Der kleine, große Unterschied. Um die Vorstellungen des Mann- und Frauseins einst und heute und den langen Weg bis zur Gleichstellung der Geschlechter geht es im gerade erschienenen Buch „Frauenrechte. Von der Aufklärung bis in die Gegenwart“. (Sandstein Verlag).
Frauenrechte in der Waagschale
Über die Geschichte der Frauenbewegung in der Schweiz erzählt anschaulich und aufschlussreich das Buch „Frauenrechte“ und zeigt auch, dass der Weg zur Gleichberechtigung von Männern und Frauen noch längst nicht abgeschlossen ist.
Das Titelbild zeigt ein Frauengesicht, dessen Gesichtszüge umrissen, markiert und ausgeschmückt sind mit vielen Paragraphenzeichen. In Rot, der Farbe der Liebe, des Herzens und Lebenssaftes, die zumeist mit Frauen verbunden wird. Konturen erhält das Frauengesicht erst mit den gesetzlich verankerten Rechten. Wie es damit einst und heute bestellt ist, erzählt das Buch „Frauenrechte. Von der Aufklärung bis in die Gegenwart“, herausgegeben vom Schweizerischen Nationalmuseum, Landesmuseum Zürich, erschienen Mitte Februar 2021 im Sandstein Verlag Dresden.
50 Jahre nach der Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz nimmt diese Begleitpublikation zur Ausstellung „Frauenrechte“ des Landesmuseums Zürich die LeserInnen mit auf eine spannende, wissenswerte und bewegende Zeitreise zurück in die Geschichte der Frauenbewegung. Frauenrechte sind Menschenrechte, aber erst seit 1981 sind die Schweizer Frauen in der Verfassung den Männern gleichgestellt. Das Buch zeigt mit anschaulichen Beispielen, illustriert mit Zeitdokumenten wie Urkunden, historischen Porträts von Frauenrechtlerinnen, Fotografien von Demonstrationen, Plakaten und Karikaturen, den langwierigen, mühsamen, teils kuriosen und haarsträubenden Kampf um die Gleichberechtigung der Geschlechter auf gesellschaftlicher, politischer, sozialer und persönlicher Ebene in den Beziehungen.
Es wird nacherlebbar, dass Frauenrechte damals wie heute leider nicht selbstverständlich sind, nicht nur in der Schweiz, sondern auch bei uns, immer wieder von jeder Generation neu errungen werden wollen, solange die patriarchalen, männerdominierten Strukturen in der Gesellschaft weiter bestehen und Frauen nicht gleichermaßen Führungsrollen mit ihren eigenen, weiblichen Qualitäten ausüben können.
Die Beiträge hinterfragen den Einfluss und die Grenzen des Rechts zu Themen der Gleichberechtigung. Außerdem wird im Buch „Frauenrechte“ beschrieben, welche teils verheerenden Auswirkungen, von ungleichem Lohn für gleiche Arbeit, finanzieller Benachteiligung beim Erbe bis zu Ausgrenzung von ethnischen Minderheiten, die unterschiedliche Behandlung von Frauen und Männern in den Gesetzestexten auf den Lebensalltag der Schweizerinnen hatte und hat.
Ein Plakat für das Frauenstimmrecht von 1920, das Dora Hauth Tracksler (1874 – 1957) gestaltete und im Museum für Gestaltung Zürich aufbewahrt wird, zeigt eine nackte Frau auf einem galoppierenden Pferd. In der Hand hält sie eine Waagschale, auf der eine Frau und ein Mann sich die Hand reichen.
Wie weit der Weg dahin war, verdeutlicht ein Beitrag im Buch über den Ausschluss der Frauen aus den Kantonsverfassungen der Schweiz im 19. Jahrhundert mit der Überschrift und unglaublichen Feststellung: „Weiber sind auch Menschen“! Frauen wurden von den damaligen Gesetzgebern gar als „Halbthiere“ angeschrieben.
Das Buch versammelt Beiträge von zwölf Autorinnen, darunter Historikerinnen, Juristinnen und eine Philosophin, die Fragen nachgehen wie „Ob die Frauen auch zum Volk gehören?“, „Als Frau dem Haupt der Gemeinschaft unterstellt“ zu Ehe- und Erbrecht, „Der hohe Preis der Freiheit“, „Das Recht auf Arbeit von Fall zu Fall“, „Nach der Heirat ausgebürgert“ über ausgewiesene Schweizer Jüdinnen in der Zeit des Nationalsozialismus bis zur „Erhaltung des Weiblichen im Weibe“, wo sich Frauen gegen das Frauenstimmrecht aussprachen. Da sie die Rollentrennung von Männern und Frauen im Alltag und natürliche Geschlechterdifferenz als gegeben ansahen und die politische Gleichberechtigung ablehnten aus Sorge, was dann aus der Weiblichkeit würde.
Die Bilder lockern die teils etwas trocken sachlichen Formulierungen und reichlich Fachbegriffe etwas auf. Wie das Foto aus den 1960er Jahren von einer Menschensammlung, fast ausschließlich Männer, auf einem Platz mit Säulenportal. Ein Polizist verweist die einzige Frau, die sich bei ihrem Mann untergehakt hat, vom Gelände. Oder die Farbfotografie von 2009 mit drei freudestrahlenden Frauen mit Blumen in den Händen. Es war das erste Mal, dass Frauen in die höchsten politischen Ämter in der Schweiz gewählt wurden. Dank den vielen Streiterinnen für Frauenrechte vor ihnen! Wie Gleichberechtigung im Alltag aussieht, haben wir alle, jeder Mann und jede Frau selbst in der Hand.
Text (lv)
Frauenrechte Von der Aufklärung bis in die Gegenwart Herausgeber: Schweizerisches Nationalmuseum, Landesmuseum Zürich 88 Seiten, 37 meist farbige Abb. 24 x 17 cm, Klappenbroschur Erscheinungsdatum 22.2.2021 Sandstein Verlag ISBN 978-3-95498-598-2 18 € https://verlag.sandstein.de/detailview?no=98-598
Herzlichen Glückwunsch allen Frauen und Mädchen zum Internationalen Frauentag! Lebt Eure Träume! (Schreibt mir gern wie diese aussehen und wie Ihr Euer Frausein feiert…)
Liebe Lilli, auch Dir alles Gute zum Frauentag und eine gute Woche! Kathrin
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