Auf der farbenfrohen Fassade am Galerieeingang darf es nicht fehlen, das „Helfertier“, erklärt Künstler Olaf Stoy schmunzelnd.
„Zu Lebensqualität gehören auch Kunst und Kultur“
Freie Ateliers, geologische Schätze und viel Raum zum Mitgestalten bietet die entstehende Georado Erlebniswelt Tharandter Wald in Dorfhain. Seit 2019 dabei ist der Künstler Olaf Stoy.
Ohne Mut geht es nicht beim Klettern und in der Kunst. Daher steht er in großen Stahlbuchstaben sichtbar gleich am Eingang zur „Georado Erlebniswelt Tharandter Wald“. Diese Stiftung will Geotechnik und Geologie auf verschiedene Weise für Besucher erlebbar machen in ihrem Domizil in Dorfhain, gelegen am Rande des geologischen Kleinods Tharandter Wald, der zum Erzgebirge gehört. Ein Kletterturm und Technik für die Bergsicherung und deren Mitarbeiter und eine geotechnische Dauerausstellung befinden sich im Freigelände. Außerdem lockt eine originell-fantasiereiche Kunst- und Skulpturensammlung auf dem Platz und in den Gebäuden. In einer hellen Halle mit großen Fenstern steht das Wort Zukunft.
Sie ist noch fast leer und bietet viel Raum zum Gestalten. Vor dem weiß gestrichenen Gebäude mit Bistro, Tagungs- und Veranstaltungsräumen sitzt ein Mann gedankenversunken auf einer Mondsichel im Gras. Ein Stück weiter steht ein stattlicher Hirsch zwischen den Tischen und Bänken auf der Terrasse. Die Skulpturen stammen aus dem ehemaligen Kunstzentrum „Tacheles“ in Berlin, das 2013 schloss. Die Kunstinitiative der Georado-Stiftung hat sie hierher gerettet. Symbolisch steht ein Baum, geschweißt aus vielen Stahlteilen in einer Auftragsarbeit von der Kieler Firma „Giganten aus Stahl“ für all das, was die Akteure auf dem Gelände verbindet. Er trägt Eichenblätter, auf einem Ast sitzt eine Eule für Wissen, ein Eichhörnchen für Fleiß, der Adler für die Weitsicht und der Fuchs für Schlauheit, erzählt Olaf Stoy, Porzellankünstler und Mitinitiator der Kunstinitiative der Georado-Stiftung.
Auf dem Land herrscht eine eigene Mentalität, man kennt und hilft sich und es ist auch ein Rückzugsort, weiß Stoy. „Doch zu Lebensqualität gehören auch Kunst und Kultur“, sagt er, „die muss aus dem Volk heraus kommen.“ In einer Zeit, in der die Gesellschaft zunehmend zersplittere in viele Teile, setzt die Kunstinitiative auf „Miteinander“. Olaf Stoy ist im Juni 2019 nach Dorfhain gezogen. Vorher hatte der 62-Jährige sein Atelier im Technologie- und Gründerzentrum Freital als einer der ersten Mieter und gründete die Galerie “F1“, in der er Ausstellungen, Konzerte und Lyrik-Lesungen veranstaltete.
Doch obwohl sich der Kunstort direkt an der Hauptstraße befand, kamen wenig Leute.
„Vielleicht hatten die Freitaler Schwellenangst. Während in Dorfhain zu einer Lyrik-Lesung gleich 80 Besucher auch aus Dresden, Freiberg und Tharandt kamen.“ Der Georado-Stiftungschef Jens Jähnig fragte ihn 2018, ob er mittun will und bot ihm ein Atelier im Areal an. Ehemals befand sich hier der „Elrado“ Betrieb elektronische Bauelemente Dorfhain mit über 2 000 Beschäftigten und neben dem Edelstahlwerk Freital der größte Arbeitgeber in der Gegend. 1991 kam das Aus. Es gibt noch ein kleines Betriebsmuseum, das ehemalige Mitarbeiter einrichteten. Auch die Mutter von Jens Jähnig arbeitete in dem Betrieb und er ist hier aufgewachsen. Er hat eine Firma für Bergsicherung und wollte die Gebäude erhalten und kulturell neu beleben.
Inzwischen sind hier schon einige Firmen ansässig. Schirmherr der Georado-Stiftung ist seit 2019 der sächsische Innenminister Roland Wöller. Ein Blickfang ist die farbenfrohe Fassade, auf der viele Blumen und Ideen blühen, Menschen und Tiere und ihre Lebenswelt und Werte wie Heimatverbundenheit und individuelle Freiheit dargestellt sind. Nicht zu vergessen das „Helfertier“ mit dem Rotkreuz-Pflaster. Das Wandbild entstand bei einem Open-Art-Event der Georado-Stiftung, gestaltet haben es 26 Künstler aus Sachsen, Deutschland und Europa, aus Istanbul, Paris, Athen und Italien unter Federführung von Michael Fischer-Art aus Leipzig gemeinsam. Das Kunstprojekt wurde mit Mitteln aus einem Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum im Freistaat Sachsen und aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für ländliche Gebiete gefördert. Drinnen befindet sich das Herzstück der Kunstinitiative, die Galerie „ArtToGo“.
Mit wechselnden Ausstellungen und Kunst zum Mitnehmen, als Erlebnis und zu kaufen, so Stoy. In einem Raum kann man prächtige Federn einheimischer und seltener Vogelarten sehen. Nebenan hat Olaf Stoy sein Atelier und die Galerie „Weiße Kunst“ mit vielgestaltigen Werken, zu denen auch Grafik und Lyrikbände gehören. Seine neuesten Porzellanarbeiten zeigt er bei der Gruppenausstellung „Erotischer Advent“ ab 26. November in der Galerie Kunst & Eros in Dresden. Schön wäre, wenn noch ein oder zwei Künstler sich im Georado-Gelände ansiedeln würden, so Stoy, damit er nicht alleine der Organisator von Kunstprojekten bleibt. Es gibt noch freie Ateliers in der
“Villa“ zu vermieten und eine Werkstatt steht noch leer für kreative Gewerke.
„Man erfährt auch Wertschätzung als Künstler und kann ja weiterhin in der Stadt ausstellen“, so Stoy. Dieses Jahr soll es auch wieder einen Kunstweihnachtsmarkt im Georado-Gelände geben am letzten Advents-Wochenende. „Der erste fand 2019 statt mit über 2 000 Besuchern und wir mussten Bratwurst und Glühwein nachholen“, so Stoy. Der diesjährige Kunstweihnachtsmarkt am 18.12. kann wegen der aktuellen Corona-Situation leider nicht stattfinden, bedauert er.
Text + Fotos (lv)
In der „Villa“ im Georado-Gelände sind noch freie Räume für Ateliers.
Olaf Stoy am Eingang zu seiner Galerie „Weiße Kunst“.