Die Poesie der kleinen Dinge
Farbe und Form, Natur und Alltagsdinge verbinden sich in den mal zarten, mal kraftvollen, leuchtenden, stillen und kargen Grafikblättern, Monotypien und Mischtechniken. Sie versetzen den Betrachter in einen wundervollen, stimmungsreichen „Alltagsrausch“ in der gleichnamigen Ausstellung von Mirjam Moritz in der Galerie art + form (noch bis 21. März zu sehen). Sie ist Künstlerin, Gärtnerin und Gastgeberin. Kunst und natürlich Gewachsenes sprießen nah beieinander in ihrem Wohnhaus mit Atelier und Gästewohnungen am Stadtrand von Dresden, wo sie mit ihrer Familie lebt und arbeitet.
Der Garten ist Mirjam Moritz Ruhe- und Kraftort, Platz zum Gestalten und Inspirationsquelle in einem. Bevor sie zur Kunst kam, betrachtete und erfreute sie sich schon als Kind an der Schönheit der Natur, am Reifen, Blühen und Ernten. Ihr Opa war Gärtner. Ersten Zeichenunterricht nahm sie bei dem Bildhauer Michael Weihe. Während ihres Restaurierungsstudiums an der FH für Werbung und Gestaltung Potsdam von 1992 bis `95 lernte sie nicht nur Vergolden und Versilbern, sondern auch Grundieren der Leinwände und Herstellen von Temperafarben. Diese handwerklichen Grundlagen helfen ihr noch heute. Von 1995 bis 2001 studierte sie an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. In dieser Zeit zeichnete sie oft Stillleben, während ihr Sohn Jannis schlief, ein, zwei Stunden blieben zum Arbeiten. Mit dem Abwasch, der dastand und zu einer Kohlezeichnung wurde, machte sie ihr Diplom an der Kunsthochschule, erzählt sie schmunzelnd rückblickend.
Seitdem finden Alltag und Kunst in ihren Arbeiten, meist auf kleinen Formaten, sehr atmosphärisch zusammen. Vorwiegend sind es Monotypien, bei der Eigenschaften von Malerei, Zeichnung und Druckgrafik zusammenfließen. Jede ein Unikat. Sie geht sehr sparsam mit Linien und Farbe um. Mal konkret, mal abstrahiert, luftig-leicht, poetisch und fantasievoll. „Die Monotypie führt ein Eigenleben, sie druckt mit, hinterlässt Spuren und mit den Händen kommt etwas von außen hinzu“, sagt Mirjam Moritz. „Dieser unkontrollierbare Moment ist der Reiz für mich.“ Der Anlass zum Sehen, Spielen und Beobachten biete, anrege. Daraus entwickle sich das Bildmotiv. Und sie lässt sich selbst gern überraschen.
Der Blick aus dem Fenster, Zweige in der Vase, Schale mit Blüten, Apfel und Tasse, Licht auf einer Teekanne. Oder auch mal eine „fliegende Untertasse“. Die Künstlerin erholt sich am besten im Schaffensrausch, wenn die Dinge fließen.
Beim diesjährigen „Tag der offenen Gartenpforte“ Anfang Juni steht ihr Kunst- und Gartenreich wieder für Besucher offen.
Text + Fotos (lv)
Geöffnet: Mo – Fr 10 – 20 Uhr, Sa 10 – 18 Uhr