Zweisam im Rhythmus der Natur

Von der Sehnsucht nach Ursprünglichkeit und Inseln des Glücks erzählen die Bilderlandschaften von Wieland Richter in der Galerie Kunst & Eros.

Halb offen, halb verborgen offenbart sich subtil Sinnliches und Erotisches, verwoben mir urwüchsigen Landschaften in den Arbeiten von Wieland Richter. Unter dem Titel “Einem bestimmten Glück nahe“ zeigt er derzeit Malerei und eine Vielzahl Zeichnungen aus den letzten drei Jahren in der Galerie Kunst & Eros auf der Hauptstraße 15 in Dresden.

Da tauchen aus türkisblauen Tiefen, umgeben von wogenden Blättern und verlockenden Früchten nachtdunkle Gesichter, licht- und schattenreiche Körperumrisse auf. Da sieht man winzige dunkle Gestalten, Männer und Frauen mit Speeren und Bogen jagend, in langen Booten auf dem Fluss dahintreibend und Paare, auf Klippen stehend, sich haltend, zweisam im Rhythmus der Natur, so ein Bildtitel. Lockt, wogt und umgarnt in erdigen und leuchtenden Farbtönen gestaltreich „Fremde Schönheit“ in einer Miniaturen-Serie. In der Bildwelt von Wieland Richter mischen sich innere Traumwelten und reale Reiseeindrücke, Sanftheit und Wildheit, Schönes und Raues.

Auf Leinwänden und Papier mit der ihm eigenen, archaischen Symbolik, kalligrafischen Schriftzeichen und teilweise kreisenden Formaten taucht der Betrachter ein in grenzen- und zeitlose Sehnsuchtsorte, ferne Paradiese und Inseln des Glücks. Die in Mischtechnik entstandenen Bilderlandschaften, in denen sich Acryl- und chinesische Tuschfarben mit körnigen Sanden überlagern, erwecken dabei den Eindruck, als lege der Künstler nur fast Vergessenes, Verborgenes frei, um sich wieder der ursprünglichen Schönheit zu erinnern.

„Einem bestimmten Glück nahe fühle ich mich, wenn ich in die Natur eintauche, in meinem Garten und auf Reisen. Wenn ich eins mit der Landschaft bin “, sagt Wieland Richter. Diese Momente stellen sich aber ebenso im Atelier ein, in der Auseinandersetzung mit dem Bild. Wenn er wie ein Alchemist arbeite und selber in den Farben schwelge. Gerade ist der 1955 in Dresden geborene Künstler, der inzwischen in einem ausgebauten Bauernhof in Putzkau bei Bischofswerda wohnt und arbeitet, von einer Reise nach Neuseeland wiedergekommen. Davon erzählt eins der großen, vielschichtig-farbspiegelnden Ölbilder. Von den farbigen Steinen, Geysiren, blubberndem Schlamm und Schwemmholz, das Skulpturen ähnelte am Meer. Aus diesen eingesogenen und verinnerlichten Stimmungen schöpft er in seinen Bildern, dazu brauche er keine Skizzen. Teils großformatige, expressive Landschaften entstanden außerdem nach Reisen nach Island letztes Jahr, Norwegen und Australien.

Seine figürlichen Darstellungen erinnern an die Höhlenmalerei von Naturvölkern. Sie erscheinen klein und fragil, reizvoll und schutzlos, verloren angesichts der mächtigen Naturkräfte. Mehr seiner urwüchsigen Arbeiten zeigt Wieland Richtern gern in seiner als Atelier ausgebauten Scheune beim diesjährigen „Kunst offen in Sachsen“-Wochenende über Pfingsten (So und Mo von 10 – 18 Uhr). Die Ausstellung in der Galerie Kunst & Eros ist noch bis 14. Juli zu sehen.

Text + Fotos (lv)

Geöffnet: Mo bis Sa 11 bis 15 Uhr

http://www.kunstunderos.de


Bezaubernde Klänge zu den Bilderlandschaften mit Katharina Müller an der Harfe gab es zur Ausstellungseröffnung am vergangenen Freitagabend. Galeristin Janett Noack hatte innerhalb der „Langen Nacht der Galerien und Museen“ bis Mitternacht volles Haus. Zum Verweilen lud mit mitreißendem Klezmer und Tango auch das Fabry Duo, verstärkt durch einen Cellisten vor der Galerie Kunst & Eros ein. 

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