Foto: Palais Sommer

„Gebt Euch der Welt hin und sie gibt sich Euch“

Bei den täglichen Yoga-Sessions im Freien kann man sich mit sich selbst und anderen Menschen auf besondere Weise verbinden. Barb Candrika Weymann (Yoga) und Mario Faust (Sitar) laden zu Hatha Yoga in der Sivananda Tradition, begleitet von Sitar-Klängen ein am 8. August, um 18 Uhr auf der Wiese am Japanischen Palais.

Am Sonnabend war ein großer Tag für viele kleine Schulanfänger.
Auch für mich begann etwas Neues. Mein erstes Mal Yoga im Park beim Palais Sommer. 49 Sessions mit 48 Lehrerinnen an 23 Tagen! Sollte da nicht auch für mich etwas dabei sein?

Eigentlich sind solche Massenveranstaltungen nicht mein Ding. Dann noch vor aller Augen. Doch das Angebot kommt genau zur richtigen Zeit. Bei mir sortiert sich gerade vieles neu, innen wie außen. Ich hatte mir schon so oft Yoga zuhause vorgenommen. Hab tolle Karten und Anleitungen. Doch es kam immer etwas dazwischen.
Bei Yoga denke ich auch nicht zuerst an wohlige Entspannung, sondern eher an komplizierte Körperverrenkungen. Zum Glück hatte ich vorher nicht das Foto mit der Körperakrobatik (ein Mann hält auf dem Rücken liegend auf seinen Füßen eine Frau hoch in der Luft) im Programmheft vom Palais Sommer gesehen. Sonst hätte ich es mir noch anders überlegt.

Bin Sonnabend extra zeitig aufgestanden. Die Sonne schien. Innerlich unruhig fuhr ich zur Wiese unterhalb vom Japanischen Palais. Diese war schon voll vor Beginn um 10 Uhr. Ca. 150 Leute saßen bereit auf bunten Decken und Yogamatten. Was auf Anfänger wie mich und Geübte schließen ließ. Ein Mann saß vorn auf einem Podest am Mikro und leise indische Musik klang aus dem Lautsprecher. Ich suchte mir weiter vorn einen Platz, nahe einem Baum und rollte meine Badedecke halb aus. Dann ging die Session mit dem Titel: „free your body – Yoga und Klang“ auch schon los. Ein Glöckchen ertönte.

Der Yogalehrer (Ramadhuta ist sein spiritueller Name, Mandala-Boulderhalle Dresden) begrüßte die Teilnehmer, die es sich auf ihrer Unterlage bequem machen und den Boden unter sich spüren sollten: „Unter uns Mutter Erde, über uns Vater Himmel. Dazwischen Du, der geduldige, liebevolle Schöpfer Deiner Realität…“, sagte er. Wir ließen unseren Atem bewusst ein und aus fließen, kurze Pause, um die Umkehrung wahrzunehmen, und begaben uns dann in den Vierfüßerstand. Die Scheu schwand. Ich nahm die anderen bald nicht mehr wahr und sie mich wohl auch nicht. Da jeder bei den Übungen, den Asanas, ganz auf sich konzentriert und die Aufmerksamkeit nach innen gerichtet ist. Es fühlte sich gut an. So viele Menschen gemeinsam auf einer Wiese und doch jeder bei sich, mit seiner Präsenz und der Kraft der Gruppe. Im Freien ist Yoga noch mal besonders.

Die Natur spüren, Wind, Sonne und Luft auf der Haut und den eigenen Atem.
Den Körper von innen heraus fühlen und ganz im gegenwärtigen Moment sein. Begleitet von einem tiefen, eindringlichen „Atme!“ des Yogalehrers. Bald gibt es nichts anderes mehr. Der Körper gehorcht freiwillig, als hätte er nie etwas anderes getan, reckt, streckt, dehnt und dreht er sich in alle Richtungen, nach vorn, oben und unten. Mal sind wir „Der herabschauende Hund“, mal  die „Kobra“, „Schmetterling“, „Vogel“ oder ein  „Friedlicher Krieger“ mit vorgerecktem Knie, drücken die Hände fest aneinander, um die eigene Kraft zu spüren und halten sie über dem Kopf wie eine Krone. Lassen unsere eigene Krone erstrahlen. Nach einer Weile kribbelt es in den Beinen, ein angenehmes Pulsieren. Verspannungen lösen sich. Alles fühlt sich leicht und frei an, Herz und Geist weiten sich. Herzöffnende Wirkung hat vor allem der aufgestellte „Tisch“, mit weit aufgerichtetem Oberkörper und Bauch, den Beine und Arme stützen. „Gebt Euch der Welt hin und sie gibt sich Euch“, steht hinter dieser Übung in Hingabe. In der Kind-Stellung, auch eingerolltes Blatt genannt, liegen wir zusammengekauert am Boden, ein ganz tiefer, nahe gehender Moment, wo es kein Ausweichen gibt, wo es um Selbstliebe und zugleich Verbundensein mit allem geht.

Jeder bestimmt selbst, wie weit er sich auf die Übungen einlässt, um sich zufrieden zu fühlen. Ob man mit der Stirn am Boden bleibt oder einen Kopfstand wagt. Wie weit der Kopf sich nach vorn den Füßen nähert. Oder ob man auf einem Bein stehend das andere, nach hinten in die Luft gestreckte noch kreisen lässt. Der Blick richtet sich mit Bein und Arm hinauf ins federleichte Himmelblau und es ist ein bisschen wie Fliegen. Wunderschön in seinem Bewegungsfluss auch der „Sonnengruß“, die auch mit voller Kraft strahlt an diesem Tag, wie eine Liebeserklärung ans Leben. Wir sollen uns innerlich eine glänzende Sonne um uns herum vorstellen. „Kannst Du sie immer noch sehen?“, fragt der Yogalehrer hinterher in die Runde. „Glückwunsch! Das ist Deine wahre Natur.“ Gut zu wissen, dass es so eine innere Sonne gibt als stetiger Energiequell, den man anzapfen kann unabhängig von anderen Menschen und äußeren Umständen. Wir lassen unseren Atem zusammen rauschen wie einen Ozean.

Setzen uns zum Schluss aufrecht hin und wippen leicht mit den Händen in der Luft. „Stellt Euch vor, wie wir mit unseren Herzen die Erde tragen, leicht wie ein Luftballon“, gibt der Yogalehrer uns mit auf den Weg. Hinterher ist Zeit zum Nachspüren. Gibt es eine Spende als Ausgleich für den Energiefluss und einen Gutschein für einen Yogitee nach der Session.

Yoga im Park ist in aller Vielfalt täglich, um 8 und 18 Uhr, sonnabends vormittags und sonntags um 10 Uhr außerdem Familienyoga und Entspannungszauber während des gesamten Palais Sommers noch  bis 27. August zu erleben. Ich werde auf jeden Fall wieder hingehen.

Text + Fotos (3) (lv), Fotos (2): Otto Rabisch

http://www.Palaissommer.de

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