Löwen unterm Tannenbaum, verschmitzte Seelöwen und Sterne als Wegweiser

Für ein friedliches und freundliches Miteinander von Mensch und Tier warben Zirkusleute und Geistliche verschiedener Konfessionen wieder beim Ökumenischen Gottesdienst des 24. Dresdner Weihnachts-Circus.

Ein großer Stern, von Kindern getragen, leuchtete in der Manege beim Ökumenischen Gottesdienst des 24. Dresdner Weihnachts-Circus, der am zweiten Weihnachtsfeiertag im gut gefüllten Zirkuszelt an der Pieschener Allee stattfand. Mit Weihrauch, Krippenspiel, Posaunenchor und gemeinsam gesungenen Weihnachtsliedern. Der öffentliche, festliche Zirkusgottesdienst vereinte Vertreter aller Glaubensrichtungen, wie sie auch im internationalen Ensemble der Zirkusleute gelebt werden. Auch um ein Zeichen zu setzen in einer Welt voller Unterschiede und Konflikte jeden Tag, sagte Bohdan Luka, Priester der Ukrainisch-Katholischen Kirche des Byzantinischen Ritus Kiew in seiner Ansprache.

„Sterne dienten den Menschen schon immer als Wegweiser. Sie sind wie ein Fenster in den Himmel, ein Schlüsselloch, wo es hell ist. Da wohnt Güte, Nachsicht, da wächst Liebe“, sagte Pfarrerin Manja Pietzcker von der protestantischen Lucas-Kirche in ihrer Andacht. „Das Licht deines Sterns leuchtet nicht nur auf dich herab, sondern in dich hinein. Dann kannst du auch für andere leuchten.“ Dann können einem auch grau verhangene Tage nichts anhaben.

Nahe gingen auch die Fürbitten und guten Wünsche der Mitwirkenden des Gottesdienstes im Weihnachts-Circus für Frieden und ein gutes Miteinander der  Menschen, gleich aus welchem Land sie kommen. Die Artisten wünschten allen Verständnis füreinander und eine Portion Humor, um mit Meinungsverschiedenheiten freundlich umzugehen wie in einer großen Familie. Die Kinder bitten darum, die Natur und Tiere der Erde zu schützen und bewahren und dass Kinder überall lachen, lernen und unbeschwert spielen können. Die Zirkusleute sammeln bei ihrem Gastspiel Spenden für die Kinderarche Meißen.

Im abschließenden Gebet für die Artisten ging es nochmals um Eintracht, liebevollen Umgang ebenso wie Kraft und Ideen, um das Kulturgut Zirkus zu erhalten.

Außerdem waren Ausschnitte aus dem Programm des diesjährigen Dresdner Weihnachts-Circus zu sehen, die viel Beifall fanden. Darunter das Air-Trio aus St. Petersburg mit einer tänzerisch akrobatischen Glanzleistung. Hoch über der Manege bewegen sich die drei Luftakrobatinnen voll Grazie und schwebender Leichtigkeit rings um ein Metallgehäuse. Sie verkörpern die Sterne am Himmel des Grand Chapiteau in sich ständig wandelnden Konstellationen.

Für Heiterkeit und Staunen sorgte Seelöwe Charlie, der sich ebenso gewandt wie gelehrig und verschmitzt verhielt im innig-humorvollen Zusammenspiel mit Tierlehrer Roland Duss von der The Duss Family. Beiden machte es sichtlich viel Spaß und im Duo war das Erlebnis noch intensiver, konnte Charlie noch mehr zeigen, was er drauf hat. Zur Duss Family gehören insgesamt drei kalifornische Seelöwen und der Jack Russel Terrier Maylo.

Zum Schluss trat Clown Totti Alexis auf, seit Jahren der Publikumsliebling des Dresdner Weihnachts-Circus und immer für eine Überraschung gut. Diesmal sang er zunächst gefühlvoll ein französisches Chanson und zeigte sich als nachdenklicher Clown. „Wir spielen im Dunkeln und strecken die Arme nach oben zum Unerreichbaren…“, sagte er.
Doch auch ein Clown kann nicht alles und nicht immer lachen. Ihm gehe es nicht um Perfektion, sondern Streben nach Bestmöglichem Gutem. Er glaubt an die Liebe, so Totti, das war nicht immer so und nur dank seiner wunderbaren Frau Charlotte und seinen Kindern. Er glaubt an das Gute in den meisten Menschen.

Gerade waren sie in Schottland auf Tournee, erzählt er. Manchmal habe er Zukunftsängste und Zweifel, auch um seine Kinder und ihren Glauben und wie es weitergehe, so Totti. Er vertraute sich einem befreundeten Pfarrer an, betrachtete den Sternenhimmel erstmals wieder seit langem und atmete frisch durch. Am nächsten Tag bereits waren einige Probleme gelöst, erzählt Totti. Jedes Mal, wenn er einen Moment innehielt und zuließ, dass die Welt ihn umspielt, spürte er, dass eine unsichtbare Hand ihn führt. „Die Welt ist voller Wunder. Genießen wir sie doch. Gott ist die Erde unter unseren Füßen, die Luft, die wir atmen und die Liebe, die wir spüren.“ Berührende Worte eines Clowns (der ganze Text steht unter http://www.facebook.com/clowntotti/posts). Zu ihm gesellten sich seine zwei Söhne Charlie und Maxim, die wie er ungeschminkt mit Wanderstab und Triangel am Manegenrand nah am Publikum entlangliefen und  diesem zusammen mit ihrem Vater Totti fröhlich zuwinkten.

Das Programm des diesjährigen Dresdner Weihnachts-Circus ist noch bis 5. Januar 2020 zu sehen.

Text + Fotos (lv)

http://www.DWC.de

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