Fotos: Robert Jentzsch
Im Olymp weht ein kalter Wind
Komik und Tragik liegen nah beieinander in der schräg-vergnüglichen Musiktheater-Inszenierung mit Menschen und Puppen „Orpheus in der Unterhose“ – einer Crossoper nach Gluck und Offenbach mit der „Serkowitzer Volksoper“ in der Sommerwirtschaft Saloppe in Dresden.
Im Reich der Götter geht es drunter und drüber. Wie sollte es auf Erden anders sein? Das Herz rutscht tief in die Hose in der Inszenierung „Orpheus in der Unterhose“ – eine Crossoper nach Gluck und Offenbach. Die Premiere war am Donnerstagabend auf der Zirkuswagenbühne in der Saloppe.
Liebe und Leid, Lust und Spott, Komik und Tragik liegen dicht beieinander in dieser deutungsreichen Geschichte. Auf kleiner Bühne mit ebenso kleiner Besetzung – zwei Sängerinnen, ein Sänger sowie drei Musiker und Impressario und Regisseur Wolf-Dieter Gööck selbst spielen und singen mit – wird der Bogen von der Antike bis zur Gegenwart gespannt. Zu erleben war schräg-vergnügliches, gewitzt frivoles Musiktheater, das Oper und Operette mixt und parodiert, zerlegt und neu zusammensetzt, erstmals in Verbindung mit Puppentheater und lustigen Kostümen (Ella Späte).
Durch die Zusammenführung von Glucks romantisch-tragischer Orpheus-Vertonung und Offenbachs Farce, in der weder die Götter noch das Liebespaar ungeschoren davon kommen, wird das Ganze vielschichtiger und spannender. Herzergreifend und mit leisem Humor wird erzählt über den Mythos von der ewigen Liebe zwischen dem lorbeergekrönten, hehren Sänger Orpheus (Cornelius Uhle), der nach einem Schlangenbiss seine Liebste Euridike (sanft und selbstbewusst: Dorothea Wagner) aus dem Hades, dem Schattenreich zurückholen will, sich jedoch ihr nachgebend zu ihr umsieht und dadurch für immer verliert. Um ihr Glück beneiden und an ihrem Unglück weidet sich das dekadent-aufgeblasene Göttertrio: Zeus, der Weiberheld (Milko Kersten), der Euridike in Gestalt einer Fliege verführt, seine eifersüchtige Gattin Hera (Dietrich Zöllner) und der kriegerische Pluton (Daniel Rothe), musizierend mit vielseitigem Instrumentarium von Tuba, Kontrabass, Keyboard bis Geige und gar wild Can-Can tanzend. Der frivole Engel Cupido (Marie Hänsel) verschießt seine Liebespfeile und parliert mit einer ungeniert direkten Dame im Glitzerfummel und roter Perücke, die die „öffentliche Meinung“ verkörpert (dargestellt von Wolf-Dieter Gööck) über Politik, Moral und das Volk, das meist in der Rolle des Beobachters bleibt und sich nur aufregt statt zu handeln. Fast wäre Orpheus aus dem Hades hoch in den Olymp gestürmt. Doch diesmal hält Euridike den Übereifrigen besorgt zurück, wohlwissend: „Im Olymp weht ein kalter Wind.“
Alles hat wieder seine Ordnung und bleibt hübsch beim Alten. Zeus hat seine Erdenkinder fest im Griff. Herzlicher Beifall für einen reichlich heiter-hintergründigen Musiktheaterabend. Insgesamt sechs Vorstelllungen von „Orpheus in der Unterhose“ gibt es bis 10. September, jeweils donnerstags und sonntags, um 19.30 Uhr in der Saloppe.
Text (lv)