In ihren Bildern nehmen lichtvolle und dunkle Träume Gestalt an: Kerstin Dähne und Edgar Kupfer, hier vor seinen geschichtenreichen Ölbildern in der Galerie mit Weitblick Radebeul.

Die Leuchtkraft der Farben

In Bildern festgehaltene Träume zeigen Kerstin Dähne und Edgar Kupfer in der nunmehr 20. Ausstellung der Galerie mit Weitblick Radebeul.

Sonnenlicht und Nachtschatten begleiten den Wanderer auf seinen Wegen, mal endlos schlängelndem Asphalt oder einem majestätischen Berggipfel. Dunkle Baumumrisse und ein heller Schimmer aus einem Fenster zeichnen sich ab vor einem glühenden Morgenhimmel. “Geträumt in Farbe – Gelebt in Farbe“ heißt die derzeitige Ausstellung mit Malerei und Grafik von Edgar Kupfer und Kerstin Dähne in der Galerie mit Weitblick, Obere Bergstraße 13 in Radebeul.

Zur Eröffnung am vergangenen Sonntag nachmittag spielte der Musiker Heinz Lindner im begrünten Brunnen vor der Galerie, wo die Besucher gut verteilt standen, auf Flöten aus aller Welt. Dabei ertönten viele Klangfarben, ein Didgeridoo und Obertongesang von sanft, erdig, rau bis traumversunken in andere Welten entführend. Passend zu den vielfarbigen, gestaltreichen und geheimnisvollen Bildern von Edgar Kupfer und Kerstin Dähne.

Es ist bereits die 20. Ausstellung der Galerie mit Weitblick und eine der schönsten und umfangreichsten bisher. Zu sehen sind vielfältige konkrete und abstrakte Landschaften, reale und erträumte Orte und Räume. Zwei Wände voller kleinformatiger Ölbilder auf Pappe, ohne Bildtitel, die Figürliches, oft Gegensätzliches zeigen. Angeregt sind sie von Filmen, Reisen, Computerspielen und Stimmungen, die aus dem Traumhaft Ungewissen aufsteigen, so Kupfer. Da wandert der Blick von Strohballen auf dem Feld, dem türkisblau schlängelnden Fluss in Serkowitz, Booten im Hafen, einer bezaubernden Baumallee hin zu alten südländischen Gemäuern mit Torbögen und verwinkelten Gassen und entdeckt dahinter Radebeuler Fassaden.

Da begegnen einem Clownsgesicht und Skelett. Ein Magier mit tanzenden Geistern. Gestalten mit fliegenden Herzen, Fackel und Lautsprecher, einem heran nahenden Segelschiff auf dem Meer und schwarzer Festung, die zum “Sturm auf die Bastille“ blasen. Eine Ratte sucht das Weite. Eine Frau mit Zeichenblock auf der Wiese und vor uralten Gebäuden. Ein sonnengelber Frauenakt auf rotem Tuch. Einsam umherirrende, nachtschwarze Gestalten mit Regenschirmen. „Der Morgenspaziergang der Robinsons“, heißt dieses augenzwinkernde Bild. Edgar Kupfer wurde 1967 in Dresden geboren. Er ist künstlerischer Autodidakt, orientierte sich als Jugendlicher an Comic- und Buchillustrationen und gestaltete später mehrere Bücher. Seit 1991 beschäftigt er sich neben dem Zeichnen und Grafik mit Ölmalerei. Eine Ausstellung seiner Grafiken war unter dem Titel  „Der schwarze Strich“ 2016 bereits in der Galerie mit Weitblick zu sehen.

Nun zeigt er neue Arbeiten zusammen mit Kerstin Dähne. Mit ihr bietet er im Notart-Kreativraum in Radebeul künstlerische Kurse für Kinder und Jugendliche an. Ihre leuchtend farbigen, oft surreal märchenhaften bis düsteren Ölbilder tragen Titel wie “Anker“, „Anlegestelle“ und „Der Morgen danach“. Ein Bild zeigt einen Muskelmann und seine zwei Seiten, verletzlich und gepanzert. Farben und Körper umarmen sich in einem Paar-Bild am Meer, erst auf den zweiten Blick erkennbar. Auf einem Graffiti-Bild in Form eines Labyrinths stehen rot die Worte „Lebenslang“ und „Veränderung“. „Das Labyrinth hat einen Anfang und ein Ende, die Wege führen mal nach innen und außen, näher zu sich selbst“, so Kerstin Dähne. Ein paar Schritte weiter ein Bildnis einer weiß blühenden und einer welken Tulpe.

Zwei farbige Radierungen mit Aquatinta zeigen einen Stein im Wanken und „Amor… im Strom der Zeit“, den sie in einem Skulpturenwald im Seifersdorfer Tal entdeckte. Kerstin Dähne wurde 1978 in Riesa geboren. Die gelernte Krankenschwester fand in einer dunklen Lebensphase Halt in der Kunst, der Leuchtkraft der Farben. Bei Edgar Kupfer erlernte sie verschiedene Tiefdrucktechniken. Inzwischen ist sie die Chefin im Noteingang-Verein. Zur Ausstellung, die noch bis 10. Januar 2021 zu sehen ist, erschien ein traumwandelnder Katalog mit Bildern und Gedichten, die Edgar Kupfer erstmals veröffentlicht hat, im NOTschriften Verlag Radebeul. Zudem gibt es zwei große Grafikmappen von ihm in der Galerie.

Text + Fotos (lv)

Geöffnet: Sa & So 14 – 18 Uhr und nach Vereinbarung

http://www.doro-malerei.de


Neuer Spielort: Der Brunnen vor der Galerie mit Weitblick, wo der Laudator und Autor Thomas Gerlach die 20. Ausstellung eröffnete und der Musiker Heinz Lindner aus Gostewitz mit besonderen Flöten, Didgeridoo und Obertongesang die Besucher verzauberte und sein Hund „Strolch“ freute sich ebenso über den schönen Platz im Freien.


Leuchtend farbige Bilderlandschaften zeigt Kerstin Dähne in der Ausstellung.

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