die gezeigten Werke sind in der Galerie zu Preisen ab 8 000 Euro zu erwerben – aber auch Kunstinteressierte, die nur schauen wollen, sind zum kostenlosen Besuch eingeladen.
Mit dem Impressionismus erreichte der Naturalismus seinen Höhe- und Endpunkt. Der Pointillismus führte nicht weiter, sondern nur zum Erstarren im Formalen. In dieser Situation traten Ausnahmekünstler wie van Gogh und Gauguin auf den Plan, die einen neuen, „wilden“ Stil jenseits des Impressionismus erprobten. Die Fauvisten („Fauves“, franz. für „Wilde“ oder „wilde Tiere“) lösten die Malerei aus der Erstarrung, indem sie auf Naturnähe verzichteten, die Formen vereinfachten, mit kräftigen Primärfarben aufluden und die Farbe vom Gegenstand und aus ihrer dienenden Funktion lösten. Eine wichtige Rolle spielte dabei der in der Ausstellung vertretene Guillaumin, der, von Gauguin, van Gogh und Cézanne bewundert, mit seinen farbstarken Werken zum Vorreiter des Fauvismus wurde. Ladrón de Guevara zeigt unter anderem eine der Provence-Landschaften Guillaumins von 1894. Von den „Fauvisten“ Camoin, Dufy, Le Beau und Valtat sind teils sogar mehrere Werke zu sehen.
Trotz gegensätzlicher Ansätze sind die Übereinstimmungen bei Impressionisten und Fauvisten groß: Zusammengekommen in Paris, freundeten sie sich an, prägten sich gegenseitig, konkurrierten miteinander, rangen angesichts gemeinsamer Vorbilder um ihren persönlichen Stil und arbeiteten so maßgeblich an der Entstehung der Moderne mit. Beide hielten nichts von akademischer Bevormundung, verzichteten auf die Darstellung großer Zeitereignisse, Historien oder Allegorien und konzentrierten sich stattdessen auf ihr konkretes Umfeld: die moderne Großstadt, die Badeorte an der Küste und sinnlich schöne Gegenstände. Beide liebten Freilichtmalerei und setzen unmittelbare Licht-, Farb- und Gefühlserlebnisse in Malerei um. Für Vertreter beider Stile sind Subjektivität und die Individualität der Pinselschrift ganz entscheidend. „Der Übergang vieler Künstler von impressionistischen zu fauvistischen Gestaltungsweisen und umgekehrt beweist die strukturelle Verwandtschaft beider Stile und ist zugleich der rote Faden der Ausstellung.“, so Ladrón de Guevara.
Text + Foto: Regina Gerisch, Tobias Blaurock
Öffnungszeiten:
Geöffnet bis 30. April 2020, Di bis Fr 12 bis 18 Uhr und Sa 11 bis 16 Uhr. Termine außerhalb der Öffnungszeiten nach telefonischer Vereinbarung (Tel. 0172 790 59 46). Kunsthandel und Galerie Ladrón de Guevara, Obergraben 10, 01097 Dresden
Kunsthandel und Galerie Ladrón de Guevara, José Manuel Ladrón de Guevara, Obergraben 10, 01097 Dresden,
Tel. +49 351 200 00 10, Funk +49 172 790 59 46, jm@ladron-de-guevara.de, www.ladron-de-guevara.de