Foto: Stefan Floss/Staatsoperette Dresden
Turbulente Traumreise zum Mond
Mit viel Humor, Fantasie und mitreißenden Evergreens nimmt die Revue-Operette von Paul Lincke das Publikum mit in eine ferne, nicht weniger verrückte Welt als auf der Erde.
Einmal zum Mond fliegen. Über den Wolken grenzenlose Freiheit spüren. Und als großer Erfinder berühmt werden. Davon träumt der junge Mechaniker Fritz Steppke. Von seiner Traumreise zum Mond erzählt überaus komisch mit viel Herz, Berliner Schnauze und bekannten Evergreens die Revue-Operette “Frau Luna“ von Paul Lincke. Mit der Premiere eröffnete auch die Spielstätte der Staatsoperette Dresden wieder, nach immensem Wasserschaden und neu angeschaffter Bühnentechnik, am Sonnabend im Kulturkraftwerk Mitte.
Das selbst entworfene Raumschiff von Steppke (frech-unbekümmert: Jannik Harneit) steht startklar auf dem Dach über dem Mansardenzimmer. Eines Nachts hebt er ab, im schnieken rosa Raumanzug, zusammen mit seinen zwei ebenso abenteuerlustigen Freunden, dem Schneider Lämmermeier (Marcus Günzel) und dem kalauernden und sächselnden, früheren Steuerbeamten Pannecke (Elmar Andree). Mit dem Mondflug wollen sie dem grauem Alltag und Mietschulden entkommen, außerdem will Steppke seiner, von seinen luftigen Plänen wenig erfreuten, Verlobten Marie (Annika Gerhards) imponieren. Doch die energische Vermieterin Frau Pusebach (köstlich schrullig: Sabine Brohm) folgt ihnen, will ihnen ihre Flausen austreiben und rettet sie aus manch misslicher Lage.
Auf dem Mond sorgen sie für reichlich Trubel. Die drei Freunde umschwirren kichernde, alles blitzeblank putzende und tanzende Mondelfen und federleichte, turtelnde Wölkchendamen. Doch nicht alle sind begeistert von den plötzlich auftauchenden Erdlingen. Und der äußere Glanz trügt. Hier oben ist es schon überfüllt und gibt es eine Obergrenze. Empfangen werden die Reisenden von Mondwachmännern mit auf sie gerichteten Waffen und kurz darauf als fremde Eindringlinge festgenommen von Theophil (Andreas Sauerzapf), dem galant-gerissenen Haushofmeister mit Wiener Akzent und selbsternannten „Mister Universum“. Wären da nicht die auf die Erdmenschen neugierigen Frauen, allen voran Frau Luna (kess zuerst als Mann im Mond und als schillernde Verführerin stimmlich wie optisch: Maria Perlt) sowie Stella, ihre lebenserfahrene, charmante Zofe (Ingeborg Schöpf) und der gewitzte, sehr agile Mondgroom (Mime Rainer König), der zwischen den Erdlingen und den Mondbewohnern hin und her eilt. Nicht nur Steppke ist überrascht, dass der Mann im Mond eine Frau ist! Frau Luna kennt sich überdies aus mit den Träumen und Sehnsüchten der Erdlinge. Schließlich bescheint, beschützt und belauscht sie jede Nacht Liebende und Entzweite…
Romantik und Realität, Traum und Albtraum liegen nah beieinander in dieser flott, fantasiereich und humorvoll inszenierten Reise zum Mond des Wiener Regisseurs Andy Hallwaxx, die im zweiten Teil noch an Schwung und Spannung gewann, mit wunderbaren Stimmen, großartigem Orchester und mitreißenden Schlagern wie „Das ist die Berliner Luft…“ oder „Schenk mir ein kleines bissel Liebe“ (musikalische Leitung: Christian Garbosnik). Begeisterter Beifall vom Publikum für einen zauberhaften Abend.
Text (lv)