Humorvolle Rettungsaktion für altes Ferienheim „Bergkristall“
Eine verfallene Herberge in der Provinz verwandelt sich im Nu in ein Vier-Sterne-Hotel mit internationalen Gästen in der skurril-witzig mit Ost-West-Klischees spielenden Inszenierung „Maxe Baumann und Olga die Straffe“, die am Sonnabend Premiere feierte im Boulevardtheater Dresden.
Maxe Baumann kann es kaum fassen als er kurz vor Jahreswechsel erfährt: Er hat ein Hotel geerbt! Innerhalb von 24 Stunden wird er vom Pensionär zum Hoteldirektor. Und einmal mehr zum Retter in der Not und Seelentröster in heikler Situation. Das schafft so schnell keiner! Das Stück „Maxe Baumann und Olga die Straffe“ von Hannes Hahnemann und Theresa Scholze lässt eine legendäre Schwankfigur aus dem einstigen Adlershofer Fernsehstudio wiederaufleben. Die Hommage an den beliebten DDR-Silvester-Fernsehschwank mit Gerd E. Schäfer in der Rolle des ollen, schrulligen Max Baumann hatte am Sonnabend Premiere im Boulevardtheater Dresden.
Vor Ort wird er schon sehnsüchtig erwartet. Denn das ehemals populäre Ferienheim „Bergkristall“ ist inzwischen mehr als heruntergekommen und die Gäste bleiben aus. Maxe Baumann (frappierend ähnlich und trocken humorvoll wie das Original: Jürgen Mai) soll daher als Nachfolger seines alten, verstorbenen Freundes Oberpichler den “Kampf um die vier Sterne“ aufnehmen, was das Geschäft sehr beleben würde – im erträumten ersten Vier-Sterne-Hotel in der Sächsischen Schweiz. Doch das nötige Personal dafür fehlt und der das Hotel testende Prüfer ist inkognito schon im Anmarsch.
Dann schneien doch noch zwei Gäste in das vermeintliche fragile, abgelegene und ruhige Kleinod herein: die kaprizöse Olga Knopf (Beate Laaß), die sich in der Abgeschiedenheit von ihrem Liebeskummer erholen will und ihre lebenslustige Nichte Paula (Alice Erk). Dann taucht im Schneesturm auch noch ein vermeintlicher Yeti, Schneemensch auf, in Gestalt des erstmals in den Osten reisenden Dr. Bernhard Brenner aus Bayern (herrlich naiv-komisch: Andreas Köhler), der völlig paralysiert und unterkühlt buchstäblich auftaut im Hotel „Bergkristall“. Dort wird er gastfreundlich umsorgt, lernt „richtig nette Leute“ kennen und erblickt irritiert eine Kiste mit Defa-Meisterwerken wie „Der Mann, der nach der Oma kam“ – was ihm den Titel missverstehend „etwas pervers“ vorkommt.
Das Hotelpersonal hält Brenner für den Prüfer und unternimmt alles, um im Nu ein top florierendes Hotel mit internationalen Gästen auf die Beine zu stellen, samt Wellnessoase und fulminantem Showprogramm am Silvesterabend. Erfindungsreich machen sie aus der Not eine Tugend, improvisieren und agieren in schnellem Kostüm- und Perückenwechsel, bestärkt mit Kräuterlikör. Allen voran Maxe Baumann als Dauergast, mal als Gynäko- und Archäologe Prof. Schimmelgrün, Empfangsdame Evi (Ulrike Mai) umschmeichelt Brenner als Japanerin, der neue Hotelpage Paul (Manuel Krstanovic) erscheint als Scheich, der Koch (David Gundlach) frivol im knappen Schottenrock und Paula als wilde Rockerlady.
Die Inszenierung von Jürgen Mai sprüht in urig-rustikaler Kulisse vor skurrilem, doppelbödigem Witz. Mit viel Herz und Schnauze werden Ost-West-Klischees und Vorurteile auf die Schippe genommen von den überaus wandlungsfreudigen Darstellern und kommt man sich näher. Auf die Bühne kam eine Mischung aus Komödie, Klamotte und Slapstick mit überraschenden Wendungen und als Höhepunkt die Silvestershow mit glänzenden Musikparodien und Tanzeinlagen, wobei das Hotelpersonal in die Rollen von Mireille Matthieu, Tina Turner über Karel Gott, Heino bis Michael Jackson (toll verkörpert von Mandy Partzsch) schlüpft, drei Herren als tanzende Schwäne erheitern und ein Glücksschwein mit fürs Happy End sorgt. Begeisterter Beifall vom Publikum für einen humorvoll lebensprallen Abend, an dem Gerd E. Schäfer alias Maxe Baumann sicher seine helle Freude hätte.
Text (lv)