Foto: Robert Jentzsch. Der Star des Musicals: Trabi „Schorsch“ samt Insassen auf großer Abenteuerfahrt durch den „wilden Westen“ nach Italien.
Zündender Humor mit Trabi „Schorsch“
Der Kultfilm „Go Trabi Go“ erobert nun als witzig-schräge, musikalische Roadkomödie die Bühne. Die Uraufführung war am Freitag abend in der Comödie Dresden.
Die Mauer ist gefallen und die große weite Welt steht auch Familie Struutz aus Bitterfeld offen. Voll Neugier und Aufbruchstimmung starten sie mit ihrem himmelblauen Trabant „Schorsch“ auf den Spuren Goethes nach Neapel. Dabei wird die Fahrt durch den „wilden Westen“ ans Urlaubsziel zu einem witzig-aufregenden Abenteuer. Der Kultfilm „Go Trabi Go“ von Peter Timm und Reinhard Klooss aus dem Jahr 1991, der den Dresdner Kabarettisten Wolfgang Stumph über Nacht deutschlandweit bekannt machte, nimmt nun rasant komisch Fahrt auf als musikalische Roadkomödie.
Die Uraufführung war am Freitag abend in der Comödie Dresden. Als Bühnenkulisse genügen eine Treppe mit endlos schwarzer Landstraße in der Mitte, auf der die insgesamt neun Darsteller in schnellem Rollen- und Kostümwechsel Ossis, Wessis und Südländer spielen, singen und tanzen und die Reise von Familie Struutz nach Italien begleiten. Wie der Film lebt auch das Musical (Buch: Christian Kühn, Regie: Katja Wolff) vor allem von den witzig-schrulligen, ehrlich direkten Dialogen voller Ostfeeling, die frisch und unverbraucht immer noch den Nerv der Zuschauer treffen. Zusätzlich zünden die gefühlreich mitreißende Musik des Komponisten Dominik Walenciak und die originellen Songtexte von Carsten Golbeck.
Der himmelblaue Trabi „Schorsch“ fährt unter Beifall ratternd auf die Bühne. Der mehr als ein Auto, nämlich der beste Freund für den Familienvater und Deutschlehrer Udo Struutz (schön kauzig: Lorenz Liebold) ist, mit dem er durch dick und dünn geht, mit ihm redet und ihn liebevoll pflegt. „Denn da ist noch so viel Leben im Blech…“, heißt eine Liedzeile. Der geliebte „Schorsch“ erlebt mit seinem Fahrer, seiner eifrig Bemmen verteilenden Frau Rita (Anja Pahl) und der kess-aufmüpfigen Tochter Jaqueline (Lucille-Mareen Mayr) samt Zelt auf dem Dach auf der Reise einige Strapazen.
Er erträgt tapfer Trabi-Witze wie der vom Kuhfladen, der lästert, wenn der Trabi ein Auto ist, sei er eine Pizza. Er muss mehrmals in die Werkstatt und dann werden Udo unterm Hintern weg nachts auch noch die Räder vom Trabi geklaut. Die Sachsen werden widerwillig freundlich in der Familie einer früheren Schulfreundin in Bayern empfangen, die alles vor ihnen verstecken und ihnen großzügig ihr Wohnmobil zum Übernachten überlassen, zum halben Preis zusammen mit einem Türken und ihrer Bernhardinerhündin „Püppi“.
Sie erleben Hilfsbereitschaft im Ausland und haben plötzlich eine volle Brieftasche und können im First Class Hotel übernachten, da der italienische Polizist Rita nicht versteht, als sie ihm erklärt: “Dieb im Gully, ,Canale Grande`. Mafiosi, knattera peng…“ Da unternimmt Udo eine Spritztour mit drei temperamentvollen Italienerinnen, die der Trabi fast nicht übersteht, da feiern und genießen Mutter und Tochter die neue Lebensfreude ohne Verständigungsprobleme. Gute Laune versteht schließlich jeder! Und kommen sich auch Rita und Udo als Paar wieder näher.
Am Ende der Reise hat sich nicht nur Trabi “Schorsch“ verändert, mit gelber Motorhaube, roter Stoßstange und grünen Rädern. Eine quirlig-erfrischende Aufführung, die die Ostseele kitzelt. Begeisterter Beifall und stehende Ovationen gab es dafür vom Publikum.
Text (lv)