Bleiben der stillen Kunst und dem August-Theater mit Gastspielen weiterhin verbunden: der junge Mimekünstler Arne König und der gestandene Pantomime Ralf Herzog.
Die Mimenbühne beendet den Spielbetrieb
Eine eigene Spielstätte ohne Förderung ist für den Verein nicht mehr zu halten. Die Tradition des jährlichen Internationalen PantomimeFestivals soll jedoch erhalten bleiben.
Ein Ende ohne Wende – die Mimenbühne Dresden unter Intendanz von Ralf Herzog stellt den Spielbetrieb ein. Das Ensemble zeigt zum PantomimeTheaterfestival im November die letzte Vorstellung und löst sich im Anschluss auf. Bereits in den nächsten Wochen ziehen die Mimen aus dem August Theater aus.
„Die Kraft ist zu Ende, die Finanzen sind es auch“, begründet Ralf Herzog die Entscheidung, die das Ensemble in den letzten Monaten und sogar Jahren immer wieder abgewogen hat. „Zu wenige Besucher finden den Weg zu uns.“, erklärt Ralf Herzog. „Wir müssten viel stärker in die Werbung investieren, aber dafür fehlen die Mittel – weil die Besucher fehlen und wir finanziell nicht gefördert werden. Und eine Förderung bekommen wir nicht, obwohl wir uns mehrfach im Rathaus bemüht haben.“
Das 35. PantomimeTheaterFestival findet ohne Einschränkungen statt
Auf das 35. PantomimeTheaterFestival vom 8. bis 11. November 2018 hat das Ende der Mimenbühne keine Auswirkungen. Im Gegensatz zum ganzjährigen Spielbetrieb ist das Festival förderfähig und kann damit wirtschaftlich abgesichert werden. In diesem Jahr werden neben Workshops sechs Vorstellungen angeboten, darunter eine Kindervorstellung und die beliebte Improvisationsshow zum Abschluss. Zwei Ensembles aus Russland und eins aus Frankreich werden erwartet. Die organisatorische Leitung übernimmt Arne König vom Mimenstudio Dresden e.V. Auch künftig soll die Tradition des jährlichen Festivals erhalten bleiben. Dafür will sich das August Theater engagieren in Zusammenarbeit mit Jan Romberg, einem langjährigen Mitglied des Mimenstudio Dresden e.V., der inzwischen in Berlin zu Hause ist und mit Pantomimen in aller Welt eng vernetzt ist.
Die Mimenbühne wurde durch einen Verein getragen
Der Mimenstudio Dresden e.V. ist Träger der Spielstätte „Mimenbühne“ und organisiert den Spielbetrieb seit Jahren im Ehrenamt. „Unsere Ensemblemitglieder sind gleichzeitig Vereinsmitglieder. Sie zahlen Mitgliedsbeitrag und spenden zusätzlich die Einnahmen aus den Vorstellungen an den Verein, um die Fixkosten für Miete und Techniker zu zahlen“, erklärt Ralf Herzog. „Das funktioniert so lange, wie genügend Besucher kommen. Bei dem riesigen Kulturangebot in Dresden hat es das Genre Pantomime aber sehr schwer. Wir haben lange gekämpft und ziehen nun das Fazit: Eine eigene Spielstätte ohne Förderung ist für uns als Verein auf Dauer nicht zu stemmen.“
Erst 2014 war die Mimenbühne nach drastischen Mieterhöhungen im Theater auf der Maternistraße in das Rathaus Pieschen gezogen, wo das August Theater mit Puppenspiel für Kinder und Erwachsene ansässig ist. Schon damals sah Ralf Herzog die Existenz der Mimenbühne zunächst gefährdet. Neue Impulse brachte die Bühnenpartnerschaft mit dem August Theater und gemeinsame, die Genres verbindende Inszenierungen. Den Durchbruch bei den Besucherzahlen haben die Mimen jedoch nicht geschafft.
