Lieblingsort am Meer, an der Ostsee/Usedom in Ahlbeck im August 2021: Lilli Vostry, meinwortgarten-Inhaberin
Meeresflüstern
Ich kann es noch nicht fassen
die neue Strandtasche flüstert
mir was vom Meer
das unendlich weit erscheint
Scheu auch vor der Weite wieder hinaus
die Wellen warfen mich
immer wieder zurück
saß fest an Land
das ganz durcheinander geschüttelt
in der Sommerfrische nach rettenden
Kapitänen lechzt
atme tief ein und aus
werfe als leuchtenden Anker
mein rundes Meditationskissen in sonnigen
Farben und kreisenden Blütenspiralen
auf den Boden
den Katzen hin zum Probeliegen
ich brauche Urlaub von allem
von ihnen und sie von mir
die Katzen schleichen
drum herum schnuppern dran
setzen sich daneben lehnen sich an
ein schöner stolzer Thron
den noch niemand be-sitzt
PS.: Kaum setzte ich mich und zeigte wie es geht
nahte die getigerte Jade zur Inbesitznahme und weihte
mit wonniglichen Kratzgeräuschen mein Meditationskissen ein.
LV
24.8.2021
Windzerzaust
Das Meer rief mich
schon lange
endlos wogende Weite
es empfing mich
mit hellem Tosen
weiß brausenden Wellen
tausenden Schaumküssen
pudrig weicher Sand
unter den Füßen
Möwenschreie über mir
ein heftiger Wind rüttelt seit Tagen
an mir und allem ringsum
Bäume stehen gekrümmt auf der Promenade
das Meer unnahbar menschenleer
ließ mich nicht abhalten
trug als einzige ein Kleid am
windzerzausten Strand
das bald nasschwappte vom Spiel mit
den Wellen
ich friere und halte unverdrossen aus
mit den Möwen die in wilden Lufttänzen
geschickt ihr Futter fangen mit kichernden
Rufen dem Sturmgebraus
entgegen fliegen
LV
30.08.2021
Meereshüter
Die Musik des Meeres
Wellenrauschen zieht sie
magisch an
die kleinen weißen Segler
Luftakrobaten Überflieger aller Stürme
sie sind anmutig keck lustig ausdauernd
aufmunternd
halten jedes Wetter aus
Kinder jagen sie gern
und kreischen mit den Möwen
um die Wette
wenn sie auffliegen zum Möwentanz
in der Luft stehen
mit vibrierenden Flügeln
und gestreckten Beinen
im Flug ihr Futter fangen
scharenweise
einen Moment war es mir zu viel
wie sie über mir kreisten
immer näher kamen
mit ihren spitzen weit aufgerissenen
Schnäbeln
gierig
eine stieß gegen meine Kapuze
gleich stürzen sie sich auf mich
ständig auf Futtersuche
geb ihnen täglich
doch es reicht nie für alle
rudere mit den Armen in der Luft
sie schenken mir ihre Federn
große und kleine längliche uns ovale
weiß flaumige silbergraue schwarze und
braun gesprenkelte
alle Krumen aufgepickt stehen sie wieder
friedlich nebeneinander im nassen Sand
fliegen übers Meer oder tippeln auf und ab
am Strand
nichts kann sie erschüttern
aus der Ruhe bringen
dafür liebe ich sie
ihre Sehnsuchtsrufe
trage ich in mir
LV
31.8.2021
Wagnis
Seit Tagen stand ich im Sand
umarmte mit Blicken das Meer
wagte nicht mich in die Wellen zu werfen
dem Wind entgegen stellen
der rau unwirtlich unwirklich
sich durch nichts besänftigen ließ
ein kräftiger Wind blies mir ins Gesicht
als ich oben auf der Steilküste entlang in
Erinnerungen schwelgte
der Holzpavillon der vor Regen schützte ist
fort
zwischen hohen Buchen und Kiefern
etliche umgestürzt klägliche Fragmente
toste das Meer
die weiße Treppe die sonst federleicht
hinunter führt umbrodelte ein heftiger
Wind trennte mich vom Strand
menschenleer aufgewühlt wild ungebärdig
innig zärtliches Zwiegespräch mit den
brausenden Wogen steigendes Herzpochen
je näher ich dem vertrauten Ort durch strömenden
Regen mit dem Rad durch den Wald
zurück in eine andere Zeit kam
in der ich mich auskannte wiederfand
noch ohne Verlorenes Liebgewordenes
nass bis auf die Haut aber glücklich wieder
hier gewesen zu sein kam das Meer mit mir
mit an den neuen Ort
fütterte weiter die unersättlichen Möwen
und andere Vögel an der Seebrücke mit
einem Haus mit Türmchen wie aus dem
sagenhaften Vineta und der Jugendstiluhr
auf der die Zeit stehen geblieben scheint
doch der Zeiger rückt unermüdlich weiter
bemerkte ich erfreut wie die munter
kreisenden und kreischenden Möwen die
ich abends am Elbestrand wiedertreffe
LV
11.9.2021
Steilküste in Ückeritz
Möwenstrand in Swinemünde
Jades Lieblingsplatz
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