Sehnsucht nach Nähe, Verbundenheit und Vertrautheit: Galeristin Janett Noack vor den Bildern von Helena Zubler.
Körper kopfüber im Traum verloren
Sinnliche bis ironische Spiegelbilder einer aus dem Lot geratenen Welt zeigt zurzeit Helena Zubler in ihrer Ausstellung „Sweet Spot“ in der Galerie Kunst & Eros, Hauptstraße 15 in Dresden. Noch bis 20. November.
Innere Welten und Auflösung. Sehnsucht nach Nähe, Verbundenheit und Vertrautheit. Mit dem Umgang damit in Corona-Zeiten spielt die Künstlerin Helena Zubler eindrucksvoll, berührend, witzig-sinnlich und verführerisch in ihren Bildern in der derzeitigen Ausstellung „Sweet Spot“ in der Galerie Kunst & Eros in Dresden.
Der Ausstellungstitel nimmt mehrdeutig Bezug auf eine Gegenwart, in der sogenannte „Hot Spots“ plötzlich überall auftauchen und gänzlich ihres ursprünglichen Wortsinns beraubt, von sinnlich, erotischen, heißen Körperpunkten zu Gefahrenzonen werden, die man besser meidet. Diese Umwertung von Begriffen bis ins Gegenteil verkehren aus dem zwischenmenschlichen Bereich ist eine ebenso traurige wie absurde Begleiterscheinung in der Corona-Krise samt all ihren einschränkenden Maßnahmen.
In diesem Spannungsfeld bewegen sich die figürlichen Arbeiten vorwiegend in Grautönen vor leuchtend gelben Flächen und Körperformen. Malerei auf Papier, Leinwand und Karton sowie Zeichnungen mit schwarzer Tusche und Bleistift von Helena Zubler. Entstanden sind diese im Zeitraum von 2018 bis 2021. Das großformatige Bild mit einem sich innig umarmenden Paar scheint aus einer anderen Zeit zu stammen. Auf den anderen Bildern begegnen einem Körper kopfüber mit verdrehten Gliedern wie eine aus dem Lot geratene Welt. „Im Traum verloren“ heißt ein Bildtitel, das eine Frau im gelben Kleid kopfstehend, versunken, in fließenden Körperlinien zeigt. Immer wieder tauchen Hände auf, die nach Berührung verlangen, sich über Begrenzungen hinweg einem anderen nähern, sich halten oder verspielt und lustvoll von Früchten vor der Körpermitte naschen. Zwei Paar Hände und Füße geben sich wohligem „Bettgeflüster“ hin. Eine Serie mit Zeichnungen dreht sich um „Entfesselungskunst“, die Vertrauen und Hingabe erfordert.
In einem Selbstporträt zeigt sich Helena Zubler mit der Zunge an einem stachligen Kaktus. Lust und Schmerz, Empfindsamkeit und Verletzlichkeit gehören zusammen und wirken der Abstumpfung der Sinne entgegen.
Schön ironisch ihre schwarzen Tuschezeichnungen zum Thema „Verhüllung“ mit körperlicher Ver- und Entkleidung, die schon mal zur „Sockosophie“ werden kann bis zur Maskerade mit Unterhose und drei kleinen Ölbildern mit aufreizend roter „Schnute“. Eine Hand hält ein Herz – frei und ungeschützt.
Helena Zubler studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Seit Abschluss ihres zweijährigen Meisterschülerstudiums bei Prof. Ralf Kerbach ist sie als freischaffende Künstlerin in Dresden tätig.
Die Ausstellung „Sweet Spot“ ist noch bis 20. November zu sehen.
Text + Fotos (lv)
Geöffnet: Mo bis Sa von 11 bis 15 Uhr
Tel.: (0351) 802 47 85