Das August Theater führt die Sparte Pantomime mit Gastspielen fort
Theaterleiter Grigorij Kästner –Kubsch bedauert das Ende der Mimenbühne und will die Sparte Pantomime auch nach dem Auszug des Ensembles fortführen. So plant er regelmäßige Gastspiele. Beispielsweise war Arne König vom bisherigen Ensemble der Mimenbühne am 16.9. mit seinem Zwei-Mann-Stück „Urknall“ hier zu Gast.
„Gastspiele sind in unserem Genre generell der Trend“, weiß Ralf Herzog. „Wer davon leben will, reist als Solist oder als Duo. Auch ich zeige weiterhin meine Soloprogramme. Aber künstlerisch gesehen bietet eine Inszenierung mit großem Ensemble viel mehr Facetten. Doch alles hat wohl seine Zeit. Also Deckel zu und Blick nach vorn.“
Text + Foto: Sabine Mutschke
www.pantomimefestival-dresden.de
Tickets für das Pantomimefestival können über reservix bereits gekauft oder telefonisch unter Telefon 0351/32371528 bestellt werden.
künstlerische Leitung: Ralf Herzog
Koordination: Arne König
Website: Jan Romberg
Träger: Mimenstudio Dresden e.V., Telefon: +49351/32371528
Hintergrund zur Mimenbühne und zur Historie
Die Mimenbühne Dresden wurde 1992 vom Dresdner Pantomimen Ralf Herzog gegründet. Sie ist eine der wenigen Pantomime-Bühnen in Deutschland mit eigener Spielstätte. Zum Ensemble gehören rund zehn Darsteller – eine Seltenheit in der heutigen Zeit, in der der Solo- und Duo-Darbietungen dominieren.
Der Verein Mimenstudio Dresden e. V. ist Träger der Mimenbühne und Organisator des Spielbetriebs. Er wurde 1999 gegründet. Für die Mitglieder ist die Pantomime ein Hobby neben ihrer Berufstätigkeit. Sie zahlen Mitgliedsbeiträge, außerdem spenden sie die Einnahmen aus Ticketverkäufen an den Verein, der daraus den Spielbetrieb, Miete, Techniker, Nebenkosten und anderes finanziert.
Vereinsvorsitzender Ralf Herzog fungiert als Intendant und künstlerischer Leiter und unterrichtet die Mitglieder ehrenamtlich im Handwerk der Pantomime. Rund 20 eigene Inszenierungen hat das Ensemble unter seiner Leitung erarbeitet, z.B. das nonverbal obskure Maskentheater-Stück „Restaurant Fatal“ oder die Oper ohne Worte „Die Zauberflöte“. Neben den Inszenierungen am eigenen Haus leistete das Ensemble
unzählige kulturelle Beiträge in und für Dresden, zum Beispiel beim Elbhangfest, beim Stadtfest, in der Reihe der Dresdner Schülerkonzerte oder im Rahmen der Theaternacht.
Vorläufer des Vereins war das Pantomimestudio, das 1982 gemeinsam mit dem Volkskunst-podium das renommierte Internationale Pantomimefestival Dresden ins Leben rief.
Dieses findet vom 8. bis 11. November 2018 zum 35. Mal statt. Die Kunst des Improvisationstheaters unter Leitung von Ralf Herzog ist eine besondere Stärke des Ensembles. Herzogs Workshops zur Improvisation werden beim Festival jedes Jahr sehr gut besucht, die „Dresdner Schule“ wird international sehr geschätzt.
Die Mimenbühne und damit auch der Verein haben viele Höhen und Tiefen erlebt und sind mehrfach umgezogen. Aus dem Stadtteilhaus Neustadt auf der Prießnitzstraße musste der Verein im Juni 2004 nach einem Brand ausziehen und wechselte in das Haus des Theaters wechselbad auf die Maternistraße.
Im Jahr 2014 mussten sich die Pantomimen wieder eine neue Spielstätte suchen. Auslöser war eine neu festgesetzte Miete, die um 300 Prozent höher lag als vorher.
Nach Gesprächen mit dem AUGUST Theater im Rathaus Pieschen wagten die Mimen dann doch den Umzug und den Neustart und gründeten mit den Puppen- und Schauspielern Randi und Grigorij Kästner-Kubsch eine Bühnengemeinschaft.