Bilder wie Zeitfenster

Von der Liebe zu alten Dingen und am Unterwegssein erzählt die Ausstellung „Hier & Dort“ von André Uhlig in der Stadtgalerie Radebeul. Am 20.4., um 19.30 Uhr gib es ein Galeriegespräch mit dem Künstler.

Inmitten von urwüchsigen Landschaften in erdigen Farbtönen schwebt ein kleines Holzflugzeug mit einem Propeller aus Vogelfedern und Tragflächen aus weißem Papier. Eine kleine Figur mit Rucksack klettert an einem Bindfaden hoch. Das Flugobjekt beflügelt die Fantasie und am liebsten möchte man gleich mit auf und davon fliegen. Es erzählt von unbeschwerter Lust am Bewegen, Unterwegssein, der Liebe zu alten Dingen und der Natur, und es begleitet den Besucher der Ausstellung „Hier & Dort“ von André Uhlig derzeit in der Stadtgalerie Radebeul in Altkötzschenbroda 21.

Gleich neben dem Eingang zeigt ein Bild mit dem Titel “Verweilen“ den Künstler mit einem Blatt Papier, in einem alten Haus mit hohen Bogenfenstern sitzend. Der Betrachter taucht ein in eine atmosphärisch reiche Welt zwischen gestern und heute, voll von altertümlichen, gelebten Dingen, Fundstücken, Mitbringseln, Erinnerungen und Erlebnissen. Unter einem Schlüsselbrett mit schwarzen Schlüsseln hängt eine Fotografie aus dem Jahr 1988, die André Uhlig und seinen Freund Mark i0n jugendlichem Alter mit Fahrrädern vor „Mützes Schlösschen“ zeigt. Dieser Ort seiner Kindheit, ein schmales gelbes Eckhaus nahe der Serkowitzer Straße ist in einer Zeichnung festgehalten.

An einer Bilderwand schaut man durch abgeblätterte Fensterrahmen wie Zeitfenster, auf eine Landschaft mit graublauen Bergen, weitem klaren Himmel, Dorf mit Kirchturm, gemütlich rollender Pferdekutsche und einem Wanderer. Die gleiche Landschaft noch mal in der Neuzeit zeigt eine volle Autobahn, rauchende Schornsteine, graue Hochhäuser und Baumärkte. Die zwei Bilder entstanden im Zyklus „Highway Generation“, im Stredohori-Mittelgebirge in Böhmen. Tiefe Stille und Harmonie strahlt eine winterliche Ansicht der Radebeuler Weinhänge auf einem großem Wandbild aus Filz, schwarz auf weißem Grund, aus. In südliches Licht getaucht schmiegen sich auf hohem, terrassenartigem Felsgestein helle Häuschen aneinander in einer Ansicht der „Cinque Terre“ von 2015. Ein verfallenes, windschiefes, sich dagegen stemmendes Fachwerkhaus in Halle und eine halb abgerissene Scheune in Batzdorf berühren zwischen Bewahren und Erneuern.

Knorrige Weiden an der Elbe, sattgrüne Streuobstwiesen und dazwischen schlängelnde Wege holt Ulig in knappen, lebhaften Pinselstrichen und leuchtenden Farben aufs Papier. In einer 3-D-Klappkarte zeigt er Radebeul ironisch als märchenhafte Idylle mit Weinberg, Käuzchen, Mond und einer Familie einträchtig am Fluss sitzend. Daneben eine Ansicht vom Steinbruch in Wehlen. Außerdem viele Skizzenbücher mit schwarz-weißen und farbigen Zeichnungen und wunderliche Dinge von unterwegs. Reiseeindrücke aus Indien. Eine heilige weiße Kuh steht erhaben über Zeitungsschlagzeilen. Eine Flussszene in Varanasi mit aufsteigenden Möwen und Frauen in farbenfrohen Gewändern. Vergilbt ist der Glanz der alten, traumversunken im Wasser spiegelnden Häuserfassaden mit Gondolieri in leeren Booten in Venedig. Die Bilderlandschaften von André Uhlig faszinieren mit ihrer schwebenden Leichtigkeit, Offenheit und Tiefe.

Er wurde 1973 in Dresden geboren, absolvierte eine Druckerlehre und war über viele Jahre im Mal- und Zeichenstudium bei Gerhard Rost, Dieter Beirich, Gunter Herrmann, Wolfgang Bruchwitz, Markus Retzlaff u.a. Seit 2007 ist André Uhlig freischaffend als Maler und Grafiker tätig. Ein Galeriegespräch mit dem Künstler gibt es am 20. April, um 19.30 Uhr. Die Ausstellung ist noch bis 29. April zu sehen.

Geöffnet: Di, Mi, Do und So von 14 – 18 Uhr

Text + Fotos (lv)

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