
Dorothea Wagner, Cornelius Uhle, Marie Hänsel (v.l.n.r.) Fotograf: Robert Jentzsch |
Witzig-freches und unterhaltsames Musiktheater serviert derzeit die Inszenierung „Präludium und Unfug – Ein Sandwich nach Johann Sebastian Bach“ auf der Zirkuswagenbühne in der Sommerwirtschaft Saloppe in Dresden.
Im Hause Schlendrian herrscht Aufruhr: Wenn die Mutter genüsslich an der
Blümchentasse mit dem schwarzen, exotischen Gebräu nippt und die Tochter ihr begehrlich zusieht, flippt der Gatte regelmäßig aus. Der selbst gern einen über den Durst trinkt und sich an den Verlockungen der Macht und des Geldes berauscht.
Rund um die Lust am Genuss und Vergnügen und seine Tücken dreht sich die diesjährige Musiktheater-Inszenierung „Präludium und Unfug – Ein Sandwich nach Johann Sebastian Bach“ der „Serkowitzer Volksoper“, in der seine Kaffee- und Bauernkantate, 1734 und 1742 uraufgeführt, einfallsreich auf die Bühne kommen. Die Premiere war am Sonntagabend in der Sommerwirtschaft Saloppe. Mit viel schelmischem Humor und frechem Charme, stimmlich und instrumental betörend und unterhaltsam inszeniert, werden damaliges Zeitkolorit und heutige Gegenwart sowie die beiden ursprünglich eigenständigen Stücke kurzerhand zu einer Geschichte vermengt auf der Zirkuswagenbühne in der Bearbeitung und Regie von Wolf-Dieter Gööck.
Er begleitet zudem als Schausteller in schwarzem Anzug und Zylinder gewitzt-bissig die Figuren und betrachtet die Zustände in der modernen Welt mit ihren Genüssen von überall her und andererseits geistiger Begrenztheit. Er rückt die Spielkulisse mit Stellwänden und daran prangendem Segensspruch: „Haus und Heim Glück allein“, Kaffeetisch und Sitzkisten ebenso wie die drei jungen Sängerdarsteller hin und her. Aufgezogen wie Spielfiguren bewegen sie sich mal mechanisch, adrett und manierlich und geraten immer wieder schön schräg aus dem Takt im Kampf um ihr „Schälchen Heeßen“ und ihre persönliche Freiheit, begleitet von den stimmungsvollen Klängen des dreiköpfigen Ensembles „Musi nad Labem“ an Cembalo, Geige und Oboe. Für die fantasievoll-verspielte Ausstattung sorgte Coco Ruch. Die genussfreudige Mutter (Marie Hänsel) und die quirlig-aufmüpfige Tochter Liesgen (stimm- und wandlungsfreudig agiert in mehreren Rollen die Sopranistin Dorothea Wagner) tragen milchkaffeefarbene, barocke Kleider und Kaffeetassen auf den Perücken und Vater Schlendrian (Bariton Cornelius Uhle) tritt mal als eitler Gockel auf, mal als Prügel verteilender sittenstrenger Vater. Und er macht sich herrlich komödiantisch zum Narren als Schürzenjäger, Trunkenbold und katzbuckelnd vor dem neuen Landesherren bei einem Fest. Während seine Frau mit der Kaffeemühle sehnsüchtig auf den Knien singt: “Ach wie schmeckt der Kaffee süße, lieblicher als tausend Küsse…“ Als Zugabe spielte das Trio noch ein augenzwinkerndes Flöten-Ständchen mit Bachs „Air“. Herzlicher Beifall und Bravos für einen opulenten, leicht beschwingten Musiktheaterabend.
Die Aufführung ist noch an fünf Sonntagen (bis 18.9., 19.30 Uhr) in der Saloppe und am 25.9. um 20 Uhr im Kabarett Breschke & Schuch im Rahmen des Bachfestes Dresden zu sehen.
(lv)
Tickets erhältlich an allen bekannten Vorverkaufsstellen und unter http://www.serkowitzer-volksoper.de